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Harris vierteljährl.: in Neuenbürgs 1.20. Durch d. Post bezogen: im Vrts- u. Nachbar, «rts-verkehr 1.15; im sonstigen inländ. verkehrt 1.25; hiezu je 20 4 » Bestellgeld.

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Der Enztälen

Anzeiger für das Enztal und Umgebung.

Amtsblatt tür Sen Vberamtsbesirk Neuenbürg.

die ü gespaltene feilst od. deren Raum 10^; bciAuskunfterteilung durch die Exped. 12 Reklamen die 3gesp. Zeile 25

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Fernsprecher Nr. 4.

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Neuenbürg, Freitag den 18. November 1904. 62. Jahrgang.

RunSschau. I

Die Kan alkom Mission des preußischen Abge­ordnetenhauses hat den ganzen Rhein-Hannoverkanal, mit 18 gegen 10 Stimmen angenommen, dazu die Kanalisierung der Lippe. Die Anträge auf Kanali- sterung der Mosel, Saar und Lahn wurden abgelehnt.

Eine Postkartenreform wird von der Berliner Kaufmannschaft angeregt. Die Kaufmannschaft bittet den Staatssekretär des Reichspostamts, nach dem Vorbilde Englands, Frankreichs, Rußlands und Italiens die Verwendung eines bestimmten Teils der Adressenseite bei Postkarten zu Mitteilungen des Ab > senders zuzulasfen. Die Neuerung soll hauptsächlich für Ansichtskarten in Frage kommen, damit nicht durch Ueberschreiben das Bild verdorben wird.

Aus Baden. Wie dieFrkf. Ztg." hört, hat sich der badische Kultusminister dahin ausgesprochen, daß einer Anstellung von solchen Frauen, die das philologische Staatsexamen gemacht haben, als Lehrerinnen im Gymnasium nichts im Wege stehe. ES wird damit in erster Linie das Mädchengymnasium in Karlsruhe gemeint sein, doch sollen auch die unteren Klassen der Knabengymnafien in Betracht gezogen werden.

In der alten Bischofsstadt Salzburg, dem deutschen Rom, wird ein Luther-Denkmal errichtet werden. Die Anregung hierzu geht von dem evan- gelischen VereinSalzbund" aus, der auch die nötigen

leitet.

Berlin, 16. Nov. Die Morgenblätter melden auS Leipzig: 200 Aktionäre der früheren Leipziger Bank reichten beim Landgericht Leipzig eine Regreß- Klage gegen den Auffichtsrat ein.

Düsseldorf, 15. Nov. Nach den bisherigen Feststellungen hat der flüchtige Postasststent Roepke 5 Geldbriefe mit über 40000 ^ veruntreut.

Straßburg, 18 Nov. Heute steht der Bild­hauer Böhm aus Straßburg vor dem Schwurgericht in Colmar unter der Anklage des Mordes. Böhm hatte, wie s. Zt. gemeldet, am 11. Juli in Schielt- stadt unter dem falschen Namen Ritter, ein möbliertes Zimmer gemietet und hier den Geldbriefträger Ehret überfallen und durch Messerstiche getötet Ehret konnte sich noch wehren, sodaß der beabsichtigte Raub nicht gelang. Böhm wurde an demselben Tage in einem Getreidefelde überrascht und gefangen genommen.

Unter den unverkauft gebliebenen Losen der 6. Klasse der Hess. Landeslotterie, welche an die Direktion in Darmstadt zurückgingen, befand sich auch die Nummer, auf welche der Gewinn von 150000 ^ entfallen war. Dieser Gewinn gehört nunmehr dem hessischen Staat.

Wien hat nicht die Lebenskraft reichsdeutscher Großstädte. Es wächst nur langsam und sucht des­halb durch Einverleibungen seinem Vergrößerungs- drange zu genügen. So verleibt es jetzt wieder eine ganze Anzahl Landgemeinden, darunter auch ziemlich "gelegene, wie Aspern und Eßlingen, im ganzen m r Quadratkilometer mit 58,000 Menschen, sich ein.

-l. "er Donauinsel Lobau soll ein neuer Prater errichtet werden. Dies entspricht einer Lieblingsidee Dr. Luegers, der Wien mit einem Wald- und Wiesen- gürtel umgeben will. Vom alten Prater aus soll zur Loban eine neue große Donaubrücke gebaut werden. Die Erweiterung wird von allen Parteien freudig begrüßt.

Gallen, 15 . Nov. Ein großes Stickerei- gefchäft des Rheintals hat 800 Arbeitern gekündigt.

