Volksprater erbat. Hr. Beerholdt leistete der Ein- laduug Folge und begab sich in den Volksprater an den Rendezvousplatz. Er wartete und wartete, doch die Frau kam nicht. Als er schließlich, deS Harrens müde, heimkehrte, wartete seiner eine höchst unangenehme Ueberraschuug. Er fand die Tür seiner Wohnung aufgeschlossen und die Zimmer des größten Teils seiner Mobilien im Werte von etwa 1000 Kronen beraubt. Bon der Hausbesorgerin erfuhr er, daß seine Frau mit einem Möbelwagen vorgefahren war, die Wohnung habe aufschließen und das Mobiliar fortführen lassen. Durch den Brief war also Hr. Beerholdt ans seiner Wohnung geflissentlich weggelockt worden.
Eine sonderbare Mordtat hat ein Theehansbesttzer in der großen japanischen Industriestadt Osaka begangen. Am Morgen des 21. Juni ergriff der Besitzer des Theehauses d)amamnme°to in Osaka, namens Nakagawa, das Schwert seiner Ahnen und erschlug die Mutter, de« Bruder und die Schwester seiner Frau, ferner zwei Gaishas und ein Dienstmädchen. Nach diesem sechsfachen Morde legte er sein blutgetränktes Kimono ab, zog ein hochzeitig Gewand an und begab sich, stolz wie ein Samrei, zur Polizei, uni sich verhaften zu lassen. Als man ihn dort fragte, warum er denn in der jetzigen schweren Zeit, wo Japan doch Leute brauche, so grausam gewütet habe, erwiderte er kaltblütig: er habe fortwährend Streit mit seiner Schwiegermutter gehabt, und das hätte er auf die Dauer nicht aushalten können!
Ein ergötzliches Mißverständnis hat dieser Tage ein etwas zu kurz gehaltenes Telegramm herbeigestthrt, das eine Militärkapelle von Reading nach Hook in Hampshire (England) lockte, wo diese ganz unerwarteierweise die Teilnehmer an einem Cricketmatch mit ihren Vorträgen erfreute. Major Parker, einer der Teilnehmer an der Sportveranstaltung, hatte an den Leutnant Hall in Reading telegraphiert: „Kommen Sie spielen." Das Tele- gramm war einfach adressiert: »Hall, Kaserne, Reading" und in der Drummerhall abgegeben worden, d. h. in der Halle, wo die Musikkapelle ihre Uebungen abhält. Leutnant Hall nahm darauf die Musikkapelle des Regiments mit sich, die dann in Hook, allerdings nicht Cricket spielte.
(Ein russisches Kinderspiel.) Die »Moskauer Deutsche Zeitung" berichtet: Folgendes Geschichtchen wird uns als wahr erzählt. An einer wenig belebten Straßenecke vertrieben sich ein paar Käsechochs von 5—6 Jahren die Zeit damit, Erbsen nach den Vorübergehenden zu werfen. »Was macht Ihr denn da?" fragte ei» am Ohrläppchen getroffener Herr. — »Wir spielen Bömbchenwerfeu", lautete die Antwort.
(Wieder eine Schatzinsel). Wie aus Port Louis auf Mauritius berichtet wird, ist seit einigen Monaten eine Anzahl Arbeiter beschäftigt, dort einen Schatz, den man auf 400—600 Millionen Mark berechnet, auszugraben. Man nimmt an, daß diese ungeheueren Reichtümer zur Zeit der britischen Eroberung von den Piraten in die Erde versenkt worden seien. Schon früher hatte man an verschiedenen Stellen der Insel vergrabene Schätze gefunden, die Seeräuber
»Ah! Das neueste Opfer!" rief sie mir ungeniert zu. Da können wir ja gleich die nötigen Formali- täten erfüllen I Ich bin Ihre Stubennachbarin, heiße Fräulein Lilienbeil, male in Aquarell und freue mich, Sie kennen zu lernen. Die Hand kann ich Ihnen erst nachher geben, ich komme ans dem Walde und trage, wie Sie sehen, Verteidigungsmittel und Ausbeute bei mir. Auf Wiedersehen!"
