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Der Enztälcr.

Anzeiger für das Lnztal und Umgebung.

Amtsblatt 121° Sen Vberamtsbezirk Neuenbürg.

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Neuenbürg, Freitag den 11. November 1904. 62. Jahrgang.

RunSschau.

Nach einer Meldung des Generals v. Trotha aus Südwestafrika sind mehrere Angriffe, die von Witbois und auch wieder von einer größeren Hererotruppe auf Abteilungen der SchuHtruPPe unter­nommen wurden, abgeschlagen worden. Es scheint demnach, daß die Widerstandskraft der im August am Waterberg geschlagenen und zersprengten Herero nicht so nachhaltend gebrochen ist, wie man nach den neulichen Meldungen anmhmen durste. Anscheinend haben einige Großleute der Herero, ermutigt durch den Aufstand der Witbois, nachdem nach der Haupt- Niederlage fast drei Monate vergangen sind, vermocht, einzelne ihre Mannschaften wieder zu sammeln und zu neuen Kämpfen zu führen. Es ist erfreulich, daß die Angriffe der Witbois und Herero ohne erhebliche Verluste für die Schutztruppe abgewiesen find. Von den Herero sind vier Großleute gefallen.

In Nordamerika fanden am 8 November die Präsidentschaftswahlen statt. Mit einer ge­radezu ungeheuren Majorität hat der bisherige repu­blikanisch gesinnte Präsident Roosevelt über seinen demokratischen Gegner, Parker, gesiegt, hat aber be­stimmt erklärt, nach Ablauf der jetzigen, der neuesten Wahlperiode unter keinen Umständen mehr kandi­dieren zu wollen.

Washington, 9. Nov. (Reuter.) Präsident Roosevelt erhielt aus Anlaß seiner Wiederwahl vom deutschen Kaiser folgendes Telegramm: .Meine auf­richtigen Glückwünsche! Möge der Himmel Ihnen Segen verleihen, czuocl dornirn. t'elix kauLinin sitz pvxnlo awerieano!" (Was Nutzen, Glück und Segen dem amerikanischen Volke bringen möge.)

New-Jork, 9 Nov. Roosevelt wurde mit großer Mehrheit zum Präsidenten gewählt. Parker telegraphierte um 8'/? Uhr abends an Roosevelt, das Volk billigt durch seine Abstimmung nachdrücklich Ihre Verwaltung. Ich beglückwünsche Sie! Roosevelt sandte ein Danktelegramm.

New-York, «. Nov. Der Sieg des Präsi- denren Roosevelt ist glänzend errungen. Der Demokrat Parker wurde unter einer Stimmzettel­lawine begraben. Der letztwöchige Wirbelsturm- Feldzug und sein persönliches Auftreten in Wahl- Versammlungen haben sich als nutzlos erwiesen. Trotz demokratischer Versicherungen blieb das Volk miß­trauisch wegen der Sicherheit der Goldwährung und befürchtete Zolltarifänderungen. Das Volk weiß, was es an Präsident Roosevelt hat, der als Urtypus des Amerikaners bei Zungamerika fabelhaft beliebt tst. In den Straßen wogt ein Menschenmeer; allent- halben lodern Freudenfeuer, Lichtbilder, Scheinwerfer, Dampfsirenen verkünden Roosevelts Triumph. Die Jubelausbrüche und Hurrahrufe sind ohrenbetäubend. Roosevelt siegte in sämtlichen zweifelhaften Staaten mit bedeutender Stimmenmehrheit. Die Republikaner ^ ^n Kongreßwahlen und den Staats- AMbungen einen Gewinn. Roosevelts Stimmen- mehrhertrmStaate New-York beträgt ungefähr 250 000 .

' d ° r k, 9 . Nov. Die meisten Deutsch, für Roosevelt. Die republikani- aus "" Repräsentantenhaus berechnet man

in d?r Die Sozialdemokraten erhielten

50009 ^n^w°York 25000, im Staat New York Stimme" ^OOOO und in Milwaukee 17 000

9 Nov. Man nimmt jetzt an, Majorität der Republikaner im üagen wstd ° ^uau hundert Stimmen Ke­rn ^"lin 9. Nov. Die Nordd. Allq. sttq. schreibt der ^-^bntenwahlDer Ausfall

EmL AE nicht nur für die Volks-

solidem a'n^«" persönlich erfreut,

d°s amerikanische Volk.d ^ ^mer Politik durch

Wiener Privatmeldungen aus Innsbruck ver- j zeichnen ein bisher nicht bestätigtes Gerücht von > angeblichen Streitigkeiten zwischen deutschen und > italienischen Mannschaften in der Innsbrucker Kloster­kaserne, wobei mehrere Soldaten Verletzungen erlitten hätten.

