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Der Lnztäler.
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Fernsprecher Nr. 4.
^6 127.
Reuenbürg, Freitag den 11. August 1905.
63. Jahrgang.
rLunSschau.
Nachdem die Einladung zur Marokko- Konferenz auch von Portugal und den Vereinigten Staaten von Nordamerika angenommen worden ist, haben nunmehr sämtliche Mächte, die in Marokko diplomatisch vertreten find, mit alleiniger Ausnahme von Schweden und Norwegen, die Einladung angenommen.
ö.-L. Berlin, 7. August. An der Studienreise nach Kamerun und Togo nehmen folgende Reichs- tagsmitglieder teil: Die Abgeordneten Fries, Hage- mann, Semler (natl.), v. Böhlendorfs (kons.), Dr. Brandt (freikous.), Dr. Goller (freis.) und Storz- Heidenheim (Deutsche Volksp.).
Bei der Spremberger Eisenbahukataftrophe sind, wie jetzt amtlich festgestellt ist, 14 Personen getötet und 4 verletzt worden. Nach einer Meid- ung des Berl. Tagbl. kann als festgestellt angesehen werden, daß die Schuld allein den inzwischen verhafteten Stationsasfistenten trifft. Er war dienstlich nicht überlastet, sondern erst um 4 Uhr in den Dienst getreten, während sich das Unglück bekanntlich um 5'/s Uhr ereignete. Der Stationsbeamte war auch kein Neuling, sondern bereits 4 Jahre auf seinem Posten.
Berlin, 9. Aug. Die „Nordd. Allgem. Ztg." schreibt: Der beklagenswerte Eisenbahnunfall bei Spremberg ist nach einem Bericht der vom Eisen- bahnminister entsandten Kommission durch den leiten- den Stationsassistenten in Spremberg veranlaßt worden. Dieser ließ unbegreiflicherweise den Schnellzug m der Richtung nach Görlitz abfahre», trotzdem auf demselben Geleise der andere Schnellzug schon in der Anfahrt war. Er handelte damit den für den Zugsverkehr auf eingleisigen Strecken bestehenden einfachsten klarsten Vorschriften entgegen. Die „Nordd. Mg. Ztg." wendet sich alsdann gegen die Auffassung, als sei der Betrieb auf eingleisigen Linien nicht so sicher, wie auf zweigleisigen. Die Klagen der Presse über verspätete und ungenügende amtliche Berichterstattung werden dagegen vom Minister der öffentlichen Arbeiten als berechtigt anerkannt. Die angeordnete Untersuchung werde ergeben, inwieweit die bestehenden Verfügungen nicht ausreichend beachtet wurden. Schließlich schreibt das Blatt: Aus diesem beklagenswerten Unglück, dessen weitere Verfolgung der Staatsanwaltschaft übergeben wurde, allgemeine ungünstige Schlüsse auf die Betriebssicherheit der Staatseisenbahnen zu ziehen, durch die das reisende Publikum beunruhigt werden könnte, liegt keine Veranlassung vor, zumal bekannt ist, daß die preußische Staatseisenbahnverwaltung ohne Rücksicht auf die Kosten dauernd bemüht ist, den höchstmöglichen Stand der Betriebssicherheit zu erreichen.
Berlin, 9. Aug. Nach der „Magdeb. Zeitung" hat der Kaiser den Angehörigen der Opfer des Eisenbahnunfalls sein Beileid aussprechen lassen.
Die offiziellen Resultate des großen Nord- amerikanischen Bundesturnfestes in Indianapolis find nunmehr bekanntgegeben. Sie bedeuten einen glänzenden Triumph der deutschen Turnerschaft. Die Resultate sind: 1. Sieger mit 95,4 Punkten Keyl, Männerturnverein München; 2. Sieger mit 95,1 Punkten Wolf, Turnklub Hannover; 3. mit
93.8 P. Mayer, Turnerbund Stuttgart; 4. mit
92.9 P. Schirmer, Turngemeinde Pforzheim; 5. mit 92,7 P. Berger, Frankfurt a. M. Ferner belegten die deutschen Turner noch den 9., 11. und 14. Platz im Gesamtklassement.
I» Bordeaux stellte der Amateur Gonder einen neuen Weltrekord im Stabhochsprung auf, er sprang 3 m 75 cm und schlug den bestehenden Rekord damit um 6 Zentimeter.
