Größe und ein dickes gezacktes und ein dünnes un- gezacktes Gabelstück beweist, daß es von einer jetzt nicht mehr existierenden Tierart herstammt. Außer­dem fand man in dem Steinbruch in einer Tiefe von 7 Metern versteinerte Baumstämme, Farne, Aeste und Blätter und einen Teil einer Wirbelsäule.

Slus Stadt» Bezirk und Umgebung.

* Neuenbürg, 15. Nov. Am letzten Sonntag den 13. November fand von ^s8 Uhr ab bei I. Keck die Feier des Familienabends des hiesigen evang. Arbeitervereins statt. Der Saal war dicht be­setzt, auch der Bruderverein von Schwann war mit 10 Mitgliedern zugegen. Vorstand Seeger eröffnet« den Abend mit Worten herzlicher Begrüßung und genauerer Darlegung des Zwecks und Ziels unserer evangel. Arbeitervereine. Hierauf hielt Hr. Dekan Uhl seinen in jeder Beziehung zeitgemäßen Vortrag überLuther und der Bauernkrieg". Von Luther hört das deutsche Volk immer gern, besonders in den trüben Novembertagen; weiter erweckt die ZusammenstellungLuther und der Bauernkrieg" direkt evangelisch-soziale Interessen und endlich wird durch fortgchende Verleumdungen gegen Luther von seiten der ultramontanen Presse sein Name unter uns nur immer beliebter. Zwei Punkte können allerdings auch seine Verehrer stutzig machen, sein Verhalten gegenüber der Doppelehe des Landgrafen Philipp von Hessen, dessen 400 jähriger Geburtstag gerade am 13. November in vielen deutschen Landen gefeiert wurde, wie sein Verhalten eben im Bauernkrieg. In beidem wirft das Verhalten Luthers trübe Schatten in sein sonst lichtvolles Gesamtbild, das eine Mal durch ängstliche Nachgiebigkeit, das andere Mal durch allzu große Schroffheit, und gerade die Evangelischen sollen darum Luther zu keinem Heiligen stempeln wollen, wenn gleich auch hier die Feinde maßlos übertrieben haben. Hierauf wurde das Thema den Zuhörern in 5 Einzelbildern kräftig und anschaulich vorgeführt. Zuerst die Notlage des Bauernstandes in jener Zeit, wie sie durch die verschiedenen Zehnten und Frohnten, durch den moralischen Druck seitens der übermütigen Edelleute vergleiche Edelmanns­rede durch die fortgehenden Fehden der Zeit und durch die harten Jagdgesetze hervorgerufen war. Als Signale zur Befreiung" wurden sodann angegeben das Auftreten von Huß in Böhmen, die Schrift des Friedrich Reißer, betiteltReformation des Kaisers Sigismund" vom Jahr 1438 bezw. 1476, die man mit Recht wegen ihrer scharfen Sprache dieTrom- Pete des Bauernkriegs" nennt, und endlich die erfolg­reichen Freiheitskämpfe der nahen Schweiz, deren Grundstimmung treffend ein vorgetragenes Schweizer Nationallied charakterisierte. Drittens wurden be­handelt dieVorspiele der Erhebung", nämlich die Erhebung vom 20. Dezember 1431 gegen die Juden in Worms mit der Fahne des Gekreuzigten und unter dem Zeichen desBundschuh", die ein Ver­gleich zur Ruhe brachte; der Aufstand unter Hans Böheim, demPauker von Niklashausen", imTanber- grund vom Jahr 1476, der so kläglich in Würzburg mit der Hinrichtung bezw. Verbrennung der Rädels­führer endigte; und der Ausstand in Schwabender

Der Ahneusaal.

Erzählung von Audosph Wustrow.

3) - (Nachdruck verboten.)

Auf unerklärliche Weise wechseln oft Stimmungen und Gefühle. So hatte Rudolf heule nichts im Sinne, als seine Arbeit, die er auch unverzüglich begann. Es boten sich ihm Schwierigkeiten; er war den ganzen Morgen beschäftigt.

