Schramberg, 8. Dez. Der Geschäftsgang in den hiesigen Fabriken der Uhrenbranche ist zurzeit ein außerordentlich günstiger, so daß an allen Wochentagen mit Ausnahme deS SamStags mit Ueberflunden gearbeitet wird.
Murrhardt, 14. Dez. Auch hier fand vorgestern BürgerauSschußwahl statt. Von 661 Wahlberechtigten fand nicht ein einziger den Weg zum Wahllokal. ES findet daher am 21. Dezember eine Nachwahl statt.
Die heurigen württembergischen Weißweine. Aus allen Tellen deS Landes sind der WeinbauversuchSaustalt in Weinsberg braun gewordene Weine zugesandt worden. Wegen dieses Braunwerdens der Weine herrscht vielfach große Besorgnis, ja, es wird sogar im Hinblick darauf, daß der diesjährige ausgereiste Jahrgang verhältnismäßig wenig Säure besaß, von manchen Seiten prophezeit, im Sommer sei der Wein „hin", er sei dann essigsauer. Um solchen irrigen Ansichten zu begegnen und um die erregten Gemüter zu beruhigen, weist der Sachverständige Prof. Dr. Meißner im Landw. Wochenblatt darauf hin, daß das Braunwerdeu der Weine nicht zu den schlimmen Erscheinungen gehört, daß man eS andererseits in der Hand hat, dem Prozeß des Säurerückgangs, der sich gewöhnlich erst im Frühjahr nach dem zweiten Abstich einstellt, wie die neuesten wissenschaftlichen Untersuchungen gelehrt habe», entgegenzutreten. Man läßt die Weine beim ersten Abstich in mittelstark eingebrannte Fässer ab, d. h. in Fässer, in welchen von den dicken, ab- tropfenden Schwefelschnitten eine Schnitte auf 7 Hektoliter Faßraum, von den dünnen, nicht tropfenden Schwefelschuitten eine Schnitte auf 2 Hektoliter Faßraum abgebrannt wurde. Beim Abstich darf der Wein so wenig wie möglich mit der atmosphärischen Luft in Berührung gebracht weiden, damit die Ory- dase nicht tätig sein, d. h. den abzulassenden Wein nicht braun färben kann. Der erste Abstich solch braun werdender Weißweine muß, vorausgesetzt, daß der Zucker in ihnen vergohren ist, zeitig vorgenommen werden. Bei unseren Verhältnissen wird dieser Abstich schon im Dezember vorzunehmen sein.
vermischies.
Gegen den überhaudnehmeudeu Schwindel mit sogen. Vieh-, Milch-, Mast-, Kraft-, Freßpulvrru und ähnlichen Geheimmitteln.
Durch Ankauf und Verwendung dieser lediglich vermöge der Reklame, aber keineswegs durch wirkliche Erfolge verbreiteten angeblichen Futter- und Heil- mittel leidet der Landwirt erstens Schaden an seinem Geldbeutel, zweitens noch öfter Schaden an seinen Tieren, die er an Beimischung zum Futter gewöhnt, welche zwecklos und geradezu nachteilig find.
Nachstehend teilen wir mit, was auf der letzten Plenarversammlung des Deutschen Landwirtschaftsrats hierüber vorgetrogen wurde :
1. Die meisten Biehpulver enthalten Arzneistofse, und sie können entsprechend ihrem Gehalt daran dort, wo mau dessen bedarf, eine Heilwirkung aus- üben. Da aber die Viehpulver in den Anpreisungen und Gebrauchsanweisungen als ständige Futterbeigabe empfohlen werden, so tritt, wenn man sich daran hält und sie regelmäßig bei gesunden Tieren anwendet, Gewöhnung ein. Die Viehpulver wirken demnach als regelmäßige Futterbeigaben nicht nur nutzlos, sondern sogar schädlich.
2. Manche Viehpulver enthalten Spießglanz (Schwefelantimon), der meist arsenhaltig ist. Bei andauerndem, regelmäßigem Gebrauch können nicht nur Arsen, sondern auch Schwefelantimon gesundheitsschädlich wirken.
