lingen, Tübingen und Tuttlingen und zwar für die­jenigen Handwerkszweige, bei denen erfahrungs­gemäß am meisten Streitigkeiten vorzukommen pflegen. Die Einrichtung bezweckt, entstandene Meinungsverschiedenheiten in gewerblichen Dingen, insbesondere über Feststellung und Begutachtung des Umfanges, der Güte und des Wertes gewerblicher Leistungen und Erzeugnisse, wenn irgend möglich, im außergerichtlichen Verfahren durch Vergleich zu erledigen. Ferner beschloß die Kammer eine energische Stellungnahme gegen die drohende Er­höhung des Postportos für Briefe und Postkarten im Orts- und Nahverkehr.

Rottenburg, 21. Juli. Die Tagesordnung zum diesjährigen 48. Verbandstag der württ. Gewerbevereine, der vom 25. bis zum 27. Aug. hier stattfindet, berührt u. a. die Sicherung der Forderungen der Bauhandwerker, Hausierhandel und Detailreisen, Sterbekaffe und Vorstandswahl.

Freudenstadt, 19. Juli. Die Südd. Auto­mobil-Betriebsgesellschaft Freudenstadt läßt von heute an vom Bahnhof Freudenstadt nach dem in Oppenau einen Motoromnibus laufen. Mit einem 16sitzigen, stark gebauten, etwa 6V Ztr. schweren, wurde gestern eine Probefahrt gemacht nach Oppenau über die Kniebishöhe. Zur größten Befriedigung der Teil­nehmer verlief die Fahrt auf der zum Teil sehr gehirgigen Wegstrecke (Griesbacher Steige!) von 32 Kilometer. In 1 Stunde 40 Minuten war inan am Endziel und in 1 Stunde 46 Minuten fuhr man zurück zum Marktplatz. Ohne jegliche Störung fuhr scheinbar mit Leichtigkeit der Koloß die Griesbacher Steige hinauf und brachte feine 10 Insassen nach 35 Minuten auf Lamm - Kniebis zu­rück, von wo aus in 26 Minuten der Marktplatz Freudenstadt erreicht wurde. Wir zweifeln nicht, daß sich durch diese Betriebseröffnung eine lebhafte Frequenz an der Landesgrenze hüben und drüben zu gegenseitigem Vorteil entwickelt.

Von der oberen Donau, 21. Juli. Der Honigertrag ist infolge des schlechten Wetters Heuer bis jetzt gleich Null. Gleichlautende Nach­richten treffen aus allen Teilen Süddeutschlands ein.

Altshaufen, 18. Juli. Von einem traurigen Geschick wurde die Familie des Steinhauers Vogler hier betroffen. Als dieser seinen Kleinen die An­kunft eines neuen Brüderchens mitteilte, fehlte sein Töchterchen mit 2 Jahren. Nach einiger Zeit wurde das Kind in dem hochgehenden Bach, der am elter­lichen Hause vorbeisließt, als Leiche gefunden.

Kus StaSt» Bezirk uns Amgedung,

Infolge der vom 2. bis 14. ds. Mts. abge­haltenen Dienstprüfung ist u. a. Lehrer Adolf Fritz, Stellvertreter in Grunbach zur Versetzung von Schulstellen für befähigt erklärt worden.

Am 20. Juli ist von der Evangelischen Ober­schulbehörde die Schulstelle in Aufhaufen, Bezirks Heidenheim, dem Unterlehrer Karl Fegert in Birkenfeld; die 2. Schulstelle in Fluorn, Bezirks Horb, dem Unterlehrer Matthias Marquardt in Schwann; die Schulstelle in Römlinsdorf, Be­zirks Horb, dem Unterlehrer Otto Hey buch in Calmbach übertragen worden. Zur Bewerbung ausgeschrieben ist die Schulstelle in Schwarzen­berg, Bezirksschulinspektorats Höfen, mit dem Normalgehalt, 100 Ortszulage, freier Wohnung und der gesetzlichen Belohnung für Abteilungsunter­richt; Termin 3 Wochen.

