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(kons.) begründet die Interpellation, in welcher an den Reichskanzler die Frage gerichtet wird, ob er über die auf Grund der Reichstagsresolution vom 6. März 1901 angestcllten Erhebungen Mitteilung zu machen in der Lage sei. Jene Resolution ver­langt, daß die Auszahlung der Veteranen-Beihilfen womöglich vom Tage der Anerkennung ihrer Be­rechtigung erfolgt und fordert weiter Erhebungen darüber, wieviel Unterstützungsbedürftige und An­spruchsberechtigte noch vorhanden oder noch nicht mit Beihilfen bedacht seien. Redner macht in seinen Ausführungen der Regierung den Vorwurf, daß sie sich in Bezug auf Veteranen-Unterstützung von Jahr zu Jahr schieben lasse, statt selbsttätig vorzugehen. Schatzsckretäc Thiel manu erwidert der Jnvalidenfonds werde schon in wenigen Jahren aufgezehrt sein, spätestens im Jahre 1910. Von da ab würden alle die Invaliden auf den ordent­lichen Etat angewiesen sein. Was die am 6. März 1901 angeregten Erhebungen anlange, so seien da­mals die einzelstaatlichen Negierungen durch Rund­schreiben des Reichskanzlers ersucht worden, dem Wun­sche des Reichstages zu entsprechen. Auch dem Wunsche nach sofortiger Auszahlung der Beihilfe nach ge­schehener Anerkennung der Berechtigung sei Genüge geschehen. Konstatieren müsse er, daß der Dis­positionsfond des Kaisers fast ganz für nicht­anspruchsberechtigte Veteranen verwendet werde, welche unterstützungsbedürftig seien. Die Gesamt­ziffer der Kriegsteilnehmer, die in Betracht kommen könnten, belaufe sich auf 500 000 davon 300000 in Preußen. Da sei es fast unmöglich, die Ver­hältnisse derselben so genau festzulegen und mit Anspruch aüf Richtigkeit abzuschätzen, wieviele von diesen 500 000 unter die Resolution fallen. Im klebrigen bitte er den Bericht der Budgetkommission über den Jnvalidenfonds abzuwarten. In der Be­sprechung der Interpellation vertritt Abg. Graf Oriola (natl.) den dringenden Wunsch, die Ent­scheidung über die Auszahlung der Beihilfen nicht den Einzelstaaten sondern dem Reich zu übertragen. Abg. Grünberg (Sez.) schlägt event. eine Reichs- Einkommenssteuer vor. Abg. Arendt (Reichsp.) plädiert dafür, die Mittel für diesen Zweck durch eine Wehrsteuer zu beschaffen. Jeder Veteran von mehr als 60 Jahren müsse die Beihilfe erhalten. Bringe die Regierung keine Wehrsteuer, dann werde man dieselbe aus der Mitte des Hauses beantragen müssen. Abg. Paasch e (natl.) bezeichnet eS als zuweit­gehend, jedem über 60 Jahre alten Veteranen Bei­hilfe zu gewähren. Die Wünsche dieser Abgeord­neten werden zum Teil von den Abgeordneten Graf Roon (kons.) und Cahensly (Zentrum) als zu weit­gehend zurückgewiesen. Nach einigen weiteren Be­sprechungen wird die Interpellation für beendet erklärt.

Berlin, 10. Febr. DerLokalanzeiger" meldet aus New York: Die Feststellung und Unterzeichnung des Protokolls über die Berufung des Haager Schiedsgerichts durch Erhebung einer neuen deutschen Forderung. Angeblich handelt es sich dabei um eine große Summe, die sofort zahl­bar sein soll sowie die Abgabe einer Entschuldigungs­erklärung. Das Journal behauptet, der deutsche Gesandte Freiherr von Sternburg habe zugestanden, daß diese Forderung nicht seinen Ansichten entspreche, er habe aber Befehl aus Berlin erhalten, sie geltend

zu machen. Ohne diesen neuen Zwischenfall wäre die sofortige Erledigung der Differenzen gesichert.

Berlin, 10. Febr. Nach einer Depesche derMorgenpost" aus Mentone sind die ungün­stigen Gerüchte über das Befinden des Expräsidenten Krüger übertrieben. Der Präsident empfängt zeitweise Besuche auf der Garten-Promenade.

B e rlin, 10. Febr. Aus Hamburg wird berichtet, daß der Geestemünder Fischdampfer Friedrich Albrecht mit 12 Mann Besatzung für verloren gilt. Außerdem sind zwei Bremer Schiffe mit 19 bezw. 34 Mann Besatzung für ver­schollen erklärt worden.

Berlin, 10. Febr. DieVossische Zeitung" meldet aus Paris: Die Springflut, welche die französischen Freundschaftsinseln heimgesucht hat, soll 10 000 M ens ch enleb en, darunter auch einige Europäer vernichtet haben. Sie wird mit der Katastrophe verglichen, die 1889 im Hafen von Apia u. A. zwei deutsche Kriegsschiffe zerstört hat. Der Gouverneur von Tahiti verlangt dringend Gelder und Nahrungsmittel für die Ueberlebenden der heimgesuchten Inseln.

