Württemberg.

Stuttgart, 2. Juli. Der König hat seine Ermächtigung erteilt, daß das vom Kaiser unterm 29. Mai ds. Js. genehmigte neue Exerzier­reglement auch bei dem württembergischen Armee­korps zur Einführung gebracht wird. Der neu­ernannte Kultminister von Fleischhauer hat heute in Gegenwart der übrigen Staatsminister den Eid in die Hände des Königs abgelegt. Bei der Generaldirektion der Staatseisenbahnen und deren Hilfsbureaur, mit Ausnahme der Eisenbahnhaupt­kasse und des Bekleidungsamts, wird für die Zeit vom 16. Juli bis 1. September die Durch­arbeitszeit versuchsweise eingeführt. Die Dienst­stunden dauern von 7.302.30 Uhr.

Stuttgart, 3. Juli. Die Kammer der Abgeordneten wählte in ihrer heutigen Sitzung an Stelle des erkrankten Abg. Hang den Abg. Wolfs in die Finanzkommission und an Stelle des Abg. Rembold - Aalen den Abg. Walter in die Justizgesetzgebungskommission. Hierauf wurde eine Petition betr. die Erbauung einer Bahn von Herrenberg über Weilderstadt nach Pforzheim der Regierung zur Kenntnisnahme empfohlen und sodann mit der Beratung der Denkschrift über die Tarifreform, die vor einigen Tagen den Ständen unterbreitet wurde, begonnen. (Bericht folgt.)

Stuttgart, 2. Juli. Vom Kaiser!. Reichs­marineamt in Berlin ist einer hiesigen Firma die gesamte Ausstattung des neuerstellten kaiserlichen Gouvernements in Tsingtau übertragen worden.

Stuttgart, 1. Juli. Nach den: Muster anderer Großstädte hat der Verein für Fremdenverkehr regelmäßige tägliche Rundfahrten mit einem vier­spännigen, besonders für diesen Zweck gebauten Wagen, eingerichtet, wodurch den Fremden Gelegen­heit gehoten werden soll, die Sehenswürdigkeiten von Stuttgart-Cannstatt und Umgebung auf praktische, angenehme und billige Weise zu besichtigen. Die Auswahl der Route kann als eine glückliche be­zeichnet werden, auch ist der Fahrpreis von 3 Mk. pro Fahrt und Person im Hinblick auf das Gebotene ein verhältnismäßig niedriger. Der Wagen wird auf jeder Fahrt von einem mit den lokalen Verhältnissen durchaus vertrauten Kurier begleitet, der den Teil­nehmern die nötigen Aufschlüsse und Winke zu geben hat. Gestern vormittag fand vom Schloßplatz aus mit einer Anzahl geladener Gäste die erste Rund­fahrt als Probefahrt statt, die einen durchaus be­friedigenden und gelungenen Verlauf nahm.

Stuttgart, 2. Juli. Die Ladenfleischpreise sind mit Wirkung vom 1. Juli an von der Kom­mission für die Feststellung für die Fleifchpreise folgendermaßen festgesetzt worden: Ochsenfleisch 85 I; Rindfleisch 1. Qualität 80 2. Qualität

75 I; Kalbfleisch 1. Qualität 85 Z, 2. Qualität 80 I; Schweinefleisch 80 ^s, Hammelfleisch 70 je pro Pfund. Ein Preisabschlag tritt demnach beim Kalbfleisch um 5 I ein.

Für das Landesfeuerwehrfest in Tutt­lingen ist nach Mitteilung der Generaldirektion der württ. Eisenbahnen Fahrpreisermäßigung gewährt worden in der Weise, daß einfache Karten, welche am 27., 28. und 29. Juli von Feuerwehrleuten, die sich durch Uniform oder Festzeichen an den Abgangs­stationen legitimieren, nach Tuttlingen gelöst werden und mit Rückfahrtstempel versehen werden, auch für Rückfahrt gültig sind bis 5. August. Ebenso ist von der K. Generaldirektion ein Sonderzug nach Singen am Montag den 30. Juli genehmigt worden; Tutt­lingen ab 10 Uhr morgens. Singen an 11 Uhr; Singen ab 4.40 nachm., Tuttlingen an 5.47. Der Fahrpreis für diesen Ertrazug beträgt 1.70.

