Schöffengericht sprach jedoch den Ehemann frei, weil er, die Rechte seiner Frau wahrend, in Notwehr gehandelt habe.
Cannstatt, 13. April. Am heutigen Karfreitag, vormittags 11 Uhr. verschied au einem Schlaganfall der General der Infanterie z. D. Exzellenz v. Dettinger, einer der tüchtigsten deutschen Generale. Kurz vorher war er von der Kirche nach Hause gekommen, klagte über Müdigkeit und Unwohlsein und legte sich zu Bett, von dem er sich nicht mehr erheben sollte.
Kirchheim-Teck. Wie wir hören, erfreut sich die Handelslehranstalt Kirchheim-Teck, für welche deren Leiter vor 2 Jahren ein musterhaftes neues Heim mit prachtvolle« Anlagen geschaffen hat, fort- gesetzt eines sehr regen Besuches. Außer den deut- schen Zöglingen, welche teils der wissenschaftlichen Abteilung angehören, teils in den Handelskursen sich die für den Kaufmannsberuf nötigen Kenntnisse erwerben, sind eine hübsche Anzahl junger Ausländer aus den besten Kreisen Italiens, Frankreichs, Englands, Dänemarks, Hollands. Spaniens vorhanden, ja selbst Nordamerikaner und Cubaner, auch Rumänen haben dem Institut ihre Söhne anvertraut. Immer mehr drängt sich für den Kaufmann und Gewerbe- treibenden die Notwendigkeit auf, sich durch den Besuch einer Handelsschule eine gute allgemeine kaufmännische Bildung — auch in sprachlicher Beziehung — anzueiguen. Das augenblickliche Opfer an Zeit und Geld macht sich in der späteren Praxis vielfach bezahlt. — Das Anwesen wird diesen Sommer durch einen weiteren modernen Neubau erweitert.
Ulm, 11. April. Die jüngst verstorbene Pri- vatiere Rosalie Daumer vermachte dem Münster zu beliebiger Verwendung den Betrag von 10000 ^ Kommerzienrat Steinbeis in Brannenburg in Bayern stiftete ins Münster ein gemaltes Fenster, das Noahs Opfer und den Turmbau zu Babel zur Darstellung bringen soll.
Freudeustadt, 11. April. Die bürgerlichen Kollegien haben heute in Sftündiger außerordentlicher Sitzung in Anwesenheit des Inspektors Franz von Stuttgart mit 19 gegen 3 Stimmen die sofortige Ausführung einer zweiten Wasserleitung mit künstlichem Druck von den Kinziglequellen beschlossen. Der Gesamtaufwand für die neue Anlage einschließlich des Quelleukaufs, der Kosten der Sicherstellung der Zwieselberger Wasserleitung und der Entschädig, ung oer Wiesenbesitzer im „Kinzigle" beläuft sich auf 180000 ^ Die seit Jahren die Gemüter leb- Haft bewegende Frage hat damit ihre endliche, für die Entwicklung von Freudenstadt bedeutsame glückliche Lösung gefunden.
Stetten i. R., 11. April. Seit gestern haben au unseren Halden die Frühkirschen ihren Blüten- schmuck zu entfalten begonnen.
Kus StaSt» Bezirk uns Umgedung»
Zum Osterfeste 1906.
Nun taut der Sonne Osterkraft Den letzten Schnee auf trotz'gen Gipfeln;
In allen Stämmen steigt der Saft Des jungen Lebens zu den Wipfeln;
Der Buchfink schwirrt durch sein Gebiet;
Noch deckt kein Blattwerk sein Gefieder;
Doch voller Jubel klingt sein Lied,
Sein Auge schaut's: Der Lenz kam wieder!
Schon schuf er rings ein Knospenmeer,
Rotbraun mit bläulich zartem Schleier,
Das spiegelt sich als Blätterheer Wohl bald im stillen Waldesweiher.
Windröschens zarte Blüte nickt Schon unterm Laubdach des Liguster,
Und Himmelschlüsselgold durchstickt
Der Wiese Grün mit lichtem Muster! . . .