Genf, 9. Febr. Die Vertreter der Kron­prinzessin Louise teilen mit, daß sich bei der Prinzessin infolge des Verbotes, das väterliche Haus in Salzburg betreten und der Unmöglichkeit, den kranken Sohn sehen zu dürfen, eine starke körperliche Depression und seelische Erschütterung bemerkbar mache und daß sie sich sehr krank fühle. Um diesen Zustand wieder zu beheben und Ruhe zu finden, die sie unbedingt nötig hat, beschloß die Prinzessin ärztlichen Rat in Anspruch zu nehmen und ersuchte zu diesem Zwecke um Aufnahme in dem bei Genf gelegenen Sanatorium La Metairie, wohin sie sich bereits gestern begab.

Wien, 9. Febr. Dem Fremdenblatt wird aus Genf telegraphiert: Der Kronprinzessin Louise, welche nicht interniert wird, sind zwei Pflegerinnen zugewiesen worden. 1)r. Zehme ver­sprach ihr, regelmäßig Bericht über ihre Kinder zu­kommen zu lassen. Nach Empfang einer neuen abschlägigen Depesche aus Dresden wurde die Prin­zessin heute von einem Weinkcampf befallen. Sie erklärte später, für ihre Person nicht mehr bürgen zu können.

Brüssel, 10. Febr. Der Attentäter Ru­bino ist zu 20jähriger Zwangsarbeit ver­urteilt worden.

London, 9. Febr. In Burenkreisen verlautet nach Meldungen aus Kapstadt, daß die zwischen Dewet und Chamberlain entstande­nen Differenzen- schlimme Folgen zeitigen können. Es scheint nicht ausgeschlossen, daß Chamberlain Dewet unter irgend einem Vorwände verhaften läßt, was voraussichtlich einen Aufruhr der Holländer in der Kap-Kolonie nach sich ziehen würde.

Vermischtes.

Gartenfreunde sind in dieser Jahres­zeit oft in Verlegenheit: sie möchten gern möglichst zeitig Blumen und auch Gemüsesämereftn aussäen . zum Ankeiuien, aber einVermehrunMet" steht ihnen nicht zur Verfügung, und für die Anlegung > von Frühbeeten ist es noch zu früh im Jahre. Die

Arbeiterin einen scheußlichen Lustmord verübt hat, ist vom König nicht stattgegeben worden. Dies wurde dem Verurteilten heute eröffnet. Die Hin- richtung findet am Mittwoch, den 11. ds. Mts. vormittags 8 Uhr, im Hofe des Gefängnisses statt.

Ulm, 7. Februar. Heute brach in der dem Landarmenverband des DonaukreiseS gehörigen An­stalt Ried Hof, Markung Ulm, ein Brand aus, wodurch ein älteres Wohn- und Oekonomiegebäude etwa zur Hälfte vernichtet wurde. In dem Ge­bäude waren u. a. ca^70 Schweine untergebracht, die aber alle noch rechtzeitig aus den Ställen ent­fernt werden konnten. Den vereinten Anstreng­ungen des Anstaltspersonals, der Feuerwehr von Grimmelfingen und einer Abteilung der Ulmer Feuerwehr gelang es, das Feuer auf seinen Herd zu beschränken und einen Teil deS Gebäudes zu retten. Der Schaden am Gebäude und Mobiliar dürfte im ganzen etwa 8000 betragen. Als Brandstifter hat sich ein Anstaltspflegling bekannt, dessen Zurechnungsfähigkeit zweifelhaft ist.

Dresden, 10. Febr. Wie in unterrichteten Kreisen verlautet, werden im morgigen Eheprozeß die Anwälte der Prinzessin Louise Geistes­krankheit ihrer Klientin behaupten und versuchen, die Einsetzung eines neuen, wesentlich späteren Termins zu erlangen.

Berlin, 9. Febr. Wie dieNational­zeitung" von unterrichteter Seite erfährt, sind die zur Regelung der Venezuela-Angelegenheit in Washington verbreiteten Protokolle entgegen anders lautenden Mitteilungen bis jetzt noch nicht unterzeichnet. Die Protokolle stellen fest, daß zu­nächst Jedem der Verbündeten 5500 Pfund Sterling zu zahlen sind.

Berlin, 9. Februar. Tumultszenen schlimmster Art spielten sich in der vorletzten Nacht im Osten Berlins ab. In der Frankfurter-Straße war ein unbedeutendes Feuer ausgebrochen und der Oberleutnant v. Kcyserlingk mit der Absperrung des Brandplatzes betraut. Da die neugierige Menge den Anordnungen des Offiziers nicht genügend Folge leistete, geriet derselbe in eine hochgradige nervöse Aufregung. Seine Anordnungen wurden von der Menge mit wüstem Gejohle, Schimpfworten und Drohungen beantwortet. Dies brachte den Offi­zier dermaßen auf, daß er blank zog und den Schutzleuten Befehl gab, ebenfalls blank zu ziehen.

