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Der Lnztäler.
Anzeiger für das Enztal und Umgebung.
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^ 2S.
Neuenbürg, Mittwoch den 21. Februar 1906.
64. Jahrgang.
LLunSschau.
Am Tage der silbernen Hochzeit des Kaiserpaares wird, wie die „Tägl. Rundschau" wissen will, eine allgemeine Amnestie in Kraft treten. Ohne Rücksicht auf den Charakter der Straftat soll mit Wirkung vom 27. Febr. an ein Straferlaß für diejenigen Verurteilten eintreten, gegen die wegen eines Vergehens oder einer Uebertretung auf eine Gefängnisstrafe oder Haftstrafe bis zu 6 Wochen oder auf eine Geldstrafe bis zu 150 Mark erkannt ist.
Berlin. 20. Febr. Der Kaiser hat bestimmt, daß die vom Deutschen Verein gegen den Mißbrauch geistiger Getränke herausgegebene kleine Schrift .Alkohol und Wehrkraft" an alle seit dem letzten Eiustellungstermin eingetretenen und in Zukunft zur Einstellung kommenden Rekruten der Armee in geeigneter Weise zur Verteilung gelange.
Kopenhagen, 19. Febr. Der deutsche Kaiser hat König Friedrich zum Ehren admiral der deutschen Flotte ernannt. Der König hat dem Kaiser das Ehrenzeichen des Daneborg Ordens verliehen.
Die Ansichtspostkartensteuer. In der Steuerkommission des Reichstags ist der Antrag N a ck e u angenommen worden, wonach jede Ansichtspostkarte mit 2 besteuert werden soll- Auf den ersten Blick scheint die Steuer eine reine Luxussteuer zu sein, namentlich wenn man in Betracht zieht, daß Ansichtskarten meist in froher Laune auf Ausflügen, Reisen usw. geschrieben werden. Es lassen sich aber auch wie gegen alle indirekten Steuern schwere Bedenken dagegen Vorbringen, die in der Steuerkommission der Staatssekretär des Reichspostamts Kraetkc dahin zusammenfaßte, daß er sagte, es sei schon schwer festzuftellen, was überhaupt Ansichtskarte im Sinne des Gesetzes sein solle. Jede Verzierung, selbst ein Wappenauf- druck usw., könnte dann unter diese Bestimmung ge- zogen werden. Vor allem betonte er aber eine starke Verminderung der Posteinnahmen, denn er meinte, die Sitte, von Reisen schöne Ansichtskarten an die Angehörigen daheim zu schicken, werde dann vielleicht eine andere Form annehmen, indem mau die Ansichtsbilder in Briefumschlägen als Drucksache für 3 Pfg. verschicke, statt nachher 7 Pfg. dafür zu zahlen. Auch rechnete er aus, daß von den heute wahrscheinlich jährlich beförderten 500 Millionen Ansichtskarten etwa ein Viertel nicht mehr verschickt werden würde, sodaß daS Reich »eben der Mehreinnahme von 7^2 Millionen auf der audereu Seite eine Mindereinnahme aus dem Versand von Postkarten von 6'/s Millionen haben und dafür zur Kontrolle und zur Besorgung der Abstempelung noch eine große Zahl neuer Beamten nötig haben werde. Er warnt deswegen dringend vor der Annahme des Antrags. Auch Italien habe mit ähnlichen Experimenten schlechte Erfolge erzielt, und im Weltpostverkehr würde es doch ein Unding sein, eine Anstchlkarte von Berlin nach Paris mit 12 Pfg., von Paris nach Berlin mit 10 Centimes, gleich 8 Pfg. zu belasten.
Am vergangenen Samstag fand beim Reichskanzler Fürsten Büiow eine vertrauliche Besprechung statt, zu welcher auf Einladung zahlreiche Reichstagsabgeordnete erschienen waren. Gutem Vernehmen nach hat es sich hierbei hauptsächlich um die Neuregelung des handelspolitischen Verhältnisses Deutschlands zu Amerika gehandelt, es heißt, der Kanzler habe den erschienenen Abgeordneten die Verlängerung des provisorischen Handelsabkommens mit Amerika plausibel gemacht, so daß die Gefahr eines deutsch-amerikanischen Zollkrieges als beseitigt gelten darf. Der betreffende Entwurf ist dem Reichstag am Montag zugegangen.
