^ 20. Amts-

und Anzeigeölatt für den Bezirk Galw. 78. Jahrgang.

Erscheinungstage: Dienstag. Donnerstag. Sams­tag, Sonntag. Jnsertionspreis 10 Pfg. pro Zeile für Stadt und BezirkLorte; außer Bezirk 12 Pfg.

Donnerstag, den 5. Jebruar 1903.

Abonnementspreis in der Stadt pro Vierteljahr Mk. 1.10 incl. Trägerlohn, im Nachbarortsverkehr einschließl. Zustellungs­gebühr Mk. 1.M, außer der 10 Kilom.-Zone Mk. I.M.

Tagesneuigkeiten.

Calw, 3. Febr. Gestern Nachmittag fand im Bad. Hof hier die Generalversammlung des Landw. Bezirksvereins" statt. Auf der Tagesordnung stand der Kaffen- und Rechenschafts­bericht pro 1901/02, welcher von Hrn. Sekretär Fechter erstattet wurde, sowie ein Vortrag von Hrn. Bauinspektor Friz überlandw. Bauwesen". Der Vorstand, Hr. Regierungsrat Voelter, kam in seiner Einleitung auf die Einführung von schon länger projektierten Kochkursen zu sprechen. Leider habe damit noch nicht begonnen werden können, da der Schwäb. Frauenverein in Stuttgart, an welchen sich die Gemeinden wenden sollten, keine Lehrerinnen zur Verfügung hatte. Da von einer Gemeinde (Stammheim) bereits die Einrichtungen für die Abhaltung getroffen sind, wurde aus der Versammlung der Antrag gestellt, eine Lehrerin auf Kosten des Vereins ausbilden zu lassen. Hierüber wird der Ausschuß zu beraten haben. Aus dem Bericht des Sekretärs über Einnahmen und Ausgaben des Vereins und seine Thätigkeit rc. sei erwähnt, daß der Kassenstand vom 1. April 1902 4691.72

gegen 3916.82 im Vorjahr beträgt und daher eine Vermögenzunahme von 774 90 A zu ver­

zeichnen ist. Die Mitgliederzahl ist von 773 auf 1011 gestiegen und weist somit eine höchst ersreu- Zunahme auf. Anschließend an die vorjährige Gene­ralversammlung bei welcher Hr. Landwirtschafts­inspektor vr. Wacker einen Vortrag überJungvieh­weide" hielt, war einstimmig der Beschluß gefaßt worden, den Lützenhardter Hof zu pachten. Aus diesem Plan ist vorläufig nichts geworden, da die Pächter des Hofs eine zu große Entschädigung ver­langen. Am 3. Juni 1901 hatte eine staatliche Bezirksrindviehschau stattgefunden, wobei Preise im

Gesamtbeträge von 880 zur Verteilung kamen. Im Septbr. wurde wieder ein Zuchtviehaufkauf vorgenommen, der der Kasse ein Minus von 786 Mark brachte. Im Mai hielt Hr. Oekonomierat Länderer einen Vortrag über Nadelreisstreu; in dieser Versammlung wurde beschlossen an die K. Forstverwaltung die Bitte zu stellen, es wolle aus dem Torfmoos bei Würzbach Torfstreu an die Land­wirte zu billigen Preisen abgegeben werden; die Besichtigung ergab jedoch, daß sich der Torf zu Streuzwecken nicht eignet und die Gewinnung auch zu teuer käme. Im Berichtsjahre wurden erstmals Zuchteber prämiert, auch Saathafer, Saatkartoffeln und Obstbäume angekaust und an Mitglieder zu ermäßigten Preisen abgegeben. An 3 Besucher der landw. Winterschule in Leonberg wurde ein Beitrag von je 25 bezahlt. Landw. Abendversammlungen sind im Winter 1901/02 nicht abgehalten worden. Wie bisher wurde an die Bienenzucht-, Geflügel- und Fischzuchtvereine je 30. jährl. Beitrag gegeben. Bezüglich dieser Beiträge wurde von einem Mitglied beantragt, statt 30 künftig 50 zur Ausbezahlung zu bringen; hierüber wird der Ausschuß zu beraten haben. An diesen Bericht, der den Anwesenden wieder einen voll­ständigen Ueberblick bot über die gemeinnützige Tätigkeit des Vereins, schloß sich der Vortrag des Hrn. Bauinspektors Friz überlandw. Bauwesen". Den landw. Betrieb, führte der Vortragende aus, könne man in 3 Teile zusammenfassen, in Grund­besitz, landw. Gebäude, lebendes und totes Inventar. Die Gebäude werden öfters zum sogen, toten In­ventar gerechnet, was jedoch nicht richtig sei, indem sie Getreide und Futter zu bergen und zu kon­servieren haben, daher indirekt produktiv wirken. Redner führt nun die Mängel der landw. Bau­wesen auf. Jeder Landwirt sollte seine Gebäude-

