Karlsruher Arbeiterfamilien z. B. 12,16 Prozent ihres Einkommens. Von 100 geben sie also im Durchschnitt 12 16 --s für geistige Getränke aus.

Dabei sind die Getränke in Deutschland viel billiger als in den Vereinigten Staaten. Mit den 12,16 Prozent stehen die Karlsruher Arbeiterfamilien durch­aus noch nicht an der Spitze der Getränkesteuer, es gibt Städte, in denen die Arbeiter noch einen größeren Teil ihres Einkommens für geistige Getränke ausgeben. Dieser Mißstand ist mehr als alles andere einer Reform bedürftig.

Koburg, 15. Okt. Auf Grund eines richter­lichen Urteils letzter Instanz wurde, wie aus Amerika gemeldet wird, einem Arzt in Koburg eine Erbschaft von etwa 100 Millionen Mark zugesprochen. Die Werte sind zum größten Teil in Eisenbahnen, Bergwerken und Petroleumterrains investiert. Der Erblasser ist ein Lehrersjohn aus Thüringen, der in der Mitte des vergangenen Jahrhunderts nach Amerika kam und durch hohe Intelligenz, Glück und Fleiß einen enormen Reichtum und eine sehr hohe, einflußreiche Stellung in Minnesota erlangte. Er starb plötzlich ohne Testament und ohne rechtsgültige Verfügungen. Es entspann sich ein jahrelanger Prozeß. Hervorragenden Anteil an dem Ausgang der Sache soll der deutsche Botschafter in Washington haben, der mit großer Energie die Rechte des deut­schen Erben vertreten und zu diesem Zweck persönlich wiederholt mit ihm in Koburg konferiert hatte.

Swinemünde, 19. Okt. Das Dampfsägewerk der Firma Grünberg in Ahlbeck ist heute früh von einem verheerenden Feuer heimgesucht worden.

Vom Schwarzwald, 17. Okt. Es geht wie ein Frühlingswehen über unsere Berge! Die Sonne ist wieder erschienen nach fünfwöchigem Urlaub im Wölkenkuckucksheim! Der goldene Spätherbst hebt an; die schönste Zeit zum Schwarzwaldwandern. Die Wiedergeburt des guten Wetters kommt gerade »och recht für die Landwirte, die nun endlich ihre Kartoffelerträgnisse unter Dach bringen können. Infolge der vorwinterlichen Witterung war der Preis schon erheblich, bis zu 50 Prozent, in die Höhe gegangen. Aehnlich der Futterwert. Wenn der Himmel sein großes Licht gütigst acht Tage weiter leuchten läßt, dann dürfte auch ein Teil des Oehmdes vor Fäulnis zu retten sein. DaS ist im Zeichen der Fleischnot besonders wünschenswert.

Aus dem Allgäu, 17. Oktober. Der starke Schneefall am 14. ds. Mts. hat in den Forsten er­heblichen Schaden verursacht. In den Grünten- waldungen sind unter dem Druck der Schneemassen viele Hunderte von Stämmen gebrochen. In anderen Forstdistrikten liegen die Verhältnisse ähnlich.

Wien, 13. Oktober. Nachdem das japanische System der SelbstverteidigungJin-Jitsu" in Amerika und England rasch Verbreitung gefunden hat und Schulen für die Schutzmänner eingerichtet worden sind, hat auch die Wiener Polizeibehörde einen Unterrichtskursus für Polizeibeamte und Ge­heimschutzleute ins Leben gerufen. Bei dem Unter­richt wird der bekannte Athlet Jagerndorfer zu Rare gezogen.

New-4)ork, 19. Okt. Der Kassier der National­bank von Alleghany, Pennsylvania, unterschlug 2973000 Dollars und beging Selbstmord.

Württemberg.

Die Kommission der Kammer der Abgeord­neten ist beinahe zwei Wochen mit der Beratung der Verfafsungsrevision beschäftigt. Da nur sehr reservierte Berichte über diese Beratungen an die Oeffentlichkeit gelangen, läßt sich ein sicherer Schluß auf die künftige Stellung der einzelnen Parteien zu der Verfassungsfrage, namentlich seitens der Ritter­schaft noch gar nicht ziehen. Wie die erste Kammer sich zur Sache vollends stellen wird, weiß man erst recht nicht.

