Markung Korb, und zwar im Gewand Berg und auf der Markung Neckarweihingen in den Ge­wänden Langen und Fröhlich aufgefunden worden. Behufs Verhütung der Verschleppung des Insekts und der Seuche und zur Feststellung des Umfangs der Verseuchung wurden die erforderlichen Maß­nahmen getroffen.

Münster, 30. August. Da die abgebrannte Stuttgarter Zuckerfabrik Heuer die Fabrikation nicht mehr aufnehmen kann, so hat die Fabrikleitung mit den Landwirten der Umgebung, mit denen Lieferungsverträge abgeschlossen waren, ein Abkommen dahin getroffen, daß die diessührige Rübenernte zum Teil von der Zuckerfabrik Heilbronn, zum Teil von der Zuckerfabrik Böblingen übernommen wird.

In Kornweftheim gelang die Festnahme eines Schwindlers, der in der Bahnhofrestauration ein Zimmer genommen nnd sich als Landgerichtsfekretär aus Heilbronn ausgegeben halte, der vom Land­gericht Heilbronn beauftragt fei, eine unvermutete Visitation des Schultheißenamts vorzunehmen. Das auffällige Benehmen desSekretärs" gab Anlaß zur Benachrichtigung der Polizei, die den Schwindler, als er noch im Bett lag, festnahm. Er entpuppte sich als ein erst vor kurzem aus Hall, wo er eine 6jährige Freiheitsstrafe verbüßt hatte, entlassener Strafgefangener.

Neckarsulm, 29. Aug. Die 25jährige Tochter des verst. Sattlermeifters Berthold, ein braves und fleißiges Mädchen, das tags zuvor von einein Besuch in Sontheim zurückgekehrt war, wurde tot in ihrem Bett aufgefunden. Die Mutter, die nach ihrer Tochter sehen wollte, fand sie zu ihrem nicht geringen Schrecken als Leiche vor und fiel in Ohnmacht. Als sie wieder das Bewußtsein erlangt hatte, rief sie um Hilfe; der Arzt konnte jedoch nur den Tod des Mädchens feststellen.

Rottweil, 29. August. In Altstadt brach heute früh um 4 Uhr auf bis jetzt noch nicht auf­geklärte Weise im Sägewerk zur sogen. Lumpen­mühle Feuer aus, das schnell an Ausdehnung zu­nahm. Das Sägewerk ist völlig niedergebrannt, während von der Mühle, in der sich auch die Woh­nung befindet, 2 Stockwerke dem Feuer zum Opfer gefallen sind. Der Schaden ist bedeutend.

Aus Württemberg, 23. Aug. Der am 26. August 1806 von Napoleon 1. als Verbreiter der SchriftDeutschland in feiner tiefen Erniedrigung" zum Tode verurteilte und erschossene Buchhändler Johann Philipp Palm aus Nürnberg stammte aus der Stadt Schorndorf, wo die Palmsche Familie feit langem wohnte. Seine zuletzt von ihm ge­tragenen Gegenstände, wie Ringe, Uhr und Taschen- tüchlein (worin er seine Tränen als Beweise seiner bis ans Ende gehegten Liebe und Treue gegen seine Gattin und Kinder aufbewahrte, welche der Geist­liche Pöfchl in Braunau im Augenblick vor feinem Tode zu sich nahm"), befinden sich heutigen Tages im Besitze des einzig überlebenden Enkels. Palm hatte zwei Töchter und einen Sohn, der 1813 als Kriegsfreiwilliger diente, 1847 starb und den noch lebenden Johann Jakob Palm, früheren Hofbuch­händler in München, hinterließ.

Slus StaSt, Bezirk uns Umgebung,

Am 28. August ist von der Evang. Oberschul­behörde die Schulftelle in Schwarzenberg, Bez. Höfen, dem Schulamtverweser Eugen Grünin ger in Rechenberg, Bezirks Crailsheim, eine Schulstelle in Vaihingen a. F. dem Schullehrer Häherlin in Sprollenhaus, Bezirks Höfen, die Schulstelle in Oberniebelsbach, Bezirks Höfen, dem Schul­amtsverweser Jakob Gwinner in Althengstett, Be­zirks Calw, übertragen worden.