3. Verdorbene und deshalb gesundheitsschädliche Futtermittel, die das Vieh zurückweist, werden durch die Riechstoffe, namentlich die des fast immer vorhandenen Bockshornklees parfümiert; das Vieh wird über die Natur eines ihm nicht gedeihlichen Futters getäuscht und damit von dem Gebrauch seiner natürlichen Schutzwaffen gegen Futterschädlichkeilen abgehalten.
4. Die Viehpulver werden zu einem ihrem Werte ganz unangemessen hohen Preise in den Handel gebracht.
5. Die Viehpulver wirken der Verbreitung und Anwendung richtiger Grundsätze der Fütterung ent- gegen und nähren den landwirtschaftlichen Aber- glauben. Mit einer Messerspitze voll eines Pulvers macht man kein Schwein fett, und unzuträgliche oder nährkraftarme Futtermittel können durch ein Vieh- Pulver nicht verbessert werde».
Wir raten deshalb den Landwirten dringend, keine sogen. Vieh-, Milch-, Mast-, Kraft-, Freßpulver und ähnliche Geheimmittel zu kaufen, sondern auf eine richtige Fütterung sich einzurichten, auch bei im Stalle vorkommenden Krankheitsfällen den Tierarzt zu rufen und nicht auf die sogen. Heilmittel sich zu verlassen, die, ob wirkungslos oder schädlich, überdies mit ganz unverhältnismäßigen Preisen zu bezahlen sind.
Eine wissenschaftliche Kommission unter dem Vorsitz des Professors an der Universität, Geheimrats Stumpf, des bekannten Psychologen in Berlin, hat seit einiger Zeit das vielbesprochene Pferd, genannt den .klugen Hans", eingehend untersucht und gibt jetzt ein ausführliches Urteil ab. Darin wird hervorgehoben, daß nicht davon die Rede sein kann, daß das Pferd zählen, lesen oder rechnen kann, daß es vielmehr versagt, wenn die Lösung der ihm gestellten Aufgaben keinem der Anwesenden bekannt ist. Im übrigen wird in dem Gutachten anerkannt, daß das Tier ein außergewöhnlich guter Beobachter des Menschen, besonders seines Besitzers des Hrn. v. Osten ist und aus den willkürlichen und unwillkürlichen Bewegungen der Einzelnen das Resultat der Fragestellung ersteht. Der Nimbus aber, mit dem das Pferd umkleidet war, ist durch diese Untersuchung ein- für allemal zerstört.
volle Tür. Leider erschien indes nur wieder das Dienstmädchen Therese auf der Schwelle. .Wie ist's?" rief alles. .Wie stehts?" .Mit der hohen Patientin,' ergänzte der Bräutigam in ärgerlichem Gemurmel. .Die Frau Aktuar lassen die Herrschaften bitten, sich noch ein wenig zu gedulden," lautete die Botschaft der Gesaudtin. .Aber was fehlt denn noch?' fragte der Hochzeitsvater. .Es waren doch nur die Handschuhe?"
.Wir haben erst vierzehn Knöpfe," sagte das Mädchen eilig und verschwand wieder.
Nun war es freilich mit der Geduld vorbei. Selbst Herr Revisor Lange hüllte sich in Schweigen.
Einige der Gäste setzten sich, um sogleich wieder in die Höhe zu springen, andere liefen auf und ab, wieder andere versuchten ein nervös erregtes Gespräch. DaS Album mit den geistreichen Physiognomien der Familie Hoppe war ein so gesuchter Gegenstand geworden, daß es einmal sogar beim schnellen Heber- gange von einem Inhaber auf den andern einem Glücklichen auf den Fuß geworfen wurde. Der Getroffene ächzte, was immerhin dazu beitrug, die Langeweile freundlich zu unterbrechen.
Nach längerem Harren erschien Therese wieder.
