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Material habe den Vorzug, daß sich die Tiere nicht erkälten; ein Probestück, das in der Versammlung coursterte, scheint auch allen Ansprüchen zu genügen, die an ein Stallpflaster gestellt werden. Dem Pflaster in den Standräumen gebe man nicht zu viel Gefäll, da sonst das Tier zu sehr auf der Hinterhand stehe, es empfehle sich vielmehr von der Wand ab eine Horizontale von 1'/<1'/' Meter und dann eine Neigung von 1 om auf 1 Meter. Auf eine An­frage bezüglich der Herstellung guter Tennenböden gab Redner dahin Auskunft, daß für Scheunen der beste Boden immer noch Lehmschlag auf Steinvor­lage sei; der Lehm ist mit Rinderblut zu mengen, 10 cm dick auszutragen und während des Stampfens immer wieder anzunetzen. Cementböden sind zu hart, namentlich zum Handdreschen. Redner sprach zum Schluß noch über die Stellung der Gebäude im Allgemeinen und über dauerhafte Dachbedeckungen, worauf Hr. Regierungsrat Voelter den Dank und die Anerkennung der Versammlung für den interes­santen, lehrreichen Vortrag zum Ausdruck brachte. Nach der Verteilung der Diplome an die bei der staatlichen Bezirksrindvtehschau Prämierten wurde den Versammlungsteilnehmern noch das Vergnügen, eine kleine Ausstellung zu besichtigen, welche der Vorstand arrangiert hatte. Die Ausstellung bestand in einer Spiritus-Glühlichtlampe, mehreren Herd­kochern und einem heizbaren Plätteisen. Laut bei­gelegtem Katalog der Centrale für Spiritusver- wertung in Berlin (Filiale Sinner u. Cie., Stutt­gart, Leonhardsplatz) berechnet sich der Verbrauch an Spiritus für eine Glühlichtlampe von 45 Kerzen Leuchtkraft auf 3 pro Stunde, während auf einem Herdkocher bei Verbrauch von 190 §r. Spiritus in ca. 30 Minuten 4 Liter Wasser zum Kochen gebracht werden können. (Ein Liter Spiritus von 90 Voll. °/<> wiegt ca. 820 §r.) Viel Verwendung dürfte das Plätteisen finden, indem zu seiner Erhitzung während einstündigen Plättens nur '/'» Liter Spiritus ver­braucht werden soll. Die Fabrik fertigt auch explosions­sichere Kannen und Sicherheitsausgießer, durch welche ein Verschütten verhindert ist. Noch ein neues Pro­dukt wurde den Anwesenden durch Hrn. Hugo Rau vorgezeigt; nemlich Pflastersteine aus dem Dörrit- werk Germersheim, welche aus dem von Hrn. Bau­inspektor Friz erwähnten Material hergestellt sind. Der Vertreter der Fabrik, Hr. Hugo Rau hatte solche Steine in Stärken von 6, 8 und 10 cm im Lokale zur Ansicht aufgelegt. Dieses Pflaster­material erträgt einen ungeheuren Druck, es ist rauh, so daß die Tiere nicht darauf ausgleiten und hat noch die Eigenschaft sehr schalldämpfend zu sein, so daß es zur Pflasterung von Hofeinfahrten und Hof­räumen bereits vielfach Verwendung findet. Ueber die Preise fehlen uns Angaben.

* Calw. Das an der Stuttgarter Straße gelegene Haus von Zugmeister Bo mm ging um die Summe von 19 050 in den Besitz von Bäckermeister Buck über.

Die F er n sp r e ch a n st alt mit öffent­licher Fernsprechstelle in Unterreichenbach OA. Calw ist vom Postamt in das Haus der Frau Luise Proß Witwe verlegt worden. In der Dienstzeit der Fernsprechanstalt tritt eine Aenderung nicht ein.

(Amtliches aus dem Staatsanzeiger.j Laut Bekanntmachung des akademischen Rektoramts in Tübingen hat die philosophische Fakultät zum Doktor promoviert: Eugen Fr ick aus Calw.

Stuttgart, 3. Febr. Arbeitslosen­zählung. Die gestern im Stadtdirektionsbezirk Stuttgart vorgenommene Arbeitslosenzähl­ung hatte folgendes vorläufige Ergebnis: Völlig arbeitslos sind 619 männliche und 6 weibliche Personen, mit verkürzter Arbeitszeit beschäftigt 260 männliche und 10 weibliche Personen. Die Gesamtzahl der Arbeitslosen bezw. mit verkürzter Arbeitszeit beschäftigten Personen beträgt demnach 895 gegen 1110 Personen bei der am 10. November v. I. vorgenommenen Zählung und gegen 2181 Personen, die sich bei der Zählung am 19. Februar v. I., also vor Jahresfrist, ge­meldet hatten.

