Mt', aus dem Reservefonds entnommen werden, in dem noch 13 000 Mk. vorhanden sind.

Heidelberg, 30. Aug. Die Teilnehmer an der Studienreise deutscher Aerzte treffen in den nächsten Tagen hier ein. Die Studienreise nimmt von hier aus ihren Anfang. Die Reise, an der sich etwa 150 Aerzte beteiligen, führt durch die ver­schiedenen Kurorte des Schwarzwaldes, u. a. Baden- Baden, Wildbad, Freudenstadt.

Wies loch, 30. August. Bei der Submission betr. die Fernheizleitung in der Heil- und Pflege- anstalt lautete das höchste Gebot auf 51000 Mk., das niederste auf 21 000 Alk.

Ueberlingen, 31. Aug. Die Obsternte in der Seegegend ist Heuer gut. In Anbetracht dessen sind wieder 9 große Obstmarkte in den Monaten September und Oktober eingerichtet.

Lausanne, 29. Aug. Ein Abgeordneter des hiesigen Großen Rates hat einen originellen Antrag gestellt, indem er verlangte, den Automobilverkehr am Sonntag zu verbieten. In der Begründung wird von religiösen Gesichtspunkten ganz abgesehen; der Abgeordnete will lediglich die Jntereffen der kleinen Leute verfechten, die bloß den Sonntag haben, um sich zu erholen und im Freien spazieren zu gehen. Das werde ihnen aber durch die Auto­mobile, die die Straßen unsicher machen, Gestank verbreiten und Staub aufwirbeln, geradezu unmöglich gemacht. Der Antrag ist noch nicht verhandelt worden, hat aber, wie dieN. Zürich. Ztg. ver­sichert, wenig Aussicht auf Erfolg. Das Blatt be­merkt jedoch, daß tatsächlich von der Landbevölker­ung, insbesondere längs den Straßen Genf-Lausanne, der Automobilverkehr als eine wahre Landplage empfunden wird. Bei der gegenwärtigen Trockenheit lagern sich nach der Durchfahrt eines Automobils kilomeierlange Staubwolken auf der Landstraße; ja, der Staub dringt Hunderte von Metern weit in Häuser und Gärten ein. Irgendwie sollte da schon Abhilfe geschaffen werden. DiesesIrgendwie" wäre ein würdiger Gegenstand für ein Preisaus­schreiben, und für eine befriedigende Lösung würde man auch im Schwarzwald das größte Interesse zeigen.

Württemberg.

Stuttgart, 27. August. In den letzten vier Wochen wurde, wie vor zwei Jahreu im Auftrag des K. Kultministeriums ein Kurs für Volksschul­lehrer in der Behandlung stotternder Schüler unter der Leitung des Nervenarzts Dr. Zahn abgehalten. Es waren hiezu elf Lehrer aus verschiedenen Be­zirken des Landes einberusen. Am letzten Samstag fand in der Jakobsschule die Schlußbesichtigung des Kurses in Gegenwart von Vertretern des Ev. Kon­sistoriums und des Kath. Kirchenrats statt, wobei die Lehrer an den vorgeführten methodischen Heb­ungen die Kenntnisse zeigten, die sie sich für die Bekämpfung des Stotterns angeeignet haben. Ober- konsistorialrat Schüz richtete Dankesworte an den Kursleiter und die Lehrer für ihren Eifer. Ober­lehrer Wagner von Nürtingen dankte im Namen der Lehrer und ein Vertreter der Eltern für diese.