. Nu», wie steht s drinnen?" war die allgemeine Frage.
.Jetzt haben wir schon zwanzig Knöpfe," sagte das Mädchen triumphierend.
.Und wie viel find es denn?" fragte der Chorus.
„Virrundzwanzig!"
.Nun, da find Sie ja gleich fertig!" kam eine frohe Stimme aus einer erleichterten Brust.
.Virrundzwanzig an jeder Hand!" rief das Mädchen und verschwand wieder.
Dieser Schlag traf. Einige der Anwesenden
knickten sofort auf Stühlen zusammen. Resolutere Naturen ballten die Fäuste, daß die Handschuhnähte platzten und knirschten hörbar mit den Zähnen.
Der Bräutigam empfand ein lebhaftes Verlangen, an der Wand hinauf zu gehen. Leider war dies ebenso unmöglich, als das Ausderhautfahren, das der Herr Aktuar soeben für seinen Lieblingswunsch erklärte. Die Züge des Herrn Revisor waren dem Antlitz einer Mumie vergleichbar geworden, während die Gesichter der Damen jenen leidenden Zug angenommen hatten, den man nicht unrichtig mit dem einer kranken Lerche verglichen hat.
Ein älterer Herr fing Fliegen an der Wand, indes ein anderer so lauge am Fenster trommelte, bis sich dies ein dritter mit gereizter Stimme verbat.
Kenner der menschlichen Natur haben den Einfluß anerkannt, den der stete Anblick einer Uhr auf das Gemüt eines Wartenden auszuüben vermag. Auch der Regulator im Salon des Herrn Aktuar verfehlte seine Wirkung auf die Anwesenden nicht.
Nur ein Streit der gelangweilten Kutscher auf der Straße, der mit einer solennen Prügelei gekrönt wurde, vermochte das Interesse der an die Fenster eilenden Hochzeitsgäste eine zeitlang wachzuhalten.
Warum schenken wir zu Weihnachten?
Wir schenken, weil unsere eigene Freude danach drängt, auch in andern Freude zu wecken. Wem strömt um diese Zeit nicht ein Hauch jenes seligen Glückes entgegen, das uns wie eine Märchen-Ueber- lieferung aus der Kindheit bis in das späte Alter begleitet! So lange die Weihnachtsgaben für uns im Zauber der Liebe stehen, so lange der Glanz des Christbaums einem fröhlichen Geber strahlt, so
Königin Maria Amalia von Portugal hat, wie berichtet wird, ihre medizinischen Studien vollendet und bereitet sich jetzt für die Prüfung vor, die ihr das Diplom eines praktischen Arztes gebe» soll. Die Königin ist von Gcbnrt eine französische Prinzessin und steht im 40. Lebensjahre.
Mit einer wunderbaren Wilddiebsgeschichte hatte sich das Schöffengericht von Labes zu befassen. An einem Sommerabend schleppte sich der Jäger Knch- ding aus Dorf Welkow mit zerschossenem Oberschenkel nach Hause und gab an, er sei von einem Wilddiebe auf dem Patrouillengange angeschossen worden. Es hat sich nun jedoch herausgeftellt, daß K. den Schuß sich selbst beigebracht habe, um das Mitleid seines Herrn zu erregen, bei dem er nicht in gutem Ansehen stand Das von dem Jäger ersonnene Märchen wurde vom Schöffengericht aber als grober Unfug aufgefaßt, und der „Geschossene" wurde zu einer Geldstrafe von 50 verurteilt. Eine Berufung bei dem Landgericht in Stargard ist ohne Erfolg geblieben, da die vollständige Unglaubwürdigkeit des Wilddiebmärchens nachgewiesen wurde.
