geschriebenen Bücher (Wanderbuch eines Ingenieurs", Der Kampf um die Cheopspyramide",Hinter Pflug und Schraubstock" u. f. w.) sind heute Gemeingut aller Gebildeten; ein neues Werk von ihm, eiu Roman,Der Schneider von Ulm", ist gegenwärtig unter der Presse und wird demnächst bei der Deutschen Verlagsanstalt erscheinen.

Vaihingen, 21. August. Bis zum August ds. Js. sind bei der Nordd. Hagelversicherungs­gesellschaft im ganzen Hagelgebiet an Schäden angemeldet für 46181140 Mk. Im vorigen Jahr wurde bis zu der gleichen Zeit für 39124 5:18 Alk. Schäden angemeldet. Das Jahr 1905 war für die Hagelversicherungsgesellschasten das ungünstigste seit ihrem Bestehen; es mußte daher 178 Prozent Nach­schußprämie in der Norddeutschen erhoben werden. Das Jahr 1906 übertrifft das Vorjahr bis 10. Aug. noch um rund 7 Millionen Mark Schäden.

Einsingen OA. Ulm, 25. Aug. Freitag abend 5 Uhr ging ein schweres Gewitter über unsere Mark­ung nieder. Ein Wolkenbruch mit Hagel vermischt brachte solche Wassermaffen, daß der Ort innerhalb einer Viertelstunde so unter Wasser gesetzt war, so daß manche Wohnungen geräumt werden mußten. Der Verkehr mit dem Bahnhof war stundenlang unterbrochen, da der Ortsbach zum reißenden Strom geworden, Stege und Brücken wegriß und demolierte. Nach kurzer Unterbrechung ging ein zweites Wetter los. Eine Viertelstunde lang ging ein Hagelschauer nieder, der an den Obstbäumen und Hackfrüchten ziemlichen Schaden angerichtet hat. Die herrliche Obststraße Einsingen-Eppingen ist dicht besät mit Obst und mit Aesten. An manchen Stellen liegen die zum Teil taubeneiergroßen Hagelkörner dicht aufgeschichtet. Zum Glück ist der größte Teil der Ernte eingebracht.

Langenargen, 25. August. Während eines heftigen Gewitters wurde gestern der Motorschiff­besitzer Berthold Meichle von Jmenstadt, welcher mit seinem Boot von Rorschach gegen Langenargen fuhr, vom Blitz erschlagen. In Bad Schachen schlug der Blitz in eine Villa, ohne zu zünden.

Hall, 26. August. Der Bauer Mayer in Bubenorbis hat beim Garbenführen seinen fünf­jährigen Knaben auf die Deichsel eines angehüngten Wagens gesetzt. Derselbe stürzte in einem un­bewachten Augenblick ab und brach das Genick.

Slus SlaSI» Bezirk uns Umgevung

Neuenbürg, 26. Aug. Aus Calmbach wird mitgeteilt, daß Hr. Schultheiß Hüberlen erklärt hat, aus Gesundheitsrücksichten von seinem Amt auf 1. Oktober ds. Js. zurückzutreten.

Teinach, 24. August. Hier fanden sich heute Vertreter von etwa der Hälfte der im Bezirk be­stehenden Darlehenskassenvereine zu einer Vorbe­sprechung betr. gemeinsamen Einkauf von Mostobst ein. Das Ergebnis des Meinungsaustausches war, den angeregten Gedanken zielbewußt weiter zu ver­folgen und die guten Erfahrungen, welche voriges Jahr die Brudervereine im Nachbarbezirk Nagold in dieser Hinsicht gemacht haben, auch für die dies­seitigen Vereine nutzbar zu machen.

Die Wteuverkinsfahrt;ur Waffrrkanlk.

Neuenbürg, 1. August 19W.

Der Ausschuß des württembergischen Landes­verbands des deutschen Flottenvereins hat auch Heuer wieder durch die Veranstaltung eines Ausflugs an die Wasserkante nach Bremen, Kiel, Helgoland und Hamburg vom 2.9. August ds. Js. einen guten Wurf getan und sich den unvergänglichen Dank aller Teilnehmer erworben. Von Anfang bis zu Ende eine ununterbrochene Kette großartiger und unauslöschlicher Eindrücke von der Wichtigkeit und Bedeutung unserer Kriegs- und Handelsmarine.