Nach einer Petersburger Meldung derVerl. Ztg." Wurden der Verwaltung und Verteilung der Roten Kreuzgelder und Liebesgaben ungeheure Unter» schleife und Betrügereien entdeckt. Von der etwa 100000 Rubel zählenden Summe wurden nur ge­ringe Beträge ihrem eigentlichen Zweck zugeführt. Der weitaus größte Teil floß in die Taschen der höheren Beamten. (Echt russisch.) Selbst Kleidungs­

stücke rc. wurden verkauft und das Geld unterschlagen Die Stimmung in der Bevölkerung ist sehr erregt.

London, 17. Nov. Aus Mulden meldet das Reutersche Bureau vom 13, Nov.: Die Russen be­schossen heute vom Morgen bis Abend die Japaner bei der Station Schaho aus Belagerungsgeschützen. Der Zweck dieser Beschießung war, die Japaner, die seit vier Wochen daran arbeiten, die Siaiion zu einer uneinnehmbaren Festung zu machen, dabei zu stören. Beide Armeen haben sich jetzt so eingegraben, daß die Feldgeschütze keine Wirkung mehr haben.

Württemberg.

Stuttgart, 16. Nov. (Kammer der Abgeord- neten.) Die Weiterberatung der Gemeindeord­nungsnovelle, Art. 11, zeitigte einen Antrag um den anderen, sodaß, wie Abg. Liesching sagte, schließ­lich ein ganzer Wirrwarr von Anträgen vorlag. Die Hauptanträge waren auch heute die des Abg. Liesching und des Zentrums. Letzterer war mit einigen Aenderungen von dem Vizepräsidenten Dr. v. Kiene neu eingebracht worden. Zu den Hauptanträgen waren dann noch eine Reihe von Ergänzungsanträgen gestellt worden, die teils zurückgezogen, teils wieder­holt abgeändert und schließlich alle abgelehnt wurden. Erwähnenswert ist ein Antrag Kloß auf Einführung des Proportionalwahlsystems in allen Gemeinden des Landes. Obwohl dieses System der Verhältniswahl von allen Seiten sympathisch ausgenommen wurde, hielten es der Minister und mehrere Redner nicht für angebracht, eS auch in den kleinen Gemeinden des Landes zur Einführung zu bringen. Schließlich wurde ein Geschäftsordnungsantrag Gröber ange­nommen, die Beratung über diese Frage bis zur Er­ledigung der Beratung über das bei Gemeinden Init Stadtrat und Stadtverordnetenversammlung einge­führte Wahlverfahren auszusetzen. Der Antrag des Zentrums fand in Dr. v. Kiene wiederholt einen warmen Fürsprecher, aber ebenso traten auch Keil und Liesching in längeren Ausführungen für ihre Anträge ein. Der Minister des Inneren, Dr. v. Pischek, bezeichnet nur den Antrag Liesching als annehmbar und bat um die Ablehnung aller übrigen Anträge. Hang war überhaupt für die Ablehnung sämtlicher Anträge mit Ausnahme des Kommisstons­antrags und wies darauf hin, daß es unmöglich sei, das Gesetz vor Weihnachten zu vollenden, wenn in diesem Beratungstempo fortgefahren werde. Bei der Abstimmung, die sich sehr kompliziert gestaltete, wurde der Antrag Liesching mit 47 gegen 26 Stimmen an- genommen. Darnach ist für die Erteilung des Bürger­rechts in den Fällen des Art. 7 Abs. 1 Ziffer 1 des Gesetzes vom 16. Juni 1884 betr. die Gemeinde­angehörigkeit eine Gebühr von 2 in allen übrigen eine durch Gemeindesatznng festzusetzende Gebühr von 525 an die Gemeindekasse zu entrichten. Im

übrigen wurde der Antrag der Kommission unter Ablehnung aller übrigen Anträge angenommen. Ebenso fand die Resolution des Zentrums auf Re- Vision des Gemeindeangehörigkeitsgesetzes Genehmigung, nachdem der Minister die Resolution als annehmbar bezeichnet hatte und alle Redner in ihrem Sinne sich ausgesprochen hatten.

Der König beabsichtigt, diesen Winter mit Rück- sicht auf seine Gesundheitsverhältnisse einen mehr- wöchentlichen Aufenthalt an der Riviera zu nehmen.

Tübingen, 17. Novbr. Gestern nachmittag 4 Uhr sind die kgl. Majestäten mit Jagdgästen und Gefolge hier ein getroffen und in 15 Equipagen nach Bebenhausen gefahren. Die Hochwildjagden werden bis Ende dieses Monats dauern und diesmal noch von dem Oberhofjägermeister v. Plato geleitet werden.

