Bauern sind mit der Qualität wie mit der Quantität der Halmfrüchte sehr zufrieden. Das Oehmdgras steht überall lehr reichlich und wird nun hoffentlich trocken vollends heimgebracht werden können.
Stuttgart. (Kapitalsteuerpflicht der Schulgemeinden.) Eine Schulgemeinde hat hinsichtlich ihres Zinseneinkommens gemäß Artikel 6 Ziffer kl des Kapital-Steuer-Gesetzes um Befreiung von der Kapitalsteuer nachgesucht, diesem Gesuch wurde aber von dem zuständigen Kameralamt nicht entsprochen. Eine beim Kgl. Steuerkollegium, Abteilung für direkte Steuern, erhobene Beschwerde wurde durch Entscheidung vom 30. Januar 1906 dir. 2370 als nicht begründet abgewiefen, somit sind die Schulgemeinden kapitalsteuerpflichtig. Die Begründung dieser Entscheidung lautet: „Der Schulgemeinderat L. begründet seine rechtzeitig eingelegte Kapitalsteuerbeschwerde damit, daß die Schulgemeinde als öffentliche Unterrichts- und Erziehungsanstalt gemäß Artikel 6 Ziffer 11 des Kapitalsteuergesetzes vom 8. August 1903 Steuerfreiheit genieße. Hiegegen ist jedoch geltend zu machen, daß Schulgemeinden zu den rechtsfähigen Körperschaften des öffentlichen Rechts zu rechnen sind und demgemäß der Kapitalsteuer nach Artikel 3 1 Ziffer 1 genannten Gesetzes unterliegen. Bei Berechnung ihres steuerpflichtigen Kapitalertrags dürfen allerdings diejenigen Zinsen außer Betracht gelassen werden, welche aus — ausschließlich für Schulzwecke wie zur Anschaffung von Schreibmaterialien usw. — bestimmten Stiftungen herrühren (Artikel 6 Ziffer 11 des Kapitalsteuergesetzes), da im vorliegenden Fall ungeachtet wiederholter Belehrung durch das Bezirkssteueramt derartige Stift- ungszinsen nicht namhaft gemacht wurden, liegt kein Grund vor, die Steuerveranlagung der Schulge- meindepslege aufzuhebeu, weshalb die Beschwerde, wie geschehen, abzuweisen war."
Stuttgart, 21. Aug. Der hiesige chilenische Konsul, Hr. C. Krauß, hat heute früh von seinem in Valparaiso lebenden Sohne die telegraphische Nachricht erhalten, daß, so viel ihm bis jetzt bekannt geworden, in Valparaiso wie auch in Santiago de Chile keine Württemberger ums Leben gekommen seien. In dem Telegramm wird auch noch bemerkt, daß die Angaben über den durch das Erdbeben verursachten Schaden, sowohl was die Zahl der Toten, wie auch was die Höhe der materiellen Verluste anbelange, stark übertrieben seien; der weitaus größere Teil des Unheils sei übrigens nicht durch das Erdbeben, sondern durch die ausgebrochene Feuersbrunst angerichtet worden. Nach der Ansicht des Stuttgarter Konsuls für Chile leben in Valparaiso gegenwärtig rund 3000 Deutsche, darunter 30—35 Württemberger; ebenso groß dürfte auch die Zahl der Württemberger in Santiago sein. Von einem aus Biberach a. d. Riß stammenden Kaufmann, der Mitinhaber einer Drogerie in Valparaiso ist, ist bei seinen Angehörigen in Biberach gleichfalls die Nachricht eingetroffen, daß sein Geschäft unversehrt geblieben und im übrigen der Schaden nicht allzu bedeutend sei.
Stuttgart, 20. August. Die Ursache des Kellerbrandes im Bahnhoshotel Heiler, dem Heiz-
Der Word in der KarOer-rahe.
5) Von Geheimrat Dr. L. Lange.
- (Nachdruck verboten).