Gegen die Fleischnot Protestierten gestern abend 26 überfüllte Volksversammlungen in Berlin und 14 Vororten. Die Referate hatten Reichstags
abgeordnete, Stadtverordnete und Vertrauensleute der sozialdemokratischen Partei übernommen. In allen Versammlungen gelangte einstimmig eine Resolution zur Annahme, in welcher eine unbeschränkte Einfuhr von ausländischem Schlachtvieh nach denjenigen Orte» verlangt wird, wo durch ausreichende Kontrolle des Schlachtviehes und durch gute Fleischbeschau Sicherheit gegen die Einschleppung von Vieh- seuchen und ansteckenden Krankheiten gegeben ist.
8.-L. Kufstein, 8. Aug. (Friedrich.List-Denkmal.) Dieser Lage versammelten sich hier Mitglieder des Denkmal-Komitös, um über Einzelheiten hin- sichtlich der Ausführung des Friedrich-List-Denkmals zu beraten. Sodann wurde beschlossen, das Denkmal, zu welchem auch König Wilhelm von Württemberg einen Beitrag gab und zu dem gemäß dem Beschlüsse der Landstände auch ein württ. Staatsbeitrag gewährt wird, am 30. November 1906, dem 60. Todestage des großen Schwaben, zu enthüllen.
Karlsruhe. Aus Deutsch.Südwestafrika zurückgekehrt ist die evang. Krankenschwester Stephanie Wacker von hier. Als eine der ersten der sich freiwillig meldenden Krankenschwestern und als bisher einzige Badenerin war sie seinerzeit auf den südwest, afrikanischen Kriegsschauplatz geeilt, wo sie im Wind- Huker Etappenlazarett und in der Pflege der Typhuskranken in der Gemeinde tätig war. Jetzt, nach 14monatiger pflichtvoller und selbstloser Hin- gäbe ist sie als Rekonvaleszeutin von der Malaria mit dem Woermanndampfer heimgekehrt und den Ihrigen wieder gegeben worden. Doch fand sie leider die Mutter nicht mehr am Leben, die wenige Wochen vor der Rückkehr der Tochter, ohne daß dieser Nachricht gegeben werden konnte, dahingeschieden war. Schwester Wacker, die mit Aufopferung der eigenen Gesundheit sich der Pflege der deutschen Krieger und der Kranken Windhuks gewidmet, ist entschlossen, wieder und zwar für immer in das deutsche Afrika zurückzukehren, um einem Farmer in der Nähe Windhuks als Gattin zu folgen.
Baden-Baden, 7. Aug. Der frühere Besitzer des Gasthofs „Zum Kaiserhof" ist in der Nacht vom Samstag auf Sonntag von hier ver- schwuuden. Er soll 10000 -/E, die er vorher geliehen hatte, mitgenommen haben. Vor wenigen Tagen war der „Kaiserhof" in andere Hände übergegangen.
Die Friedenskonferenz.
Portsmouth, 9. August. Die Friedenskonferenz hat heute vormittag 10 Uhr im Marinearsenal begonnen, wohin sich die Delegierten unter einer Bedeckung von Marinetruppen begaben. Die Beglaubigungsschreiben wurden ausgewechselt und in Ordnung befunden. Eine Marinewache wird während aller Sitzungen der Konferenz vor dem Gebäude aufgestellt werden.
BerIin, 10 Aug. Einem Telegramm aus New- Jork zufolge bekunden sich die russischen und japanischen Friedensunterhändler äußerlich guten Willens. Namentlich die Russen kommen den Japanern ge- flissentlich entgegen. Bei unbeteiligten Beobachtern herrscht der Eindruck, daß im Grund beide Parteien an das Gelingen des Friedenswerks glauben. Die Russen scheinen bereits Zugeständnisse zu machen, solange der Schein gewahrt bleibt. Eine große Rolle bei den Verhandlungen soll die künftige Stellung Chinas spielen.
Zu den Friedensverhandlungen.
