die Beibehaltung des Bürgerausschusses vor, wobei er von allen Rednern des Hauses, mit Ausnahme des Abg. Keil, der mit der Regierung Hand in Hand ging, unterstützt wurde. Es waren die Abgeordneten v. Geh, Schick, Binz, Maier-Rottweil, Sommer, Beurlen und Haug, die für den Bürgerausschuß ein­traten. Eine amüsante Abwechslung brachte in die Verhandlung eine scharfe Diskussion zwischen Haußmann und Keil. Letzterer hatte gegen die Frankfurter Zeitung bezüglich der sozialdemokratischen Anträge auf Einführung der Einwohnergemeinde den Vorwurf böswilliger Unterstellung erhoben, worauf Haußmann erwiderte, ein solcher Vorwurf könne gegen kein Blatt mit größerem Rechte erhoben werden, als gegen die Schwab. Tagwacht. In seiner Ant­wort betonte Keil, Haußmann habe, da er zu der Einsicht gelangt sei, daß er den gegen den Minister anfangs eingeschlagenen Ton nicht fortsetzen könne, ein anderes Objekt für seine Phrasen und theatral­ischen Künste gesucht. Er lehne es ab, sich Haußmann, der sich wieder einmal als Meister des guten Tones aufgespielt habe und die großen Worte liebe, auch wenn sie ins Blaue Hineinzielen, als Beispiel Parla­mentarischer Formen zu nehmen. Dagegen erwiderte Haußmann, indem er zunächst von dem groben Tone in der Schwäb. Tagwacht sprach, man könne von den Herren Sozialdemokraten, die selbst grob mit­einander umgehen, als deren Gegner auch nichts anderes als Grobheit erwarten. Wenn Keil gesagt habe, er, Haußmann, habe ins Blaue gesprochen, so müsse er entgegnen, daß er mit seinen Worten Keils Rücken habe treffen wollen ein Ausdruck, der, wie der Präsident rügte, besser unterblieben wäre. Nach diesem persönlichen Rencontre, das vom Hause mit Heiterkeit begleitet wurde, fand der Kommisstons­antrag in namentlicher Abstimmung mit 63 gegen 6 (sozialdemokratische) Stimmen Annahme. Schließlich wurde noch nach längerer Debatte der Kommisstons­antrag zu Art. 10 Abs. 1 angenommen, wonach die Zahl der Gemeinderatsmitglieder in den mittleren Städten 1224, in den Gemeinden 2. Klasse 612, in den Gemeinden 3. Klasse 46 beträgt und in jeder Gemeinde durch Gemeindesatzung bestimmt wird. Gegen verschiedene Bedenken, die der Abg. Rembold- Gmünd vorgebracht hatte, wandte sich der Minister Dr. v Pischek, die Abgg. Haußmann, Liesching und Kraut. Am Dienstag nachmittag wird die Beratung fortgesetzt.

Stuttgart, 12. Novbr. Sieben verschiedene Theaterpro>ekte sind in der Abgeordnetenkammer aus­gestellt. Davon entfallen drei auf den Waisenhaus- Platz, zwei auf den Platz des Botanischen Gartens, einer aus den Platz des Leibstalles und des an­stoßenden Teils der Akademie, und endlich eines auf den Platz in den Anlagen bei der Eberhardsgruppe. Die Projekte bestehen teils in Doppelhäusern, teils in Opernhäusern. Die Kosten variieren zwischen 4,4 und 6.6 Millionen Mark. Das teuerste Projekt wäre das an der Eberhardsgruppe, bezw. das etwas modifizierte Litlmann'sche Doppeltheater-Projekt auf dem Waisenhausplatz Ein Theater auf dem alten Platz ist definitiv abgelehnt und dafür gar kein Pro­jekt ausgearbeitet.

und ließ sich von Karl, dem jungen Burschen, zu seinem Zimmer im ersten Stock geleiten.