Berlin, 19. Febr. Staatssekretär GrafPosa- dowsky begrüßte heute den deutschen Handels- tag mit einer Ansprache. Er wies daraus hin, daß in wenigen Tagen die neuen Handelsverträge mit 8 kontinentalen Staaten in Kraft treten werden. Er
begrüßte es freudig, daß dieses Uebergangsstadium der Industrie und des Handels deutliche Zeichen erneuten Aufschwungs aufweise. Redner hofft, daß sich auch jetzt wieder die oft gerühmte, vom Ausland beneidete Fähigkeit der deutschen Industrie und des Handels, sich fremden Verhältnissen durch geschickte Konjunktur anzupassen, aufs neue glänzend bewähren werde.
Berlin, 19. Februar. Zur Polizeifrage in Marokko führt die Nordd. Mg. Ztg. u. a. aus: Die französische Antwort unterscheidet sich in der Sache nicht wesentlich von der früheren Forderung eines französisch-spanischen Doppelmandats. In der Praktischen Wirkung wird der französische Gegenvorschlag doch darauf hinauslaufen, Frankreich einen fast ausschließlichen Politischen Einfluß im atlantischen Küstengebiet zu verschaffen und damit die freie Entwicklung der wirtschaftlichen Interessen zu beein- trächtigen. Erscheint uns daher auch die französische Antwort nickt befriedigend, so wollen wir doch noch nicht die Hoffnung aufgeben, daß eine Verständigung auch in der Polizeifrage schließlich noch erzielt werden wird.
Die Nordd. Allg. Ztg. bestätigt, daß daS Mit- glied des Reichsbankdirektoriums, Geh. Oberfinanzrat von Glasenapp, als technischer Beirat zur Teilnahme an den Erörterungen über die Frage der marokkanischen Staatsbank nach Algeciras entsandt worden ist.
München, 19. Febr. Der im April vor. Js. pensionierte Kriegsmw.ister Frhr. v. Asch, Genera! der Infanterie, ist gestern abend in seiner Wohnung vom Schlage getroffen worden und kurz darauf verschieden.
Frankfurt a. M, 18. Febr. Ein nachahmenswertes Beispiel hat der hiesige württembergische Konsul, Direktor Arthur Siebert von der Mitteldeutschen Kreditbank, gegeben. Zur Erinnerung an die vor 100 Jahren erfolgte Erhebung Württembergs zum Königreich stiftete er dem hiesigen Schwabenklub, dessen Ehrenvorsitzender er ist, die Summe von 3000 o/L mit der Bestimmung, daß die Zinsen davon zur Unterstützung bedürftiger Landsleute verwendet werden sollen.
Berlin, 17. Febr. Der Raubmörder Hennig ist trotz allen Schutzmannsaufgebots und trotz aller Treibjagden noch nicht gefaßt worden und man hat auch keine Ahnung, ob er noch in Berlin ist oder sich anderswo der goldenen Freiheit erfreut. Auf seine Ergreifung ist eine zweite Belohnung von 500 Mark gesetzt worden. Es war schon einmal die gleiche Summe versprochen worden, aber die Polizei scheint nicht ganz sicher zu sein, ob ihr dieses Geld noch gehört. Die Frau nämlich, bei der Hennig gewohnt hat und die ihn zur Anzeige brachte, erhebt Anspruch darauf. Sie behauptet nicht mit Unrecht, daß es nicht ihre Schuld sei, wenn die Polizei so unvorsichtig war, den Raubmörder wieder entwischen zu lassen.
Berlin, 20. Februar. Der Raubmörder Hennig befindet sich, nach verschiedenen Bekund- uuge», noch immer in Berlin.
München, 20. Febr. Gestern abend wurde hier ein Taglöhner in seiner Wohnung infolge von Kohlengasvergiftung tot aufgefunden; seine Frau wurde bewußtlos ins Krankenhaus verbracht.
Bamberg. Wegen Kreditüberschreitung von 350000 ^ beschloß der Magistrat, den Weiterbau der Kanalisation der hiesigen Stadt mangels jeglicher Mittel bis auf weiteres einzustellen. Genehmigt waren gegen 2 Millionen Mark.
Hamm i. Wests., 17. Febr. Der Schnellzug Berlin-Köln hat an der Kreuzung in der Nähe der Münsterstraße eine Frau mit 2 Kindern überfahren. Alle 3 waren sofort tot. Die Schranke stand offen.
