Elm bei Kasselrot, 17. Okt. General der Inf. z. D. v. Brandenstein ist heute hier gestorben. (General v. Brandenstein war 1873 Kommandeur des Gren.-RegtS. 119, 1879 Kommandeur der 54. Juf.-Brig. in Ulm, 1881 der 52 J«f.°Brig. in Lud- wigsburg, 1885 Kommandeur der 9. Division in Glogau.)

Hamburg, 17. Okt. Der orkanartige Nord­weststurm mit Regen- und Hagelschauern, der seit 4 Tagen auf der Nordsee und auf der Elbe wütet, hat großen Schaden angerichtet. Viele Schiffe sind gestrandet und untergegangen, wobei 25 Seeleute umgekommen sind.

In Hochkirch in der sächsischen Oberlausitz wurde am Sonntag nachmittag das Denkmal für die in der Schlacht bei Hochkirch am 14. Oktober 1758 gefallenen Oesterreicher und Preußen enthüllt. An der Feier nahmen Deputationen österreichischer und deutscher Regimenter sowie Militärvereine beider Nationen teil.

Die bekannte Buchhändlerfirma Brockhaus in Leipzig beging am Sonntag ihr hundertjähriges Jubiläum. Aus diesem Anlässe stiftete der Inhaber der Firma 100000 -/L zugunsten der Angestellten.

Vom bad. Schwarzwald, 17. Oktbr. Wie man hört, ist im Schwarzwald ein Rückgang der Biehpreise bemerkbar. Der Grund hicsür liegt in der infolge der schlechten Witterung verdorbenen Futterernte.

London, 14. Oktbr. Während der gestrigen Manöver in Curragh (Irland) erhielt eine Schwadron des 19. Husarenregiments den Befehl, zum Angriff gegen die von einer Schwadron des 11. Husaren - Regiments gedeckten Geschütze vorzugehen. Infolge eines Irrtums galoppierte das 19. Husaren- Regiment gerade in die Geschütze hinein, Pferde und Mannschaften verwickelten sich miteinander und es entstand eine große Verwirrung. Ein Soldat brach das Genick, ein anderer erlitt einen Schenkelbruch und ein Pferd wurde gelötet; außerdem ereigneten sich kleinere Unfälle.

Württemberg.

Stuttgart, 16. Oktbr. Zur Einleitung und Vorbereitung der geplanten Reform des gewerblichen Fortbildungsschulwesens werden auf Veranlass­ung des Ministeriums des Innern anfangs nächsten Monats 15 württ. Gewerbelehrerkandidaten, die vor­zugsweise dem Kreise der jüngeren Volksfchullehrer entnommen wurden, sich nach Karlsruhe begeben, um an der dortigen Gewerbelehranstalt, die mit Be- ginn des Winterhalbjahres weiter ausgebaut und selbständig organisiert wird, in mehrjährigem Lehr­gang sich zum Gewerbelehrer auszubilden und nach abgelegter Prüfung sich für den Dienst an den gewerblichen Fortbildungsschulen unseres Landes zur Verfügung zu stellen.

