waren mit zahlreichen zackigen Hagelkörnern gemischt, die in Lindorf und Dettingen, und wohl auch in der Richtung nach Göppingen, an den Fruchtfeldern bedeutenden Schaden, der sich noch nicht voll übersehen läßt, anrichteten. Die erwünschte Abkühlung war nicht im Gefolge.
Tübingen, 30. Juni. (Schwurgericht.) An- gellagt des versuchten Totschlags und der Körper- Verletzung war heute der Zimmergeselle Ludwig Schüle von Neuffen, OA. Nürtingen. Schüle befand sich am 12 März mit Kameraden in Balzholz und geriet in der Hirschwirtschaft mit Balzholzern in Streit, wobei er einem mit dem Bierglas einen wuchtigen Streich auf den Hinterkopf versetzte. Aus Geheiß des Wirts Blind verbrachten die Fabrikarbeiter Schäfer und Franz den Angeklagten in den Oehrn hinaus. Dort griff Schüle zu seinem scharf geladenen Revolver und feuerte nacheinander drei Schüsse ab. Schäfer und Franz erhielten leichte Streifschüsse am Kopf, während die dritte Kugel dem Wirt Blind in den Fersen des rechten Fußes eindrang. Blind erkrankte, und es verlies seine Heilung nur langsam. Der Angeklagte machte Notwehr geltend; es wurde aber bezeugt, daß er von keinem der Getroffenen geschlagen worden sei. Auch brachte er vor, er habe seinen scharfgeladenen Revolver nicht zum Schießen, sondern zum Zuschlägen in der Faust gehalten und im Ringen sei ihm versehentlich ein Schuß losgegangen. Nicht wahr sei, daß drei Schüsse gefallen seien, wie die Zeugen behaupten; es gehe dies schon daraus hervor, daß er nachher blos eine leere Hülse gefunden habe. Der Sachverständige, Oberförster Münst, zweifelte schon an der Möglichkeit, daß dem Angeklagten der Revolver, während er ihn in der Faust zum Zuschlägen gehalten habe, losgegangen sein könne, für ganz ausgeschlossen hielt er es aber, daß dies dreimal der Fall gewesen sein könne. Schüle wurde wegen zwei Vergehen der vorsätzlichen und eines Vergehens der fahrlässigen Körperverletzung zu der Gefängnisstrafe von acht Monaten und zur Zahlung einer Buße an Blind in Höhe von 900 verurteilt.
Heilbronn, 3. Juli. Wie ein gelegentlicher Korrespondent als absolut zuverlässig berichtet, ist in Heilbronn ein amtliches Telegramm aus Berlin eingelaufen, nach dem der Raubmörder Mogler aus Neckargartach verhaftet worden sei. Seine Persönlichkeit ist nach der Mitteilung des Berliner Polizeipräsidiums zuverlässig festgestellt und er hat bereits die Begehung des 3fachen Raubmords eingestanden.
Hellbronn, 4. Juli. Der Raubmörder Mogler wurde heute vormittag 10^2 Uhr hier eingelicfert. Rechts und links von je einem Kriminalisten begleitet und von einigen Heilbronner Schutzleuten geführt, wurde er zu Fuß durch die Stadt ins Untersuchungsgefängnis transportiert. Eine immer mehr anwachsende Menge begleitete den Transport unter Bedrohungen und Verwünschungen, und die Polizei hatte Mühe, den Raubmörder zu schützen. Dieser selbst, ein unscheinbarer schmächtiger Bursche, schritt scheu und gesenkten Blickes daher, die gefesselten Hände in die Rockärmel übereinanderschiebend. Wie viele Verbrecher, suchte sich auch Mogler im Strudel
ich noch niemols gesehen halte und an anderen Dingen mehr. Und ich habe ja schon bemerkt, daß ich mit dem Gefühl nach „Walterscott" gekommen bin, es müsse sich irgend ein Unglück zutragen oder bereits ereignet haben. So konnte ich diese auffallende Unruhe im Hause und die vielen hellerleuchteten Fenster auch nur damit in Zusammenhang bringen.'