Freudenstadt, 2. Juli. Bei der gestern ab­gehaltenen Generalversammlung des Bezirksvolks­vereins Freudenstadt wurde Reichstagslagsabge­ordneter Wagner-Stuttgart als Kandidat zur Landtagswahl aufgestellt.

Nürtingen, 3. Juli. Heute früh verschied hier im hohen Alter von 86 Jahren Geheimer Kommerzienrat Heinrich Otto. Mit dem Ver­storbenen ist ein hochverdienter Senior der württ. Großindustrie, ein Bahnbrecher auf dem Gebiet der Baumwollindustrie dahingegangen, der, von kleinen Anfängen ausgehend, durch unermüdliche Tätigkeit Erfolge erzielte, wie sie selten erreicht werden.

Feuer buch, 3. Juli. Infolge ehelicher Zer­würfnisse feuerte gestern ein in einer hiesigen Fabrik angestellter Kaufmann auf seine Frau mehrere Revolverschüsse ab und richtete dann die Waffe gegen sich selbst. Während die Frau leichter verletzt ist, mußte der Mann schwer verletzt ins Katharinen­hospital nach Stuttgart überführt werden.

Stuttgart. lLandesProduktenbörse.1 Bericht vom 2. Juli von dem Vorsitzenden Fritz Kreglinger. Wie alljährlich um diese Zeit gab es auch diese Woche an den amerikanischen Börsen größere Preisschwankungen, die sich schließlich mehr nach unten bewegten. Ein Rendement daher liegt jedoch noch in weiter Ferne und da die Quali­täten in den letzten Jahren sehr gering und teilweise kaum transportfähig waren, werden die Importländer, selbst wenn die Preise sich noch viel mehr drücken würden, nur mit allergrößter Vorsicht an den Bezug von nordamerikan­ischen Früchten Herangehen. Von Rumänien liegen zu­verlässige Nachrichten vor, wonach infolge anhaltender starker Regengüsse die Qualitäten abermals sehr gelitten haben. Rußland dürfte allem Anschein nach ebenfalls mit emer kleineren als der vorjährigen Ernte zu rechnen haben, und die Zufuhren von Argentinien dürften sehr bald ihr Ende erreicht haben. Die Preise aller Fracht­gatlungen haben sich angesichts der geschilderten Verhält­nisse auch diese Woche nicht viel verändert. 'Mehl- preise per 100 Kilogramm inkl. Sack: Mehl Nr. 0: 30 Mk.

Pfg. bis 31 Mk. Psg., Nr. 1: 28 Mk. 50 Pfg. 29 Mk. 50 Pfg., Nr. 2: 27 Mk. - Psg. bis 28 Mk. - Pfg., Nr. 3: 25 Mk. 50 Pfg. bis 26 Mk. 50 Pfg., Nr. 4 23 Mk.

Pfg. bis 24 Mk. Psg. Suppengries 30 Mk. Psg. bis 31 Mk. Pfg. Kleie 10 Mk. Pfg. 10 Mk. 25 Psg.

Slus StaSt» BLZli-k uns Umgebung,

Neuenbürg, 30. Juni. Die diesjährigen Ge­richtsferien nehmen um 15. Juli ihren Anfang und dauern bis 15. September. Nur in dringenden Fällen werden während der Gerichtsferien in Zivil- prozesfen Termine abgehalten und Entscheidungen ge­fällt. Solche Angelegenheiten werden als Ferien­fachen bezeichnet und das Gerichtsverfassungsgesetz rechnet zu diesen: Arrestsachen, Meß- und Markt­sachen, Hausmietstreitigkeiten, Wechselsachen und Bausachen, wofern über die Fortsetzung eines ange­fangenen Baues gestritten wird. Das Gericht kann indessen auf Antrag auch andere Sachen, soweit sie besonderer Beschleunigung bedürfen, als Feriensachen bezeichnen. Auf das Mahnverfahren, das Zwangs- vollstreckungs- und das Konkursverfahren sind die Gerichtsferien ohne Einfluß, ebenso auf die Straf­prozesse.

Neuenbürg, 1. Juli. Im Anschluß an den Bericht in Nr. 100 ds. Bl. v. 29. Juli ds. über die 22. Versammlung des Württ. Forstvereins in Schorndorf ist noch mitzuteilen, daß die Ver­sammlung beschlossen hat, die Tagung des Vereins im nächsten Jahr ausfallen zu lassen mit Rücksicht auf die deutsche Forstversammlung, welche 1907 in Straßburg stattfindet, dafür die Versammlung des Württ. Forstvereins 1908 in Neuenbürg abzuhalten.