Stuttgart, 14. Okt. (Schwurgericht.) Wegen Fälschung öffentlicher Urkunden i. R. hatte sich heute der 20 Jahre alte Versicherungsbeamte Karl König von Allmannsdorf zu verantworten. Der Angeklagte, der früher Notariatskandidat war, ist trotz seiner Jugend schon wiederholt vorbestraft. Am 8. Juli wurde er aus der Strafanstalt Rottenburg entlassen, wo er eine wegen Privaturkundenfälschuug zuerkannte 5monatige Gefängnisstrafe verbüßt hatte. Am gleichen Tage begab sich der Angeklagte nach Riederich O.A. Urach, wo er unter dem Vorgeben, er müsse als Kanzlcigehilfe des Amtsgerichts Urach das Grund­buch einsehen, sich in Abwesenheit des Ortsvorstehers Eingang iu das Rathaus verschaffte und aus dem­selben, solange er sich durch den Amtsdiener ein Glas Wasser herbeiholen ließ, den Siegelstvck des Grundbuchamts aneignete. Am 4. August erschien sodann der Angeklagte bei einem hiesigen Geldver­mittler mit dem Vorbringen, er sei beauftragt, für einen Bürger in Riederich 2000 Mk. aufzunehmen. Dabei zeigte er ein von ihm gefälschtes Zeugnis des Grundbuchamts Riederich über den Grundbesitz des angeblichen Auftraggebers vor. Mittelst eines von ihm gefälschten Hypothekenbriefes und einer gefälschten Schätzungsurkunde bestimmte der Angeklagte den Ver­mittler zur Ausfolge des Darlehens. Glücklicherweise wurde der Angeklagte am anderen Tag verhaftet und es konnten ihm noch 1397 Mk. abgenommen werde«. Für den Rest hatte er sich bereits Kleider, Wäsche, eine goldene Uhr usw. angeschafft. Die bei dem An- geklagten noch Vorgefundenen 1397 Mk. wurden dem Geldgeber zurückgcgeben, des weiteren haben sich die Verkäufer bereit erklärt, die gekauften Gegenstände zurückzunehmen, so daß der Geldgeber nur um einen geringen Betrag geschädigt bleibt. Die Geschworenen bejahten die Schuldsragen nebst mildernden Umständen, worauf das Gericht auf 1 Jahr 6 Monate Ge­

fängnis erkannte, unter Anrechnung von 2 Monaten Untersuchungshaft.

Stuttgart. 16. Okt. Das Schwurgericht hat gestern den 52 Jahre alten Bezirksnotar Theodor Häcker in Eßlingen wegen erschwerter Amtsunter­schlagung in Höhe von 77 700 zu 4 Jahren Zuchthaus verurteilt.