Cincinnati, 12. Dez. Die Frauen von Cincinnati haben kürzlich ein schwieriges Werk mit ebenso viel Unternehmungslust als guter Laune vollbracht. Ungefähr 100 erschienen eines Morgens auf den Hauptstraßen der Stadt, mit Besen und Schippen bewaffnet. Sie machte» sich daran, die Straßen gründlich zu fegen und zu reinigen, von einer großen Zahl von Zuschauern ermutigt. Bis Sonnenuntergang waren die Hauptstraßen Cincinnatis gründlich gesäubert, seit sechs Monaten zum ersten Mal. Die Frauen hatten ihren Zweck erreicht, denn die Väter der Stadt fühlten sich durch deren Vorgehen so beschämt, daß sie von nun an für eine genügende Reinigung der Straßen sorgten!
Zur Vertilgung der Blutlaus wird im „Schweiz. Gartenbau" als vorzüglich bewährt empfohlen: das Uebergießen oder Ueberputzen der befallenen Bäume mit Gülle. Das wäre, wenn es sich tatsächlich so verhält, allerdings sehr praktisch. Oben gingen die Läuse kaput und unten würde der Boden gedüngt. Einer Probe jedenfalls wert.
sPreiserhöhuug j Frau A.: „Sie haben ja ein reizendes Teeservice! — Frau B.: „Ja, es ist ganz hübsch, kostet aber auch 350 — Frau A: „Sie
scherzen Wohl — für so teuer hatte ich es allerdings nicht gehalten!" — Frau B.: „Ja, ursprünglich Hütten wir es auch für 50 haben können, als mir mein
Mann aber die Bitte, es mir zu kaufen, rundweg abschlug, fiel ich im Porzellanladen in Ohnmacht und zerbrach dabei für 300 seines Geschirr!"
Niemals zu viel, auch Vvm Guten'nicht, ist eine goldene Küchenregel. Diese beherzige man auch bei Verwendung von Maggis ausgezeichneter Suppen- und Speisen, würze, welche den Vorzug größter Ausgiebigkeit hat. Man setze daher stets nur so viel zu, als erforderlich ist, um den Eigengeschmack der Speisen zu heben. Die Würze selbst soll nicht vorschmecken.
lange wird Weihnachten ein Freudenfest bleiben für alt und jung, für hoch und niedrig. Ein Lichtlein für sich, ein Tanuenreis im Walde — sie sagen uns nichts. Beides vereint im engsten Raume am Weihnachtsfeste, sich spiegelnd in leuchtenden Kinderaugen, das erzeugt echte, wahre Feststimmung.
So vermag ein winziges Symbol die tiefsten Empfindungen zu erregen, und wo die Freude wach ist, dort naht auch das Glück. Wer hat nicht schon an sich den herzbezwingenden Einfluß des WeihnachtS- festes gespürt! Die Eltern werden jung in ihren Kindern, und auch dem Einsamen kommt mit dem Glockenhall und Kerzenlicht, dem Tannenduft und Feierklang ein tiefes Empfinden. Und dieses Gedenken an die Kinderzeit verläßt uns nie, auch nicht in weiter Ferne, die oftmals von den heiligen Ge- bräuchen und herrlichen Sitten der Heimat nur wie von einer schönen Sage erfährt.
Freilich drängt sich das Materielle auch in diese Feier und wirft Schatten voraus, die uns den Glanz der Weihnachtslichter trüben wollen. Fließen doch immer noch so viel Tränen, schmerzt doch immer noch so viel Leid. Wie wohl tut da auch der kleinste, bescheidenste Engelsdienst. Wer hat nicht schon erfahren, mit wie wenigem man Freude machen kann I Wo reiche Liebe spendet, da bedarf es der reichen Gaben nicht, da genügt die kleinste Aufmerksamkeit, und sie wird mehr einlragen, als das kostbarste Geschenk ohne Liebe. Schenken wir aber vor allen Dingen im Geiste der Liebe. Nicht jener hochmütigen Liebe, die da sagt, ich kann Freude machen, denn ich habe es dazu, sondern jener bescheidenen, rührenden Liebe, die da spricht: Ich will versuchen, Freude zu machen, soweit es in meinen Kräften steht!
Redaktion, vrcuk and Verla- von L. Meeh in Reaenbürg.