.Sie sagen uns immer, gewußt zu haben, daß sich in der Villa an dem bewußten Tage, also vorgestern, ein Unglück zutrage, aber Sie verschweigen stets hartnäckig, uns mitzuteilen, woher Sie diese Kenntnis und Voraussetzung von dem stattzufindenden Unglück haben."
.Ich erlaubte mir schon einmal darauf hinzuweisen, daß ich den Zeitpunkt noch nicht für gekommen erachte, der mir eine diesbezügliche Mitteilung gestattet. Den Beweis für diese meine Behauptung werde ich später zu erbringen in der Lage sein. Uebrigens behaupte ich nicht und habe ich nicht be- hauptet, daß gerade in jener verhängnisvollen Nacht sich ein Unglück ereignen mußte, sondern an einem der letzten Tage des Monats März. Das Unglück konnte gerade jo gut an dem Tage stattfinden, an dem ich abreiste, wie zwei Tage vorher; auch am 31. März konnte es sich ereignen. Wäre jedoch dieser Tag ohne irgend ein gewaltiges Vorkommnis vorüber gegangen, dann hätte sich dieses bewußte Unglück nicht zugetragen; dafür stehe ich ein."
.Es wurde auch erzählt, daß Sie in der Nähe des Gartenhäuschens gesehen wurden, in dem Kenilhorst schlafend gefunden worden ist. Wie verhält es sich damit?
der Großstadt zu betäuben und verpraßte das Geld zum großen Teil in Wirtschaften mit weiblicher Bedienung. Als seine Mittel ausgegangen waren, kam er in ein Wirtshaus des 3 Polizeireviers, wo man ihn — jedenfalls wegen Zechprellerei — festnehmen lassen wollte. Er stellte sich aber selbst der Polizei, wurde auch sofort erkannt und verhaftet. Die von der Staatsanwaltschaft ausgesetzte Belohnung von 1000 wird daher niemand zufallen. Die
Aburteilung Moglers wird voraussichtlich noch in dieser Schwurgerichtsperiode als eine Nachtragsverhandlung stattfinden, wenigstens hat Landgerichtsdirektor Schuster bei der gestrige» Schwurgerichtsverhandlung diese Wahrscheinlichkeit in Aussicht gestellt unter der Voraussetzung, daß keine besondere Schwierig, keiten sich ergeben. Die Geschworenen haben auch ihre Bereitwilligkeit erklärt, Mogler in einer besonderen Sitzung während dieser Session zu verhandeln. Mogler gibt an, daß er um in den Besitz des Geldes zu gelangen, mit dem Beil allerdings auf seinen Meister, die Meisterin und das Kind losgeschlagen habe, er habe jedoch nicht die Absicht gehabt, sie zu töten. Er zeigte keine Spur von Reue und erklärte, daß alle drei Personen noch am Leben gewesen seien, als er den Raub ausgeführt habe.
Ulm, 4. Juli. Das altrenommierte Hotel zum Blanken, das besonders von Reisenden viel besucht wurde und vom Vorbcsitzer Rall sehr in die Höhe gebracht worden war, ist in Konkurs geraten. Am Samstag wurde über das Vermögen des jetzigen Besitzers Max Steinsberger das Konkursverfahren eröffnet uud zum Konkursverwalter Gerichtsnotar Kratz hier ernannt.
Urach, 4. Juli. In Zeiningen Oberamt Urach wurde eine Zigeunerfamilie über Nacht im Arrest auf dem Rathaus eingesperrt, um anderen Tags nach Urach gebracht zu werden. Bis zum anderen Morgen hatten die Diebesgenossen der Bande das halbe Dach abgedcät und die Türen losgeschraubt, so daß der Polizeidiener mit der Morgensuppe zu spät kam und das Nest leer fand.
Möglingen, 3. Juli. Die Frau des Schultheißen Pflugfelder wollte gestern abend auf einem Spiritusherd etwas kochen, durch eine ungeschickte Bewegung kam sie dem brennenden Spiritus zu nahe und stand sofort in Hellen Flammen. Sie erhielt so schreckliche Brandwunden, daß ihre sofortige Ueberführung ins Bezirkskrankenhaus nötig wurde. Dort ist die erst 32 Jahre alte Frau heute morgen gestorben.