Eßlingen, 15. Okt. Das Württ. Jägcrfest wurde gestern abend durch ein Bankett in Kugels Saal eingeleitet. Die Straßen der Stadt zeigten reichen Flaggcnschmuck und hübsche Dekorationen. Am Eingang des Saales stand eine Ehrenwache von Jägern in der alten Uniform, dem königsblauen Waffenrvck mit grünem Kragen, Aermclanfschlägeu, Achselklappen, Wulften und Vorstoß und der doppelt geflochtenen grünen Jägerschnur auf der linken Brust; dazu die blaue Schirmmütze niit grünem Bund und Vorstoß, Kokarde und gelber Metallnummcr. Im Saal waren die Büsten König Karls und König Wilhelms aufgestellt. Die alten Jäger, eingeteilt nach Bataillonen, waren in Stärke von etwa 200 Mann anwesend. Unter den Fcsrgästcn befanden sich viele ehemalige Jägeroffiziere: die Generale v. Hügel, v. Berger, v. Schmidt, v. Groll, Ober­stabsarzt Dr. Höring, ferner Mitglieder der bürger­lichen Kollegien von Eßlingen, Beamte und Geistliche. Kupfcrschmiedmeistcr Wiedmann-Eßlingen führte den Vorsitz, die Kapelle des Jnf.-Regts. Nr. 180 (Schneckenburger) und der GesangvereinEintrachts- Eßlingen wirkten mit. Nach der Begrüßungsansprache des Vorsitzenden und einem von Frl. Wiedmann gesprochenen Prolog mit lebendem Bild hielt Ober­bürgermeister Dr. Mülberger die Festrede. Er hob hervor, daß das Häuslein derer immer kleiner werde, die die Jägerschnüre getragen und die nicht nur im heiteren Spiel der Waffen, sondern auch im blutigsten Ernst der Feldschlacht dem Württemberg. Wahlspruch:Furchtlos und treu" Ehre gemacht haben. Der Redner bedauert, daß wir keine württ. Jäger mehr haben, von denen wir die meisten nicht mehr sehen, teils weil sie durch körperliches Leiden verhindert sind, teils weil sie der grüne Rasen in der Heimat oder in fremdem Lande schon lange deckt und schloß mit einem begeistert ausgenommenen drei­fachen Hoch aus den König. Im Namen der alten Jäger dankte Generalmajor v. Berger, der aus­führte: Als kurz nach dem Feldzug die Jägerbataillone zu bestehen ausgehört, da habe nicht ausgehört der vorzügliche soldatische und kriegerische Geist, der in diesen Bataillonen geherrscht hat, und was jeder als Jäger mitgenommen, das habe er ini Herzen be­wahrt: die Gesinnung der Treue für König und Vaterland und der opferwilligen Hingabe für Kaiser und Reich, sowie die Gefühle der Kameradschaft. Die Jägerzeit sei die schönste des Lebens gewesen: die Zeit der Jugend, die Zeit der Größe unseres Vaterlandes. Das Leben sei über uns hinweg­gegangen, mehr als die Geschosse des Feindes habe inzwischen der Tod unsere Reihen gelichtet; unsere Köpfe sind grau geworden und wer das nächstemal, wenn wir wieder zusammenkommen, noch da sein wird, weiß man nicht. Mit umso größerer Begeister­ung und Freude sind wir dem Rufe der alten Jäger nach Eßlingen gefolgt. Der General schloß mit einem Hoch auf die Stadt Eßlingen. Zwischen weiteren Reden wurden hübsche lebende Bilder aus dem französ. Kriege gestellt. Am Schluß der Feier klang die alte Jägerretraite durch den Saal. In der Frühe des Sonntags ertönten Kanonenschüsse von der Burg und die Jägertagwacht. In den Vormittagsstunden trafen noch viele alte Jäger aus allen Teilen des Landes ein. Nach einem Früh­konzert auf der Maille trafen sich die Angehörigen der drei Bataillone in den ihnen zugewiesenen Lo­kalen. Im Württ. Hof wurden die Angehörigen des ersten Bataillons von General v. Schmidt be­grüßt. Im Gasrhof zur Traube hatte sich das zweite Bataillon versammelt; hier sprachen General v. Berger und General v. Camerer. Im Deutschen Haus hatte sich das dritte Bataillon versammelt. Hier erschien, von stürmischem Beifall begrüßt, der 80jährige Generalleutnant v. Linck. Er war der Mittelpunkt herzlicher Ovationen seitens seiner alten Kriegskameraden. Beim Festessen in der Krone brachte General Linck das Königshoch aus. General v. Musi widmete sein Glas dem alten Kommandeur, General v. Camerer toastete auf die Gastfreundschaft der Stadt Eßlingen, klm l'/s Uhr stellte sich der Festzug am Bahnhofplatz aus und marschierte durch verschiedene Straßen nach Kugels Festsaal. Am Zuge beteiligten sich laut Königsrapport 576 Jäger. An der Spitze des Zugs marschierte eine Abteilung der früheren Jäger in Ausrüstung, dann kam die Kapelle Schneckenburger, hieraus folgten die ehe­maligen Jäger bataillonsweise unter Führung ihrer

früheren Offiziere und viele ehemalige Kriegsteil­nehmer. Um 3 Uhr traf der königliche Sonderzug ein. Der König hatte einen Empfang am Bahn­hof abgelehnt und führ, von der Menge freudig begrüßt, nach Kugels Saal. Dort wurde er von den Jägern mit brausenden Hochrufen empfangen. Bevor Seine Majestät an der Ehrentafel Platz nahm, begrüßte er in besonders herzlicher Weise den General v. Linck und die anderen Generale und richtete eine Ansprache an die Versammelten. Er dankte für den herzerfreucnden Empfang und gab seiner Freude Ausdruck über den lebhaften kameradschaftlichen Sinn, der aller Brust noch heute erfüllt und die Jäger zu­sammengeführt habe, der Erinnerungen an die Tage zu gedenken, da sic noch den grünen Kragen und die grünen Schnüre an der Brust getragen haben. Es ist in dieser Zeit ein schönes erhabenes Zeichen, wenn solche Gesinnungen laut werden. In diesem Sinne heiße ich Sie alle herzlich willkommen und wünsche Ihnen einige fröhliche Stunden. Mögen Sic die schönen Erinnerungen von diesem Tage naH Hause nehmen, damit noch Kind und Kindskinder davon erzählen, wie ein rechtes Jägerherz empfindet: wahrhaft und treu zur Fahne der Pflicht, die man übernommen hat, und so der großen Tage gedenken, die in aller Erinnerung leben. So ist die erste Pflicht des Soldaten, dessen zu gedenken, was wir auf dem Feld der Ehren vor 35 Jahren erkämpft haben: ein einiges Deutschland und ein einiges Heer. So legt sich von selbst der Ruf in den Mund: Der oberste Feldherr, Seine Majestät der Kaiser Hurra! Generalleutnant v. Linck dankte in herzlichen Worten dem König für sein Erscheinen und gedachte der ge­meinsamen ausgestandenen Strapazen. Er schloß mit einem Hurra aus den alten Kriegsgesährten, den König. Seine Majestät nahm zwischen General v. Linck und dem Vorsitzenden des Festkomitees, Kupferschmied Wiedmann, Platz und übergab sieben Komiteemitgliedern die goldene Verdienstmedaille am Bande des Friedrichsordens, darunter dem Kupfer­schmied Bossert-Tübingen, der im Jahre 1870 die erste Mitrailleuse erobert hat. In leutseliger Unter­haltung verbrachte der König noch geraume Zeit in Mitten der alten Jäger. Die Festteilnehmer blieben, nachdem die offizielle Feier vorüber war, noch lange beisammen u. man versprach gegenseitig auf Anregung des Architekten Stoll von Stuttgart, in 5 Jahren sich wieder zu einen: solchen Jägertag zusammen- zufindcn.