Stuttgart, 19. Oktbr. In einer heute nach- mittag abgehaltenen kurzen Sitzung der Verfassungs­kommission ist der Bericht der Abg. Ha mann» Gerabron» und Dr. Hieb er über die früheren Beratungen festgestellt und genehmigt worden.

Stuttgart, 18. Oktober. Der Bericht des Justizministeriums an den König über die Ver­waltung der Rechtspflege im Jahr 1904 umfaßt Darlegungen über die Geschäftstätigkeit der Behörden des Justizdepartements während der letzten 10 Jahre. Bei den Landgerichten hat nach diesem Bericht der seit dem Jahre 1900 an Zivilsachen erster Instanz in besonderem Maße gesteigerte Anfall gegenüber dem Vorjahre abermals eine Steigerung und zwar um 445 Nummern erfahren; der Anfall an Zivil- Prozessen zweiter Instanz ist dagegen um 111 Nummern zurückgegangen. Dir Zahl der bei dem Oberlandes- gericht angefallenen Zivilprozesse hat wiederum eine

Steigerung erfahren, und zwar um 70 Nummern (709 gegen 639 i. B) Die Zahl der bei den Amtsgerichten anhängigen Konkursverfahren weist eine geringe Steigerung auf. die Zahl der Konkurse ist fast gleich geblieben. Die Zahl der Zwangs- Vollstreckungen ist etwas zurückgegangen. Im Straf­fach ist auch in diesem Jahre wiederum eine Ver­mehrung und zwar um 953 Nummern eingetreten. Die Zahl der schwurgerichllichen Urteile hat sich um 9 verringert. Die Gesamtzahl der Gefangenen am 1. April 1904 in den sämtlichen Strafanstalten des Landes betrug 1890, wozu sodann 3072 neu ein- geliefert, 360 zurückgclieferi und 112 von anderen Strafanstalten übernommen wurden. Der Gesamt­aufwand auf die Strafanstalten betrug im Jahr 1904 1566891 Hievon wurden durch die

eigenen Einnahmen der Strafanstalten gedeckt 1027 564 so daß noch eine Mehrausgabe von 541326 - gedeckt werden mußte. Der Verdienst der Gefangenen, die mit Lohnarbeiten beschäftigt werden, betrug 137 738 beschäftigt waren 1479 Gefangene, unbeschäftigt blieben 211. Aus dem Gewerbebetrieb der Strafanstalten konnten Einnahmen im Gesamtbetrag von 824 012 ^ bezogen werde».

Stuttgart, 18. Okt. Dem Vernehmen nach wurden von der württ. Eisenbahnverwaltung in den letzten Tagen 100 zweiachsige Personenwagen III. Klasse vergeben, nachdem schon im Lauf des JahreS 75 Wagen III. Klasse vergeben wurden.

Stuttgart. In der letzter Tage hier unter Beteiligung von Sammlern und Händlern aus ganz Deutschland stattgehabten Versteigerung in der Bal- dinger'schen Nachlaßsache wurden beinahe durchweg recht gute Preise erzielt. Zu nennen find: Ein Ulmcr Regimentstaler 436 ein Porzellandeckel (Bachant mit Ziege) 600 ein Perlkollier 3010 Mark, eine Bürgermeisterkette 630 ^//L, zwei Bilder von Schaufelen 4550 zwei andere altdeutsche Bilder 1000 ^., ein Ulmer Schrank 1620 ^ rc.; auch Ludwigsburger Porzellan wurde durchweg zu hohem Preis versteigert.