Nach Tische ließ er anspannen, um den Notar aufzusuchen. Unterwegs auf offener Straße ward ihm ein unerwarteter Anblick. Vor einer eleganten Kutsche lag eines der beiden Pferde im Sande und war trotz aller Bemühungen eines würdigen älteren Herrn und des Kutschers nicht wieder emporzubringen.

Rudolf ließ seinen Wagen halten, stieg aus und näherte sich mit der Frage, ob er vielleicht helfen könne. Zugleich bemerkte er im Wagen zwei Damen, eine ältere und eine jüngere.

Im Augenblicke, da er dem Mädchen in das kindliche, holde Antlitz, in die klaren Veilchenaugen sah, fühlte er sich von süßem Zauber gefesselt, von inniger Sympathie durchdrungen.

Kaum hatte der alte Herr Rudolf ins Gesicht geblickt, als er starr vor Staunen, als sehe er einen Geist, einen Schritt zurücktrat. Dann aber faßte er sich und erwiderte, das gestürzte Pferd scheine krank zu sein; jedenfalls werde er mit demselben nicht in die Stadt fahren können.

Rudolf bot ihm nun seinen Wagen an und

arme Konrad", hervorgerufen durch die ungerechten Bedrückungen von seiten des jungen Herzogs Ulrich im Jahr 1514, der in erster Linie durch den per- sönlichen Mut des Herzogs selbst niedergeschlagen wurde. Viertens wurde dereigentliche Bauernkrieg" vom Jahre 1525, wie er besonders zwischen Freiburg im Breisgau und dem Bodensee, im Odenwald und in Thüringen tobte, geschildert. Eine friedliche Be- Handlung der12 Artikel der Bauernschaft" wurde nicht abgewartet; der Sturm brach los. Hunderte von Burgen und Klöstern wurden niedergebrannt. Besonders schauerlich war das Blutbad zu Weinsberg am Osterfest 1525. Die furchtbare Rache folgte auf dem Fuß. Durch die Siege des Georg Truchseß bei Böblingen und des Landgrafen Philipp bei Franken­hausen wurde die Kraft der Bauern gebrochen und darauf ihnen oft geradezu in raffinierter Weise aufs strengste vergolten, wobei noch am meisten die evangelischen Fürsten Milde walten ließen. Endlich wurde im fünften Bild Luthers Vorgehen besprochen, der in in seiner neuen Wertung der Obrigkeit unmöglich den Aufruhr begünstigen konnte und darum bei allem Verständnis für die Notlage der Bauern energisch, namentlich unter dem Eindruck der Greuel des Kriegs Wider die Aufrührer schrieb, um nachher ebenso stark der milden Behandlung der vielen Verführten das Wort zu reden. Als Hauptursache des Krieges wurde schließlich das Fehlen einer starken Reichs­gewalt angegeben und darum schloß der Vortrag mit dem Wunsch, immer in Deutschland eine solche zu haben, da dieselbe am meisten zur Versöhnung der sozialen Gegensätze beitrage. Den Abend belebten dankenswerte Darbietungen des hiesigen Kirchenchors, denen immer reicher Beifall zuteil wurde. Stadt- oikar Paulus gratulierte dem Verein zu seinem 10. Geburtstag, der heute gleichzeitig mit dem Familientag gefeiert wurde, dankte dem Redner für sein schönes Geburtstagsgeschenk, das er dem Verein durch seinen Vortrag dargebracht, durch den aller Welt gezeigt, daß Luther und sein Evangelium im evang. Arbeiterverein den Mittelpunkt bilde, von dem aus alle anderen, auch die wirtschaftlichen Fragen schiedlich-friedlich sich lösen lassen, dankte auch dem hiesigen Kirchenchor für seine musikalischen Darbiet­ungen und sprach dann überLuther und das Kapital": Er skizzierte kurz die damaligen Verhält­nisse Deutschlands, die infolge des lebhaften Handels von Italien über AugsburgNürnberg, wie die Rheinstraße hinunter dem Norden zu und infolge der Entdeckungen der Zeit eine ganz neue Schätzung deS Geldes und des Kapitals herbeiführten: Luther mußte zu dieser Bewegung Stellung nehmen, obwohl er" selber kein Kapital hatte, schon wegen der großen Veränderung, die hiedurch in der Preislage der Lebensmittel eintrat, weiter wegen des wachsenden Einflusses, den das Kapital auf Kirche und Staat damals gewann und schließlich weil direkte Anfragen, z. B. von Danzig aus an ihn ergingen. Im Gegen- satz zur katholisch-mittelalterlichen Lehre und Lebens­auffassung hat Luther der Familie und dem bürger­lichen Beruf seine Ehre wieder gegeben und damit auch das Privateigentum, die Grundlage von beidem, anerkannt. Dennoch stand er der kapitalistischen Be­

