Hamburg, 2tt. August. Die Sammlung für die von dem Erdbeben in Chile Betroffenen hat am ersten Tage 148120 Mt ergeben.

Berlin, 28. August. Bei einer heute vor­mittag unternommenen Nebungsfahrt des Schöne­berger Automobillöfchzuges schlug beim Nehmen einer Kurve der an der Spitze fahrende Automobil­leiterwagen, worauf 4 Personen faßen, um. Der Chauffeur war sofort tot; ein Feuerwehrmann ist verletzt.

Württemberg.

Stuttgart, 24. Aug. Die neue Gemeinde- und Bezirksordnung, welche die königl. Unter­schrift am 28. Juli erhalten hat, wird heute im Regierungsblatt veröffentlicht.

Zur Landtagswah l. Die Vertrauensmänner der Volkspartei im Oberamtsbezirk Cannstatt haben in einer am Sonntag in Nnterturkheim ab­gehaltenen Versammlung den einstimmigen Beschluß gefaßt, daß die Volkspartei bei der Landtagswahl selbständig Vorgehen soll. Es wurde eine Kommission gewählt, welche die Kandidatenfrage weiter zu fördern hat.

Stuttgart, 28. August. Gestern nachmittag reiste der kommandierende General von Hugo in Begleitung des Chefs des Generalstabes und eines Offiziers seines Stabes mit Automobil nach Ulm und wohnte dort heute dem Regimentsererzieren der Jnfanterieregimenter Alt-Württemberg 121 und Kaiser Franz Joseph 122 auf dem Lerchenfeld bei.

Stuttgart, 26. Aug. Die geschäftliche Ver­handlung des 48. Verbandstags der Württ. Gewerbevereine fand heute vormittag unter sehr zahlreicher Beteiligung in Rottenburg statt. Der Vorsitzende des Verbands, Malermeister Schindler- Göppingen, dankte in seiner Begrüßungsansprache besonders den anwesenden Regierungsvertretern und Behörden für das dem Verband entgegengebrachte Interesse. Oberregierungsrat v. Mayer von der Zentralstelle für Handel und Gewerhe hieß den Verband im Aufträge der Staatsregierung herzlich Willkommen und gab dem Wunsche Ausdruck, daß die schwebenden Fragen einer befriedigenden Lösung entgegengeführt werden würden. Namens der Kgl. Kreisregierung in Reutlingen begrüßte Oberamtmann Gös den Verband. Bevor in die Beratung einge­treten wurde, sandte die Versammlung an den König ein Huldigungstelegramm nach Friedrichshafen ab. Hierauf erstattete Verbandssekretär Eisele den Kassen­bericht, den er als sehr günstig bezeichnete. Die Kasse erzielte im letzten Jahre einen Umsatz von 15 000 -M, das Vermögen beläuft sich auf 4953.77 ML Aus den: vom Vorsitzenden Schindler erstatteten Jahresbericht sei hervorgehoben, daß der Verband jetzt aus 159 Vereinen und 22 382 Mitgliedern besteht. In seinem weiteren Vorträge berührte der Verbandsvorsitzende die Gesetzesvorlage betr. Ge­werbe- und Handelschulen, sowie die Stellungnahme zu dem Gesetzentwurf betr. Aenderung des Reichs­stempelgesetzes. Im Verlauf der Verhandlungen wurde nach eingehendem Referat von Schüler-lilm bezüglich eines Gesetzentwurfs betr. Sicherung der Bauforderungen eine Resolution einstimmig an­genommen, in der ein solches Gesetz als wirksamstes Mittel bezeichnet wird, um dem Bauschwindel ent­gegenzutreten, die Sicherheit der Bauforderungen wesentlich zu erhöhen und Treu und Glauben im Baugewerbe zu stärken. Als besonders notwendig bezeichnet wurde die Ausdehnung der Wirksamkeit des Gesetzes auf das ganze Reichsgebiet. Die Wirkung des Gesetzes auf die Bautätigkeit werde keine schlimme sein. Die Baulust des reellen Unter­nehmers werde nicht kleiner, die Eindämmung skrupelloser Spekulation aber sei nur ein Vorteil. Das Referat über Hausierhandel und Detailreisen hatte Stroh-Backnang übernommen. Ein Bedürfnis des Hausierhandels bestehe nicht mehr, er sei'viel­fach eine Belästigung. Heute handeln die Hausierer kaum mehr mit eigenen Waren; diese wenigen möge man dulden. Die anderen seien vielfach arbeits­scheue Leute, von denen das Publikum übervorteilt werde und denen man nur etwas abnehme, um sie los zu werden. Eine Nachsicht der Behörden gegen diese Leute zeige sich heute auch in der Besteuerung, die in schreiendem Gegensatz zu der Besteuerung des ansässigen Gewerbes stehe. Man müßte auch hier Schätzer zuziehen. ' Der Ausschluß gewisser Artikel vom Hausierhandel werde umgangen. Die Hinter­türe sei so ausfallend, daß nur ein ganz Dummer sie nicht sehe. Die Detailreisenden seien ebenso eine Landplage und um so schlimmer, als sie in weitere Kreise kommen, zumal zu Beamten und Geistlichen, die gewöhnlich nicht die nötige Grobheit und Energie