Stuttgart. ILandesproduktenbörse.s Bericht von 3. Juli von dem Vorstand Fritz Kreglinger. Im Gelreidegeschäst hat sich die Tendenz weiter befestigt. Die Forderungen für Weizen an den tonangebenden Märkten sind erhöht, doch sind die Umsätze beschränkt geblieben, im Hinblick auf den Wassermangel der Mühlen.
— Mehlpreise per 100 Kilogramm inkl. Sack:
Mehl Nr. 0: 29 ^ bis 30 «14 — Nr. 1: 27
— bis 28 -k — Nr. 2: 25 «« 50 bis 28 50
Nr.3: 24 ^ bis 25 -4L — Nr. 4: 21 bis 22.«
! — 4 ». Suppengries 29 «kt — bis 30 -kt — Kleie 9 «kt 75 4».
Stuttgart, 1. Juli. sWochenbericht der Zentral- vermittlungsstelle für Obstverwertung.s Marktbericht der Zentralvermittlungsstelle sür Obstverwertung in Stuttgart.
Ich ging von der Villa aus in den Park und kam an dem Gartenhäuschen vorbei. Als ich ein leises Schnarchen vernahm, wurde ich neugierig. Ich legte mein Ohr an das Schlüsselloch der Türe und sah dann zum Fenster hinein. Als ich der Dunkelheit wegen nichts wahrnehmen konnte, ging ich wieder meiner Wege. Das ist alles."
Der Untersuchungsrichter schloß kopfschüttelnd die Vernehmung und ließ Johnson wieder geschlossen in das Gefängnis abführen.
Johnson entpuppt sich als Detektive.
Des anderen Tages nach einer schlecht verbrachten Nacht wurde Johnson abermals vor den Untersuchungsrichter geführt und ihm bedeutet, anzugebe», ob
. er seine Angaben von gestern aufrecht erhalte oder dieselben widerrufen wolle, eventuell ob er den letztere» noch etwas beizufügen hätte. Johnson bejahte die erstere und verneinte die beiden letzten Fragen. Auf die Aeußerung des Staatsanwaltes, ob er irgend einen Wunsch hätte, der sich auf diesen kriminalistischen Fall bezöge, erklärte Johnson, daß er den Rechtsanwalt der Familie Forbes zu sprechen wünschte. Dieser Wunsch konnte und durfte ihm nicht abgeschlagen werden. Sagte er nun zugunsten oder ungunsten in diesem Falle aus, immerhin mußten seine Aussagen für die folgenden Vernehmungen von Wert, wenn nicht gar von ausschlaggebender Bedeutung sein.
Der Rechtsfreund der Familie Forbes war Dr. Timal, der schon jahrelang die geschäftlichen Angelegenheiten des Hauses Forbes in Bezug auf gericht-
Engros-Markt bei der Markthalle am 1. Juli. Kirschen 10—18 Erdbeeren 40—70 , Himbeeren 20—24 u
Stachelbeeren 10—12 Johannisbeeren 10—16 / Heidelbeeren 8—10 Prestlinge 20—40 -s, Preise ver !
Pfund. Starke Zusuhr, rascher Absatz. Berlin. Engros. ^
Markt in den Zentralhallen am 7t Juli : Kirschen, Wer- dersche 5—8 Beelitzer 10-12 Schlesische 4—io - Erdbeeren 20—28 Walderdbeeren 50—60 «s, Johannisbeeren 20—25 -k, Himbeeren 22—25 «k, Preise per Pfund ! Zufuhren sehr stark, Geschäft lebhaft.
Kus StaSt. Bezirk uns Umgebung. !
- i
Am Sonntag den 9. Juli und 13. August d. I. ! werden folgende Sonderzüge zu ermäßigten Fahr- preisen von Stuttgart über Calw nach Wildbad und zurück ausgeführt. !
Hinfahrt:
Stuttgart, Hprbhf. ab 6.15 vorm.
Calw an 7.47 „
Liebenzell , 8.14 , §
Wildbad „ 9.18 .
