den Gottes. Uns Deutsche dagegen hat Sedan groß gemacht, draußen in der Welt und in Deutschland selbst. Um den gewaltigen Stimmungsumschlag zu unseren Gunsten deutlich zu machen, gab Redner anschauliche Einzelschilderungen aus Brasilien und Palästina, und zur Darlegung der gewaltigen Veränderungen in Deutschland selbst eine Schilderung unseres gewaltigen Fortschritts an allen Ecken lind Enden. Diese Erfolge danken wir der deutschen Frömmigkeit und Charakterfestigkeit, unserer angeborenen Liebe und Treue gegenüber unseren deutschen Fürsten und der zielbewußten Schlagfertigkeit des deutschen Heeres. Soll der Sieg auch fernerhin bei unseren Fahnen bleiben, so müssen diese Eigenschaften unserer Jugend eingeschärft und durch diese weitergepflanzt werden in den künftigen Generationen. Das sei der Hauptzweck solcher patriotischen Versammlungen und Sedansseiern. Das sei insbesondere auch der Berus unserer schlachterprobten Veteranen, zu deren Ehre die heutige Feier veranstaltet worden. Redner schloß dann mit einem lebhaft aufgenommenen dreifachen Hoch auf die tapferen Veteranen unserer Schwarzwaldstadt Neuenbürg. — Diese treffliche, eindrucksvolle Rede wurde umrahmt durch die allgemeinen Gesänge „Die Wacht am Rhein" und „Deutschland, Deutschland über Alles", denen der Turnergesangverein zur Erhöhung der schönen Feier durchaus ansprechende Gesangsvorträge folgen ließ. In weiteren Trinksprüchen dankte zunächst der Bezirksobmann und Vorstand des Kriegervereins, Hr. Direktor Loos, namens der Kameraden für die heutige Feier, zu der uns der nationale Trieb veranlaßt habe. Wir feiern den Sedanstag als den Geburtstag des Deutschen Reiches. Wenn andere Völker, wie das demokratische Amerika seit lange seinen 4. Juli, die sranzös. Republik ihren 15. Juli feiere, warum sollen wir nicht auch Sedan feiern dürfen. Der beliebte Einwand, daß der Krieg und die Erinnerung an Sedan nur blutrünstige Gefühle erzeuge, sei gewiß nicht zutreffend. Unsere Krieger waren in dem uns aufgedrungenen Krieg nur von sittlichem Pflichtbewußtsein erfüllt. Redner erwähnt dazu die rührende Episode, wie ein bapr. Kürassier, der bei Sedan neben ihm gestanden, bei der Meldung des heransprengenden Grafen Pollier: „Kaiser Napoleon ist gefangen!" ausgerufen habe: „So, jetzt können wir wieder heim zu unserer Familie!" Des Redners Hoch galt dem Zusammenhalt der „guten, alten, deutschen Bürgerschaft", während Hr. Sensenfabrikant A. Schmidt in packender Rede, in der er die „Jungen" an ihre Pflicht ermahnte, sich der Vorzüge und Segnungen, die wir in unserem deutschen Vaterlande tagtäglich genießen und um die wir von anderen Völkern beneidet werden, bewußt zu bleiben, ein mit großer Begeisterung aufgenommenes Hoch auf unfern tatkräftigen Kaiser Wilhelm und unfern König Wilhelm ausbrachte. Hr. Zustellungsbeamter Allmendinger, ein alter Reitersoldat und warmer Patriot, gedachte der Veteranen, deren Reihen sich mehr und mehr lichten, und erinnerte an die im Gange befindliche Sammlung des Württ. Kriegerbundes „König-Wilhelm-Trost", indem er zur lebhaften Opserwilligkeit für unsere Veteranen,
Das Wildragout.
Zwei Episoden aus dem Leben Friedrichs des Großen.
Erzählung von A. Peters.
- (Nachdruck verboten).
