Erkrankten übersteigt 60, davon schweben 3 in Todes- gefahr. Im ganzen hat Wirt und Metzger Krauß etwa 100 Leberwürste abgesetzt.

Stuttgart, 24. Sept. Heute mittag 12 Uhr raste ein junger Mann auf seinem Rad, über das er vollständig die Herrschaft verloren hatte, die Werf- mershaldenstraße so unglücklich herab, daß er mit seinem Rad in ein Schaufenster flog, dieses zer­trümmerte und dabei sich die Schädeldecke zerschmetterte, so daß der Tod alsbald eintrat.

Aus Württemberg. Ueber den Stand unserer Weinberge berichtet die neueste Nummer des .Weinbau' nach deu Berichten der Vertrauensmänner des Landes: Mit zwei Ausnahmen wird die Entwickelung des Weinftocks als eine .sehr gute' bezeichnet, was der anhaltend günstigen Witterung bis in die jüngste Zeit zuzuschreiben sein wird. Aus den Berichten geht aber auch hervor, daß nur da, wo richtig und rechtzeitig gegen die Blattfallkrankheit vorgegangen wurde, die Belaubung gesund geblieben ist und daß nicht ge­spritzte Weinberge schon heule ein jammerbares Bild aufweisen. Die Entwicklung der Trauben ist in allen Weinbaugebieten gleich günstig. Schon anfangs dieses Monats wurden die Weißen Sorten weich und selbst Trollinger begannen sich zu färben. Heute kann man von einer Reife sprechen und wir hoffen zuversichtlich, daß bei halbwegs günstigem Wetter die erwünschte und hochgeschätzte Vollreife eintritt. Zu­meist ist die Traubenreife noch früher als im vorigen Jahre eingetrete». Quantitativ wird die heurige Weinernte ziemlich verschieden ausfallen. Da wo keine Frühjahrsfröste und Hagelschlag oder auch Lederbeerkrankheit die Fruchtansätze zerstört haben, wird der Herbst mindestens so reichlich wie im vorigen Jahr sein Es gibt jedoch auch Gebiete, wo die Hoffnungen wesentlich verringert worden sind. Die Berichterstatter melden in zwei Fällen eine Fehlernte, mehr als die Hälfte schätzt eine "/stels Ernte, der Rest hofft auf eine gute halbe Ernte. Ueber den Anfang der Weinlese läßt sich natürlich nichts be­stimmtes sagen. Man wird allgemein bestrebt sein, so lange als möglich zuzuwarteu. Wenn keine be- sondere Umstände eintreten, wird man nach dem gegen­wärtigen Stand der Traubenreife annehmen können, daß m der ersten Oktoberhälfte Herbst wird. Die vom Hagel betroffenen Weinberge haben sich, mit Ausnahme einiger stark betroffenen Gemarkungen des Bottwartals, wieder recht ordentlich erholt, so daß der im ersten Schrecken befürchtete Schaden sich wieder ausgeglichen hat.

Cleebronn, 22. Septbr. Der Stand unserer Weinberge ist ein überaus schöner. Die Stöcke selbst find alle noch dicht belaubt. Mostgewicht 81 Grad. Durch den Umbau der steilen Steige von hier gegen Bönnigheim-Freudental ist nunmehr auch für ganz bequeme Abfuhr der Weine von hier Sorge getragen.

Brackenheim, 22. Sept. Die warme Witter­ung der letzten Tage hat in Verbindung mit dem nun reichlich niedergegangenen Regen in unseren Weinbergen ganz hervorragend günstig gewirkt.

Saatenstandsbericht für Württemberg vom Monat September. Die Witterung in der abge­laufenen Berichtsperiode (Mitte August bis Mitte

Unter einer Molke.

Die Geschichte eines entschwundenen Gedächtnisses

von K. Kussel.