Rückfahrt:
Wildbad ab 8.38 nachm.
Liebenzell „ 9.51
Calw „ 10.20 „
Stuttgart, Hptbhf. an 11.46 „
Bei starker Beteiligung wird ein zweiter Sonderzug, Stuttgart, Hptbhf. ab 6.25 .vorm., Wildbad ab !
8.52 nachm., ausgeführt.
Neuenbürg, 4. Juli. Bei der andauernden Glühhitze gibt es für die lechzende Menschheit wohl kaum ein angenehmeres Erfrischungsmittel als em Bad in unserer rasch und klar dahinfließenden Enz. Obwohl hier für ein Schwimmbad und für ein Wellenbädchen längst gesorgt ist, wurde in den letzten Tagen hochsommerlicher Temperatur der Kanal des Elektrizitätswerks als eine gar praktische und präch- tige Badegelegenheit sehr lebhaft frequentiert. Bei einem gleichmäßigen Wasferftand in dem betonierten Werkkanal von 1,20 Meter ist es für einen des Schwimmens halbwegs kundigen „Badenser" ein herrlicher Genuß so ein Enzbad, in dem man so nach Herzenslust sich weitgehende Bewegung und Auffrischung verschaffen kann. Die Temperatur des Wassers brachte es heute erstmals auf 21 Grad Celsius — 16,8 Gr. k., während der Wärmemesser in der Sonne gar 47 Gr. Celsius zeigte; eine ganz respektable Temperatur, bei der ein Bad in dem Enz- Wasser, welches nur bei anhaltender Hitze über 16Gr.k. hinaufgeht, eine Erquickung ist. Dem Privatunternehmen ist es vielleicht Vorbehalten, an diesem ausgedehnten Kanal eine vollkommene Badeanstalt zu errichten, sv daß die Nähe der Eisenbahn keinerlei Hindernis zu freiem Badgenuß mehr bieten mag. Unsere herrliche Trinkwasserversorgung aus dem acht Kilometer talaufwärts liegenden Quellengebiet des Eyachtals bewährt sich auch in diesem Sommer wieder vorzüglich. Ein Wassermangel ist nicht zu spüren, wenn auch bei dieser allgemeinen Trockenheit, die einen andauernde» Charakter anzunehmen scheint, vor ungehöriger Wasserverschwendung gewarnt werden muß. Ein Jeder, der gedankenloserweise so mit dem Wasser umspringt, möge sich sagen lassen, daß es vielleicht doch ausgehen könnte, wenn seine Praxis
liche Fälle vertrat und in der Familie wie ein gerngesehener Gast und Bekannter aus- und einging. Dr. Timal erschien sehr bald darauf in der Kerkerzelle Johnsons.
„Johnson", redete er ihn an, Sie fühlen das Bedürfnis, mich zu sprechen, und ich freue mich darüber, daß Sie zu mir Vertrauen haben; hoffentlich machen Sie mir Angaben, die für die Familie Forbes von Wert sind, denn ich kann Ihnen versichern. daß man allgemein annimmt, nicht Kenilhorst, sondern Sie sind der Mörder des Mr. Forbes."
„Was das Volk in dieser scheußlichen Angelegenheit annimmt, das kann weder für Sie, Herr Rechtsanwalt, noch für mich von irgend einer Bedeutung sein, denn sonst müßten weder Sie, noch ich diesen blöde» Klotz, „Volk" genannt, nicht kennen."
„Sie sprechen ja wie ein Philosoph, Johnson,' entgegnete Dr. Timal launig.
„Darauf mache ich keinen Anspruch", versetzte Johnson kühl, „aber das dürfen Sie mir glauben, daß mir das Verhängnis, das die Familie Forbes und das gnädige Fräulein betroffen hat, tief zu Herzen geht und daß ich, so viel an mir liegt, alles tun werde, um Licht in die Sache zu bringen. 24 glaube, daß ich Ihnen in dieser Angelegenheit sehr viel nütze« kann."
„Johnson", erwiderte erregt der Rechtsanwalt, „ich bin ganz Ohr, bitte sprechen Sie."
— (Fortsetzung folgt.) —