Schwäbischer Turnkreis. Nach einem Be­schluß des Ausschusses des Schwab. Turnkreises wird das nächstjährige Landesturnfest vom 4. bis 6. August in Heidenheim abgehalten werden. Ein Aufnahmegesuch des neugegründeten Murrgaues wurde abgelehvt, da dieser die satzunasgemäß fest- gelegte Mindeststärke von 1000 Mitgliedern nicht Nachweisen kann und sich auch aus der geographischen Lage der in Betracht kommenden Vereine kein Be­dürfnis nach einer Neugründung ergibt; ausge­nommen wurde dagegen der neugegründete mittlere Schwarzwaldgau mit 1076 Mitgliedern.

Ulm, 16. Oktober. Die Feuerlöschgerätefabrik Magirus ist zur Zeit mit der Ausführung eines größeren Auftrags der deutschen Heeresverwaltung beschäftigt. Es werden hauptsächlich Leitern für Be­obachtungszwecke hergestellt, darunter auch nach Art der Fernrohre ausziehbare Türme, auf welchen Be- obachtnngsstationen angebracht werden.

Oberndorf, 16. Okt. Die württ. Kommission, die während der letzten 5 Monate bei der hiesigen Waffeufabrik übernahm, hat jetzt unsere Stadt wieder verlassen. Auch die türkische Kommission wird dem­nächst von hier in ihre Heimat zurückkehren.

Aus dem Taubergrund, 13. Okt. Bei der heutigen Versteigerung der Weine der .Wein­gärtnergesellschaft Markelsheim" wurden für erste Klasse 111 ^ für den Eimer erzielt. Es waren viele Käufer erschienen, aber dennoch war wenig Kauflust vorhanden. Im ganzen wurden etwa 200 Eimer von dem etwa 2000 Eimer betragenden Ernte­ergebnis verkauft. Die Genossenschaft wollte zu diesem niedrigen Preis nicht mehr abgeben.

Stuttgart. sLaudeSprodukteubörse.I Bericht vom 16 Oktober von dem Vorstand FritzKreglinger. Im GetreidegeschLst verblieb die Stimmung im Wochen- verlaus sür alle Gattungen fest, bei schwachem Angebot. Die Umsätze in Weizen waren beschränkt, denn es haben nur wenige Offerten von Rußland und Rumänien Vorgelegen bei erhöhten Forderungen. Mehlpreise per 100 Kilogramm inkl. Sack: Mehl Nr. 0:29 Mark 50 Pfennig bis 30 -4« 50 4 ,, Nr. 1: 27 50 bis 28 50

Nr. 2: 26 bis 27 -4« Nr. S:

24 50 bis 25 -4L 50 Nr. 4: 21 ^4 50 ^ bis 22

50 <<. Suppengries 29 «4t 50 bis 80 «4L 50 Kleie 9 »4t ^5 «i.