Sie nickte mir zu und stieg pfeifend die Treppe empor, während ich ihr nachsah und lachte. Zugleich erschien die Doktorin, ergriff mit einem gütigen Lächeln meine Hand und führte mich in das große, vor dem Speisrsaal gelegene Konversationszimmer; dort war anscheinend fast die ganze Gesellschaft versammelt, die vorhin in der Veranda gesessen hatte, und die Hausfrau unterzog sich der Mühe, mich mit einer Reihe von Herren und Damen bekannt zu machen. Da aber im selben Augenblicke die Tisch- chocke ertönte, löste sich alles in einem momentanen Wirrwarr auf, und nach wenigen Minuten saß ich »eben der Doktorin in der Milte einer großen Tafel und wagte erst allmählich, meine Blicke umherschweifen zu lassen. Der Platz zu meiner Rechten war noch leer, wurde aber gleich darauf von Fräulein Lilienbeil eiugenommen, die ziemlich geräuschvoll ciutrat und von verschiedenen Seiten mit Scherzworten und Neckereien begrüßt wurde. Sie Parierte sehr gewandt und nahm dann neben mir Platz, worauf sie den versprochenen Händedruck mit mir wechselte.
»Wer Sie sind, weiß ich natürlich bereits," sagte sie dabei; »Fräulein Klara Rehfeld, Privatiere, Berlin
so in Sicherheit gebracht hatten. Nun aber werde» systematische Grabungen unternommen, die von einem Aufseher geleitet werden, der wieder der Beamte einer Gesellschaft ist, die sich zum Zwecke der Aufdeckung der Schätze gebildet hat.
(Reise eines amerikanischen Schuhputzers.) Ju london traf ein amerikanischer Schuhputzer ein, dessen Ehrgeiz darin besteht, die Stiefel berühmter Leute zu putzen. In Amerika Putzte er Präsident Roosrvelts Stiefel, reiste von San Franzisko nach New-Jork, indem er durch Stiefelputzer! das Geld für die Ueberfahrt zusammenbrachte, und beabsichtigt jetzt, König Eduards Stiesel zu schwärzen. Bon seinen berühmten Kunden erbittet er sich als Bezahlung eine Äutographie. Fresco Kid, so heißt der ehrgeizige Schuhputzer, wird von London aus den Kontinent besuchen, da er sich fest vorgenommen hat, auch die Stiefel des deutschen Kaisers und des Zaren zu putzen.
(Das Vermächtnis eines alten Unteroffiziers.) Ein englischer Sergeant, namens Good, der in gute Vermögensverhältnisfe gekommen war, hiuterließ dem Unteroffizier Kasino seines Regiments 140000 ^ Außerdem vermachte er für erholungsbedürftige Unteroffiziere 2 große Häuser in dem Badorte Ryde. Der Wohltäter bezeichnet in seinem Testament sein altes Regiment als »mein glücklichstes Heim.
(Ein schöner Satz) findet sich in Nr. 31 der „Deutschen Forstztg.". Eine dort abgedruckte Ver- fügnng des Landwirtschafts. Ministeriums lautet also: Es wird genehmigt, daß rücksichtlich der Kostenersparnis die bei Gelegenheit von Verkoppelungen seitens der Zusammenlegungsbehörde zur Begrenzung der fiskalischerseits zu Eigenturn erworbenen Wege- züge innerhalb fremder Gemarkungen gesetzten kleinen, ungefähr 50 cm langen und 15 cm starken Grenz steine beibehalteu und nicht durch große Waldgrenz, steine von etwa 1,25 m Länge und 0,30 m Stärke ersetzt werden.