Stuttgart. Die Geschäftswehr des Organs des Württ. Bundes für Handel u. Gewerbe E. V. sowie des Verbands der Nabattvereine Württembergs hat schon wiederholt einer Einsendung aus hiesigen Mitgliederkreiseu Raum gegeben, welche sich dafür ausspricht, daß städtische Arbeiten und Lieferungen nicht mehr an Gemeinderäte vergeben werden sollten. Daß ähnliche Forderungen auch ander­wärts erhoben werden, geht aus folgender Zeitungsnachricht hervor:Die Dresdner Hausbe- sttzer erklärten in einer stark besuchten Versammlung, beim Rat und Stadtverordnetenkollegium dahin vor­stellig werden zu wollen, daß in Zukunft die städtischen Arbeiten und Lieferungen nicht mehr an Stadtver­ordnete vergeben werden sollten. Ferner beschloß die Versammlung in einer Resolution, bei den nächsten Stadtverordnetenwahlen das Augenmerk zumeist nur auf solche Kandidaten zu richten, die von vorherein bestimmt erklärten, daß sie Arbeiten und Lieferungen für die Stadt nicht übernehmen würden. Die Re­solution wurde im Hinblick auf ein jüngst geschehenes Vorkommnis gefaßt, bei dem einem reformerischeu Stadtverordneten eine große Lieferung Kohlen für das ganze Jahr in Auftrag gegeben wurde."

Heilbron», 18. Okt. Die hiesigen bürgerlichen Kollegien haben kürzlich in geheimer Sitzung be­schlossen, den Betrag von ca. 9000 an rück­ständigen Gebühren, welcher infolge Urteils des Kgl. Oberlandesgerichts dem früheren Oberbürgermeister Hegelmaier nachbezahlt werden mußte, nicht den seinerzeit beteiligten Mitgliedern des Gemeinderats zur Last zu legen, sondern auf die Stadtkasse zu übernehmen. Unter den Steuerzahlern erregt dieser Beschluß um so mehr Befremden, als in dem voran­gegangenen Prozeß von seiten der Vertreter der Stadtgemeinde selbst als Haupteinwand gegen die Forderung Hegelmaiers geltend gemacht worden war, daß die Stadtgemeinde gar nicht die richtige Beklagte sei, daß Hegelmaier sich vielmehr an die einzelnen Gemeinderäte zu halten habe, welche über die streitigen Gelder verfügt hätten.

Heilbronn, 19. Oktbr. Wie die Heilbronner Blätter melden, hat der Raubmörder Mogler die die von seinem Verteidiger für ihn eingelegte Revision zurückgenommen, da der Verteidiger nach der Aktenlage keinen Anhaltspunkt gefunden hatte, um das Rechtsmittel des näheren begründen zu können. Der Verteidiger wird nunmehr ein Gnadengesuch für Mogler einreichen.

Heilbronn, 19. Oktbr. Bei der Weinmost­versteigerung der Weingärtner - Gesellschaft gedachte Oberbürgermeister Dr. Göbel in seiner Ansprache des verstorbene» Heiur. Drautz, des Mitbegründers und Vorstands der Gesellschaft, dessen Andenken die

Anwesenden durch Erheben von den Sitzen ehrten. Bei der Versteigerung wurden folgende Preise erzielt: 30 bl Klevner 5155 ^ (im Vorjahr 7578 120 bl Schwarz-Riesling I. 3742 ^ (4856 200 dl Trollinger 4145 ^ (6066 ^l), 200 dl Weiß I. mit Riesling 3538 ^ (4047 Weiß Riesling 4649 ^ Pro dl.

Weilderstadt, 18. Oktbr. Hier entgleiste heute früh angeblich infolge falscher Weichenstellung der Frühzug Calw-Stuttgart. Sämtliche Personenwagen mußten in Weilderstadt gelassen werden. Die Lokomotive mit dem Packwagen fuhr nach Reoningen, woselbst der Zug Stuttgart-Calw seine Personenwagen abgeben mußte, der dann nur mit den Wagen 1. Klasse nach Calw weiterfuhr. In dem verunglückten Zuge befand sich der Betriebs- inspektor von Calw. Der Materialschaden soll nicht bedeutend sein.

