die sie nach Belieben emporziehen konnten. Ein ähnliches Verfahren ist bei der Cignon ausgeschlossen, da dieses Schiff 172 Tonnen faßt. Außerdem können die Türen nur von innen geschlossen werden. Infolgedessen muß dieses Schiff bewohnt sein, wenn es tauchen soll. Die Mannschaft halt sich für das Experiment bereit. Sie haben das feste Vertrauen u der Konstruktion. Indessen wird noch ein be- onderer Befehl vom Kriegsministerium abgewartet, denn jeder, der dort in die Tiefe geht, muß auch mit einem unglücklichen Ausgang rechnen.
New-Jork, 27. August. 5 Millionen zur Wiederherstellung seiner Gesundheit will James Bringas aus Guaymas in Mexiko, einer der reichsten Bergwerks- und Ranchbesitzer opfern; es ist das sein ganzes Vermögen. Bringas leidet an Aussatz; seine bisherigen vergeblichen Bemühungen, Heilung von der schrecklichen Krankheit zu finden, haben ihn bereits über eme Million Dollars für Aerzte usw. gekostet. Der Millionär hat sich das Leiden vor 5 Jahren in Australien zugezogen. Jetzt reist er zum dritten Male nach Europa, um dort die besten Aerzte zu Rate zu ziehen. Bringas hat eine Familie, bestehend aus Frau, sieben Töchtern und einem Sohn, er muß sich aber wegen der Ansteckungsgefahr von seinen Angehörigen schon seit fünf Jahren fernhalten.
(Ein trauriges Familienbild.) Der Tod eines kleinen Knaben in Ohligs bei Solingen führte zur Enthüllung eines ungemein traurigen Familienbildes. Das sechs Monate alte Kind starb unter verdächtigen Erscheinungen, die das Eingreifen der Polizei wünschenswert machten. Die Leiche wurde beschlagnahmt, wobei festgestellt wurde, daß das Kind an übermäßigem Alkoholgenuß gestorben ist. Die Eltern sind ebenfalls Trinker, und die Mutter hat dem Kleinen fortgesetzt Branntwein verabreicht. Unter ähnlichen Begleiterscheinungen sind von den übrigen 18 Kindern dieses vom Schnapsgenuß total verdorbenen Ehepaares 14 in den ersten sechs Monaten ihres Lebens gestorben.
Eines der schwierigsten moralischen Probleme des Orients ist der Kampf gegen das Opium. Daß die Männerwelt Chinas zu einem großen Teile dem Laster des Opiumsgenusses fröhnt und dadurch entnervt wird, ist bekannt. Es ist deshalb mit großer Freude zu begrüßen, daß in den Reformbewegungen Chinas nun auch der Kampf gegen das Opium eine Stelle gesunden zu haben scheint. In der Zeitschrift „Chinas Millionen" wird uns berichtet, daß bald alle Gouverneure Anweisung erhalten sollen, den Vorschlag des Vizekönigs Juan Schikai unter den Beamten und Gelehrten zur Ausführung zu bringen. Dieser geht u. a. dahin: Wer weniger als 40 Jahre alt ist, hat die Verpflichtung, sich so schnell als möglich von der bösen Gewohnheit zu lösen. Wenn er nach Ablauf einer gewissen Zeit dem Laster sich noch hingibt, so ist er anzuzeigen und schwer zu bestrafen. Wer 40 Jahre schon überschritten hat, darf nach seinem Gutdünken handeln. Dock werden alle diese Leute von der Regierung beaufsichtigt. Auf diese Weise will man erreichen,
größte Kriegsschiff passieren kann. Nachdem wir die Brücke passiert hatten, wendete unser Schiff und fuhr zurück nach Holtenau, woselbst wir nochmals anlegten, um die schöne Fernsicht von der Terasse aus genießen zu können. Mit vielen andern bereitete ich mir den köstlichen Genuß, dort ein Bad in der Ostsee zu nehmen, das war eine herrliche Erfrischung für Leib und Nerven!