Der Mensch, die vollkommenste Maschine. Der Vergleich des menschlichen Körpers mit einer Maschine ist alt, aber seine wissenschaftliche Begründung stammt aus allerletzter Zeit. Professor Atwater von der Wesely-Universität hat jetzt in der Kette dieser Forschungen ein neues Glied eingefügt, und zwar auf Grund recht merkwürdiger Unter- suchungen. Er wählte eine Versuchsperson, die ihre Muskelkraft an einem Apparat, ähnlich einem ge- wöhulichen Zweirad, beweisen mußte. Durch ein angeschlossenes Meßinstrument konnte die vom Menschen erzeugte Energie in der Form eines elektrischen Stromes genau bestimmt werde». Der Radfahrer arbeitete im Innern eines großen hölzernen Gehäuses, das er während der ganzen Dauer des Experiments, d. h. für mehrere Tage, nicht verlassen durfte. Alles, was er an Essen und Trinken zu sich nahm, wurde aufs genaueste gewogen, und als Ergebnis der Versuche stellte Professor Atwater die Behauptung auf, daß der Mensch eine weit bessere Lokomotive, indem er für eine bestimmte Menge von Nahrung beziehungsweise Heizstoff doppelt so viel Kraft hervorbringe. Der Mensch ist in dieser Hinsicht dem sparsamst arbeitenden Automobil zu ver-
usw.; n bischen jung für eine Privatiere, ich hatte Sie mir so mehr in meinem ehrwürdigen Alter vorgestellt. Sie bekamen Wohl zuerst einen mächtigen Schreck, als Sie ankamen und auf der Veranda Spießruten laufen mußten?"
Ich bestätigte ihr lachend, daß ich allerdings einen Augenblick an Flucht gedacht Hütte.
.Ja," sagte sie etwas verächtlich, »die civilisterte Plebs versieht ebenso intensive Neugier zu verraten wie die Dorfkinder — der Unterschied ist einzig, daß Letztere direkt mit dem Finger zeigen und »kiek mal die!" rufen. Sehen Sie die hochelegant gekleidete, junge Frau dort neben dem Herrn mit den stechenden Augen: sie hat eine Art, ihre Lorgnette zu gebrauchen, die mich gleich bei meiner Ankunft empörte; da bin ich ruhig auf sie zugegangcn, habe mich vor sie hin- gestellt und gesagt: »So, nun können Sie mich ganz bequem anstaunen!" Seitdem macht sie einen weiten Bogen um mich herum. —"
»Wer ist die Dame?" fragte ich. Die schöue Frau sah auch mich wieder so durchbohrend an, wie vorhin in der Veranda.
»Frau Professor Steuben; das kleine verhutzelte Männchen neben ihr ist ihr Gatte — eine Leuchte der Wissenschaft, was man von ihr gerade nicht behaupten kann. Der schöne Pole auf ihrer anderen Seite ist der große Klaviervirtuose Szibulka, dessen Nerven so sehr durch seine Erfolge angegriffen find, daß er sich hier von letzteren erholen muß; macht der schönen Frau ein bischen den Hof. Die große alte Dame mit dem aristokratischen Gesicht ist unser
gleichen. Ueberhaupt soll keine der bis auf de» heutigen Tag erfundenen Maschinen, ob sie nun mit Dampf, mit Elektrizität, mit Benzin oder sonstwie betrieben wird, der menschlichen Maschine an Größe und Energieerzeugung gleich sein. Die leistungs- fähigste aller Maschinen macht nach Atwater kaum 15 vom Hundert der in dem Brennstoff enthalten gewesenen Energie nutzbar, der Mensch aber 20 vom Hundert, ohne die zur Erhaltung der Körperwärme nötige Energie mitzurechuen.
Bohnen einzumachen mit Zucker und Essig. Möglichst junge, zarte Bohnen werden, um ihre grüne Farbe zu bewahren, in einem kupfernen oder messingenen Kessel mit Wasser halbweich gekocht, in kaltem Wasser abgekühlt und dann auf einem Siebe ' abgetropft. Auf 1 kß Bohnen rechnet man ^/, Lsixr Essig, den man mit '/2 Zucker, 7—8 g ganzen Zimmt und einigen Gewürznelken eine Zeit lang kochen läßt und hierauf durch ein Sieb kochend über die in einer Schüssel liegenden Bohnen gießt. Am folgenden Tage siedet man die Bohnen mit dem süße« Essig noch einmal auf, füllt sie in Glasbüchse», kocht den Essig zu einem dünnen Syrup ein und gießt ihn darüber, worauf man die Gläser mit Per- gameutpapier oder mit Blase überbindet.