Am Wege einer langen staubigen Chaussee im Schatten von ein paar verkommenen Bäumen ruht ein junger Mann, streckt seine müden Glieder und läßt seine dunkelblauen Augen sinnend über die kahle, unwirtliche holländische Landschaft schweifen. Nach einiger Zeit greift er in die Tasche, langt eine Flöte heraus und sängt zu blasen an; und bald erfüllen zarte, weiche Töne, so recht zu seiner Stimmung und dem schwülen Sommertage passend, die blaue, stille Luft.
Der junge Mann hatte vergessen, daß er müde ' und hungrig, daß der Weg vor ihm mit zollhohem Schuh bedeckt war und die Sonnenstrahlen so heiß auf die Erde Herabstelen, als wollten sie alles, was sie berührten, versengen, als er inmitten eines schwärmerischen Adante durch Laute gestört wurde, die einem Schluchzen oder Seufzer nicht unähnlich waren. Er wandte den Kopf und da stand vor ihm ein junges Mädchen mit gefalteten Händen und gesenktem Kops, ein junges Mädchen mit blondem Haar und blauen Augen, so blau wie die Vergißmeinnicht, die da drüben auf der Wiese blühten.
Bei ihrem Anblick alle Müdigkeit vergessend, sprang der junge Mann auf und wollte ihr eben
die Gut und Blut eingesetzt haben, mahnte. Dazwischen brachte Hr. Bezirkskrankenkasse - Kassier Beißer ansprechende Gedichte, so eines von einem Reiter der Brigade Schmettow bei Gravelotte, zum Vortrag, die gleich dankbaren Beifall hervorriefen. Der Veterane, Hr. Gießermeister Bach mann, gedachte der Gefallenen, die in Frankreichs Erde liegen. Frisch gesungene Kommers- und Volkslieder und die stimmungsvollen Chöre der Turner - Sängerschar gestalteten den ganzen Abend zn einer schönen, gemütlichen, von patriotischem Geist getragenen Feier, welche die Teilnehmer bis lange nach Mitternacht zusammenhielt. Dem Dank an den Turnergesangverein, der durch seine prächtigen Lieder zur Belebung wesentlich beitrug, gab noch Hr. Oberamtmann Hornung beredten Ausdruck. Mögen wir mit unfern braven Veteranen noch viele Jahre solch gesellige Vereinigungen erleben dürfen.
Am 1. und 2. September feierte der Liederkranz Wildbad in durchaus würdiger und gelungener Weise das Fest seines 5 0jährigen Bestehens. Der erste Teil des Festes am Samstag abend, welcher einen rein lokalen Charakter trug, bestand in einem in der städtischen Turnhalle veranstalteten Festkonzert, das außer den hübschen Bariton- Soli des Hrn. Leo aus Mühlacker eine Reihe prächtiger Männerchöre bot. Hr. Lehrer Schreck, welcher dem Liederkranz Wildbad zu seinem Jubelfeste auch einen eigenen Festchor gewidmet hat, hielt die begeisterte Festrede, und ihren Höhepunkt erreichte die Feier in der Ehrung einzelner Mitglieder, besonders des um den Verein hochverdienten derzeitigen Vorstandes, Hrn. Reall. Kirschmer, welchem eine prachtvoll gerahmte Ehrenmitglieds-Urkunde überreicht wurde. Der Sonntag als der eigentliche Festtag wurde von den Sängern stimmungsvoll eingeleitet durch ein Morgenständchen auf dem Kurplatz. Nach dem gemeinsamen Essen bei Ehrenmitglied Weber z. Sonne sammelte man sich zum Festzug, an welchem sich neben den örtlichen Vereinen besonders zahlreich die Bundesvereine des Enzgausängerbundes beteiligten. Die sich nun anschließende Feier in der Turnhalle gestaltete sich bei Gesang und