Den Abend verbrachte ich mit den weiteren schwäbischen Gästen in unserem Hotel, woselbst wir zum Abschied einige gute Fläschchen Wein zusammen tranken. Der Aufenthalt besonders in dem schönen Kiel wird mir zeitlebens unvergeßlich sein.
Am andern Morgen reisten wir per Bahn nach Hamburg weiter. Sofort nach Ankunft, etwa um 10 Uhr morgens, bestiegen wir die paratstehenden Wagen der Hammonia-Gesellschaft, mit welchen wir die Rundfahrt durch die Stadt machten, jeder Wagen war mit 4 Pferden bespannt und nahm 28 Personen auf. Der kolossale Verkehr, das Leben und Treiben in dieser Weltstadt ist einfach großartig ! — Nach dem Mittagessen wurden wir, vorbei an der abgebrannten Michaeliskirche, zur St. Pauli- Landungsbrücke geführt. Der Hafen, der größte Europas und der zweitgrößte der ganzen Erde, ist fortwährend angefüllt mit einer unabsehbaren Menge von Schiffen jeder Größe und Gattung. Man muß sich fast wundern, wie die kleinen Vergnügungsdampfer durch all das Gewirr von Schiffen Hindurchsteuern können, daß es keinen Zusammenstoß gibt.
Von der Ostasrika-Linie waren wir zum Kaffee
daß es nach dem Aussterben der älteren Generation unter den Beamten und Gelehrten keine Opiumraucher mehr gibt. Zugleich wird darauf hingewiesen, daß die enthaltsamen Japaner viel kräftiger und blühender sind als die meisten Chinesen. Den Truppen wird ebenfalls durch ein bei der Neuorganisation des Heeres eingeführtes Gesetz alles Opiumrauchen verboten. Hoffentlich folgt diesen Befehlen und Plänen auch eine energische Ausführung.
Amerikanische Apfeleinsuhr. Der Verband der Apfelerporteure in Nordamerika und Kanada erklärte sich einmütig für das Zustandekommen eines Handelsvertrags, unter dem amerikanische Aepfel bei Entrichtung eines Mindestzolles von 3,20 Mk. für 100 Kilogramm in Deutschland eingesührt werden können. Die Auferlegung des Höchstzolles von 10 Mark würde das Geschäft zerstören. Der amerikanische Aepfelversand nach Deutschland umfaßt jährlich etwa 5 000 000 Faß zu 100 Kilogramm.
In Hamburg werden 12 bis 16 Mk. für ein Faß
gezahlt gegen nur 8 bis 9 Mk. in Amerika selbst
und bei dem Hamburger Preis sind Fracht und
Zoll schon mitgerechnet.
(Eine Marke für 200000 -//L gesucht.) Wer besitzt eine in den Umschlag eingedruckte Marke von Annapolis aus dem Jahre 1846? fragt der „Figaro." Er wäre ein gemachter Mann, denn ein reicher amerikanischer Sammler bietet soeben dafür 200 000 ML Die Marke ist rund und trägt als Aufdruck einen Adler mit ausgebreiteten Flügeln, der im Schnabel einen Oelzweig hält. Die teuerste Marke war bisher eine 2pence-Mauritius, die das Berliner Postmuseum für 36 000 ML. angekauft hat. Für eine andere Marke der Insel Mauritius (1 Penny) hat der Prinz von Wales 22 000 ML gezahlt.