Neuenbürg, 3. Juli. Gestern abend gegen 9 Uhr ging hier von Mund zu Mund das Gerücht, es sei ein Kind im Walde beim Schützenhause ermordet, ein Mann sei mit einem Kind auf dem Rücken zuvor gesehen worden, 1214jährige Knaben wollten das Kind schreien gehört und einen Mann gesehen haben. Die Landjägerschaft und weitere beherzte Männer begaben sich alsbald an den bezeichnten Platz, während die Einwohnerschaft in begreiflicher Aufregung das Ergebnis der Nach- suchung abwartete. Diese Aufregung wurde noch dadurch vermehrt, daß eine Bahnarbeitersfrau nach ihrem 12 jährigen Buben, welcher das Essen zu tragen hatte, suchte. Der Knabe stellte sich zwar bald ein, und die Nachsuchung im Walde blieb ergebnislos, so daß man noch keinerlei Aufklärung darüber hat, ob sich die Angaben der eingangs erwähnten Kinder überhaupt bestätigen.

Neuenbürg, 3. Juli. Gestern abend zwischen 7 und 8 Uhr wurde der seit einiger Zeit ohne Be­schäftigung in Pforzheim wohnende ledige 31jährige Georg Roth, Zimmermann von Schwetzingen, zwi­schen der Pumpstation des Wasserwerkes Birkenfeld und dem Bahnwarthaus an der Stelle, wo die Straße eine ziemlich starke Biegung macht, von einem talabwärts daherkommenden Automobil ange­fahren. Roth hatte noch so viel Kraft, sich an den Waldrand zu schleppen, wo er daun besinnungslos liegen blieb. In diesem Zustande wurde er dann später von einem Fuhrmann gefunden und gegen 11 Uhr ins Bezirkskrankenhaus hierher verbracht, wo ihm sofort ärztliche Hilfe zuteil wurde. Die Verletzungen sind in der Hauptsache an der linken Seite. Roth erzählt, daß er einem von Pforzheim kommenden Automobil ausweichen wollte, gleichzeitig aber auch ein solches von der entgegengesetzten Seite kam, er fesi noch in eine ganze Staubwolke einge­hüllt gewesen, als er von dem von Neuenbürg kommenden Auto angefahren wurde, welches, ohne sich um ihn zu bekümmern, fortgerast sei.

** Feldrenn ach, 3. Juli. Der am letzten Sonntag von einem Burschen aus Ottenhausen an­gefallene 18 Jahre alte Gottlieb Genthner liegt schwer krank darnieder und dürfte mit dem Leben kaum davonkommen. Den bedauernswerten Eltern

wendet sich herzliche Teilnahme zu. Im Orte Pfinzweiler kam es letzten Sonntag unter er­wachsenen Ortsangehörigen aus geringfügigem Anlaß zu einer großen Schlägerei, in deren Verlauf vier Personen schwer blessiert wurden. Die leidigen Vorkommnisse mahnen eindringlich zu größerer Vor­sicht im Genuß alkoholiger Getränke und zu besserer Einträchtigkeit und Verträglichkeit.

Calw, 2. Juli. Das gestern von der hiesigen Schützengesellschaft abgehaltene Nachbarschafts­schießen war von Schützenfreunden aus Wildbad Höfen, Neuenbürg, Pforzheim und Hirsau sehr zahl­reich besucht. Das Schießen dauerte mit kurzer Unterbrechung von '/-II Uhr vormittags bis 6 Uhr abends und ergab folgende Schießresultate: Fest- scheibe: 1. Preis Fabrikant Schmidt-Neuenbürg, 2. Preis E. Schmidt-Neuenbürg, 3. Preis Hart- mann-Neuenbürg, 4. Preis Ackermann-Neuenbürg- Wildbad, 5. Preis Kain er-Neuenbürg, 6. Preis Beißer-Calw, 7. Preis Deyle-Calw, 8. Preis Hippelein-Calw. Feldhauptscheibe: 1. Preis Claß-Calw, 2. Preis Deple-Calw, 3. Preis Fabrikant Schmidt-Neuenbürg. Standhaupt­scheibe: 1. Preis Deile-Calw, 2. Preis Fabri­kant Schmidt-Neuenbürg, 3. Preis C. Beißer- Calw, ImWaldhorn" hier, woselbst man sich nach Schluß des Schießens zusammenfand, kamen die von den Schützen gestifteten Preise zur Austeil­ung, wobei sich recht hübsche Gegenstände namentlich aus der Pforzheimer Industrie befanden. Nach der Preisverteilung und den üblichen Toasten der beiden Schützenmeister Deyle-Calw und Fabrikant Schmidt- Neuenbürg - verblieb leider nur noch wenige Zeit, nachbarliche Beziehungen beifreundlichem Trunk" zu pflegen. Um 9 Uhr fuhren die werten Gäste wieder der Heimat zu.