Einrichtungen der Neuzeit entsprechend ändern bezw. verbessern. Auf Scheunen zu sprechen kommend, tadelt er den Mangel an Einfahrten, viele könnten 2 Einfahrten haben; anstatt das Futter in der Tenne abzuladen, könnte dasselbe des näheren Weges wegen durch einen anzubringenden Laden an Ort und Stelle gebracht werden. Mit dem Höhentransport lasse sich auch zugleich der Horizontaltransport verbinden, so daß z. B. ein Heubündel auch horizontal dem First entlang befördert werden könne. Arbeits­ersparnis bedeute auch die Erstellung von Gebäuden zum Aufbewahren von Futter und Getreide in der Nähe der Grundstücke. Neue Scheunen sollten mehr Einfahrten haben und nicht an einem Abhang er­baut werden. Die Anlage sei breit, damit das Futter nicht zu hoch zu transportieren ist. In mit Schalungen versehenen Gebäuden bleibe das Futter besser konserviert, als in massiven Umfassungsmauern. Man vermeide unnötigen Holzverbrauch im.Fach­werk und verwende zu Verstrebungen Rundhölzer, welche billiger sind. Im Stalle sei Licht, Luft und Wärme eine Grundbedingung. Man habe den Be­weis, daß die Milchproduktion in luftigen Stallungen eine größere sei. Zur Zuführung frischer und Ab­führung verbrauchter Luft müssen praktische Venti­lationseinrichtungen angebracht werden. Redner gibt Erklärungen derselben durch Zeichnung auf einer Wandtafel, ebenso von Stalldeckenkonstruktionen. Kalksteine und Sandsteine eignen sich nicht zu Stallungen, eiserne Träger sollte man in Stallungen möglichst vermeiden, da sie Kälte in den Stall bringen. Cementbeton könne nicht als Pflaster der Ställe dienen, da er zu kalt sei; auch Backsteine und Plätt­chen dienen dem Zwecke nicht vollkommen. Ein neues Material habe Redner in der Mannheimer Aus­stellung angetroffen, ein Gemenge von destilliertem Teer und kleinem Kies. Eine Pflasterung mit diesem

A^tlilkels-tt. Nachdruck verboten.

Ms -er Jag- nach SechMtausrn-.

Von Thorwald Bogsrud.

Erzählung eines Privat-Detektivs.

Einzig autorisirte Uebersetzung aus dem Norwegischen von Friedrich v. Känel.

(Fortsetzung.)

Und zu was die größere Scheere benutzt wird, davon kann vielleicht die Jacke dieses Herrn Zeugnis ablegen?"

Ich leugne nicht, Herr Kommissär. Ich bin ein Dummkopf, und damit ist für diesmal das Spiel zu Ende."

Bringen Sie ihn in Verwahrung, Schutzmann."

Noch ein Wörtchen, Herr Kommissär! Darf ich zuerst draußen im Vestibül eine kleine Zigarre rauchen. Ich habe eine solche in meiner Tasche, in den nächsten Tagen wird's ohnehin wohl nichts aus dem Schmauchen."

Hell zog den Kommissär auf die Seite und flüsterte ihm einige Worte zu.

HöreBitte-Jens", sagte der Kommissar,dieser Herr teilt mir mit, er wünsche nicht, daß Du seinetwegen in den Käfig kommen sollst."

O, Gott segne Sie, Herr Kapitän!"

Aber fortan bist Du vollständig seinem Belieben überlaffen. Er behält sich vor. Dich jeden Augenblick unter Anklage zu stellen. Und Du weißt, daß wir Dich finden werden," setzt« er warnend hinzu.

Ich will hoffen, daß der Herr Kommissär keinen Grund haben soll, mich wiederholt zu suchen."

Das denke ich auch in Deinem Interesse. Die Sache ist also abge­macht. Sie können gehen."

Hell nickte seinem Freund vertraulich zu und eilte mitBitte-Jens" hinaus. Als sie auf die Straß; gekommen waren, ergriff der Dieb seine Hand.Sie sollen Dank dafür haben, Herr! Wenn ich inden Grauen" hätte gehen müssen, so würde sich ein hübsches Mädel um meinetwillen ein Unglück angetan haben. Das ist doch wirklich schön von ihnen."

Na nur nicht zu schnell,Bitte-Jens", nur nicht zu schnell, wir wollen vorerst zusammen ein Glas trinken und dann von Geschäften reden." Der Taschen­dieb sah ihn verwundert an.

Von Geschäften reden?" Ah so! Nun das wollen wir."

Er begann die Beweggründe des Fremden zu ahnen, die diesen veranlaßt hatten, die Anklage gegen ihn fallen zu lassen, und folgte ihm bereitwillig in eine kleine Kneipe, wo sie sich bald bei einem Glas vertraulich besprachen.

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Sie werden wohl so viel Verstand haben, um zu begreifen, daß ich mich nicht zuerst von Ihnen plündern lasse und Sie dann auf freien Fuß setze, ohne meine besonderen Absichten dabei zu haben?"

Ja natürlich."

Sie sind geschickt in Ihrem Fach?"

Ich rühme mich dessen, obschon mein letztes Stück Arbeit das GegenteU zu verraten scheint."

Nun, das ist eine besondere Sache! Ich werde Ihnen kmz sagen, was ich will. Ein Ausländer erhielt vor einigen Tagen einen Brief, den ich haben muß."

Das geht nicht so ohne Weiteres. Ich kenne ja den Mann gar nicht."