(Ein schlechter Prophet.) Als ein sehr schlechter Prophet haben sich die „Deutschen Nachrichten" in Valparaiso erwiesen, von denen eine Nummer, allerdings noch vor der Zeit der Erdbeben, dieser Tage nach Deutschland gekommen ist. Sie widmen anläßlich des Jahrestages des Erdbebens von 1873 diesem eine Betrachtung, die in die tröstlichen Worte ausklingt: „Es ist damals, wie unzählige Male nachher bei schwächeren Beben, alles gut abgegangen, woraus der tröstliche Schluß hervorgeht, daß die Umgebung Valparaisos zu schweren Erdbeben dank ihrer geologischen und geognostischen Beschaffenheit kein Talent hat. Auch von Unarten der See, die z. B. im Norden schon häufig sehr unangenehm geworden ist, sind wir sreigeblieben, was wahrscheinlich auf den Charakter des Meeresufer zurückzuführen ist, das ziemlich plötzlich steil abfällt und daher dem in Bewegung geratenen Wasser keinen Spielraum zum Auslaufen bietet. Beides ist in Erdbebenländern immerhin ein Trost." Wenige Wochen nach dieser Betrachtung wird fast ganz Chile durch Erdbeben erschüttert, und Valparaiso liegt in Trümmern!
(Methusalem auf den: Dorfe.) 124 Jahre alt ist im Dorfe Löbenschütz der Landwirt Christian Friedrich Biertrumpfer nach kurzem Krankenlager gestorben. Nach den Angaben seiner Familienmitglieder ward er 1782 geboren und hat im Jahr 1806 an
an Bord des Dampfers „Prinzessin" und „Lucie Wörmann" geladen, beide Schiffe waren uns zu Ehren beflaggt, oder wie der Seemann sagt, be- wimbelt. Die Schiffskapelle spielte bei unserer Landung den König Karl-Marsch, was uns ganz besondere Freude bereitete. Im Speisesaale des Dampfers wurde Kaffee und Backwerk kredenzt und jede Dame erhielt ein hübsches Rosensträußchen. — Die Bemannung des Schisses bestand meistens aus Schwarzen aller Rassen, durchweg ärmliche Gestalteil, welche teilweise nur mit einem Tuche um die Lenden angekleidet waren.
Nachdem uns noch zum Abschiede: „Muß i denn, muß i denn zum Städtele naus" gespielt worden war, traten wir die Hafen-Rundfahrt an. Die gewaltigen Kaianlagen, an welchen das Laden und Löschen der großen Ozeandampfer stattfindet, weisen 176 000 qm überdachte Lagerräume aus, unzählige Dampskrahnen besorgen diese Arbeit. Der größte Krahn der Welt steht hier, mit solchem,können 15 beladene Eisenbahnwagen auf einmal gehoben und sortbewegt werden. Nachdem uns der Kapitän unseres Schiffes die verschiedenen Teile des Hafens und die großartigen Bauwesen aller Art gezeigt hatte, z. B. die Werft von Blohm u. Voß, die Matrosenheime, die Arbeiterspeisehallen, die Navigationsschule, das neue Bismarck-Denkmal, die Turmruine der abgebrannten Michaeliskirche, welche sich vom Hafen aus ganz unheimlich ansah , fuhren wir an Altona vorbei, Elbe abwärts und legten in ? Nienstetten bei Blankenese an, woselbst in der Elbe-
der Schlacht bei Auerstedt — also gerade vor einem Jahrhundert — teilgenommen. Der Alte war bis in die allerletzte Zeit noch verhältnismäßig rüstig; er dürfte wohl der älteste Mann Deutschlands und vielleicht noch weit über dessen Grenzen hinaus gewesen lein. Sein hinterlassener „jüngster" Sohn ist 80 Jahre; sein „Enkelchen" zählt 49 Lenze.
(„Bitte, recht freundlich.") Vor zwei Jahren wurde das Verschwinden des Kaufmanns Daniel Böttcher aus Insterburg gemeldet. U. a. anderem hatte der Verschwundene die vier Vorstandsmitglieder des dortigen Darlehnskassenvereins sehr schwer geschädigt, die ihm ohne vorherige Anhörung der Generalversammlung 20 000 ML kreditierten und dann dafür haftbar gemacht wurden. Jüngst hat nun der Durchbrenner an jedes der Vorstandsmitglieder einen Brief aus Nordamerika gelangen lassen, worin er seine Gläubiger auf die Zukunft vertröstet und zur Geduld ermahnt. Im übrigen erfreue er sich jenseits des Ozeans des besten Wohlergehns und er hoffe dasselbe auch von seinen europäischen Freunden. Zum Zeichen unerschütterlicher Freundschaft habe er- es für nötig gehalten, jedem Vor- standsmitgliede der Darlehnskaffe eine gut getroffene Photographie beizulegen.