Wir, vom unteren Schwarzwald, allerdings nur zwei an der Zahl, ließen uns in Breiten von dem von Stuttgart herkommenden Extrazuge aufnehmen. Zum Zeichen, daß auch wir die Berechtigung zur Teilnahme haben, knüpften wir das schwarz-seidene Band um den Hut, ans welchem mit goldener Seide die vielsagenden Worte aufgenäht waren:Nord­deutscher Lloyd Kaiser Wilhelm II.", welches uns einige Tage vor der Reise von dem Unternehmer Rominger-Stuttgart zugesandt wurde. Frohgestimmt und guten Muts fuhren wir nun über Bruchsal, Heidelberg, Frankfurt zu.

In unserem Gutscheinbuch, das jeder Teilnehmer um -M 101. incl. Fahrkartensteuer vorher erstan­den hatte, war auf dem ersten Gutscheine zu lesen: Kaltes Mittagessen ohne Getränke in Frankfurt- i Sachsenhausen. Wir waren recht begierig, wie das

Deckenpfronn, 24. Aug. In rastloser Tätig­keit steht zuzeiten der Landmann. Hat ihn schon die Heuernte gut befriedigt, so stellt ihn erst recht das Ergebnis der diesjährigen Getreide- und Oehmd- ernte zufrieden. Roggen, Gerste und Dinkel wurden gut eingebracht und lieferten einen vollen Ertrag an Stroh und Körnern, und seit Menschengedenken sah man hier keine solch hochbeladene Oehmdwagen einfahrcn als Heuer. Die Obstaussichten sind sehr gering: wenig Birnen und fast keine Aepsel. Ganz und gar unbefriedigt von seiner Ernte ist der Bienen­züchter, da viele Völker nicht einmal genügend Honig zu ihren: eigenen Bedarf eingetragen haben.

Deckenpfronn, 24. Aug. Einen schönen Er­lös erzielte dieser Tage I. G. Einkörn hier aus einen: Paar Ochsen, für die ihm 1500 M bezahlt wurden. Im Stalle des Maurers Hafner sielen heute zwei Stück Rindvieh am Milzbrand, wodurch den: Besitzer ein Schaden von zusammen 730 .M entstand, wovon M> von der staatlichen Vieh­versicherungskasse ersetzt werden.

Altenfteig, 21. August. Auf dem am rechten Nagoldufer gelegenen Schloßberg wird gegenwärtig durch die Firma Berz u. Schwede, Inhaber Chr. O. Berz, Stuttgart eine städt. Parkanlage ausge­führt. Bei den dadurch bedingten Erdarbeiter: stieß man auf der Höhe des Bergkegels auf ansehnliche Blauerreste der alten Burg AltunsteigeZun: Thurm", daher heute noch die BezeichnungThurmerfeld", auf der nachweisbar bereits um das Jahr 1120 die Vögte der Grafen von Hohenberg, eines mit den Tübinger Pfalzgrafen verschwägerten Geschlechts ge­sessen hatten. Die Burg selbst ist längst vom Erd­boden verschwunden; denn schon in einer Urkunde vom Jahre 1624 heißt es:Zun: Thurm ist ein alt Burgstall bei Altenstaig abgegangen und ist nur noch eine Wand vorhanden." Soeben ist man da­mit beschäftigt, die Mauern freizulegen; dabei soll insbesondere möglichst peinlich alles in der Vorge­fundenen Gestalt erhalten bleiben.