Der Lenz kam wieder, und er schmückt Zur Osterseier selbst die Grüfte :
Die Sorgen, die Dich lang bedrückt,
Entführt er lächelnd in die Lüfte;
Er füllt mit Hoffnung neu Dein Herz,
Scheucht all die Wolken, die noch dräuen,
Und lenkt Dein Sinnen himmelwärts,
Am Fest der Ostern Dich zu freuen!
Steh' nicht seitab, wenn er Dir winkt:
Laß Dich von seiner Lust umrauschen;
Zieh mit dem Falter leichtbeschwingt Hinaus, dem Lerchengesang zu lauschen;
Von tausend Stimmen, fern und nah,
Laß es symbolisch Dir bekunden:
Gethsemane und Golgatha
Hat Osterkraft heut überwunden! . . .
Da wird die Seele Dir so weit,
Und Deine Sehnsucht findet Frieden,
Als wär in sel'ge Ewigkeit
Ein wonnig Schaun ihr nun beschieden,
Als hätt der Lerche Flügelschlag Sie mit ins Aetherblau genommen:
Du wunderreicher Frühlingstag,
O Ostertag, sei uns willkommen! . . .
(Nachdruck verboten.) A. R.
Ostern.
Lebenskraft und Lebensodem geht vom leeren Grabe Jesu aus, denn Boten Gottes verkünden uns: Der Herr ist auferstanden!
Der Herr ist auferstauden, der Herr ist wahr- hastig auferstanden, das war der Ostergruß in der ersten christlichen Gemeinde, und dieser Gruß muß auch in unseren Herzen klingen, wenn wir wirklich echte und rechte Nachfolger der ersten christlichen Gemeinde sein wollen, die eine Gemeinde des Auf- erstandene» war und sich stets mit Bewußtsein selbst so bezeichnete.
Kritiker und Bestreiter der Auferstehung Jesu Christi nehmen selbst in den Reihen der Christen immer mehr überhand. Sie wollen ein Christentum ohne Christus und einen Glauben an das ewige Leben ohne Glauben an die Auferstehung des Herrn. Sie vermeinen, für sich ohne diese Dinge auskommen zu können, und merken gar nicht, wie sie damit das Fundament des Christentums untergraben, das nun eben ohne Christus und ohne seine Auferstehung nicht bestehen kann, sondern in sich selbst als ein großes Trugbild zerfallen muß.
Wer ein untrügliches Zeichen für die Gewißheit der Auferstehung Jesu Christi haben will, der schaue sich seine Jünger an. Jeden unbefangenen Zuschauer, der sich nicht absichtlich gegen Gründe ver- sperrt, muß diese völlige Umwandlung der verzagten Jünger zu todesmutigen Bekenuern ihres Heilandes überzeugen oder mindestens zu denken geben. Denn einen anderen Grund für diese innere Umwandlung als die Auferstehung des Herrn, der ihnen sich wahrhaft gezeigt hat, gibt es nicht.
Ofterglaube hat die ersten Jünger froh gemacht und zum lebendigen Glauben an ihren Heiland ge- bracht, den sie ihm bis in den Tod bewahrt haben. Wohlan, Ofterglaube erfülle auch unser Herz und lasse uns in ihm fröhlich unsere Arbeit treiben und geduldig unsere Leiden tragen. Möge es Ostern werden in einem jeden einzelnen Herzen und in unserem ganze» Volke, daß viele sich zu dem Osterfürsten als zu ihrem Heiland bekennen und ihm dienen in dankbarer Liebe.
Neuenbürg, 12. April. Gemäß Beschlusses des Gemeinderats vom 3. ds. Mts. findet hier das diesjährige Kinderfest im Anschluß an das Lieder- fest des Enz-Nagoldgau-Sängerbundes (10. Juni) am Montag den 11. Juni ds. Js. statt.