Stuttgart, 15. Nov. DieNeckar-Zeitung" veröffentlicht folgenden karakteristischen Zug des Königs Wilhelm von Württemberg bei der Eröffnung des Landtages. Es ist ein Gewohnheitsrecht des Fürsten bei solchen Gelegenheiten sein Haupt mit dem Helm zu bedecken. Der König soll jedoch geäußert

haben:Wenn meine Stände unbedeckten Hauptes sind, kann ich doch meinen Helm nicht aufsetzen I" Dies Wort des Königs Wilhelm wird wohl dauernd im Herzen seiner Württemberger haften bleiben, denn es zeigt ihn als modernen Menschen.

Die von dem Alldeutschen Verband in Stutt- gart veranstaltete Weihnachtssammlung für unsere Truppen in Deutschsüdwestafrika erreichte zusammen 4412.29 -/A Die gesammelten Gelder wurden ver­wendet für den Einkauf von Schokolade, Eingemachtem, Fruchtsätzen, Pfeffermünzküchlein, Krankenwein, Kognak, Holzpfeifen und Tabak.

Stuttgart, 15. Nov. (Eisenbahnunfälle.) Der Eilzug 84 Nördlingen ab 6.16 vorm, Stuttgart an 8 32, ist heute zwischen Westhausen und Goldshöfe aus noch unbekannter Ursache entgleist. Verletzt wurde niemand. Der Verkehr wird durch Umsteigen an der Unfallstelle ausrecht erhalten. Am 15. November ist der Postwagen des Zugs 354 Anlendorf ab 11 45, Kißlegg an 12.40 nachm., auf der Fahrt zwi- schen Wolfegg und Kißlegg durch Ausströmen von Gas infolge schadhafter Gasleitung in Brand geraten. Der Brand wurde in Kißlegg gelöscht. Verletzt wurde niemand; die Poststücke konnten rechtzeitig beiseite geschafft werden.

Stuttgart, 15. Nov. Gestern hat sich ein hiesiger Mann, der gegenwärtig als Einjährig-Frei- Williger dient, in selbstmörderischer Absicht eine Kugel in den Kopf geschossen. Der Unglückliche schoß sich beide Augen aus, doch hofft man, ihn am Leben erhalten zu können.

Ravensburg, 16. Nov. Die Zahl der Wahl­berechtigten für vie Wahl des Stadtvorstandes beträgt nun, nachdem die Liste abgeschlossen worden ist, 1420. Gestern allein wurde noch nach einer Meldung des Oberschw. Anzeigers an 220 Personen das Bürger­recht und damit das Wahlrecht verliehen, woraus das kolossale Interesse erhellt, welches der Wahl des Stadtvorstandes entgegengebracht wird.

Dethlingen beiKirchheimn.T, 16. Nov. Gestern abend um halb 8 Uhr wollte ein 13jähriges Mädchen ihrem in der Müllerschen Fabrik mit Nachtarbeit be> schäftigten Vater das Nachtessen überbringen. Hier­bei benutzte dasselbe einen etwas abgelegenen Fußweg. Als das Mädchen nach Verlauf einer halben Stunde nicht znrückkam, sah die Mutter nach ihm und fand es ermordet in einer Ecke am Wege. Das Mädchen hatte eine Schußwunde in der Stirne. Neben der Leiche brannte die Laterne und stand der Korb mit dem Nachtessen. Von dem Täter fehlt jede Spur. Eine Vergewaltigung des Kindes scheint nicht vorge­kommen zu sein.

Kirchheim u. T, 17. Novbr. Der Täter, welcher dieser Tage in Dethlingen ein junges Mädchen durch einen Schuß getötet hat, ist in der Person des 15 Jahre alten Trauschweizer von Dethlingen entdeckt und heute abend in das hiesige Amtsgerichtsgefängnis eingeliefert worden. Dem Landjäger Sauter von Unterboihingen, der ihn ver- haftete, gestand er, daß er das Mädchen mit dem Revolver nur schrecken wollte. Er habe dem Mädchen den Revolver vor die Stirn gehalten und ihn.viermal schnappen" lassen, beim 5. mal sei der Schuß los­gegangen ; dann habe er den Revolver in den nahen Kanal geworfen. Der Kanal ist mehrfach abgesucht, der Revolver aber nicht gefunden worden.

Bei einem Fabrikneubau in der Gegend von Kirchheim u. T. wurde von verschiedenen Hand­werkern 12*/s bis 38 Prozent des Voranschlags abgeboten.

Ulm, 17. Novbr. Hotelier Peter in Stuttgart kaufte für 229300 das hiesige Hotel zum Krön- Prinzen. DerHermannsgarten" ging zum Preise von 110000 ^ in die Hand des Bierbrauers Mayer zur Krone in Blaubeureu über.

Gönningen, 15. Nov. Der Steinbruchbefitzer Th. Randecker entdeckte in seinem Steinbruch ein versteinertes Hirschgeweih, das durch seine riesige