Pforzheim, 19. Aug. G. B. Agoston, der Sohn des seit 50 Jahren in ganz Deutschland und Europa bekannten Hofkünstlers Agoston, produzierte sich gestern abend im Adlersaale hier als Hypnotiseur oder, wie es in milderer Form heißt, aus dem Ge­biete derWachsuggestion". Es war ihm, nament­lich anfänglich, nicht leicht, unter dem anwesenden Publikum geeignete Persönlichkeiten zu seinen Ex­perinrenten zu finden. Gar mancher, der sich ge­meldet hatte, mußte von ihn: zurückgewiesen werden. Im zweiten Teil seiner Vorstellung aber stellte sich u. a. ein junger Mann zur Verfügung, der, wie er auf Befragen später erklärte, sich vor mehreren Jahren anderwärts hatte hypnotisieren lassen und der ein wohlgeeignetes Medium abgab. Es be­durfte sozusagen nur eines Blickes des Experimen­tators, um den jungen Mann in den Zustand zu versetzen, in dem er von den unglaublichsten Wahn­vorstellungen sich beeinflussen ließ. Er stellte den Reichstagsabgeordneten Bebel dar, wie er im Reichstag gegen die Zigarettensteuer spricht, fühlte sich alsDeutschlands jüngster Dichter Waßmann", spielte den Kapellmeister u. s. w., durch seine un­

werden sollte. Eine weite Strecke vor dem Frank­furter Bahnhof draußen war eine große Anzahl Tische und Schrannen ausgestellt, an denen man sein Mittagsmahl verzehren sollte; ein jeder erhielt in zwei zusammengehefteten Pergamentbeutelchen je ein kaltes Kotelett und zwei belegte Brötchen, zum Nachtisch Stachelbeeren und Träuble. Wer etwas zu trinken bekommen wollte, mußte sichs redlich im Schweiße seines Angesichts erkämpfen. Es war übrigens ein heiteres, fideles Bild diese Aetzung von 554 Schwaben, die mich sehr lebhaft an meine Soldatenzeit im Manöver erinnerte. Ueber Darm­stadt, Bebra, Göttingen, Hannover gings nun weiter ! unserem Reiseziele Bremen zu. In Darmsladt hatte ein Stuttgarter Fräulein in der Damentoilette so lange zu tun, daß sie leider nur noch die Gelegen­heit hatte, unserem Zuge nachzuwinken; aber auch sie kam andern Tags wohlbehalten in Bremen an.

Auf den Stationen Elm und Bebra wurden die von uns Schwaben unerläßlichen Vesper eingenommen und so gut es ging der Durst gelöscht; unsere preußischen Landsleute hatten aber scheints keine Ahnung von dem schwäbischen Durst, sonst hätten sie sich besser vorgesehen, denn nur aus einem Fasse ergoß das edle Naß. Der Aufenthalt war kurz und somit mußte der größte Teil der Gesellschaft mit lechzender Zunge, dem strengen Kommando der preußischen Eisenbahner zum Einsteigen folgend, die Weiterreise antreten. In Hannover sollte es mir wenigstens besser gehen, denn ein guter Freund unseres l. Heimatstädtchens, der gegenwärtig in der

bewußten Vorführungen das Publikum ergötzend. Die Echtheit der Suggestion wurde von einen: Herrn aus dem Publikum geprüft. Der Experimentator hatte einen jungen Mann auf einen Stuhl gebannt. Der Herr bot ihn: ein Geldstück, wenn er sich vom Stuhl erhebe; vergeblich. Er bot ihm ein funkeln­des Goldstück und zeigte ihm schließlich seine ganze Barschaft; das Medium hatte nicht die Willenskraft, zuzugreifen.

Nagold, 24. August. Auf dem heutigen Vieh­markt waren zugeführt 16 Paar Ochsen, 110 Kühe, 40 Kälber, 51 Stück Schmalvieh. Verkauft wurden 12 Paar Ochsen mit einem Erlös von 10 896 -M, 55 Kühe mit 12 850 M, 26 Kälber mit 3280 M, 30 St. Schmalvieh mit 8892 Auf den Schweine­markt wurden 190 Läuferschweine und 480 Stück Saugschweine zugeführt, wovon 90 Stück Läufer­schweine mit einem Erlös von 2200 .Mi und 400 Saugfchweine mit 3800 .M verkauft wurden. Preis per Paar Läuferschweine 48 bis 100 M, Saug­schweine 2146 M