Auch die Nachforschungen bei den übrigen Hausbewohnern verliefen nahezu erfolglos. Ein Patentanwalt, der unter Merten wohnte, gab an, daß sein Dienstmädchen früh morgens gegen 8 Uhr einen dumpfen Schlag gehört habe, als ob ein schwerer Körper zu Boden falle. Allein, ob der Schall aus der Merten'schen Wohnung gekommen sei, vermochte sie nicht mit Sicherheit anzugeben.
Der Bettler, dessen sich mehrere erinnerten, wurde so verschiedenartig beschrieben, daß eine Recherche nach ihm nicht die mindeste Aussicht aus Erfolg bot.
Dagegen war der Verdacht, welchen Weien gegen Merten gefaßt hatte, noch gesteigert worden. Es war auffallend, daß er den Körper noch warm gefunden haben wollte. Leider war Dr. v. Sere- dinskp noch nicht eingetroffen, der allein über den Zeitpunkt des Todes genaue Auskunft geben konnte. Es war ferner zu erwägen, daß, wenn Frau Alerten in der Tat in der letzten Zeit die Sperrkette vorzulegen gewohnt war, was freilich nicht genügend sestgestellt erschien, ihr Mann auch nicht in die Wohnung dringen konnte, ebensowenig ein anderer. Freilich, wenn sie diese zurückgeschoben hatte, um den Mörder, sei dies nun der Bettler oder ein anderer gewesen, einzulaffen, dann hatte der Mörder
material und Getränke wie Liköre, Weine re. in Höhe von etwa 10000 -4L zum Opfer sielen, ist auf die Unvorsichtigkeit eines jungen, rauchenden Angestellten zurückzusühren. Dieser wurde während seiner Arbeit in den Kellerräumen abgerusen, die Zigarette fiel in Holzwolle und entzündete diese. Die winklige Bauart des Kellers, sowie die im letzteren selbst wieder erhöhte Stelle des Kohlenlagers, weiter die sehr starke Rauch- und Gasentwicklung, dazu das Ausströmen von Leuchtgas aus einer defekt gewordenen Leitung in Verbindung mit nur einer einzigen zur Verfügung gestellten Rauchmaske erschwerten die Löscharbeiten ungemein. Das Befinden der durch Rauchvergiftung gesundheitlich geschädigten Personen ist zufriedenstellend.
Ulm, 20. August. Im großen Rathaussaale fand heute vor versammeltem Gemeinderat eine Submission statt auf 1 Million 4°/» bis 1912 untilgbare Ulmer Stadtobligationen. Entsprechend der günstigen Finanzlage der Stadt war die Beteiligung sehr gut, es konkurrierte u. a. auch die Preußische Staatsbank „Seehandlung" Berlin mit einem Angebot von 101,33°/», die Firma I. Guinbel am Markt in Heilbronn überbot sie mit 101,55°/» und erhielt den Zuschlag. Die neue Anleihe gelangt sofort zum Kurs von 102,40°/» zur Emission.
Ludwigs bürg, 20. Aug. In einigen Wochen soll das im Mürz völlig ausgebrannte Warenhaus Stern wieder eröffnet werden. Es hat sich bei den Wiederherstellungsarbeiten gezeigt, daß die offen zu Tage tretenden eisernen Träger durch die Einwirkung von Feuer und Hitze schwer gelitten hatten und daß die seinerzeit gehegte Befürchtung eines Einsturzes des ganzen Gebäudes berechtigt war. Bei dem Wiederaufbau wurden zur Verhütung einer Katastrophe sämtliche Sicherheitsmaßregeln getroffen.
Rottweil, 23. Aug. Seit heute früh 5 Uhr steht die Kunstmühle mit elektrischem Betrieb, Inhaber A. Lang, in Flammen. In dem Gebäude, das sich in der Nähe des Bahnhofes befindet, ist auch die Registratoren- und Kartonagenfabrik von Aberle u. Birk, Filiale Rottweil, untergebracht. Das Feuer, das mit reißender Schnelligkeit um sich greift, ist in den oberen Stockwerken ausgebrochen. Der Schaden ist sehr bedeutend, aber teilweise durch Versicherung gedeckt. Die Entstehungsursache ist unbekannt. 8. O.-L.)