nannte seinen Namen und seine Eigenschaft eine Höflichkeit, die der alte Herr erwiderte, indem er sich und die Seinen vorstellte. Es war ein benach­barter Rittergutsbesitzer, namens v. Sorm; die Damen waren seine Frau und Tochter.

Da der Herr v. Sorm den Zweck seines Besuchs in der Stadt ungern verfehlt hätte, so nahm er Rudolfs Vorschlag an, zumal gerade ein Bauer daherkam, den man um Hilfe wegsandte, während der Kutscher beim Wagen blieb. Man stieg ein und sogleich entspann sich ein ebenso lebhaftes als angenehmes Gespräch. Auch des verstorbenen Frei­herrn wurde Erwähnung getan. Herr v Sorm bemerkte, daß er, obgleich nur wenige Stunden von Rosfelstein entfernt wohnend, nie Gelegenheit gehabt, mit dem Freiherrn zu verkehren, da dieser völlig menschenscheu gewesen. Durch den Tod des Bruders Majoratsherr geworden, habe dieser seine Zeit in den ersten Jahren auf die Jagd und auf das Studium von Chroniken und alten Geschichtsbüchern verwendet, die er eifrig gesammelt habe. Nach und nach aber habe er die Jagd vernachlässigt und sich immer mehr zurückgezogen. Doch sprach Sorm über all dies mit Zurückhaltung und beeilte sich, einen ganz andern Gesprächsstoff zu ergreifen.

Weit früher, als man dachte, am Hause an­gelangt, in dem er absteigen wollte, verließ der Rittergutsbesitzer mit den Seinen den Wagen, nicht ohne Rudolf höflich zu einem Besuche einzüladen.

Da Rudolf indessen aus wichtigen Gründen schon am nächsten Abend wieder in Berlin eintreffen mußte,

wegung feindlich gegenüber, abgesehen von dem Zu- geständnis eines . Notwücherleins" dem Armen gegen- ^ über und Rentenanlagen auf Bodenbesitz, und zwar weil er das Geld nur als Tauschmittel, nicht als ' positive Werte schaffende Macht, wie es Ackerbau ! Bergbau u. s. w. seien, betrachtete, ferner, weil das j Kapital schon damals vielfach entsittlichend Wucher !

Geiz u. s. w. wirkte, und schließlich, weil der Ka° i

Pitalist zu Genuß, ohne arbeiten zu müssen, komme. ^ Der Redner belegte seine Ausführungen mit reichlichen Zitaten aus Luthers Schriften und sprach die Hoff, nung aus, daß Luthers Ansichten wenn auch ! nationalökonomisch manches anders geworden sei 1

in ihrer sittlichen Kraft auch fernerhin ihre Wirkung l ausüben möchten. Denn das Evangelium, das alle ! brauchen, bilde schließlich doch das Einheitsband in den wirtschaftlichen Gegensätzen unserer Zeit. Außerdem kamen auch humoristische Darbietungen I zum Bortrag:Zu Neuenbürg im Grunde", ge­sprochen von Frl. Emma Genßle, und dasIn- ! vestituressen zu Lauterbach", gesprochen von 2 Mit- s gliedern des Vereins von Schwann. Um 11 Uhr sprach der Schriftführer des Vereins das Schlußwort, dem unser Gauvorstand von Schwann, Hr. Gentner, herzliche Worte des Dankes und kräftigen Ausdruck , seiner Freude über den schön verlaufenen Abend beifügte.