** Feldrennach. Der heurige Allmandobst­erlös beträgt 220 -4! gegen 526 .41 vom Vorjahr, ein deutliches Zeichen, wie sehr Heuer der Obstertrag hier fehlt. Vom letzten hiesigen Vieh markt ist uachzutragen die Tatsache, daß für 1 Kuh samt Kalb 600 ,41 und für eine andere Kuh samt Kalb 560 Mark erlöst wurden. Diese sehr hohen Preise dürften auch in der jetzigen Zeit eine Seltenheit sein.

Altensteig, 24. August. Die 73 Jahre alte Gerberswitwe Kübler hier, welcher am letzten Sonntag die Kleider beim Kaffeekochen in Brand gerieten, ist unter furchtbaren Schmerzen ihren Brandwunden erlegen.

Besenfeld, 28. August. Im Hinteren Wald hat die Preiselbeerernte begonnen, sie liefert in diesem Jahr einen ganz geringen Ertrag. Die Preise betragen pro Liter 3035 I. Es herrscht rege Nachfrage.

Pforzheim, 30. Aug. Die deutsche Gold­schmiedezeitung erließ ein Preisausschreiben zur Er­langung von Entwürfen für künstlerischen Weiß­juwelenschmuck. Unter den Preisrichtern war auch Professor Rücklin don hier. Ein erster Preis wurde nicht vergeben, aber zwei zweite. Den einen unter dem MottoDiamant" erhielt Hr. Ulrich von hier, den anderen mit dem MottoBlitz" Hr. Behringer von hier. Im Kunstgewerbemuseum waren die Entwürfe zur Konkurrenz um den Schmitz-Jubelpreis und die Modelle zur Kettenkonkurrenz ausgestellt. Den ersten Preis der Schmitzkonkurrenz erhielt Hr. Jos. Preisler von hier, den zweiten Hr. Edwin Keppler. Aus der Kettenmusterkonkurrenz ging Hr. Schesold für die ModelleHeimarbeit" als ersterhervor.

Pforzheim, 29. Aug. Eine freche Gaunerei verübte letzten Sonntag der seit einiger Zeit aus der Lehre entlaufene Goldschmiedslehrling Gustav Morlock aus Heimsheim. Es war ihm bekannt, daß der Gutspächter B. mit Metzgermeister W. Sch. in lebhaftem Geschäftsverkehr steht; darauf fußend fälschte er nun einen Zettel, in dem die Frau des Metzgermeisters ersucht wurde, ihm 40 -41 auszufolgen, was auch geschah. Gestern wurde nun der jugendliche Betrüger ermittelt und festgenommen. Gestern abend kurz nach 9 Uhr wurde auf der Moltkestraße einer geschiedenen Frau von einer anderen Frau und noch zwei unbekannten Personen Pfeffer in die Augen geworfen und sie selbst sodann mit den Fäusten mißhandelt.

Pforzheim, 29. Aug. (Schweinemarkt.) Zu­fuhr 81 Stück Milchschweine. Verkauft wurden alle. Preis 3042 .41 pro Paar.

vei-mischiLS.

Eine seltsame Verletzung erlitt bei einer Feld­dienstübung ein Musketier des 3. Bataillons aus Worms. Dem in der Schützenlinie liegenden Manne war ein aufgeschreckter Hase so kräftig ins Gesicht gesprungen, daß die linke Gesichtshälfte stark anschwoll und der Verletzte dem Lazarett zugeführt werden mußte.

Der 25jährige Seemann Aloys Steinberg in Hamburg tötete mit einem Revolverschuß die sechs­jährige Tochter seines neben ihm wohnenden Bruders R. Steinberg und jagte sich dann eine Kugel durch den Kopf. Die Tat soll aus Rache verübt sein, da das Kind in seiner Unschuld eine nicht unwichtige Rolle in einem Zwist mit seinem Bruder gespielt haben soll.