Eßlingen, 23. Aug. Zu dem schon gemeldeten Unfall, der die Post Arosa-Chur betroffen hat und bei welchem Frau Weitbrecht und Tochter von hier verunglückten, wird noch berichtet, daß die Damen am gleichen Tag nach Arosa gekommen waren und abends nach dem Bestich einer zur Kur dort weilenden Tochter wieder nach Chur zurückkehren wollten. Bei denr Sturz über die Straßenböschung erlitt Frau Weitbrecht, die in einem Alter von 53 Jahren stand, so schwere Verletzungen, daß sie nach zehn Minuten, ohne das Bewußtsein wieder erlangt zu haben, verschied. Kondukteur Weißtanner erlitt einen Rippenbruch und eine Schulterausrenkung, der Postillon trug im Gesicht eine tiefe Wunde davon. Die beide anderen Passagiere, Dr. Junker und Frau aus Wien, wurden nur leicht verletzt.
bei seinem Weggange unmöglich die Sperrkette wieder vorlegen können.
Aber warum hatte Merten gesagt, daß seine Frau durch den Bettler erschreckt worden sei, während doch er selbst ihm geöffnet hatte? Warum hatte Frau Merten, wenn sie noch am Leben war, als der Briefträger klingelte, diesem nicht geöffnet? Wie sollte jemand in die Wohnung eingedrungen sein, wenn Frau Meineke doch kein Klingeln gehört hatte? War die Sperrkette vorgelegt gewesen, so hätte die Tür selbst mittelst Nachtschlüssels nicht geöffnet werden können! Aber daß die Sperrkette Vorgelegen hatte, war eine Annahme, die nur auf der ziemlich unbestimmten Aussage der Frau Merten beruhte. Dagegen war es zweifellos auffallend, daß Merten gar nichts von der Lebensversicherungspolice gesagt hatte.
Ueber diese beiden letzteren Punkte war vielleicht von ihm selbst Gewißheit zu erlangen.
Weien stieg wieder die drei Treppen zu Mertens Wohnung hinauf, nachdem er den ihm zur Verfügung stehenden Schutzmann zu Dr. v. Seredinskp enffandt hatte, um dessen Kommen möglichst zu beschleunigen.
„Ich muß noch über einige Punkte von Ihnen Aufklärung erbitten, Herr Merten," begann er. „Es ist Ihnen ja selbstverständlich ebensoviel wie mir daran gelegen, daß der Mörder Ihrer armen Frau zur Verantwortung gezogen werde."
„Gewiß."
„Also zunächst: Pflegte Ihre Gattin, nachdem
Heilbronn, 21. August. Das Schöffengericht hat die schon wiederholt wegen Milchfälschung vorbestrafte Milchhändlerin Luise Baum-Heilbronn wegen starker Milchfälschung zu der Gefängnisstrafe von 4 Wochen verurteilt.
Äus StaSt, üezirk uns Umgevung,
Die Bezirksosfiziere Major Bazing beim Landwehrbezirk Calw und Major z. D. Blaich beim Landwehrbezirk Reutlingen sind gegenseitig versetzt worden, so daß nun Major Blaich Bezirksossizier in Calw ist.
Feldrennach, 23. Aug. (Einges.) In Pfinzweiler brannte gestern mittag das von 3 Familien (Wilh. Dengler, Friedrich Kramer und Ludwig Kramer) bewohnte Wohn- nnd Oekonomiegebäude bis auf den Grnnd nieder. Ueber die Entstehungsursache des Feuers, das in der Scheuer entstanden sein soll, ist nichts bestimmtes bekannt.