Pfeffer - Gurke». Ganz kleine Gurken bürstet man gut ab und legt sie einige Stunden in Salz. Wasser, trocknet sie ab und gibt sie mit dazwischen gelegtem Gurkenkraut, als da ist Dill, Estragon, Pfefferkraut, Basilikum, Pfefferkörner, Schalotten, Lorbeerblätter und etwas Salz in kleine Steintöpse. Man gießt gekochten und wieder abgekühlteu Wein- esstg darüber, gießt denselben nach einigen Tagen wieder ab, kocht ihn abermals auf und wiederholt dies noch einige male, bindet dann die Töpfe fest zu und bewahrt sie au einem trockenen Orte ans.
(Gut zurückgegeben.) A. (eine Zigarre rauchend): »Nun, wie riecht diese Zigarre?" — B.: »Gerade wie versenkte Schweinsborsten." — A.: »Sollte ich vielleicht Ihrem Bart zu nahe gekommen sein?"
(Beschwichtigt.) Seemann (der nach langer Seereise wieder unter den Seinen ist und von diesen mit Freudentränen begrüßt wird): »Na, Kinder, nun weint doch nicht, — Wasser Hab ich unterwegs genug gesehen.
(Im Gebirge ) Vater (beim Abstieg plötzlich stehen bleibend): »Kinder, jetzt müssen wir noch einmal hinauf . . . über dem Ansichtskarte» schreibe» haben wir ja ganz vergessen, uns die Gegend an- zusehen!"
(Seine Ansicht ) Sonutagsreiter: »Da schreiben die Leute immer von Erfindungen lenkbarer Luftschiffe? Sie sollten lieber lenkbare Pferde erfinden!"
Scherzrätsel.
Mein Schätzchen hat's als Schmuck bekommen Doch wird ein Teil daraus genommen,
So fehlt es zwar dem lieben Schatze,
Dafür doch hat es ihre Katze.
Auslösung des Versteckrätses in Nr. 124.
Heine — Auerbach — Uhland — Freitag — Franzos.
vornehmster Kurgast: Excellenz von Felsen — neben ihr sitzt ihre Tochter. In den Strahlen dieser vornehmen Nachbarschaft sonnen sich der Rechnungsrat a. D. Minzer und Frau; gute Leute das, nur von einer schier unglaublichen Ehrfurcht vor hohen Namen und Persönlichkeiten erfüllt. Die dicke Dame dort —' .Erbarmen!" flehte ich lächelnd; »lassen Sie mich bitte erst ein wenig zu Atem kommen, verehrtes Fräulein! Ich habe lange in der größten Einsamkeit gelebt, und die Fülle der Namen und Erscheinungen wirkt fast verwirrend auf mich ein. Ich muß gestehen, daß mir heute vor allem daran liegt, Ihre Bekannt- > schaft zu machen — sind Sie schon lange in Fichtenberg?"
»Wenn Sie, wie ich, bereits einmal hier gewesen i wären, würden Sie schon an meinem Platze merken, j daß ich nur wenige Tage vor Ihnen augekommen sein kann," versetzte Fräulein Lilienbeil heiter, »Jeder ! Neuangekommene erhält nämlich den Ehrenplatz rechts von der Frau Doktor, und rückt mit seinem Kuvert jedesmal weiter, wenn wieder jemand eingetroffen ist. Sehen Sie, links vom Platze des Doktors, der heute leer geblieben ist, sitzt der Veteran der ganzen Kurgesellschaft, ein ältlicher, unverheirateter Oberlehrer, der seit seiner Pensionierung jeden Sommer hier verbringt und so früh kommt und so lange weilt, daß er alljährlich die Runde um den ganzen Tisch macht."
— (Fortsetzung folgt.) —
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