Ein Knecht trug ihm den Koffer nach. Mit scheuen Augen um sich blickend, bemühte sich der Mann, ihm dicht auf den Fersen zu bleiben, und als er seine Last niedergesetzt hatte, suchte er so schnell als möglich die Treppe zu gewinnen.

Etwas verstimmt schritt Rudolf, dies war der Vorname des jungen Mannes, dem vorleuchtenden Burschen nach. Als er jedoch in das ihm zugewiesene Zimmer trat, erheiterte sich sein Blick. Der mittel­große, altertümliche Raum war durch einige Kerzen hinreichend erleuchtet, eine wohlbesetzte Tafel winkte, das prasselnde Kaminfeuer verbreitete behagliche Wärme und ein bequemes Bett versprach sanfte Ruhe.

Rudolf nahm am Tische Platz.

Ist der alte Mann krank?" fragte er nach einer Weile den schüchternen und unbeholfenen Burschen, der ihn beim Speisen bediente.

Nein, nicht krank!" stammelte dieser.

Ist der alte Mann der Hausverwalter?"

Der alte Bertram," sagte Karl endlich mit blödem Gesichtsausdruck.

Er ist wohl ein Diener des verstorbenen Herrn?"

Ja, ja!" heulte Plötzlich der junge Bursche laut. Ich fürchte mich so."

Vor was fürchtest Du Dich?" fragte Rudolf. Es ist doch niemand da."

Ach!" jammerte Karl,die andern sagen alle, der verstorbene gnädige Herr geht hier nachts um mit feurigen Augen und in einem weißen Totenhemd."

Stuttgart, 9. Nov. Angesichts der Schiller­säkularfeier von 1905 hat sich ein Schillerverband deutscher Frauen begründet, der nun seit mehr als 4 Jahren an der Arbeit ist, um zur hundertsten Wiederkehr des Todestages unseres großen Dichters durch Sammlungen und Veranstaltungen der Deutschen Schillerstiftung am 9. Mai 1905 eine Geldspende als besondere Frauenstiftung darbringen zu können. Ueberall im Reiche haben sich Gruppen dieses Ver­bandes gebildet und auch die württembergische Gruppe (Ehrenvorsitzende: Freifrau Mathilde von Schiller, Vorsitzende: Frau Marie v. Kübel) ist in eifriger Tätigkeit, durch welche bis heute die Summe von 8000 für die Säkularspende erzielt werden konnte. Da aber gerade die Gruppe des Schwabenlandes berufen ist, eine besondere ehrenvolle Stellung in dem edlen Wettstreite einzunehmen, hat ihr Ausschuß be­schlossen, durch eine festliche Veranstaltung noch weitere größere Mittel zu gewinnen. Geplant ist ein am 11. April 1905 in den Räumen der Liederhalle zu Stuttgart abzuhalteudes Kostümfest, dessen leitender Gedanke sein wird, durch einen Schillers dramatische Gestalten umfassenden Festzug mit Apotheose den Dichter zu verherrlichen und außerdem die Schiller­zeit durch das Zeitkostüm lebendig zu machen.

Stuttgart. Der von Oberstleutnant Wundt am 5. ds. Mts. im Königsbau gehaltene Vortrag hat einen Reinertrag von 2009 70 ergeben;

hiezu kommen noch aus diesem Anlaß eingegangene Liebesgaben im Betrag von 105 50 ^s, somit

zusammen 2116 -Ki 20 welcher Betrag dem Württ. Landesverein vom Roten Kreuz zugunsten der südwestafrikanischen Sammlung überwiesen wurde.