H annover, 25. Aug. Aus Wittingen (Hannover) wird geschrieben: Die hiesige Losausgabe der preußischen Klassenlotterie sandte einem Landwirt auf dessen Bestellung ein Viertellos. Zufällig war es eine Nummer, die mit 13 beginnt und mit 13 endet. Sofort sandte der Besteller das Los zurück mit dein Bemerken, daß er unter keinen Umständen sein Geld für eine solche Unglücksnummer ausgeben werde. Als das Vorkommnis hier an einem Stammtische erzählt wurde, kamen einige Mitglieder auf den Gedanken, gerade dieses Los zu kaufen. Sie taten es, und nun ist nach derKreuzztg." das Los mit einem Gewinn von 10 000 -41 heraus­gekommen. DieGlücksgöttin" ist über jeden Aber­glauben erhaben, wie es scheint.

Mols he im, 28. Aug. Eine seltene Leichen­feier fand demElf. Kur." zufolge gestern hier statt. Zwei Schwestern namens Loth, die eine 85 Jahre, die andere 78 Jahre alt, wurden zu Grabe getragen. Schon seit längerer Zeit konnten sie ihres hohen Alters wegen nicht mehr ausgehen und hüteten fast beständig das Bett. Nur noch einen Wunsch hegten sie, miteinander sterben zu können. Und in der Tat, er wurde ihnen gewährt. Die ältere starb am letzten Freitag, 9 Uhr abends, die jüngere am Samstag, nachmittags 2 Uhr.

Neustadt a. H., im August. Ein seltsamer .Konkurstermin wurde vor einigen Tagen vor dem hiesigen Amtsgerichte abgehalten. Es handelt sich um einen armen Teufel aus Haßloch. Nach dem alle Formalitäten erfüllt waren, stellte sich heraus, daß der Gemeinschuldner nicht einmal soviel Geld hatte', um etwas essen, trinken und nach Hause fahren zu können. Konkursrichter, Gerichtsschreiber, der Konkursverwalter und die Gläubiger öffneten ihre Börsen und steuerten zusammen, damit der Arme sich stärken und nach Hause reisen konnte.

Eine gefährliche Fahrt im Unterseeboot wird in den nächsten Tagen in Toulon unter­nommen werden. Siebzehn Angehörige der franzö­sischen Marine, Offiziere und Mannschaften, werden mit dem Unterseeboot Cignon in eine Tiefe von 30 Meter hinabtauchen. Es hat zwar schon ein ähn­licher Versuch mit den Booten Thon und Alose stattgefunden, aber in diesen Fällen waren die ver­hältnismäßig kleinen Fahrzeuge nicht mit Mannschaften besetzt, sondern an ungeheuren Krähnen aufgehängt.

Die jlollknvkrrjnsllchrt zur Wasserkante.

Neuenbürg im Nugusi 1906.

III.

Nach dem Essen brachten uns zwei Dampfer in den Reichskriegshasen. Der Anblick der ganz grau gestrichenen großen Kriegsschiffe mit ihren hohen Masten, Gefechtstürmen und vielen Kanonen erregten ! in mir ganz andere Gefühle und Empfindungen, i als die Dampfer der Handelsmarine. Der Panzer- > kreuzer8. iU 8. Roon" und das Linienschiff8. U. 8. ' Deutschland" hatten uns zu Ehren Flaggenschmuck ^ angelegt. Mit äußerster Liebenswürdigkeit von den > Offizieren an Bord empfangen, konnten wir die ! Schiffe in allen Einzelheiten besichtigen, das war l ein Staunen und ein Verwundern.