Der 9. August 1905 wird als der Tag, an dem die Friedensverhandluugen zwischen Rußland und Japan in einer ersten Sitzung der beiderseitigen Bevollmächtigten in Portsmouth bei New-Jork eröffnet worden sind, denkwürdig bleiben. Das öffentliche Vorspiel zu den Beratungen war dadurch getrübt worden, daß beide Teile in ihren Mitteilungen an die amerikanische Presse schroff entgegengesetzte An
schauungen verlaute» ließen und nur in einem Punkte einig schienen, in dem Vorgefühl eines sichern Mißerfolges ihrer Arbeit. Diese ungünstigen Eindrücke sind in letzter Stunde durch das persönliche Hervortreten des Präsidenten der Vereinigten Staaten gemildert worden. Hr. Roosevelt hat sich redlich bemüht, eine erste Begrüßung zwischen den Unterhändlern der kriegführenden Mächte so zu vermitteln, daß die Grundstimmung auf beiden Seite« versöhnlicher wurde; und es ist ihm gelungen, wenigstens den Eintritt in die Besprechungen der Form nach freund, lich zu gestalten.
Sachlich bleiben allerdings Schwierigkeiten zu überwinden, für die einstweilen noch niemand einen Ausweg steht. Japan will nicht nur auf den Ersatz seiner Kriegskosten nicht verzichten. Es will sich auch anscheinend diese Geldforderung nicht, sei es ganz, sei es zum Teil, auf die ihm zufallenden erheblichen Wertobjekte, wie das gesamte Material der mandschurischen Bahnen oder die an Naturschätzen reiche Insel Sachalin, anrechnen, sondern es verlangt Auszahlung einer Kriegsentschädigung in bar. Für die Annahme dieser Bedingung ist aber Rußland noch nicht mürbe genug. Auch würde Hr. v. Witte, selbst wenn um die Sache, also um die Beschaffung von Geldmitteln für Japan nicht herumzukommen sein sollte, mindestens eine Form zu finden haben, in der die Flüsstgmach- ung der Summen äußerlich und finanztechnisch nicht als Zahlung einer russischen Kriegsschuld au Japan erkennbar wäre, — eine wäre Rätselaufgabe. Wäre diese gelöst, so würde die Vereinbarung der sonstigen Friedensbedwgungen verhältnismäßig leicht sein. Einstweilen kann man beim Prophezeien über das Ergebnis der Verhandlungen von Portsmouth nicht weiter gehen als bis zu der Annahme, daß die rufst- scheu und japanischen Bevollmächtigten es möglich finden werden, nach mündlicher Aussprache die nach ihrer Ansicht für Rußland wie für Japan annehm- baren Bedingungen schriftlich abzufafsen und vielleicht ein gemeinsames Protokoll darüber ihren Regierungen zur weiteren Beschlußfassung vorzulegen. Damit wäre immerhin für die friedliche diplomatische Aus- einandersetzung, die ja doch früher oder später kommen muß, ein gutes Stück Vorarbeit geleistet und der allen Mächten peinliche Eindruck eines Fiaskos der so mühsam herbeigeführten Konferenz vermieden.
Auch die Frage des Waffenstillstandes ist noch in der Schwebe. Beide Teile, Japan noch mehr wie Rußland, haben ein Interesse daran, den Abschluß der Bewegungen auf dem Kriegsschauplätze nicht vor dem Eintritt eines neuen wichtigen, vielleicht ent- scheidenden Ereignisses herbeizuführen. Die Armee des Generals Linewitsch hofft auf einen Erfolg, die japanischen Führer betreiben ihrerseits die völlige Einschließung und Entwaffnung des letzten russischen Heeres in Öftasien. Der Ruf „Die Waffen nieder" erscheint bei solcher Sachlage verfrüht.
Württemberg.
Eine neue Signalordnung tritt am 15. Aug. für die württemb. Staatseisenbahnen in Kraft. Dieselbe enthält eine Darstellung und Beschreibung der durch die Signalorduuog für die Eisenbahnen Deutschlands vom 5. Juli 1892/23. Mai 1898 vor- geschriebenen Signale, die auf den württ. Staats- eisenbahnen eiugeführten besonderen Signale, sowie die Ausführungsbestimmungen zur deutschen Signal- ordnung und zu den Sondersignalen. Die bisherige Signalordnung tritt mit dem bezeichnten Tag außer Wirksamkeit. Die neuen Signale haben, von einzelnen besonders bezeichnten Ausnahmen abgesehen, außer auf den württ. Staatseisenbahnen auch auf den badischen, den bayerischen, den bayerisch-pfälzischen, den Reichseisenbahnen in Elsaß Lothringen und der Wilhelm - Luxemburg - Eisenbahn Gültigkeit. Auf Grund dieser Signalgemcinschast ist eine Ausstattung des Zugpersonals mit den Sigualordnungen der Nachbarbahnen überflüssig.