Lorch, 18 Okt. Einem Metzger wurden neulich abends die Würste aus dem Laden gestohlen. Vor­gestern abend wurde nun ein 17 jähriger Schmied- lehrling in einem anderen Metzgerladen in dem Augenblick erwischt, als er sich an den Ware» oer- greifen wollte. Als er sich entdeckt sah, ergriff er die Flucht und sprang in die gegenwärtig ziemlich hochgehende Rems. Er wurde aber herausgeholt und nach einer ordentlichen Tracht Prügel der Po- lizei übergeben.

Jag st seid, 19. Okt. Ein schweres Unglück er­eignete sich gestern abend lt.Neckarztg." am hies. Esi'enbahnübergang. Der Heuhändler Mack aus Neuenstadt fuhr mit seinem Einspänner in demselben Augenblick über das Geleise, als der um 6.30 Uhr in Heilbronn abgehende Zug heranbrauste. Die Lokomotive erfaßte das Gefährt und schnitt es förm­lich entzwei Das Pferd blieb unverletzt und rannte mit der Deichsel davon, der Hintere Teil des Wagens aber wurde vollständig zertrümmert und Mack auf der Stelle getötet.

Friedrichshafen, 16. Okt. Die für die nächste Zeit geplant gewesenen Probefahrten des Zeppelinsichen Luftschiffes mußten verschoben werden, da in letzter Stunde eine unvorhergesehene Störung eingetreten sein soll.

Beruhausen, 17. Okt. Der Krautversand auf dem hiesigen Bahnhof nimmt von Jahr zu Jahr zu. Heuer wurden täglich bis zu 30 Wagen­ladungen abgesandr. Das Kraut wurde teils von hiesigen Produzenten, teils von solchen aus den umliegenden Ortschaften geliefert. Der Preis beträgt Per Zentner 1,20 -//ch so daß das Hundert je nach Güte auf 812 zu stehen kommt.

Aus StaSt» BeZiukr uns Umgebung,

tztz Neuenbürg, 18. Okt. Prüfet alles, und das beste behaltet! Nach diesem echt evangelischen Grundsatz verfährt zur Zeit der evang. Arbeiter­verein, wenn er sich bemüht, seinen Mitgliedern einen Einblick in die mannigfachen Fragen unseres vielbewegten modernen Lebens zu verschaffen. Zu diesen gehört sicherlich heutzutage, besonders für die Arbeiterkreise, die Gewerkschaftsfrage. Ist doch der Organisationsgedanke allmählich unter ihnen überall eingedrungen. Für evangelische Arbeiter können die freien Gewerkschaften" niemals ernstlich in Betracht kommen; sind diese doch schließlich nichts anderes, als Vorspann für die Sozialdemokratie. ES kann sich für uns nur handeln entweder um diechrist­lichen" oder um diedeutschen" Gewerkvereine. Namens der erstereu hat vor einem halben Jahr Bezirksleiter Kollofrath von Freiburg im hiesigen evang. Arbeiterverein einen Werbevortrag gehalten, der damals viel Beifall gefunden. Am nächsten Sonntag wird namens der letzteren Agitationsleiter Keppler von Schramberg im Lokal von I. Keck von nachmittags 4 Uhr an über diedeutschen Ge- werkvereine als Berufsorganisation" im gleichen Verein einen Vortrag halten, so daß jedermann auch über diese Gewerkschaft sich ein Urteil bilden kann. Die Wichtigkeit des Themas wird voraussichtlich dem Vortrag eine größere Zuhörerschaft sichern. Wir hoffen, daß auch diese Veranstaltung zum Besten der hiesigen Arbeiterwelt dienen wird.

Aus der Vergangenheit der Herrenalber Wasserheilanstalt. Der unzweifelhafte Auf­schwung, welchen in jüngster Zeit unsere Stadt als Kurort verzeichnen darf, lenkt unsere Blicke unwill­kürlich zurück auf jene Zeiten, als die Anstalt mit ganz wenigen Kurgästen noch am Anfang ihrer Ent­wickelung stand, also in die 40er Jahre des vorigen Jahrhunderts. Dr. Weiß hatte sich in der alten Klosterschaffnerei eingeviftet, nachdem das Kameral- amt von dort nach Neuenbürg verlegt worden war. (Die Söhne dieses Mannes haben sich in unserem