Anspruchsvoll. „Reisen Sie denn gar nicht?" „Nein, vorläufig nicht. Obschon ich mich gern zerstreuen und erholen möchte. Aber ich entschließe mich so schwer, und ich kann wirklich keinen Ort ausfindig machen, der meinem komplizierten Bedürfnis vollkommen entspricht." „Ja, was verlangen Sie denn eigentlich?" „Das will ich Ihnen sagen: Ich suche ein ruhiges Paris taufend Meter hoch, am Meer gelegen, mit Bayreuther Festspielen und Karlsbader Quellen!"
jZwillinge.j „Nicht wahr, Frau Nachbarin, Ihre Zwillingsschwester ist schon kurz nach der Geburt gestorben?" — „Gewiß kann i's net sagen, Frau Müller! . . . Mein' Mutter hat immer net b'stimmt g'wußt, ob i' oder mei' Schwester selig g'storben is!"
Letzte Nachrichten u. Telegramm-
Berlin, 30. Aug. Nach einer Mitteilung der „Deutschen Tageszeitung" trifft der Landwirtschaftsminister v. Podbielski, der gestern' Abend nach der Prinzentaufe im Neueil Palais, an der er mit seiner Gemahlin teilnahm, nach Dalmin zurückkehrte, morgen Freitag wiederum in Berlin ein, uni an der Sitzung des Staatsministeriums teilzunehmen, die auf morgen Mittag anberauint ist.
Cannstatt, 30. August. In der Dampf- schreinerei von Albert und Adolf Bessert in der Rosenaustraße brach heute abend um M 8 Uhr Feuer aus, das an den Holzvorräten reiche Nahrung fand und trotz des raschen und energischen Eingreifens der Cannstatter Feuerwehr in kurzer Zeit das ganze Anwesen in Asche legte. Ueber die Entstehungsursache des Brandes konnte etwas Bestimmtes noch nicht festgestellt werden.
schloßbrauerei das Abendessen für uns gerichtet war. Mail hatte nur noch kurze Zeit, denn man mußte nun ernstlich an die Rückreise denken. Auf 9 Uhr abends war die Abfahrt vom Hannoveraner Bahnhof aus festgesetzt. — Alle waren froh, wieder unsere schöllen, neuen württembergischen Wagen zur Rückfahrt in die Heimat zu bekommen. Dadurch, daß st 3 der Teilnehmer in Hainburg zurückblieb, waren die Wagen nur schwach besetzt und machte sichs nun jeder so bequem als möglich, um wenigstens während der langen Nachtfahrt allsruhen und schlafen zu können und so kamen wir am andern Mittag '/s 2 Uhr,in Breiten und um 3 Uhr in unserem lieben Neuenbürg wettergebräunt, aber sonst wohlbehalten an.
Gewiß, nirgends tritt uns so imponierend die Macht und Größe unseres Vaterlandes entgegen, wie in deil von uns besuchten Städten Bremen, Kiel und Hamburg. Wir haben gesehen, wie der deutsche Kaufmann durch seine Tatkraft und Energie sich auch in den fernsten Ländern nutzbar gemacht hat, wie der deutsche Seesoldat der deutschen Flagge in aller Welt Ehre verschafft zu Schutz und Trutz des Vaterlandes, und wie der deutsche Arbeiter durch Fleiß und Ausdauer der deutschen Industrie die erste Stelle im Weltmarkt erobert. — Ich bin stolz darauf, der Sohn eines solchen Volkes zu sein, j Möge es unserem Vaterlande nie an Männern fehlen, die ein Verständnis für Deutschlands Aufgaben zur See haben, daß Deutschlands Macht zu Wasser und zu Land gefördert werde zum Heil des Einzelnen und zum Segen des Ganzen!