Stuttgart, 11. Nov. Ueber den Nährwert unseres täglichen Brotes dürften die neuesten Ergeb­nisse chemischer Untersuchungen von allgemeinem In- teresse sein. Ein Brot von 1 Kilogramm wird in 30 Minuten gebacken, und, wenn die Dauer des Backens selbst 40 Minuten betragen sollte, so besitzt das Innere des Brotes bei der Entnahme aus dem Backofen doch nur eine Wärme 97100 Grad Celsius. Diese Temperatur vermindert sich allmählich, sodaß das Brot erst nach 56 Stunden die Temperatur seiner Umgebung annimmt. Eine Wärme von 97 bis 100 Grad ist jedoch nicht imstande, die Mikroben zu töten, weshalb die Bäcker zum Brotbacken nur abgekochtes aber gut filtriertes Wasser verwenden sollten. Die Krumme von gut ausgebackenew Brot enthält 3049 Proz. Wasser, dagegen die Rinde 1625 Proz. 100 Gramm Rinde sind demnach

gleichwertig mit 135 Gramm Krumme. Der Wasser­gehalt des Brotes hängt also von seinem Gewicht, wie von seiner Form ab. Ein rundes Brot von 3 Pfund Gewicht besitzt einen Wassergehalt von etwa 39 Proz., während ein langes Brot von 1^/s Pfund Gewicht, aus demselben Teig gebacken, nur 35 Proz Wasser enthält. Es ist demnach vorteil­hafter, lange Brote, und lieber zwei lange von je - 1^/2 Pfund Gewicht, als ein rundes von 3 Pfund zu kaufen, man gewinnt dabei noch immer 12 Pcoz. Nährstoff.

Stuttgart, 11. Novbr. Am Mittwoch nach­mittag wurde einem Badegast in seinem Kabinett im

Glaube nicht an solche Dummheiten!" ermahnte ihn Rudolf mit ruhiger Stimme.Es gibt keine Gespenster. Das sind Narrenpossen. Und nun nimm ein Licht und erkundige Dich unten, wie es dem alten Bertram geht!"

Der Bursche entfernte sich. Bald kehrte er zurück, bleich und zitternd.

Er ist aufgewacht," stammelte er.Er kann aber nicht kommen."

Er ist gewiß noch zu schwach?"

Ja, zu schwach."

Nun, so gehe jetzt zu Bett! Schläfst Du hier im Hause?"

Nein, nein!" sagte Karl erschrocken.Ich schlafe im Stall drüben. Gute Nacht!" Damit ergriff er das Licht und eilte davon, wie von einer unsichtbaren Gewalt gejagt.

Ein heilloser Empfang!" sprach Rudolf zu sich. Erst der mürrische Kutscher, aus dem kein Wort herauszulocken ist, dann dieser Bursche, der sich fürchtet und kaum versteht, was man frägt, endlich der alte Bertram, der im Augenblicke, wo er mich begrüßen will, ohnmächtig wird! Wirklich unwohl? fragte er sich dann nachdenklich, indem er die Tür abschloß.Sollte es nicht vielleicht Furcht vor dem Juristen sein, sollte er etwas zu verbergen haben? Doch nein, da würde er schon von Anfang an ängstlich gewesen sein. Und spuken soll es auch!" fuhr er dann heiter fort.Das ist ja sehr interessant. Ich wünschte mir schon immer einmal einen Spuk zu erleben. Da paßt ja mein Buch vortrefflich.

Schwimmbad eine goldene Uhr nebst Portemonnaie mit bedeutendem Barinhalt gestohlen.

Eßlingen, 13. Nov. Von einem Stuttgarter Herrn, der nicht genannt sein will, wurde der Schwäb. Älbverein mit einem Legat von 25000 bedacht. Davon entfallen auf die Ortsgruppe Stuttgart 15000 -/A und auf den Hauptverein 10 000 ^

Reutlingen, 13. Nov. Die Witwen der beiden Gründer der Gminderschen Fabriken haben ihren Arbeitern eine neue Stiftung im Betrage von 200000 Mark zukommen lassen. Die Stiftung heißt Louis und Karl Gminderstiftung und soll dazu dienen, alten und kranken Arbeitern der Firma ein Lebensunterhalt zu gewähren.

Reutlingen, 13. Nov. Trotz des lebhaften Nachtverkehrs ist wiederholt in der Kantine auf dem Güterbahnhof eingcbrochen worden. Der Dieb hatte es vorzugsweise auf Zigarren und Wein abgesehen. Als er das Schloß nicht mehr erbrechen konnte, drang er durch das Bretterdach ein und nahm wiederum mit, was er vorfand.