Reden zu einer schönen, anregenden Unterhaltung. Hr. Stadtschultheiß Bätzner begrüßte die Festgäste, drückte dem Jubilar die Glückwünsche der Stadt Wildbad, in deren öffentlichem Leben der Liederkranz stets eine hervorragende Rolle gespielt habe, aus und verkündete, daß die Stadtverwaltung dem Verein als Anerkennung für geleistete Dienste wie auch zur weiteren Anspornung eine Festgabe von 200 Mk. zugedacht habe. Die eigentliche Festrede hielt der Vorstand, Hr. Reall. Kirschmer. In passender Weise verglich der Redner die gegenwärtige Festfeier mit einer goldenen Hochzeitsfeier und das Vereinsleben überhaupt mit einer Ehe, wo man auch durch Freud und Leid miteinander zu gehen habe. Aufwärts schauen wir heute zu dem, der überm Sternenzelt thront; rückwärts mit herzlichem Dank an alle, welche im und am Verein gewirkt haben wie auch mit gehobenen Gefühlen im Gedanken an die schönen Erfolge des Vereins; vorwärts mit hoffnungsfrohem Sinn, daß es auch fernerhin dem Verein nicht an
eine kleine Artigkeit sagen, aber das Wort erstarb ihm auf den Lippen, als er gewahrte, wie sich über die zarten Wangen des noch holden Kindes eine Träne herabstahl.
„Kind," rief er, „Du bist bekümmert! Sag, was fehlt Dir? Kann ich Dir helfen?"
Sie aber hob den Kopf, sah ihn mit ihren sanften Augen ernst und sinnend an und erwiderte:
„Ich weiß nicht, ob Freude oder Trauer mich bewegt; als ich Euch so blasen hörte, füllten meine Augen sich unwillkürlich mit Tränen."
„Hörst Du so gern Musik?" fragte der junge Mann erfreut weiter.
„Bisher wohl nicht," versetzte das Mädchen, „doch so wie Euch habe ich auch noch niemand spielen hören."
„Wenn Du willst, so setze Dich hier neben mich und ich spiele Dir noch mehr. Erst aber sage mir wie Du heißt?"
„Ich heiße Grete; und Ihr?"
„Ich? Hm, ich heiße — Fritz. Nun sag, woher kommst Du, wenn Du nicht eine kleine Fee bist, die plötzlich aus der Erde vor mir aufgestiegen ist?"
„Ich war in Sessin in der Kirche und habe meinen Rosenkranz gebetet, und dann . . . ."
„Nun und dann?" fragte Fritz, während sein Blick bewundernd auf den sanften kindlichen Augen ruhte, die wie traumumfangen in die Ferne schweiften, und seine Finger über die langen, blonden Flechten strichen.
! „Dann ging ich in den Wald und blieb bis jetzt."
Männern fehlen wird, welche ihn auf der erreichten Höhe zu halten verstehen. Die Glückwünsche des Enzgausängerbundes überbrachte Hr. Reallehrer Widmaier von Neuenbürg: Mit herzlicher Freude nimmt der Bund Anteil am heutigen Jubelfeste und mit Stolz nennt er den Liederkranz Wildbad seinen Bundesverein, denn er ist immer ein rühriges, kraftvolles Glied des Ganzen gewesen und hat dies bewiesen durch seine trefflichen Leistungen bei unseren Gauliederfesten. Ehre ihm für seine Bundestreue und fröhliches Gedeihen nach außen wie nach innen, bis in die fernsten Zeiten. — Besonders rühmend möchten wir noch erwähnen die tätige, lebendige Anteilnahme der Gauvereine an der gestrigen Feier, durch deren Vortrüge sich die ganze Veranstaltung zu einem genußreichen Konzert entwickelte. Abends war als Abschluß des Ganzen ein gelungener Ball, heute folgt als Nachfeier ein Kinderfest. — Ein herzliches Glück auf! für die Zukunft dem lieben Jubelvereine!