Neuenbürg. Um das unliebsame Nachlösen von Fahrkarten unterwegs möglichst zu ersparen, hat die hiesige Bahnhofverwaltung' in dankenswerter Weise die Genehmigung erbeten und erhalten, daß am hiesigen Fahrkartenschalter Fahrkarten nach sämtlichen württemb. Stationen auch über die badische Strecke PforzheimMühlacker ausgegeben werden können. Besonders angenehm für Reisende in der Richtung Heilbronn, Mergentheim, Hall, Nördlingen, Aalen, Ulm, Friedrichshafen rc. Da die meisten dieser Karten erst geschrieben werden müssen, ist natürlich notwendig, dag die betr. Reisen­den möglichst frühzeitig ihre Karten lösen, da sonst eine Ausfertigung derartiger Karten nicht möglich ist. Bei dieser Gelegenheit wird noch darauf auf­merksam gemacht, daß seit einiger Zeit schon Rund­reise! arten PforzheimHorb TübingenStutt­gartMühlackerPforzheim, sowie Landeskarten und Umwegs karten hier aufliegen.

Neuenbürg, 23. Juli. Man hat sich nach­gerade daran gewöhnt, daß die Sonntage meist ver­regnet werden. Auf mehrere Tage mit geradezu tropischer, schwüler Temperatur, ja fast unerträglicher Hitze gab es am Freitag den lieben langen Tag einen wohltuenden Regen, der aber Abkühlung nur für kurze Zeit brachte und da,wie das Wetter

am Freitag so auch am Sonntag", so löste am gestrigen Tage bis über Mittag ein feiner Gewitter­regen den andern ab. Alan muß sich eben einmal mit der Unsicherheit der Witterung des heurigen Jahrgangs abfinden, und daß man dies tut, das zeigte auch der gestrige Sonntag. Die projektierten gemeinsamen Ausflüge der Vereine, namentlich des Schwarzwald - Vereins, die Wanderung der Touristen werden unbekümmert um die launische Witterung ausgeführt. Auch die Badverwaltung in unserem schönen Wild bad ließ sich nicht abhalten, die wieder in großem Stile geplante Beleuchtung der einzigartigen Enzanlagen auszuführen. Und dies­mal hatte sie besonders Glück, mit denn Regen hörte es gegen 2 Uhr mittags auf, just zu der Zeit als schon Notplakate vorbereitet wurden, welche die Ver­schiebung derBeleuchtung" wegen des Geivitteregens ankündigen sollten. Es wehte eine andere Luft, die noch einen schönenMittag meinen noch schöneren Abend brachte zur Freude der ganzen großen Zahl von Badegästen und der vielen aus Pforzheim und den übrigen Enztalorten zugeströmten Ausflügler. So konnte auch schon das große Benefiz-Konzert des Kur­orchesters in den Anlagen von U-45 Uhr un­gestört von statten gehen, und zwar unter einer Beteiligung des Publikums, wie wir dies noch wenig gesehen haben, oder nur z. Zt. der Hochsaison, und in dieser befindet sich ja jetzt unser Wildbad. Dazu kam der vielversprechende Genuß, das Schauspiel der Enzanlagenbeleuchtung. Mit Eintritt der Dunkelheit ergoß sich der Schimmer von buntfarbigen Lampions aus dem grünen Blätterdach der Hauptallee feenhaft herab auf die wogende Menge der Beschauer. Ganz lieblich, originell und prächtig war wieder das steile Gelände der Anlagen des Charlottenwegs herausgeputzt. Die ganze Be­leuchtung bot einen wundervollen Anblick und war wieder mit ihren vielfach neuen, eigenartigen Zu­sammenstellungen, die dem Charakter der Anlagen aufs geschmackvollste angepaßt sind, von prächtiger Wirkung. Natur und Kunst vereinigten sich zu schönster Harmonie. Das Feuerwerk, wie bisher von Pyrotechni­ker Fischer-Cleebronn geliefert und arrangiert, gelang in den meisten Nummern aufs beste; es fand seinen effektvollen Abschluß unter dem Bombardement von Granaten, Mosaiken und Donnerschlägen mit dem Namenszug des Königs in einem Baldachin, über­ragt von der Königskrone, während die Bläser des Kurorchesters die Königshymne spielten. Ein langer mit etwa 1500 Personen besetzter Ertrazug brachte die Gäste aus den unterhalb Wildbad liegenden Enztalorten nach Hause zurück.