Vergangenen Sonntag wurde in Rottenburg der 48. Verbandstag der württembergischen Gewerbevereine abgehalten. Der Verband um­faßt jetzt 170 Vereine, 11 weiter als am Schluß des letzten Geschäftsjahrs und 369 einzelne Mit­glieder mehr, zusammen jetzt 22 382. Verschiedene Fragen wurden in Rottenburg behandelt, zunächst das Submissionswesen, die Errichtung einer Kalku­lationsstelle, Sicherung der Forderungen der Bau­handwerker. Großes Interesse erregte die Besprech­ung über Hausierhandel und Detailreisen. Der Referent, Buchdruckereibesitzer Stroh in Backnang, wandte sich energisch gegen diese Schäden im öffent­lichen Erwerbsleben und befürwortete unter sehr großem Beifall eine Resolution, in der die Regierung gebeten wird, mit allen gesetzlichen Mitteln auf eine Beseitigung der die seßhaften Betriebe schädigenden Mißstünde im Wandergewerbe und Detailreisen hin­zuarbeiten. Diese Resolution wurde mit allen gegen 2 Stimmen angenommen. Früher überließen die Gewerbevereine diesen Kamps dem würck. Schutz­verein für Handel und Gewerbe, und es ist sehr erfreulich, daß nunmehr alle Gewerbetreibenden ohne Ausnahme mit in diesen Kampf eingetreten sind. Im weiteren Verlaus der Verhandlungen wurde auch noch ein Antrag aus mäßige Verlängerung der Lehr­zeit und aus Gründung von Tarifgemeinschaften in den einzelnen Handwerkszweigen zur Beseitigung der Auswüchse im Submissionswesen angenommen. Der nächste Verbandstag wird in Backnang abgehalten werden. Wenn die Gewerbevereine in so erfreulicher Weise auf die Kernpunkte der Handwerksinteressen eingehen, so wird es wohl nicht allzulange dauern.

bis die Handwerkerinnungen und die Gewerbevereine überhaupt Hand in Hand gehen werden. Dazu werden sie schon gezwungen durch die Lohnbeweg­ungen der Arbeiter in den einzelnen Handwerkszweigen.

Vaihingen a. Enz, 30. August. Auch unser Bahnhof an der Nebenbahn erhält ab 1. Sept. eine neue amtliche Bezeichnung: Vaihingen (Enz) Stadtbahnhof. Von diesem Tage ab haben wir also hier zwei Bahnhöfe: Staats- und Stadtbahn- hos; was bei Aufgabe von Sendungen nach hier beachtet werden wolle, da Sendungen für den Ort selbst wohl ausschließlich nach Vaihingen (Enz) Stadtbahnhof zu adressieren sein dürften. Die langersehnte Haltestelle Sersheim wird ab 1. Sept. für den Personenverkehr eröffnet und werden 7 Züge in der Richtung nach Bietigheim und 8 in der Richtung nach Mühlacker anhalten, so daß dem Verkehrsbedürfnis wohl voll entsprochen wird.

Heilbronn, 31. Aug. Gestern abend brach im Innern der von Fabrikant Retter betriebenen Kartonagefabrik ein Brand aus. Das Feuer fand an den vorhandenen Waren und Materialien reichliche Nahrung und verbreitete sich rasch über das ganze Gebäude, so daß das letztere in kurzer Zeit in Flammen stand. Das Gebäude ist im Innern völlig ausgebrannt. Leider ist der Glaser­meister Friedrich, langjähriges Mitglied der Wecker­linie, verunglückt. Beim Ausfahren aus dem Spritzenhaus kam er unter das Vorderrad und wurde etwa 30 Meter weit geschleift, wobei er starke Verletzungen erlitt.

Gmünd, 30. Aug. In der am Mittwoch im Hotel Rad abgehaltenen Vertretersitzung der Arbeit­geber und Arbeitnehmer der Edel- und Unedel­metall-Industrie ist in fünfstündiger Verhandlung eine Einigung auf Grund der Pforzheimer Vereinbarungen zustande gekommen. Am Freitag abend werden Generalversammlungen sowohl der Arbeitgeber wie auch der Arbeitnehmer stattfinden, in denen diese Vereinbarungen zur Genehmigung vorgelegt werden.

Siuttgart, 30. Aug. Auf dem heutigen Großmarkt kosteten Preißelbeeren 22-24 Himbeeren 40 Pfirsiche 2035 Z, Zwetschgen 1214 j./, Birnen 8-25 Aepfel 1018 I, einheimische Trauben 30 ^ das Pfund. Einmach­bohnen kosteten 810 »f das Pfund. Einmachgurken bei geringer Zufuhr 4550 »f per 100 Stück.