Neuenbürg, 31. Aug. Das Erntegeschäft wurde durch die äußerst günstige Witterung in der letzten Woche sehr gefördert. Sowohl die Halmfrüchte als auch das Oehmd werden vorzüglich und in großer Menge eingebracht. In den Orten unseres unteren Amtsbezirks ist seit einigen Tagen schon sowohl die Haber- als auch die Oehmdernte beendet und bei dem andauernd sonnigen Wetter ist dies bald auch im oberen Tal und aus dem Wald der Fall. Es war überhaupt ein Erntewetter, wie man es selten zu verzeichnen hat. Auch die übrigen Fruchtgewächse, sowie die Hackfrüchte stehen überaus schön. Die Kartoffeln haben in nassen Böden vereinzelt gelitten, stellen aber eine gute Ernte in Aussicht. Der Obstertrag ist nur vereinzelt ein günstiger. Die Viehpreise gehen infolge des großen Futterreichtums immer mehr in die Höhe, und ist hiedurch eine Herabsetzung der Fleischpreise wohl noch nicht zu erwarten.
Pforzheim, 30. Aug. Am letzten Mittwoch hatte ein hiesiger protestantischer Pfarrer vier Kinder einer Familie, von denen das älteste schon zwölf Jahre alt ist, zugleich zu taufen. Es sind das die Kinder eines argentinischen Farmers, der, wie seine Frau, geborener Pforzheimer, in den Laplatastaaten so fern von einer größeren Gemeinde lebt, daß die Kinder nicht getauft werden konnten. Nun ist die Frau mit ihren Kindern zum Besuch ihrer Angehörigen hierher gekommen und hat bei dieser Gelegenheit die Taufe an allen vier Kindern zugleich vollziehen lassen. Ein ähnlicher Fall kam schon einmal vor 15 Jahren hier vor.
VLi-rmselms.
Rastatt, 26. Aug. Gewiß noch nie dagewesen ist, was dieser Tage in einer Nachbargemeinde passierte. Als dort eine Trauung stattfinden sollte, stellte sich heraus, daß das Aufgebot von der Ortstafel weg gestohlen war. Ein zweites Aufgebot soll streng bewacht werden.
Psirt, 29. Aug Auf ein Kuriosum, das gewiß Erwähnung verdient und für manchen Touristen
„Und pflücktest Blumen, um Dein schönes, weiches Haar damit zu schmücken?"
„O nein," lautete die Antwort, „ich legte mich ins Gras, lauschte dem Rauschen des Baches, beobachtete, wie die Wolken vorüberzogen und lauschte den Vögeln, wie sie einander zuflüstern — denn ich verstehe alles, wie sie zusammen reden. Ach, im Walde ist es so still und friedlich; wenn ich sterbe, möchte ich dicht am Wasser unter den großen Bäumen begraben werden." Verwundert betrachtete Fritz dieses Mädchen, das so ganz anders war als all die Dorfschönen, denen er zuvor begegnet war. Während er mit diesen, wo die Gelegenheit es gab, zu scherzen und zu schäkern pflegte, ergriff er jetzt fast ehrerbietig die kleine widerstandslose Hand und sagte in weichem Tone:
„Kind, Du bist noch zu jung, um schon ans Sterben zu denken; hoffentlich erwarten Dich noch viele glückliche Jahre, bevor Du drunten am Bache ruhst. Soll ich Dir noch etwas Vorspielen?"
Wieder erfüllten die weichen Töne die schwüle Luft, während Grete, die großen Augen fest auf den jungen Mann gerichtet, mit halbgeöffneten Lippen und atemlos lauschte, als fürchte sie, selbst durch einen Hauch den Zauber, der auf ihr ruhte, zu brechen.
Endlich sprang Fritz auf, schob seine Flöte in die Tasche, strich das dichte braune Haar aus der Stirn und ries lachend:
„Du wirst Dich wundern, Grete, aber wahrhaftig, ich bin entsetzlich hungrig. Man sagte mir.