Wildbad, 14. Nov. Daß die evang. Kirchen­gemeinde den Prozeß gegen den Fiskus wegen Kirchen- ! baulast durch Entscheidung des Oberlandesgerichts und des Reichsgerichts gewonnen hat. haben wir seinerzeit berichtet Der Fiskus ist verpflichtet, eine dem jetzigen Bedürfnis entsprechende größere Kirche zu erstellen. Die K Domänendirektion hat nun den Plan einer Vergrößerung der gegenwärtigen Kirche an den Kirchengemeinderat gelangen lassen, der aber vom Kirchengemeinderat abgelehnt wurde Es würbe sich nun darum handeln, den Platz für eine neu zu erstellende Kirche zu gewinnen. Das ist hier lme so einfache Sache. Davon, daß die Kirche an Ende der Stadt, wo es an geeigneten Bauplätzm allerdings nicht mangeln würde, verlegt werde, kann > nicht Wohl die Rede sein. Das verbietet schon die , Rücksicht auf die Kurgäste. Innerhalb der Stadt aber ist wahrhaftig kein Ueberfluß an verfügbaren l Plätzen und die Grunderwerbungen sind ziemlich kostspielige. Doch gibt man sich der zuversichtliche« Hoffnung hin, daß in dieser Frage, die die Gemüter hier lebhaft bewegt, ein für beide Teile befriedigender Ausweg gefunden werde. )

Calw, 15. Nov. Auf ein im Juli d. I. vom Magistrat der Stadt Potsdam erlassenes Preisaus­schreiben zur Erlangung von Entwürfen für einen Bebauungsplan (Stadtbauplan) über den westlichen Teil der Brandenburger Vorstadt zu Potsdam aus Grund eines allgemeinen Wettbewerbs unter deutschen i Architekten, Ingenieuren und Geometern sind im ganzen 95 Entwürfe eingegangen. Von den 3 aus- ! gesetzten Preisen fiel der erste Preis (1000 c/A.) dem Entwurf des württembergischen Geometers Rudolf Linken heil in Calw (Sohn des Metzgermeisters Linkenheil) zurzeit in Mannheim, zu, während die beiden anderen Preise an Firmen in Wiesbaden und Hamburg Frankfurt kamen.

so konnte er nicht zu>agen, wenngleich ihm auch die >

sanften Augen der liebenswürdigen Erna einen Herz- !

lichen Willkomm zu versprechen schienen. §

Seine Geschäfte mit dem Notar und der Verkehr .

im Kreise einiger angesehener Bürger, in den ihn t

jener einführte, verscheuchten diese Gedanken. Erst f

am späten Abend, als Rudolf nach Rosselstein zurück- I

fuhr, kehrten sie zurück. Wohl trat ihm das holde s

Bild des Mädchens lockend vor die Seele, wohl erklang ihm wieder der Schmeichelton ihrer Stimme, t

aber er sah ein, daß die Bernuft gebiete, Erna z» ?

meiden, um nicht größer«, stärkeren Schmerzen '

anheimzufallen.

Die Resignation, mit der er die süße Leidenschaft besiegte, gewährte ihm auch die Kraft, alles Spuk­hafte des alten Schlosses zu überwinden.

Der alte Bertram, der ihn bei seiner Heimkehr begrüßte, erschien ihm heute wohl widerlicher als je, aber er flößte ihm kein Grauen ein. Und als sich nachts wieder das gespenstische Schlurfen und Seufzen hören ließ, so'empfand Rudolf Mitleid mit dem Alten, den der Schlaf mied; denn er war es, der keine Ruhe hatte.

Zeitig erwacht, befahl Rudolf am andern Morgen, den Wagen bereit zu stellen, der ihn zur Bahnstation führen sollte. Er wußte, daß er vor der Abreise f noch eine Pflicht gegen sich selbst zu erfüllen habe: nochmals den unheimlichen Saal aufzusuchen, und jene Schauer, denen er am vorletzten Abend unter­legen, zu besiegen.

Ruhig stieg er die Treppe empor, fest und kalt