Tübingen, 12. Novbr. Auf dem Heimgang nach Unterjesingen wurden zwei Arbeiter von drei Radlern angerempelt; es kam zu einer Rauferei, wobei der Maurer Karl Nagel 7 Stiche in den Rücken erhielt. Er wurde in die Klinik überführt, wo er an tödlichem Wundfieber darniederliegt. Die Täter sind unerkannt weitergefahren.

Jlsfeld, 12. Novbr. Die große Giebelmauer der hiesigen alten Kirche, die allein bei dem Brand stehen blieb, stürzte gestern nacht während des Stur- mes ein.

Göppingen, 10. Nov. Auf dem Fischmarkt war der Andrang dauernd so groß, daß ein besonderer Eingang und Ausgang geschaffen werden mußte. Es werden nunmehr auch 1000 Kochbüchlein für die Zubereitung der Fische vom Verein für das Wchl der arbeitenden Klassen in Stuttgart bezogen M zum Preise von je 10 ^ abgegeben.

Kris StaSt, Bezirk uns Amgevung.

Am 11. November ds. Js. ist von der evangel. Oberschulbehörde die Schulstelle in Schlaitdorf Bezirks Wankheim (Tübingen) dem Schullehrer Krummrein in Bernbach übertragen worden.

Wildbad, 12. Nov. DemSchwäb. Merkur" wird von hier geschrieben: Unsere frühere Mitteilung, daß daS Hotel Bellevue an eine Pforzheimer Ge­sellschaft verkauft sei, müssen wir heute als verfrüht bezeichnen. Die Verhandlungen, deren Abschlu^Äns als sicher bezeichnet worden war, waren noch in der Schwebe und sind jetzt vollständig abgebrochen. Das Hotel wird also bis auf weiteres im Besitz der Erben des verst. Grafen Dillen bleiben und unter der bis­herigen Leitung weiter betrieben werden. Vor einiger Zeit hat das Siadtschultheißenamt amtlich bekannt gegeben, daß der Preis für 100 Wattstunden elektr. Beleuchtung von 14 auf 12 Stunden herab­gesetzt worden sei. Wenn daran die Hoffnung ge­knüpft ist, der Verbrauch an Elektrizität werde infolge dessen eine wesentliche Steigerung erfahren, so möchten wir hierzu ein kleines Fragezeichen machen. Die k. Badverwaltung und die großen Hotels, die um

Er zog ein Buch aus seinem Koffer und begann zu lesen.

Als er nun aber die schwere Haustür zuschlagen und verschließen hörte, als er sich mit dem wider­wärtigen alten Diener allein in dem verrufenen Spukhause wußte, als nur noch das seltsame Heulen des Nachtwindes und das Prasseln des Kaminfeuers die Totenstille unterbrach, da wandelte sich jener Kitzel des Grauenhaften, den er in dem unheimlichen Hause empfand und den er durch eine aufregende Erzählung zu erhöhen gesucht, in ein beängstigendes Gefühl um.

Kaum wagte er vom Buche emporzublicken. Es war ihm, als stünde hinter seinem Rücken etwas Grauenhaftes, Entsetzliches, dessen Anblick ihn nieder­schmettern müßte.

Endlich raffte er sich auf, sprang empor. Es war nichts da.

Erregt ging er im Zimmer auf und nieder, mit seiner Einbildungskraft kämpfend, die geschlafen hatte, nun aber erwacht und wie ein Riese gegen ihn auf­gestanden war.

(Fortsetzung folgt.)

^Höchste Anerkennung.) _Bravo, bravo, Herr

Golli! Sie haben gesungen wie ein Phonograph zu zweitausend Mark!"

sAus einer Berliner Kaserne.) Wachtmeister (zu einem ungeschickten Kavalleristen):Wat, Lehmann, Sie können schreiben und lesen? . . . Also noch een Wunderpferd!"