Neuenbürg, 11. April. Die hiesige Orts- gruppe des Alldeutschen Verbands hatte für Montag abend im .Bären" wieder einen Vortragsabend veranstaltet. Nach Begrüßung der Anwesenden durch den Vorsitzenden, Hrn. Oberamtswundarzt Dr. Herrmann, hielt der Geschäftsführer des Alldeutschen Verbands, Hr. Geiser aus Berlin, in der an ihm gewohnten eindrucksvollen Weise und Gewandtheit einen äußerst interessanten Vortrag über das aktuelle Thema .Wie leiden wir Deutsche unter der russischen Revolution?" Sein 1^/r ständiger von warmer Begeisterung getragener Vortrag in freier Rede umfaßte Hauptfach- lich eine Schilderung der Ursachen und des Wesens der Revolution in Rußland und deren Folgen auf die Deutschen in den russischen Ostseeprovinzeu. Der mit den dortigen Verhältnissen genau informierte Redner entwarf fesselnde Bilder der Zustände in Rußland überhaupt, vor allem aber jener in den deutschen Grenzgebieten. Als Ursache der russischen Revolution bezeichnete er das wirtschaftliche Elend der großen Massen, den unpopulären russisch-japanischen Krieg und endlich die nationalen Gegensätze zwischen den einzelnen Stämmen und die durch die- selben hervorgerufenen Rassenkämpfe, wie sie vor allem auch in den mit wildem, brutalem und fanatischem Haß geführten Kämpfen der Letten und Esther, gegen die deutschen Balten zutage getreten sind. Nach einem interessanten Rücklick auf die Ge- schichte der baltischen Stämme, die seit 7 Jahrhun- derteu mit vorbildlicher deutscher Treue und deutschem Stolz deutsche Sprache und deutsche Art inmitten eines brandenden Meeres fremden Volkstums nicht nur erhalten, sondern zur höchsten Blüte gebracht haben, wurde eingehend geschildert, welche Gründe und Ursachen zur Verfolgung des Deutschtums in den Ostseeprovinzen geführt haben. Die auf allen Gebieten des öffentlichen und privaten Lebens ein- setzende bureaukratische Bevormundung und Bedrückung, die zunehmende Demoralisation des Beamten- tums und die mit allen Mitteln ins Werk gesetzte Rusfifizierung aller nichtrusfischen Nationalitäten des Reichs, zu deren Durchführung gegenüber den Deutschen man die Schergeudienste der bäuerlichen lettischen und esthnischeu Bevölkerung ausnützte, waren
die Giftsaaten, aus denen der wilde Haß: der Slaven gegen die Deutschen, ihre alten Lehrer udd Wohl- täter, erwachsen ist. Deutsches Geistes- und Kultur- leben wurde mit brutaler Gewalt vernichtet, und so unterband man die besten Lebensquellen für das russische Reich selbst, das starke Band der evangel. Kirchengemeinschaft zwischen den verschiedenen Stämmen wurde zerschnitten, die deutschen Schulen wurden der Leitung der Ritterschaften und der evang: Geist- lichen entzogen und landfremden, meist ungebildete» Beamten des russischen Unterrichtsministeriums unter- stellt; aus den russischen Seminarien gingen jene Lehrer hervor, die alles Autoritätsgefühl untergraben und auf dem Lande die Führung der Revolution übernommen haben. Durch die Aufhebung der deutschen Selbstverwaltung wurde jener nationale Chauvinismus und Größenwahn erzogen, der schließlich darin zum Ausdruck gelangte, daß es hieß: Tod und Vernichtung allen Deutschen, Aufrichtung einer lettischen Republik. Mit welch roher Grausamkeit und mit welch hinterhältiger Feigheit die Revo- lutionsmänner vorgingen, das wurde an einigen drastischen und ergreifenden Beispielen gezeigt. Gegenüber dem Elend, das damit über einen deutschen Volksstamm, der stets eine Vorhut des Deutschtums im Osten gebildet habe, hereingebrochen, sei es ein Gebot nationaler Ehre für die Reichsdeutschen, die baltischen Brüder in ihrem nun zum drittenmal aufzunehmenden Kampf nach Kräften zu unterstützen. Der Redner wurde mit lebhaftem Beifall belohnt, mit aufrichtigem Dank, den der Vorsitzende im Sinne der Anwesenden zum Ausdruck brachte. Leider war der Abend nicht so zahlreich besucht; wie es der ge- diegene, lehrreiche Vortrag verdient hätte.