Stuttgart. 30. Aug. (Kartoffelgroßmarkt auf dem Leonhardsplatz.i Zufubr 150 Zentner, Preis 3.504 der Ztr. (Krautmarkt auf dem Charlottenplatz.' Zufuhr etwa 400 Stuck. Preis 2832 per 100 Stück. ^Mostobstmarkt aus dem Wilhelmsplatz.) Zufuhr 450 Ztr. Preis 44.30 für den Ztr.

Kus Stasi, Seslrk uns rrmgsvimg,

Neuenbürg, 1. September 1906.

Wiederum ist der 2. September herangekommen, der für die deutschen Waffen so glorreiche Tag der Kapitulation des letzten Feldheeres des 2. französischen Kaiserreiches bei Sedan und der Gefangennahme Napoleons III. selber. Wenngleich die Schlacht von Sedan noch keineswegs das Ende des großen deutsch-französischen Krieges brachte, wie man damals in Deutschland vielfach erwartete, wenngleich er sich vielmehr noch ein halbes Jahr hinzog, so bedeutete sie durch ihren Ausfall doch den eigentlichen Wendepunkt in dem ganzen gewaltigen Ringen zwischen zwei großen Völkern, während der Tag von Sedan für Deutschland zu­gleich die Bedeutung des Tages einer nationalen Wiedergeburt, der Entstehung des neuen geeinten deutschen Reiches erlangte. Als solcher ist er denn auch in weiten Volkskreisen Deutschlands immer freudig gefeiert worden, nicht selten allerdings mit etwas Ueberschwang und Uebermaß an festlicher Stimmung, aber stets im Bewußtsein, daß der 2. September für die deutsche Nation einen bleibenden hohen Ehrentag darstelle, dessen Gedenken nimmer erlöschen dürfe.

Nicht um Menschen zu vergöttern, nicht um einem falschen nationalen Stolze zu schmeicheln, wollen wir den großen Gedächtnistag feiern, sondern wir wollen nur als ein christliches Volk das Ge­dächtnis an all die großen Taten Gottes unter uns lebendig erhalten, lebendig in unserer rasch dahin­lebenden Gegenwart, da man so bald auch das Große und das Größte zu vergessen pflegt. Es war eine große Zeit, die damals unser Volk erlebt hat. Da war kein Unterschied des Stammes, des Glaubens, der Partei. Sie alle haben sich erhoben wie ein Mann; es standen alle für einen und einer für alle draußen im Felde, wo die so lange getrennten Stämme eines Volkes endlich vereint Schulter an Schulter gegen den gemeinsamen Feind kämpften, wie daheim, wo alle sich zusammenfanden in dem einen Gedanken an das eine deutsche Vaterland. Und als dann Schlag auf Schlag ein

großer Sieg gemeldet wurde, wie hat man da auch die Siegesnachrichten ausgenommen, nicht nur im Sturme der Begeisterung, sondern mit Tränen der Dankbarkeit; wie hat man da bei allen jenen unge­ahnten Erfolgen das Walten des Allmächtigen erkannt, der diesmal nicht gekommen war im linden, sanften Sausen des Windes, sondern in Sturm und Wetter des Krieges und in dem Feuer der Schlacht. Nur ein Gefühl ging angesichts solcher Ereignisse durch unser Volk:Gott ist gegenwärtig!"Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gegeben hat," das war darum auch das Bekenntnis aller jener großen Männer, die uns in so gefahrvoller Zeit geschenkt worden waren. Allen voran pries der greise Helden­kaiser Gottes Führung und seine Gnade. In dem­selben Geiste der Demut und des Gottvertrauens wollen auch wir heute das Fest feiern. Auch für die Kämpfe unserer Tage brauchen wir Männer wie damals, die Hingebung und Arbeitsamkeit, Pflicht­treue im Dienste des Vaterlandes und Liebe zum Vaterlande, weise Mäßigung und gerechte Sach­lichkeit, Demut, aber doch auch Heldenmut und nationales Ehrgefühl betätigen. Diesen Geist lasset uns pflegen. Ein christliches Volk sollen und wollen wir sein. Dann wird's unserem Vaterlande in guten wie in bösen Tagen nie fehlen an Männern, wie wir sie brauchen. Das walte Gott!