haben, um ihnen die Tür zu weisen (Heiterkeit). Das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb habe zu viele Lücken. Die Selbsthilfe führe auf die Forderung einer Aenderung der Gesetzgebung. Da­mit sei Bayern vorangegangen. Zum Schluß ge­langte eine Resolution zur Annahme, in der ge­fordert wird, eine dringende Bitte an die K. Staats­regierung zu richten, mit allen gesetzlichen Mitteln auf eine Beseitigung der die seßhaften Betriebe schädigenden Mißstände im Wandergewerbe und Detailwesen hinzuarbeitcn und dafür folgende Maß­nahmen vorgeschlagen: Durch eine verschärfte Kon­trolle, durch eine höhere, gleichmäßigere steuerliche Heranziehung derWandergewerbebetriebe und strengere Bestrafung bei Uebertretungen der Gewerbeordnung. Gegen diese zweite Resolution sprach in scharfen Worten Eberle-Urach, während Handwerkskammer- Sekretär Freytag und Gewerbekammer-Sekretär Schäffer, beide aus Reutlingen, entschieden für die Resolution eintraten. Sodann wurden noch ver­schiedene, von einzelnen Gewerbevereinen gestellte Anträge, darunter solche, die eine Vereinfachung der Meisterprüfung, eine mäßige Verlängerung der Lehr­zeit, Gründung von Tarifgemeinschasten in den ein­zelnen Handwerkszweigen der Gewerbevereine, sowie eine Neuorganisation der bisherigen Fortbildungs­schule (Teilung in 2 Klassen) erstreben, von der Versammlung angenommen. Reallehrer Dambach- Göppingen empfahl sodann noch, daß die Verbands­leitung sich auf dem Gebiete des Versicherungswesens bemühe, der Sterbekasse für Mitglieder des hessischen Landesgewerbevereins und des Verbands deutscher Gewerbevereine mit dem Sitz in Darmstadt Eingang zu verschaffen. Der nächstjährige 49. Verbandstag wird laut Beschluß der Versammlung in Backnang stattfinden. Nachdem der seitherige Vorstand ein­stimmig wiedergewählt worden war, brachte Ver­bandsvorsitzender Schindler ein inzwischen einge- lanfenes Telegramm des Königs zur Vorlesung, in welchem den Mitgliedern der Versammlung für das Huldigungstelegramm wärmster Dank ausge­sprochen wurde.