Damit wir die Bedienung und das Laden der schweren ! 24 ein-Geschütze sehen konnten, waren unsertwegen , Mannschaften an den Geschützen ausgestellt. Es ist - erstaunlich, mit welcher Leichtigkeit die schweren ge- ? panzerten Drehtürme und die Geschütze bewegt wer- > den können. Die kleineren Schnellseuerkanonen, die Maschinengewehre, die Scheinwerfer und die Flaggensignale, alles wurde uns gezeigt und erklärt. - Die peinliche Sauberkeit in allen Schiffsräumen, besonders auch in den Maschinenrüumen, verdient ' volle Anerkennung, und dann die stramme Bemann- ung, lauter große, stämmige, wettergebräunte Leute. ^ Ich dachte bei mir selbst, um unsere Marine ist's gut bestellt; nicht umsonst beneidet uns das Ausland

um unsere strammen und mutigen Blaujacken. Als dritte Art von Kriegsschiffen durften wir auch noch die Torpedoboote kennen lernen. Diese kohlschwarz angestrichenen Schisse, die die schreckliche Aufgabe haben, ihre todbringenden, alles vernichtenden Ge­schosse unbemerkt, womöglich bei Nacht, gegen den Feind zu schleudern, erregten in mir ganz schmierige Gedanken. Nachdem wir die Kriegsschiffe verlassen hatten, versammelten sich die Mannschaften auf Deck und riefen uns zum Abschied ein dreifachesHipp Hipp Hurra" zu, einige Ruderboote wurden aus­gesetzt, deren Mannschaft mit kräftigen Ruderschlägen unseren Schiffen das Geleite gab. Nun besuchten wir die kaiserliche Werft, wo zahlreiche Kriegsschiffe aller Art, teils im Rohbau, teils in Reparatur da­lagen. Wer so etwas nicht gesehen hat, kann sich kaum einen Begriff machen von diesen großartigen Anlagen, dem Treiben und Schaffen auf solch einer Werft; ca. 7000 Arbeiter sind das ganze Jahr über Tag für Tag beschäftigt. Nun ist es Abend geworden und müde und abgespannt vom vielen Sehen fuhren wir wieder Kiel zu, um uns durch ein gutes Abendessen von der körperlichen und geistigen Anstrengung wieder zu erholen.

Die Holsteiner Kost wollte uns zwar nicht recht schmecken, denn die Speisen werden eben ganz anders zubereitet als bei uns in Schwaben. Das Fleisch wird am Spieße gebraten und wird halb roh aufgetragen. Hr. Branddirektor Freiherr von j Moltke, dessen Vaters Asche hier bekanntlich seit ! 1. Dezember vor. Js. auf unserem Friedhofe bei- !

gesetzt ist, begrüßte uns als Landsmann und drückte seine Freude darüber aus, so viele Württemberger um sich geschart zu sehen.

Am nächsten Morgen fuhren wir durch den ganzen Kriegshafen und legten bei der Festung Friedrichsort an. Ich war erstaunt darüber, daß wir die Erlaubnis erhielten, diese Festungsanlagen und Wälle so genau besichtigen zu dürfen, alles war uns geöffnet. Die Verschanzungen sind mit den neuesten und schwersten Geschützen armiert. Marineartilleristen waren eben damit beschäftigt, die Rohre der 29 ein-Geschütze zu reinigen, denn in der Frühe gleichen Tages schossen die Batterien auf einen markierten Feind in der Ostsee. Auch von diesem bedeutenden Stützpunkte unseres Kriegshafens mußten wir bald wieder Abschied nehmen, um nach dem Ostseebade und Raketenstation Laboe weiter zu dampfen. Dort kamen wir gegen Mittag an. Eine Schiffsjungenkapelle begrüßte uns mit ihren munteren Weisen am Landungsplätze. Der Chef der Rettungsstation erklärte uns den Zweck und die Einrichtung einer derartigen Station und führte uns die Rettung Schiffbrüchiger mittelst Raketen vor. Das Mittagessen wurde in zwei verschiedenen Hotels eingenommen und dann am Strande, im Sande lagernd, gemütlich noch eine Stunde zugebracht.

Nachmittags fuhren wir durch die Schleusen bei Holtenau in den Kaiser Wilhelms-Kanal bis zur Hochbrücke bei Levensau. Diese Brücke überspannt den Kanal in einem Bogen von 163 m Stützweite und hat eine Durchfahrtshöhe von 42 in, so daß das