K-IO Neuenbürg, 30. Aug. (IV. Klasse und Winterfahrplan.) Nach dem soeben ausge­gebenen 1. Entwurf zum Winterfahrplan, der am 1. Oktober in Kraft tritt, wo zugleich die IV. Klasse mit dem Zweipfennigtarif (ohne Rückfahrkarten) ein­geführt wird, ist für Neuenbürg folgender Fahr­plan vorgesehen, aus welchem zugleich die mitge­führten Wagenklassen der Züge ersichtlich sind.

1 .

Richtung Pf

orzh

eim-Wildbad:

Zug-Nr.

Klassen

Neuenbürg

1173

IV.

an

5.57 Vorm. Werktags

(Im Oktober und

ab I. März.)

657

I.IV.

ab

7.54 Vorm.

659

I.IV.

9.08

663

1.-1V.

1.23 Nachm.

665

I.IV.

2.57

1187

!!.-IV.

5.46 Werktags

1189

IV.

an

6.42

(Im Oktober und ab I. März, sonst nur Samstags.)

1191

671

1 .-

IV. ab 6.58 Nachm. Werktags

-IV. 7.24

1197 11.IV. an 7.42

(Vom I. Nov. bis 28. Febr., ausgen. Samstags.1

1171 11.IV. ab 8.02 Nachm. Werktags

673 1.IV. 9.50

675 I.IV. 11.08

2. Richtung Wildbad-Psorzheim:

Zug-Nr.

Klassen

Neuenbürg

1160

IV.

ab

5.01 Vorm. 2

(Im Oktober und

ab I. März.)

656

I.IV.

ab

6.01 Vorm.

1178

IV.

6.14

iJm Oktober und

ab 1. März.)

1160

II.IV.

ab

7.04 Vorm.

:Vom I. November bis 28. Februar.)

1178

11.IV.

ab

7.16 Vorm.

(Vom I. November bis 28. Februar.)

658

I.IV.

ab

7.51 Vorm.

662

I.-1V.

10.33

666

I.-IV.

1.53 Nachm.

668

I.IV.

3.53

670

I.-IV.

6.16

672

I.-IV.

8.34

Die Mehrzahl der Züge führt also alle 4 Klassen.

Neuenbürg, 30. August. Vom Ministerium des Innern sind in Ausführung der neuen Bestimm­ungen überden Verkehr mit Kraftfahrzeugen als Sachverständige zur Begutachtung von Kraft­fahrzeugen und zur Prüfung der Führer bestellt worden: Alfred Hagenlocher, H. Merkte, Freiherr v. Soden-Frauenhofer, A. Bischer, sämtliche Inge­nieure bei der Daimler-Gesellschaft in Untertürkheim, außerdem Ingenieur Misol in Cannstatt; für die Begutachtung von Krafträdern und für die Prüfung der Führer von solchen sind bestellt: die Maschinen­techniker bei den Neckarsulmer Fahrradwerken W. Gries u. W. Köhler. In Füllen der Verhinderung der erwähnten Sachverständigen wird Bauinspektor Klaiber bei der K. Zentralstelle für Gewerbe und Handel als Sachverständiger tätig sein (s. auch die amtliche Bekanntmachung im Inseratenteil.)

Neuenbürg, 31. August. Ansichtskarten mit Mitteilungen auf der Vorderseite dürfen jetzt auch nach Amerika versandt werden. Porto 10 Pfg.

Neuenbürg, 1. Sept. Dem heutigen Schweine­markt zugeführte 50 Stück Milchschweine wurden zu 2735 ^77 pro Paar verkauft. Handel lebhaft.