Untertürkheim, 2. Febr. Gestern ver­übten vier junge Leute aus Cannstatt im hiesigen Bahnhofwartsaal groben Unfug; der sie zur Ruhe weisende Stationsdiener Kauder erhielt von einem der Ruhestörer einen Stich in den Rücken. Sämtliche vier Burschen wurden verhaftet.

Heilbronn, 3. Febr. Am Sonntag nach­mittag vermißte eine hiesige Familie ihren 10jährigen Sohn. Gestern früh wurde derselbe von seinem Vater im Hafen zwischen 2 Schiffen ertrunken auf­gefunden. Der Knabe hat offenbar auf den Schiffen gespielt und ist bei dieser Gelegenheit ins Wasser gefallen.

Giengen a. Br., 30. Jan. Die Unsitte mancher Hausfrauen, verschlossene Bett­flaschen in den geheizten Ofen zu stellen, hat schon viel Unheil angerichtet. Gestern abend stellte eine hiesige Frau, wie gewohnt, ihre Wärmflasche in den Ofen und entfernte sich dann, um einen Ausgang zu machen. Der Hausherr war allein im Zimmer und mit Lesen beschäftigt. Plötzlich explodierte die Wärmflasche unter heftigem Knall und der Ofen war in Stücke zerrissen. Zum Glück kam der Mann mit dem Schrecken davon.

Niefern (Pforzheim), 2. Febr. Ein größe­res Brandunglück ereignete sich hier in der verflossenen Nacht kurz nach 1 Uhr. Das dem Fuhr­mann Lehr und dem Goldarbeiter Schwarz gehörige Doppelwohnhaus brannte bis auf den Grund nieder, dazu noch eine Doppelscheune der gleichen Besitzer. Der Schaden ist bedeutend, jedoch durch Versicher­ung gedeckt. Vier Familien wurden obdachlos, von denen 3 versichert sind. Durch eine herabstürzende Giebelwand wurde das Haus deS Bürgermeisters Tiedemann beschädigt.

Feldberg, 2. Febr. (Sportnachrichten.) Gestern nachmittag fand bei heftigem Schneesturm auf der Strecke Feldberggasthof-Herzogenhorn-Spieß- horn und zurück der bereits angekündigte Dauer­lauf um die Meisterschaft im Ski- Klub Schwarzwald statt. Der Siegerpreis bezw. der Preis für die Meisterschaft konnte nicht vergeben werden, da zwei Freiburger Studenten Namens Bühler und Hug als erste zur selben Zeit ankamen und durchs Ziel gingen. Heute erfolgte der sogen. Jägerwettlauf, woran sämtliche Oberjäger aus dem Elsaß teilnahmen. Als erster durchlief die etwa 12 Lw lange Strecke Oberjäger Balke vom 8. Jägerbataillon in Schlcttstadt. Sieger beim internationalen Springlauf um die Meisterschaft von Deutschland 1903 wurde der Norweger Heyder- dahl; er machte einen Sprung von 19,03 m und einen solchen außer Konkurrenz von 23 w. (Heyder- dahl erwarb sich beim Skirennen in Glarus, das vorige Woche stattfand, einen 2. Preis mit einem 20 w-Sprung.) Heute folgten dann noch einige kleinere Rennen, Damenwettlauf, Bismarcklauf, Schülerlauf, Seebuckwettlauf, Juniorensprunglauf, Jugendwettlauf (es liefen über 40 Knaben) und Volkswettlauf. Die Schneeschuhwettläufe hatten eine große Zahl von Leuten aus der Umgebung auf die Höhe gelockt.