Stuttgart, 24. August. Eine internationale Verkehrssprache wird besonders für Kongresse immer nötiger, darum haben sich auch schon verschiedene Ver­einigungen für Einführung des Esperanto ausge­sprochen, so der Freidenkerkongreß in Paris, ein Arbeiterkongreß in Chalons s. S. und in London der internationale Handlungsgehilfenverband. Am

l. August hat auf dem 3. Weltkongreß für christliche Liebestätigkeit in Genf eine offizielle Esperantover­sammlung stattgesunden, bei welcher folgende Länder vertreten waren: Schweiz, Deutschland, Frankreich, England, Spanien, Oesterreich, Italien, Böhmen, Dänemark, Norwegen, Rußland, Ungarn, Schottland, Japan, Nordamerika, Marshall-Jnfeln, New Zea- land. Nach begeisterter Entgegennahme der in Esperanto gesprochenen Referate der Herren Rev. Horace Dutton, Sekretär des Jugendbundes für Europa (englisch), Edmont Privat, Generalsekretär des 2. Esperanto-Weltkongresses in Genf (französisch) und Pfarrer Schneeberger in Laufen (deutsch), ge­nehmigte die Versammlung einstimmig die nachstehende Resolution, die ihr von Pastor Dr. Clark aus Nord­amerika, dem Begründer des Jugendbundes und Vorsitzenden des Weltverbandes fürChristliche Liebestätigkeit" vorgeschlagen war. Die Vertreter der Vereine für Christliche Liebestätigkeit aus 17 ver­schiedenen Ländern, welche sich für die Propaganda der internationalen HilfsspracheEsperanto" inte­ressieren und welche überzeugt sind, daß ihre Ver­breitung die christliche Brüderlichkeit in der ganzen Menschheit und dem Fortschritt des Reiches Christi in der ganzen Welt im höchsten Grade fördern wird, empfehlen die Erkennung des Esperanto ihren Brüdern und Schwestern in allen Ländern, und bitten die Vorstände und Führer aller nationalen Vereinigungen, die Einführung dieses neuen Bundesgliedes, welches die Herzen in geistlicher Liebe vereinigen soll, an­zubahnen und anzuregen." Der Weltbund für Christliche Liebestätigkeit" zählt gegen 70 000 Sek­tionen mit über 4 Millionen Mitgliedern; es ist darum dieser Beschluß für das Esperanto ein großer Erfolg.

Die Versicherungsanstalt Württemberg hat sich mit Genehmigung des Kgl. Landesversicherungs­amtes bereit erklärt, dem Bau- und Sparverein des Verbands der württ. Eisenbahn- und Dampfschiff- sahrtsunterbeamten, Obmannschaft Cannstatt (e. G.

m. b. H.), zur Erbauung von Arbeiterwohn­häusern in der Neckarhalde in Cannsttttt ein zu 3 Prozent verzinsliches Darlehen von 600 000 -Mi zu gewähren.

Stuttgart, 25. August. Ein Betrüger, der sich Heinrich Fischer, Kaufmann aus Darmstadt

nannte, hat gestern und vorgestern hier je ein möb­liertes Zimmer gemietet, in Schuh- und Zigarren­handlungen telephonisch um Zusendung von Waren ersucht. Der Gauner arbeitet nach einem System ähnlich demjenigen der Juwelenschwindler. In einem Hotel mietet er eine Wohnung von zwei Zimmern und macht dann bei Geschäftsleuten, vor­nehmlich Schuhwaren- und Zigarren-Händlern Be­stellungen. Die Waren erbittet er sich ins Hotel, sagt aber zum voraus, daß man dem Boten das nötige Wechselgeld mitgeben möge, da er mit einem Hundert- oder Fünszigmarkschein bezahlen werde. Werden dann die Waren ins Hotel gebracht und ist das Geld auf den Tisch gezählt, dann streicht es der Gauner ein und begibt sich ins Nebenzimmer, um angeblich denHunderter" zu holen. In Wirk­lichkeit aber verschwindet er durch die Tür des zweiten Zimmers auf Nimmerwiedersehen. Der Be­trüger, ein Bursche von 24 Jahren, groß und schlank, mit auffällig unreinem Gesicht, hat in ähnlicher Weise auch in Darmstadt und Mainz Betrügereien verübt und sich auch des Namens Heinrich Sander aus Karlsruhe bedient. Der Betrüger wird seine Schwindeleien vermutlich auch in anderen Städten fortsetzen.