N euenbür g. (Flaschenwurs aus den: fahrenden Zuge!) Durch eine von einem Reisenden aus den: Wagenfenster geworfene Flasche wurde ein neben dem Bahngebiet beschäftigter Mann verletzt. Sein gegen die Eisenbahn gerichteter Schadenersatzanspruch wurde ihm vom Reichsgericht mit folgender Be­gründung zugesprochen: Der Vorderrichter fand die eigentümliche Betriebsgefahr der Eisenbahn hier darin, daß die Flugbahn durch den Zug abgelenkt und der Ausstoß aus den Boden beeinflußt wird. Das Vorliegen höherer Gewalt wurde verneint, da der Unfall in der gefährlichen Natur des Bahn­betriebs begründet sei, auch durch geeignetere Maß­nahmen als die bestehenden hätte vermieden werden können. Zu Unrecht bestreitet die Revision diese Ausführungen. Unrichtig ist es, daß die Ablenkung der Flugbahn und die Wucht des Ausfallens die­selben sein sollen, wie bei den Fuhrwerken. Die große Verschiedenheit der Geschwindigkeit begründet eine solche der Gesamtwirkung. Eine besondere Ge­fahr liegt ferner bei der Eisenbahn darin, daß der Werfende bei der Fahrgeschwindigkeit des Eisenbahn­zuges im allgemeinen die Wirkung seines Wurfes nicht ermessen kann, während ihn: diese bei einem Wurf aus einen: Wagen in der Regel möglich ist. Die Frage der höheren Gewalt ist zu Recht verneint.

Vermischtes.

Millionenerbschaft des Papstes. Graf Bertowa, der unter Napoleon III. kaiserlicher Zeremonienmeister war und in Monte Carlo ge­storben ist, soll dem Vatikan 6 Millionen Frcs. hinterlassen haben.

Ich bin der Finanzminister!" Wir lesen in:Nürnb. Anz.": Der verstorbene bayerische Finanzminister Frhr. v. Riedel war, wie bekannt, so unauffällig in seinem Aeußern, daß man ihn für alles andere eher, als für den Säckelmeister des zweitgrößten deutschen Bundesstaates halten konnte. Das kam, wie der Minister des öfteren selbst er­zählte, einmal drastisch zum Ausdruck. Minister

dortigen Gegend nach Kali bohrt, hatte sich zur Be­grüßung am Bahnhofe eingefunden und auch für Bier gesorgt. Groß war die Freude, so weit von der lieben Heimat entfernt einen so lieben Freund zu treffen und leerten wir aufs Wohl unserer Lieben im Schwarzwald Gläschen um Gläschen; der Durst war nämlich groß und die Gläschen ziemlich klein. Nur zu bald war der kurze Aufenthalt verstrichen und nun gings durch die Lüneburger Heide vollends Bremen zu, woselbst wir um 1! Uhr nachts ankamen.

Rasch eilten alle in das in den: Gntscheinbuch für jeden besonders bezeichnete Hotel, wo dann die Meisten nach der 14 ständigen Fahrt baldigst die erwünschte Ruhe aufsuchten.

Am andern Morgen den 3. August empfing uns an zuvor bestimmtem Sammelplätze unser Führer. Jeder Führer hatte einen Trupp von etwa 3040 Per­sonen. Zuerst gings nun in das Völkermuseum; was dieses Museum für Natur-Völker- und Handels­kunde zu sehen bietet, erregte in uns Staunen, be­sonders die lebenswahren und lebensgroßen Dar­stellungen in Gruppen aus dem Menschen- und Tierleben. Gleich beim Eintritt zeigt sich uns ein prächtiges, echtes Kriegskanoe aus Neuguinea mit Bemannung, die aus dem deutschen Schutzgebiet, dem Kaiser Wilhelmsland, stammt. Das Boot ist aus einem ausgehöhlten Stamme hergestellt. Dann folgten Gruppen in Lebensgröße von Baumwoll- pflanzern an der Arbeit, ganze Baumwoll-, Kaffee-, Thee-Plantagen en miniature und noch viel anderes.