Neuenbürg. Die Tageslänge nimmt im August schon recht bedeutend ab. Am 1. August ging unser Tagesgestirn 4 Uhr 20 Min. auf und 7.30 Ai in. unter, am 31. August erst 5 Uhr 9 Min. auf und schon 6 Uhr 51 A/in. unter. Die Sonne geht also am letzten August eine volle Stunde eher unter und eine Stunde später auf. Nur noch 13 Stunden 40 A/in. währt am letzten August der Tag.
Neuenbürg, 21. Aug. Wie viele Zigarren darf ein Wirt nach Ladenschluß verkaufen? Diese, weite Kreise interessierende Frage beschäftigte letzthin das Schöffengericht in Frankfurt a. M. Der Inhaber eines Käses war angezeigt worden, weil er einem Gast fünf Zigarren verkauft hatte. Nach Erhalt eines Strafmandates beantragte er richterliche Entscheidung. Der Vertreter der Anklagebehörde erachtete ein Vergehen gegen die Gewerbeordnung für vorliegend und beantragte eine Geldstrafe von 3 ^ Der Gerichtshof schloß sich diesem Antrag an, indem er zur Begründung des Urteils ausführte, der Wirt sei nicht berechtigt, mehr als eine Zigarre zum Genüsse auf der Stelle zu verabreichen. Ein gleiches Urteil fällte die ziveite Instanz.
Aus Herrenalb wird geschrieben: Der zwischen hier und Bernbach in etwa 700 Meter Meereshöhe gelegene Mauzenstein gehört zu den rätselhaftesten Denkmälern des Schwarzwaldes. Auf der Oberfläche des 5 Meter langen, 2,80—3,60 Meter breiten Sandsteinfelsens sind 12 kreisrunde Schüsselchen künstlich eingehauen. Zugleich liegt er auf der alten Grenze zwischen Eberstein und Herrenalb (Speyer), jetzt Baden und Württemberg, nach Norden zu. Von ihm führt die Mauzen steig nach Bernbach hinab. Neuesten» bat Professor Steuerwald (Worms) die Ansicht geäußert, er trage seinen Namen von Maut — oder A/auth — der Zoll, die Grenze, daher die Mauth in Nürnberg, der Mäuse-(Maut)turm im Bingerloch, also — der Grenzstein. Aber die 12 Schüsselchen reichen in ein höheres Alter hinauf und dienten zweifellos zur Niederlage von Opsergaben, als Blumen, Früchte usw., die vielleicht der vag. ^.bnoba dargebracht wurden.
Pforzheim, 22. August. Wie der „Schwüb. Merk." von unterrichteter Seite erfährt, werden
Sie fortgegangen waren, die Sperrkette vorzulegen?"
„Nein! Wenigstens heute hat sie es bestimmt nicht getan!"
„Woraus schließen Sie das?"
„Ich Hütte ja sonst mittags nicht hineingekonnt."
„Es ist doch auch möglich, daß der Mörder die Türe offen gelassen hat!"
„Allerdings. Aber ich habe nie die Sperrkette vorgelegt gefunden, wenn ich nach Hause kam."
„Es wundert mich, daß Ihre Gattin diese gewöhnliche Vorsichtsmaßregel nicht beobachtete, da sie doch, wie sie sagten, durch das Benehmen des Bettlers so erschreckt worden war. Sie muß diesem Umstand doch Wichtigkeit beigelegt haben, sonst hätte sie Ihnen den Bettler nicht so genau beschreiben können."
„Sie schilderte ihn ziemlich eingehend."
„Und trotzdem traf sie nicht einmal jene einfache Vorsichtsmaßregel!"
„Ich weiß auch nicht, warum sie dieselbe unterlassen hat! Ich habe sie sogar selbst noch darauf aufmerksam gemacht!"
„So! Nun, lassen wir das vorläufig auf sich beruhen. Ihre Gattin hatte eine Lebensversicherungspolice, nicht wahr?"
Es entging dem scharf beobachtenden Kommissar nicht, daß Merten, wenn auch nur für einen Moment, die Farbe wechselte.
„Ja!" sagte er dann rasch.
„Zu wessen Gunsten?"
„Zu meinen Gunsten."