Neuenbürg, 21. Juli. Von einem Anhänger der Planetentheorie wird demSchw. B." ge­schrieben, daß der Schluß dieses Monats für den Südwesten Europas kritisch wird. Ein Erdbeben und vulkanische Tätigkeit des Vesuvs seien nicht aus­geschlossen. Für den Monat August möchte derselbe Prophet als kritisch erster Ordnung den 19. und 20. bezeichnen, den 13. und 24. zweiter Ordnung; wiederum dürfte Italien (Rom) Erderschütterungen zu verspüren haben.

Neuenbürg, 19. Juli. Jetzt zur Zeit des Beerensammels sei hiermit wiederholt auf die giftige Nachtfchattenbeere aufmerksam gemacht, welche durch ihre blauschwarze Farbe den Heidel­beeren ähnelt, und besonders von den Kindern für eßbar gehalten wird. Der Nachtschatten gehört zur Familie der Kartoffel, und fast überall in Wald und Feld trifft man die schöne Pflanze mit den glänzenden, schwarzen, aber totbringenden Beeren. Der Genuß einiger Beeren erregt Uebel- keit, zehn derselben können den Tod herbeiführen. Zeigt sie den Kindern und warnt sie vor dem Ge­nuß derselben.

Tein ach, 20. Juli. Heute wurde unser Bade­ort von dem Vorstand der medizinischen Klinik in Tübingen, Professor Romberg, der mit etwa 40 Medizinern eine Studienreise unternommen hatte, besucht. Unter Führung des leitenden Badearztes Dr. Krone besichtigten die Herren mit großem Interesse unsere neuangelegten Mineralbüder, die Trinkhalle, die Wasserheilanstalt, sowie die Füll­räume für den Wasserversand. Nachdem dann noch die sehenswerten Räume des Badhotels in Augen­schein genommen waren, verließen die Herren sehr- befriedigt unser liebliches Schwarzwaldtal, um weiterhin Wildbad einen Besuch abzustatten.

Pforzheim, 20. Juli. Wegen der Ablehnung der Bahnunterführung durch den Landtag scheinen sich die erhitzten Gemüter rascher abgekühlt zu haben, als man nach der vorhergegangen Agitation an­nehmen mußte. Wir sind überzeugt, daß nach Fertig­stellung des jetzt Geplanten auch die seitherigen

Gegner befriedigt sein werden. In der gestrigen Generalversammlung des Arbeitgeberverbandes wurde u. a. beschlossen, vom 1. Oktober ds. Js. ab eine Besserbezahlung der sog. Weilarbeit (Ueberzeitarbeit) um 20"/» eintreten zu lassen. Man ist damit eines­teils den Wünschen der Arbeiterbevölkerung ent- gegengekommen, andernteils dürfte diese Maßregel geeignet sein, eine Einschränkung dieser Arbeit auf das Allernotwendigste herbeizuführen.

Pforzheim, 21. Juli. Der heutige Schweine­markt war mit 137 Milchschweinen befahren, von denen 80 Stück, das Paar zu 3038 Mk., ver­kauft wurden.

vermischtes.

Auf der großen allgemeinen Ausstellung für das Gastwirtsgewerbe in Augsburg wurde der Maggi-Gesellschaft die Bayerische Staatsmedaille zuerkannt.