H e ilbronn , 28. August. Unter dem Verdacht, den seinerzeit in Cannstatt verübten Raubmord an den: Bureaufräulein eines dortigen Photographen begangen zu haben, wurde gestern nacht in Karls­ruhe ein etwa 28 jähriger gut gekleideter Mann ausgegriffen und durch zwei Polizisten gefesselt. (Bestätigung bleibt abzuwarten.)

Geislingen, 27. Aug. Heute nacht zwischen 12 und 1 Uhr wurde der Versuch gemacht, die dem D. Hehler gehörige, an G. Eller verpachtete Bahn­hofrestauration hier in Brand zu stellen.

Herrenberg, 27. Aug. Durch einen Auto- mobilunsall auf der Strecke Oberjettingen-Herren- berg, bei dem der Wagen über eine etwa 8 Meter hohe Böschung hinabrannte und sich dann über­schlug, wurde ein etwa 13 jähriges Mädchen bedeutend verletzt. Die anderen Insassen kamen mit dem jähen Schreck davon.

Göppingen, 27. Aug. Ein schweres Un­glück, dem ein junges Menschenleben zum Opfer siel, ereignete sich heute vormittag an: Eingang der Karlstraße, in der Nähe der Sonnenbrücke. Ein Brauereifuhrwerk wollte an dieser Stelle in die Poststraße einbiegen, die gegenwärtig gesperrt ist. Der Fuhrmann wurde hieraus aufmerksam gemacht und riß infolgedessen seine Pferde kurz herum, um den Weg durch die Karlstraße zu nehmen. Dabei geriet das im 4. Jahr stehende Töchterchen des Taglöhners G. Hiller, das einem Ball nachsprang, unter die Pferde. Das Kind wurde niedergerissen und von dem nachfolgenden Wagen überfahren. Der Tod trat sofort ein.

Göppingen, 28. August. Aus dem verkauften Gemeindeobst (geschätzt zu 250 Simri oder 83 Zentnern) wurden 450 Mark erlöst. Außerdem übernehmen die Pächter der städtischen Güter um den Durchschnittspreis 392 Simri 130 Zentner.

Oberstenfeld, 27. Aug. Der Verkauf des diesjährigen Gemeindeobstes ergab 520 ML; das sind schätzungsweise ca. 5 -Mi pro Ztr.

Vom Unterland, 26. August. Den neueren Weinbauberichten imWeinbau", dem Organ des Württ. Weinbauvereins zufolge, ist Heuer im Unter­land im Durchschnittffs Herbst zu erwarten. Von Heilbronn wird konstatiert, daß die letzte warme Witterung für die Reife förderlich war und immer noch ein ansehnlicher Herbst, namentlich in Weiß- Rißling und Trollinger zu erwarten ist. Lauffen sieht einem knappen halben Herbst entgegen. Im Oberamt Weinsberg wird unbefriedigender Ansatz, aber schöne Entwicklung der vorhandenen Trauben gemeldet, Schwaigern erwartet nicht mehr als Vt Herbst, Gundelsheim UiVe, wo aber zu spät gespritzt wurde, gar nichts. Brackenheim berichtet, daß durch die Peronospora -'/» des Ertrags zerstört wurde und nur noch ein kleiner Herbst zu erwarten ist. Bietigheim stellt ffs Herbst in Aussicht.

Weingarten, 27. Aug. Der 4 jährige Sohn des fürstlich Wolfegg'schen Forstwarts in Fuchsen­loch hatte von den in der Nähe des Forsthauses wachsenden Tollkirschen gegessen und mußte nach kurzer Zeit eines qualvollen Todes sterben.

Stuttgart. lLandesProduktenbörse.1 Bericht vom 27. Aug. von dem Vorsitzenden Fritz Kreglinger. Das Getreidegeschaft bewegte sich Liese Woche in ruhigen Bahnen. Es herrschte jedoch reges Interesse für nord­amerikanischen Weizen. In Laplataware hat der Import fast ganz aufgehört. Für alten Russen ist andauernd gute Frage vorhanden, das Angebot aber hierin ist aber fast null. Mehlpreise per 100 stg inkl. Sack: Mehl Nr. 0: 30 Mk. Pfg. bis 31 Mk. Psg., Nr. 1: 28 Mk. 50 Pfg. bis