Die Zahl der Kurgäste in DavoS war noch nie so hoch wie jetzt. Sie betrug in der ersten Fcbruarwoche 4041; vor 25 Jahren wurden knapp
1000 Gäste gezählt. Die Höchstfrequenz im Jahre 1904 betrug 3000.
New-Dork, 17. Febr. Aus Martinique wird gemeldet, daß dort gestern ein so heftiges Erdbeben stattgefundeu habe, wie es seit 64 Jahren nicht mehr vorgckommen sei. Der angerichtete Schaden sei jedoch nicht groß.
London, 17. Februar. Lord Roberts hat als Präsiden! der National Service League ein Manifest erlassen, worin erklärt wird, daß die Liga die Ver- pflichtung eines jeden wehrfähigen Mannes im vereinigten Königreich zur Einberufung zum Militärdienst im Falle der Not befürworte und daß alle wehrfähigen Männer beim Erreichen des entsprechen, den Alters zu einer drei- bis viermonatlichen Militärübungszeit im Jahre gesetzlich verpflichtet werden. Auch befürworte er die Einrichtung eines militärischen Unterrichts in der Schule. Sämtliche liberalen Blätter erklären sich entschieden gegen die Einführung einer solchen Abart der allgemeinen Wehrpflicht.
Württemberg.
Das Regierungsblatt Nr. 3 vom 19. Februar enthält das Gesetz, betreffend die Errichtung eines neuen König!. Hostheaters. — Das Gesetz, betr. Aenderung des Berggesetzes, Abgabe von Migränin in den Apotheken.
Stuttgart, 19. Febr. Das Geburtsfest des Königs wird militärischerseits in der üblichen Weise gefeiert werden. Am 24. Februar, abends 8 Uhr ist großer Zapfenstreich von sämtlichen Musik- korps und SpieUeuten. Am 25. Februar vormittags findet Wecken im Hof des Wilhelmspalastes, ausgeführt von sämtlichen Mustkkorps und Spielleuteu des Standorts statt. An der kirchlichen Feier in der evangel. und kathol. Garnisonskirche nehmen sämtliche Offiziere, Sanitätsoffiziere und Militärbeamten, sowie Mannschaftsabordnungen teil. Anschließend hieran findet in der Gewerbehalle Paroleausgabe statt, wobei abwechslungsweise 2 Mustkkorps spielen.
Stuttgart, 20. Febr. Das Reichsgericht hat die Revision der Stadtgemeinde Stuttgart in ihrem Prozeß gegen die Stuttgarter Straßen- bahnen wegen der Vorortbahnen zurückgewieseu. Damit ist rechtskräftig festgestellt, daß die Straßenbahngesellschaft nicht verpflichtet ist, auf Grund deS bestehenden Vertrags Bahnen nach den eingemeindeteu und künftig noch einzugemeindenden Orten zu bauen. Diesen wichtigsten Prozeß hat die Stadtgemeiude in allen drei Instanzen verloren.
Landtagsabgeordneter und Landgerichtsdirektor v. Nieder aus Ellwangen ist am Sonntag nach- mittag im Alter von 58 Jahren im Marienspital zu Stuttgart einem schweren Herzleiden erlegen. Bei dem Wiederzusammentritt der Stände im Januar ds. Js. wohnte er noch den Arbeiten der Abgeordneten, kammer mit frischem Mute bei. Seine letzte Rede in der Kammer galt bei der Beratung der Verfassungsrevision der „guten Stadt" Ellwangen, die ihn in den Landtag geschickt und deren Vorrecht er auch für die neue Verfassung verteidigte. Mit Nieder scheidet eines der arbeiteifrigsten und kenntnisreichsten Mitglieder der Kammer. Sein ruhiges, sachliches Urteil hatte auf allen Seiten des Hauses ein bedeutendes Gewicht. Nieder ist 1895 in die Kammer eingetreten und gehörte der Zentrumsfraktion an. Er war Vorsitzender der Legitimationskommisston und Halle sich bei den Gesetzeseotwürfen über das Wasser- recht und die Gemeindcordnung hervorragend beteiligt.
Stuttgart, 19. Febr. Mit Rückficht auf den immer mehr wachsenden Aufwand für die Beschaff, ung von Zahnersatz hat der Vorstand der Ver- ficherungsanstalt Württemberg beschlossen, den regel- mäßigen Beitrag von bisher zwei Drittel der Kosten auf die Hälfte derselben zu ermäßigen und im übrigen bei der Behandlung der eingehenden Gesuche strenge