Was alles auf der Eisenbahn verloren geht. DerAnzeiger überzähliger Gepäckstücke" beginnt mit der Zunahme des sommerlichen Reise­verkehrs wieder ganz interessant zu werden. Alle Eisenbahngüter uffv., mit denen die betreffende Sta­tion oder Verwaltungsstelle mangels Adresse nichts anzufangen weiß, werden bekanntlich gewissenhaft ge­bucht, und die gedruckte Liste wandert bis in die entferntesten Ecken des weitverzweigten deutschen Eisenbahnnetzes, um auf diese Weise die sich an­häufenden Gegenstände los zu werden. Auffallend groß ist die Zahl der Fahrräder, die inVergessen­heit stehen bleiben." Man sollte nicht meinen, daß ein kilometerwütiger Radfahrer die Bestimmungs­station ohne sein Stahlroß verlassen kann. Nicht minder unbegreiflich mag es dem Laien erscheinen, wenn ein Geschäftsreisender irgendwo seine Muster­koffer ohne die er doch nicht arbeiten kann stehen läßt. Weniger wird man sich über eine un­zählige Zahl von Gepäckstücken wundern dürfen, welche Garderobegegenstände aller Art, namentlich Damen- und Kinderkleider, enhalten. Entschuldbar mag es auch erscheinen, wenn bei der Hitze dieser oder jener in dem davonfahrenden Zuge seinen Ueberzieher mit Bädecker oder Zigarrentasche und verschiedene Mitbringedüten hängen läßt. Recht betrübt mag jener Säugling dreinschauen, dessen Kinderwagen im Trubel des Gepäckverkehrs ab­handen gekommen und nun in irgend einer Ecke eines Güterschuppens sich wieder aufgefunden hat, weil dieHerren Eltern" die Signierung nicht ord­nungsgemäß ausgeführt haben.

Villingen, 17. Juli. Eine heitere Episode erlebte gestern das Großherzogspaar auf ihrem Spaziergang im Stadtwalv. Ein biederer Wald­arbeiter war gerade mit Holzaufräumen beschäftigt als die Großherzoglichen Herrschaften des Weges daherkamen. S. K. H. der Grogherzog sprach den Waldarbeiter an und frug ihn, was er da mache. Der Waldarbeiter antwortete:Er mäße den Weg sauber halten, da Großherzogs im Waldhotel wären." Die Hohen Herrschaften ließen sich dann mit ihm in ein Gespräch ein und es entspann sich dann zwischen S. K. H. dem Großherzog und dem Waldarbeiter etwa folgende Unierhaltung: Auf die Frage des Großherzogs, wie lange er schon derartige Arbeiten verrichte, antwortete er,daß er schon 60 Jahre als Waldarbeiter tätig sei; es gäbe immeü viel zu tun, denn die Stadt brauche gegenwärtig viel Holz." Der Großherzog erkundigte sich sodann nach seinem Alter:er sei 77 Jahre" gab der Waldarbeiter als Antwort zurück und auf die Worte des Großherzogs er (der Waldarbeiter) sei dann ja nur drei Jahre jünger als er fragte der Holzarbeiter, dann seid Ihr wohl der Großherzog." S. K. H. der Großherzog bestätigte ihm dies und mit wahrer Begeisterung sagte der Waldarbeiter,dann ist das wohl (auf I. K. H. die Großherzogin zeigend) die Landesmutter." Der Großherzog bejahte ihm auch diese Frage und sichtlich erfreut darüber wendete sich der Holzarbeiter mit den Worten an das Großher­zogspaar:Das will ich Euch sagen, s' Volk ist aber auch zufrieden mit Euch." Freundlich grüßend verabschiedeten sich hierauf die Hohen Herrschaften von dem Waldarbeiter. Mit Vergnügen gaben das Großherzogspaar bei der Abendtafel dieses Erlebnis in ihrer Umgebung bekannt.

London, 16. Juli. In Herfordshire ist nach langer schwerer Krankheit der afrikanische Minen­magnat, Alfred Beit, gestorben. Man schützt hier in unterrichteten Kreisen sein Vermögen auf 1000 Millionen (eine Milliarve) das ist eine Ziffer, bei welcher die Vorstellung über irgend eine Verwend­ungsmöglichkeit des Kapitals vollständig versagt.