ILj - (Nachdruck verboten.:

Wer war sie und wie kam sie in dies Haus, fragte sich Marian. Ist sie bei Charlie gewesen? Es muß ihn irgend etwas ganz besonderes zurück- gehalten haben. Sie hatte unterdessen das Parktor erreicht und spähte nach seiner hohen, schlanke» Ge» stalt, aber vergebens. Es war kein menschliches Wesen zu sehen, nur zahllose Vögel mit prächtigem Gefieder tummelten sich in den herrlichen Baum- krönen. Marian war seit ihrer Ankunft in Bungaree Cottage mehrere Male in Mr. Hartrees Hause ge- Wesen und von der Hausfrau auf das liebens­würdigste aufgefordert worden, so oft zu kommen, wie sie wünschte. Daher betrat sie nach kurzem Zögern den Park. In demselben Augenblick trat Mr. Hartree in die Haustür; er zog den Hut, als er sie bemerkte und kam ihr entgegen.

»Wie geht es Ihnen, Miß Marston? Sie kommen gewiß, um sich nach Ihrem jungen Freunde umzu­sehen?" .Ist ihm etwas Passiert?" fragte sie gepreßt. .Allerdings, etwas sehr Sonderbares," lautete die Antwort. .Er hat sein Gedächtnis wieder. Heute vormittag kam eine junge Dame, die Kapitän Sturgeß's Artikel in dem »Sydney Moruing Herald" gelesen hatte, und erkannte Rawdon, so heißt Mr. Rawlings nämlich, auf deu ersten Blick wieder. Er

September) war bis zum 22. August vorwiegend trocken, dann aber regnerisch und kühl Vom 3. Sept. an setzte wieder eine bessere Witterungsperiode ein, die am 9, 10. und 11. Sept. sommerlich warme Tage brachte. Hierauf kam ein Rückschlag zu naß- kaltem Wetter, dem erst am 17. Sept. wieder etwas Aufheiterung folgte. Hagelfälle gab es wenig; am 26. Aug. hat es in den Oberamtsbezirken Münstngen und Ulm, am 6. Sept. im Oberamt Gmünd etwas stärker gehagelt. Die verschiedenen, nach der langen Trockenheit sehr willkommenen Niederschläge der letzten Wochen haben, nach den Mitteilungen des Statist. Landesamts, vor allem auf das Wachstum der Futterpflanzen günstig eingewirkt und den Er­trag des Klees und des Oehmdes noch erheblich ge­steigert. Schlechtes, naßkaltes Wetter hat jedoch das Einheimsen deS Oehmdertrags vielfach unlieb verzögert und seine Güte beeinträchtigt. Rotklee und Luzerne versprechen zumeist einen guten 3. Schnitt. Die Kartoffeln haben ihren schönen, gesunden Stand an Kraut und Knollen fast überall behalten. Nur aus einigen Gegenden mit schweren Böden wird be- richtet, daß gewisse Kartoffelsorten unter Nässe leiden und zu erkranken beginnen. Dem Hopfen kam die feuchtwarme Witterung trefflich zu statten; sein Er­trägnis scheint allgemein zu befriedigen. Die Obst­aussichten sind seit dem letzten Berichtsmonat bei­nahe nirgends gestiegen; die Apfelernte fällt allent­halben ganz gering aus, etwas besser steht es bei den Birnen. Die Weinberge haben im Wachstum und Reife sich im allgemeinen günstig fortentwickelt. Frühsorten sind schon annähernd reif. Aus Be- zirken, wo nicht rechtzeitig gespritzt und geschwefelt wurde, wird über das Auftreten verschiedener Reb- krankheiten (Peronospora, Lederbeerkrankheit und dergl.) geklagt

Kus StaSt» Bezirk uns Umgebung.

Neuenbürg, 25. September. Die Landes- Versammlung des württ. Hauptvereins des Evang. Bundes nahm am gestrigen Sonntag unter außerordentlich großer Beteiligung programmgemäßen, schönen Verlauf. Wir werden über Liese gelungene Feier näheren Bericht folgen lassen.

ver misch tes.