Liebenzell, 3. Juli. Das am Sonntag hier abgehaltene Gauturnfest des Nagoldgaues nahm einen schönen Verlauf. Während des Festzuges, sowie auf der Tribüne trug die Sängerriege des Nagolder Vereins durch ihre Chöre viel zur Ver­schönerung des Festes bei. Die Damenriege des Turnvereins Calw bot schöne Aufführungen, welchen reicher Beifall gezollt wurde.

** Pforzheim, 2. Juli. In Dillweißenstein feierte gestern die dortige freiwillige Feuerwehr ihr 25jähriges Jubiläum, wobei von 140 Mitgliedern im ganzen nicht weniger als 27 das vom Groß­herzog gestiftete Ehrenzeichen für 25jährige treue Feuerwehrdienste erhalten konnten.

Pforzheim. Zur Erlangung von Plänen für die Erweiterung der Stadt Pforzheim hat der hiesige Stadtrat ein Preisausschreiben erlassen, das Preise von 3000, 2000 und 1000 -FL vorsieht. Die Pläne sind bis längstens 5. Januar einzureichen.

Mühlhausen, an der Würm, 1. Juli. Der Schaden, den das letzte Hagelwetter anrichtete, ist noch größer als ursprünglich angenommen wurde. Er wird auf hiesiger Gemarkung auf 8090 000 -FL geschätzt. Hopfen, Getreide, Kartoffeln, Dickrüben, alles ist zusammengeschlagen, die Obstbäume stehen leer, die Futterwiesen sind durch Zerwühlen und Fort­spülen des Humus arg mitgenommen. Von den frisch­gemähten Wiesen wurde der Grasschnitt wegge­schwemmt. Seit Menschengedenken ist kein solches Wetter dagewesen. Aehnlich ist es in Tiefenbronn, in Lehningen, Hausen, Steinegg und in der würt­tembergischen Nachbarschaft besonders in Wimsheim.

Nagold, 2. Juli. Auf dem heutigen Vieh­markt waren zugeführt 6 Paar Ochsen, 128 Kühe, 40 Kälber, 58 Stück Schmalvieh. Verkauft wurden 44 Kühe mit 10 282 16 Kälber mit 1999 -FL,

24 Stück Schmalvieh mit 3865 ^ Auf dem Schweinemarkt wurden 220 Läuferschweine und 540 Stück Saugschweine zugeführt, wovon 150 Stück Läuferschweine mit einem Erlös von 5250 -FL und 420 Saugschweine mit 8800 verkauft wurden, Preis per Paar Läuferschweine 50113 -FL, Saug­schweine 3150 -FL

Neuenbürg, 2. Juli. (Bauernregeln vom Juli.) Wenn gedeihen soll der Wein, muß der Juli trocken sein. Am Margaretentage ist der Regen eine Plage. Die erste Birn' bringt Margaret, drauf überall die Ernt' angeht. Hundstage hell und klar verkünden uns ein gutes Jahr. So golden die Sonne im Juni strahlt, so golden sich später der Roggen mahlt. Wird Margarete zum Geburtstag naß, so fällt sie vier Wochen ins Regen­faß. Au Jakobi klar und rein, wird's Christfest kalt und frostig sein. Was Juli und August nicht vermocht, wird auch im September nicht gar gekocht. Sankt Kilian stellt die Schnitter an. Wie der Juli war, wird der Januar. Juli kühl und naß. Scheuer leer und Faß. Jakobiregen stört den Erntesegen.