Frankenthal, 2. Febr. Ein nicht unbe­trächtlicher Aufwand erwächst dem bahr. Staat durch die Behandlung und Verpflegung von zwei in der hiesigen Kreirkranken- und Pflegeanstalt der Pfalz untergcbrachten Leprakranken. Beide, Vater und Sohn, wurden vor länger als Jahresfrist, und zwar nachdem sie kurz vorher von einem längeren Aufenthalt in Brasilien in ihren Heimatsort Berg­zabern zurückgekehrt waren, unter Beobachtung der größten Vorsichtsmaßregeln in die Anstalt einge­liefert. Bei der Einlieferung zeigten sich erst Symp­tome der furchtbaren Aussatzkrankheit, so daß die Aerzte hofften, die Kranken bald heilen und wieder entlassen zu können. Diese Hoffnung hat sich leider nicht erfüllt. Diese Krankheit ist vielmehr im Lauf des Jahrs vollständig zum Ausbruch gekommen und eine Heilung soll als fast ausgeschlossen erscheinen; die Beklagenswerten (der Vater, ein Ingenieur, ist etwa 45, der Sohn erst 15 Jahre alt) werden also voraussichtlich bis an das Ende ihrer Lebensjahre interniert bleiben müssen. Aerzte und Wärter­personal haben im Umgang mit den Kranken die größte Sorgfalt zu beobachten. Daß die Ansteck­ungsgefahr groß ist, geht schon daraus hervor, daß für die Bewegung der Leprakranken ein entsprechend großes Terrain mit einer Umzäunung versehen wor­den ist. Die Verpflegung dieser gefährlichen Kranken erfordert jährlich eine Summe von nahezu 4000

Berlin, 3. Febr. Der Kaiser hat, wie derLokalanzeiger" aus Danzig meldet, wie andern Truppen-Verbänden, auch dem 17. Armeekorps anläßlich seines Geburtstages 50000 Mark als

Sie werden ihn morgen sehen. Es handelt sich um ein Staatsgeheimnis, in dessen Besitz der Mann gekommen ist und dasselbe auszunützen versucht. Er erhielt, wie gesagt, einen Bnef in grünem Umschlag, den wir uns verschaffen müssen. Sie erhalten eine erkleckliche Belohnung."

Ja, aber die Gefahr, wenn ich erwischt werde?"

Hell zeigte ihm, ohne ein Wort zu sagen, sein norwegisches Polizeischild.

Oho, mein Herr, Sie sind Stöberer! Das ändert die Sache. Jetzt begreife ich alles. Mein Kompliment, mein Herr, Sie sind so schlau, daß es ein wahres Vergnügen ist, mit Ihnen Geschäfte zu machen. Wie viel bieten Sie?"

Zweihundert Kronen, wenn der Brief bis übermorgen sechs Uhr in meinen Händen ist."

Morgen kommen Sie zu mir, hier ist meine Adresse, dann sollen Sie den Betreffenden sehen. Später mögen Sie auf eigene Faust handeln. Aber kein Wort über mich, in welche Lage Sie auch kommen sollten! Werden Sie erwischt, so befreie ich Sie!"

Schön, mein Herr, morgen sehen wir uns wieder. Adieu!"

*

Pst! August! Pst*!"

Bitte-JenS" eilte in vollem Sprung die neue Fredricksbergstraße hinauf, um einen Mann einzuholen, der vor ihm her ging.

Du Kamel, wozu solche Eile!"

Ah, Du bist es, Bitte-Jens. Was ist denn loS?"

Der Angeredete steckte vertraulich seinen Arm unter den deS andern.

Ah, wie geht das Geschäft?"

Schlecht!"

Was sagst Du?"

Willst Du Deine Mutter grüßen? Die Taschen sind leer."

So komm mit mir."

Bist Du bei Kasse?"

Das wirst Du sehen, komm nur!"

Sie traten in ein kleines Kaffee.Ist Deine Hand und Dein Auge gegen­wärtig sicher, August?"

Eine verteufelte Frage, das!"

Ich meine, ob Du sicher stößst heute?"

Ah so! Ich habe in den letzten acht Tagen kein Queue angerührt. Habe kein Betriebskapital gehabt. Hast Du wirklich ein Opfer?"

Ich gebe Dir 25 Kronen und freien Unterhalt für einen Tag, um nach meiner Anweisung Billard zu spielen.

Das ist nobel. Ich schlage ein."

Ich werde Dich mit einem Norweger bekannt machen, der den lieben langen Tag Billard spielt. Er spielt gut, ich glaube fast, daß er davon lebt. Aber Du mußt noch besser spielen."

Das werde ich wohl!"

Du spielst zuerst Vormittags mit ihm, da mußt Du verlieren, ich bezahle!"

Nachmittags verlangst Du Vergeltung und gewinnst, aber auf die Weise, wie ich es vorschreibe. Komm nun!"

Droben im Billardsalon hatte sich Bühring fast die ganze Zeit aufgehalten, seit er nach Kopenhagen gekommen. Er war von Hause aus ein ungewöhnlich gewandter Billardspieler und hoffte, auf diese Weise seine leere Kaffe zu füllen. Obschon das Resultat nicht ganz seinen Erwartungen entsprach, so gewann er doch so viel, um davon leben zu können, und damit mußte er vorläufig zufrieden sein.

(Fortsetzung folgt.)