Krankenpflege. Um dem Aerztemangel auf dem Lande abzuhelfen und die Erlangung ärztlicher Hilfe für die Landbevölkerung zu erleichtern, hat die Regierung von Nieder - Oesterreich seit mehreren Jahren eine durchgreifende Maßregel ergriffen, die sich vortrefflich bewährt hat: Das ganze Land ist in 445 Sanitätsgemeinden geteilt, von denen 272 (die ärmeren Landgemeinden) im Jahre 1902 mit rund 195000 Kronen zur Beschaffung ärztlicher Hilfe unterstützt wurden. Von sämtlichen Sanitäts­gemeinden sind jetzt nur noch drei ohne Gemeindearzt, und auch diese werden noch im Laufe des Jahres regelmäßig ärztlich versorgt werden.

Am 18. Sept. waren genau 40 Jahre verflossen seit dem Tage, an dem ein 26 jähriger Kaufmann

konnte sich natürlich nicht auf sie besinnen, obgleich sie seine Braut ist. Aber als sie ihm erzählte, wie sie sich kennen gelernt hätten usw., muß wohl irgend ein Wort den Bann gelöst haben, denn er verbarg plötzlich sein Gesicht in deu Händen, rief: Ich weiß alles alles," und fiel dann, Wohl von der Flut seiner Erinnerungen übermannt, ohnmächtig zu Boden. Aber was fehlt Ihnen denn, Miß Marston?"

Die letzte Frage war nur zu berechtigt, denn aus Marians Gesicht war alle Farbe gewichen. Mit einem Schlage wurde Mr. Hartree die Sachlage klar. .Wie unvorsichtig von mir, Ihnen diesen jähen Wechsel so unvorbereitet zu erzählen," sagte er freund- lich, während er bei sich dachte: Früher oder später mußte sie es doch erfahren.

.War das junge Mädchen, das vorhin in dem Ponywagen fortfuhr, die Dame, von der Sie sprechen?" fragte sie mit bleichen Lippen.

.Unzweifelhaft." .Und er ist mit ihr verlobt, sagen Sie?" .Rawdon kann Ihnen das alles selbst sagen. Wollen Sie nicht zu ihm gehen?" .Wird ihm das nicht schaden?" .Keineswegs. Ich denke sogar, es soll ihm gut tun. Er liegt im Salon auf dem Sofa; er kam bald wieder zu sich, aber die arme Miß Lambert hatte sich doch sehr,um ihn beunruhigt. Es war eine schreckliche Zeit für den armen Kerl, und ich freue mich aufrichtig, daß er sein Gedächtnis wieder hat. Wie plötzlich es gekommen ist; aber ich glaube, das ist immer so in derartige» Fällen."

Er führte Maria» in das Haus; Rawdon war

ans Richford in Cleveland ein bescheidenes Petroleum- geschäft errichtet. John Davison Rockefeller hieß der junge Handelsmann, dessen schwäbischer Vater sich wohl kaum je gedacht haben mochte, daß sein Sohn einstmals zum reichsten Mann der Welt werden würde, dessen Riesenvermögen wie ein Märchen manutet.

Von der bayr. Grenze, 23. Septbr. Irr Memmingen wurde der bekannte Pferdehändler Benzinger, der in der Nähe von Buchloe eine Frau vergewaltigt haben soll, verhaftet. Sein Ansuchen, ihn gegen' eine Kaution von 50000 -/L auf freien Fuß zu stellen, wurde abgewiesen.

Zur Warnung sei folgendes mitgeteilt. Ein Leser schreibt demFr. Kur": .In einigen bayeri- schen Lokalblättern erschien dieser Tage eine Anzeige, daß ein gesundes, hübsches Baby, Mädchen von 15 Monaten, guter, diskreter Abkunft, an gebildete, gut christliche Familie in kleinerer Stadt oder an Land als Eigentum vergeben werde mit einmaliger Ab­findung. Auskunft durch L. Chapmann, 76 Elision Street, London. Schreiber dieses wandte sich schüft- lich an obige Abrisse mit der kleinen Notlüge, daß seine auf dem Land lebende kinderlose Schwester ein Kind annehmen würde, und postwendend traf aus London die Nachricht ein. daß mit dem Kind eine Entschädigung von 17 000 übergeben würde. Dann heißt es wörtlich:Der Vater des Kindes, ein Engländer, hat sich daS Recht Vorbehalten, über Ihre Familie, Ihr Vorleben, Ihren Charakter usw. einzuholen, und wollen Sie deshalb 6 zur Deck- ung der Unkosten dieser Erkundigungen einsende». Selbstverständlich behalte ich mir vor, eine kleine Entschädigung von Ihnen zu erhalten, wenn Ihnen am Tag der Uebernahme des Kindes die Summe ausbezahlt wird. Der .ehrliche!?" Chapman sieht baldiger Antwort entgegen, d. h. er wartet auf die 6 -/L Wir lassen ihn warten und raten anderen, ein gleiches zu tun."