Es entspann sich ein förmlicher Straßenkampf. Die Menge drang gegen die Schutzleute vor. Der Polizei­leutnant wurde von seinen Leuten getrennt. Man umringte ihn und schlug mit Stöcken und Schirmen auf ihn los. Schließlich lähmte ein kräftiger Stock­hieb die Hand des Offiziers. Der Säbel wurde ihm entrissen, wobei der Offizier eine Handverrenk­ung erlitt. Die Waffe soll auf die Redaktion des Vorwärts gebracht worden sein. Der Lärm dauerte bis 2 Uhr morgens. Dann erst gelang es den Schutzleuten eine Anzahl Personen festzunehmen und die Ruhe herzustcllen.

Berlin, 10. Febr. (Deutscher Reichs­tag.) Tagesordnung: Interpellation Mißler (kons.) betreffend GewährungvonBeihilfen fürKriegs- Veteranen. Staatssekretär Thielmann erklärt sich bereit sofort zu antworten. Abg. Mißler

zu haken, und lebst vermutlich flott in Hamburg, aber warte nur, ich werde bald hinter Dir her sein."

Er war jetzt nicht mehr im Zweifel darüber, daß Bühring in den Besitz von wenigstens einem Teil des Geldes gekommen war. Der selbstbewußte, über­mütige Ton des Briefes überzeugte ihn davon. Er packte seinen Koffer, nahm Abschied von dem Wirt und reiste weiter nach der nächsten deutschen Station.

Auf dem deutschen Postburcau erhielt er nach Vorweisung seiner Vollmacht und feines Polizeischildes bereitwilligst die Nachricht, daß ein Herr Olswig vor etwa acht Tagen ein rekommandirtes Packet mit dem Poststempel Christiania ab­geholt habe. In dieser Beziehung war er nun also seiner Sache gewiß. Es war kein Zweifel, daß ein größerer Betrag oder vielleicht die ganze Summe wieder im Besitz Bührings war.

Jetzt aber begannen die Schwierigkeiten erst im Ernst sich vor ihm aufzu- türmen. Jetzt hatte sein Mann günstigen Wind bekommen und Gelegenheit, auf alle mögliche Weise seinen Nachforschungen zu entgehen. Ferner kannte er nun feinen Verfolger persönlich, was es ihm natürlich weit leichter machte als früher, demselben ouszuweichen. Auf der Station vernahm er, daß ein Herr, auf den Bührings Signalement genau paßte, vor acht Tagen mit einem Billet zweiter Klaffe nach Hamburg gefahren war.

Hell hatte vorläufig nichts weiter zu tun, als ihm nachzureisen.

10. Kapitel.

Am folgenden Tage finden wir ihn in einer kleinen Privatwohnung auf St. Pauli. Mit Absicht mied er die zentralen Stadtviertel, da er sich gehörig vorbereitcn wollte, ehe er ein neues Spiel mit seinem Gegner begann, das wie er nun wußte, nicht das leichteste sein würde.

Sein Wirt, ein pensionierter Unteroffizier der Marine, der den größten

Teil des Tages auf einer Bank drunten am Hafen verbrachte und den Abend beiKöm und Beer" in seiner Stammecke in der nächsten Kneipe, wurde am folgenden Tage sehr überrascht, als er auf dem Zimmer des Fremden einen ganz anderen Mieter fand, als am Tage vorher. Er hatte fein Zimmer an einen dunklen, schönen, bartlosen Herrn vermietet, der einen modernen Anzug trug, jetzt begegnete er in der Tür einer wunderlichen Erscheinung. Er sah einen Mann mit hellblondem lockigen Haar und einem kräftigen Vollbart vor sich. Der Fremde stand im Begriff, das Zimmer zu verlassen und war vom Kopf bis zum Fuß fast ganz in Pelz gekleidet, in Pelzmütze, Pelzhandschuhen und einem kostbaren Biberpelz.

Die gute alte Teerjacke war nicht einen Augenblick darüber im Zweifel, daß er einen der vielen ruffischen Potentaten vor sich hatte, die den Winter an der Riviera, in Berlin, oder Paris verbringen und von denen viele geschäftshalber genötigt sind, einen kleinen Abstecher nach Hamburg zu machen.

Nanu guten Morgen, Herr Schulze!"

Der Alte fuhr zusammen.Ach Gott, das ist ja die gleiche Stimme," brummte er in den Bart und schielte halb mißtrauisch nach dem sonderbaren Herrn.

Richtig getroffen, es ist der Gleiche, nur in etwas anderer Form," ant­wortete Hell lachend,nun, ist die Veränderung vollkommen?"

Sie ist täuschend, daß ich gerne augenblicklich mit Ihnen um Kaviar ge­handelt hätte," brummte der Alte,aber ich möchte doch wissen, was diese Mas­kerade bedeuten soll! Ich bin ein ausgedienter kaiserlich deutscher Pensionär und will nichts mit der Polizei zu schaffen haben."

Beruhigen Sie sich, Herr Schulze, sehen Sie hier" Hell wies ihm sein Polizeizeichenich bin selber Polizeibeamter und dem Anstifter eines Anarchistenattentates auf der Spur, das in meiner Heimat geplant worden ist

(Fortsetzung folgt.)