Neuenbürg, 14. April. Auf die heute abend im Restaurant .Kaiser" stattfindende Jahresversammlung deS Verschöuerungsvereins sei hiemit auf- merksam gemacht.
Neuenbürg, 14. April. Wie wir hören, ist der in der letzten Zeit in Wildbad und besonders in Pforzheim mit so lebhaftem Interesse aufgenommene Lichtbildervortrag .Der Schwarzwald und sein Leben" von Hofphotograph Blumenthal nun auch hier für Samstag den 21. d. Mts. in Aussicht genommen.
Neuenbürg, 14. April. Seit einer vollen Woche haben wir das schönste Frühlingswetter, sonnenbestrahlt, wie selten, war auch der gestrige Karfreitag. Auf die Entwicklung der Saaten und Obstbäume hat dies trockene warme Wetter außerordentlich vorteilhaft gewirkt; schon stehen in der mildere» Gegend des unteren Amts einzelne Kirschbäume in schönster Blüte, in der nächsten Woche dürste daselbst die Kirschblüte allgemein fein. Heute scheint es im Gegensatz zum gestrigen Tag zu einem Gewitterregen kommen zu wollen. Ein kurzer Regen, der die stark bestaubten Straßen und Wege netzen und die Vegetation erfrischen würde, ohne nachfolgenden Frost, wäre außerordentlich günstig. Für die beiden Osterfeiertage wünscht man aber allgemein wieder das bisherige freundliche Wetter.
Wildbad. (Sitzung der bürgerl. Kollegien vom 7. April.) Die Kgl. Badverwaltung bedarf zur Erbauung des Schwimmbades auf dem Brunnen- äckerle einer der Stadtgemeinde gehörige« Fläche von 26 qm, auf der früher der öffentliche Brunnen stand und die sich auf die ganze Breite des Bauplatzes zwischen diesem und der Baulinie hinzieht. Es wird beschlossen, die Fläche an die Kgl. Badverwaltuug um 5 ^ pro qm, also um die Summe von 130 käuflich abzutreten unter der Bedingung, daß der früher bestandene Brunnen an der Olgastraße nach einem von der Kgl. Badverwaltung vorgelegte» Plaue wieder angebracht, für alle Zeiten aus der auf dem Brunnenäckerle entspringenden Quelle gespeist und für jedermann als öffentlicher Brunnen zugänglich erhalten wird. — Die städtischen Holzhauer bitten um Erhöhung ihres Taglohns von 2 70 auf
3 -/L mit Rücksicht auf die Steigerung aller Lebens- mittelpreise. Die bürgerl. Kollegien beschließen ein- stimmig, den Taglohn der Holzhauer für die Zeit vom 15. März bis 15. Oktober jeden Jahres auf 3 ^ und für die übrige Jahreszeit auf 2 ^ 80 festzusetzen und zwar mit Wirkung vom 1. Aprll d. I. an. — Die Herausgeber der beiden hiesigen Zeitungen bitten um Erhöhung ihrer Aversal-Ent- schädigung für die städtischen Inserate. Mit Rücksicht darauf, daß die Inserate infolge der neuen Gesetze gegen früher eine ganz beträchtliche Zunahme erfahren haben, wird beschlossen, die Vergütung an die Zeitungen vom 1. April 1906 an von jährlichen je 100 ^ auf je 150 ^ zu erhöhen. — Die Belohnung des Farreuhalters wird von jährlichen 520 ^ auf 600 ^ erhöht. Die Reparaturarbeiten an den Asphalttrottoirs wird der Firma W. Burk in Stuttgart um eine« Preis von 2 50 Pro qm bei