Berühmte Federn. Die Federn, mit denen Friedensverträge unterzeichnet werden, erfreuen sich stets eines großen Interesses. Das hat man jetzt wieder gesehen, als in Portsmouth der Vertrag zwischen Japan und Rußland unterzeichnet wurde; aus allen Teilen der Welt hatten sich Fabrikanten angeboren, die Federn zu liefern. Wohl zwölf ver­schiedene Firmen hatten Federn geschickt; um keine zu bevorzugen und andere zu enttäuschen, sollte der Vertrag mit Federkielen unterzeichnet werden. Tat­sächlich sind so wichtige Dokumente wie Friedens- und andere Verträge häufiger mit altmodischen Gänse­kielen als mit Stahlfedern unterzeichnet worden. Nach den Zeitungsberichten wurden indessen trotz der vorher verbreiteten Nachricht keine Gänsekiele in Portsmouth gebraucht. Die beiden Vertreter Ruß­lands sollen ihre Unterschrift mit Federn gemacht haben, die sie aus dem auswärtigen Amt in Peters­burg mitgebracht haben. Die Federhalter waren aus braungefärbtem Holz mit einer Hornspitze. Auch die beiden japanischen Gesandten brachten ihre eigenen Federn mit, aber sie sollen sie in den Vereinigten Staaten gekauft haben. Wenn das wirklich der Fall ist, werden die amerikanischen Fabrikanten sicher alles

allein im Salon. Er sah sie eintreten, aber sein Gesicht trug den noch wirren Ausdruck, der gewöhn­lich die Folge einer eben überstandenen Ohnmacht ist. Nun, wie geht's jetzt?" fragte Mr. Hartree in herzlichem Tone. .Ich werde in einigen Stunde» wieder ganz hergestellt sein; augenblicklich fühle ich mich noch etwas angegriffen."Das ist ganz natür­lich. Ich habe Ihnen übrigens Besuch mitgebracht.'

Er lächelte und streckte Marian seine Hand ent­gegen. Ihr Gesicht war bleich, aber so unbeweglich, wie aus Marmor gemeißelt, nur ein leises, fast un­merkliches Zucken des Mundes verriet ihre innere Erregung, als sie seine Hand ergriff.Nun, haben Sie Ihr Gedächtnis wieder, Charlie Cecil wollte ich sagen," verbesserte sie sich mit mattem Lächeln. Gott sei Dank dafür!" Ich habe mir immer gedacht, daß es ganz unerwartet zurückkommen würde. Können Sie sich jetzt auf alles besinnen, was Sie vor dem Schiffbruch erlebt haben?"

.Auf alles," sagte er sehr ernst und strich sich mit der freien Hand über die Stirn.Ich habe ge­hört, daß Sie das alles dem Anblick einer jungen Dame, mit der Sie verlobt sind, zu verdanken haben." Er schwieg, aber Mr. Hartree sagte:Ich bin zwar kein Mediziner, aber ich bin fest davon über­zeugt, daß jeder Arzt Rawdon zunächst noch die äußerste Ruhe verordnen würde. Ich hoffe, Sie werden es mir nicht übel nehmen, Miß Marston, wenn ich Sie bitte, vorläufig keinen Gegenstand zu berühren, der ihn möglichenfalls erregen könnte."

.Sie haben recht, Mr. Hartree, Ruhe ist jetzt