Die Tätigkeit des internationalen Preisgerichts auf der Weltausstellung in St. Louis zeitigte für Deutschland glänzende Ergebnisse. In der Kunst­ausstellung wurden an deutsche Aussteller vier große Preise, 26 goldene, 48 silberne und 49 bronzene Medaillen, in den übrigen Abteilungen an 1700 deutsche Aussteller 1588 Preise verliehen, nämlich 424 große Preise, 616 goldene, 370 silberne und 178 bronzene Medaillen. Also von den deutschen Ausstellern wurden über 92 v. H. prämiiert, die zahlreichen Mitarbeitern verliehenen Preise sind nicht eingerechnet. Im Vergleiche zu anderen Ländern ist dies Ergebnis ungewöhnlich günstig.

Königsberg i. Pr^ 10. Nov. Der komman­dierende General des 1. Armeekorps, General der Infanterie, Frhr. v. d. Goltz, und der Oberpräsident der Provinz Ostpreußen, v. Moltke, haben sich gestern nach Suwalki begeben, um im Auftrag des Kaisers den Kaiser von Rußland zu begrüßen.

Die Stadt Berlin will dem deutschen Kron­prinzen ein Brautgeschenk darbringen, wie sie es seinerzeit auch gegenüber dem jetzige» Kaiser getan hat. Damals wurde silbernes Tafelgerät im Wert von 400000 gespendet.

Berlin, 9. Nov. Etwa 3000 Möbeltischler haben gestern in einer Versammlung beschlossen, den Streik unter allen Umständen den ganzen Winter bis zur Frühjahrssaison durchzuführen. Wie von dem Zentralvorfitzenden Kloz betont wurde, steht der Gesamtverband mit ca. 1000000 ^ hinter den Streikenden und Ausgesperrteo. Außerdem ist eine Erhöhung des Filialbeitrags vorgesehen.

Köln, 0. Nov. Seit gestern abend herrscht in ganz Westdeutschland ein Sturm, wie man ihn schon lange nicht mehr erlebt hat. Gestern abend wurde ein Dachdeckermeister vom Dache eines hohen Hauses weggefegt. Er starb sofort. Unterhalb Remagen wurde von einem Schleppschiffe das fünfjährige Söhnchen einer Schifferfamilie durch den Wind in den Rhein geweht. Das Kind kam nicht mehr zum Vorschein. Der Telephonbetrieb mit den meisten Hauptplützen Nord- und Süddeutschlands ist gestört. Drei Personen, welche bei Daun in der Eifel einen hohen Berg erstiegen und während des Sturmes den Abstieg wagten, wären beinahe Opfer dieses Leichtsinnes und durch den Sturm in das große Maar gejagt worden. Nur dadurch, daß sie sich glatt auf die Erde legten und stundenlang in dieser Lage ausharrten, entgingen sie dem sichern Tod.

Hamburg, 9. Nov. Der LeichterVereins- blatt" mit fünf Mann Besatzung, der vom Schlepper Tell" bugsiert wurde, ha: südlich von Helgoland während des großen Sturmes gestern abend die Trosse gebrochen. Ueber seinen Verbleib ist bisher nichts bekannt. Das Unwetter dauert noch fort.

Kiel, 9. Nov. Der letzte orkanartige Südwest, sturm hatte zahlreiche Unfälle im westlichen Teile der Ostsee im Gefolge. Die dänische Barkasse Venus" strandete bei Ryland. Auf Geland strandete die schwedische BarkeGeorg". Der schwedische SchoonerRutenberg" wurde mit schwerer Havarie in Kappelshamm eingeschleppt. Vor der Kieler Außenföhrde strandete der Stettiner DampferHilda".

Vom badischen Oberland, 4. Novbr. In welch' unverantwortlicher Weise mitunter Kredite auf Liegenschaften gewährt werden, zeigt folgender Fall. Ende vorigen Monats gelangte in einem Ort unweit Radolfzell eine Ziegelei zum Verkauf, auf welcher insgesamt nicht weniger wie 180 000 Hypotheken und Kredite hafteten; erlöst wurden 25000 Unter den Geschädigten befindet sich ein Stuttgarter

Bankier mit 80 000 ^ und ein früherer Stuttgarter Bäckermeister mit 10000

Leu! (Kanton Wallis), 8. Novbr. Das eine Meile von hier gelegene, fast völlig aus Holz ge­baute Dorf Feschel, das etwa 220 Bewohner zählt, ist heute abend niedergebrannt. Die Ursache des Brandes ist unbekannt.

Der New-Yorker Expreßzug, der Sonntag abend 7 Uhr Washington verließ, wurde von Banditen überfallen, die den Postwagen erbrachen. Das Zugpersonal verjagte die Räuber indes glücklich und veranlaßte deren Verfolgung.

Tokio, 9. Nov. DieTimes" meldet: Auf Formosa fand am Sonntag morgen 4'/s Uhr ein heftiges Erdbeben statt, dessen Mittelpunkt Kajit war. Mehrere hundert Personen sind getötet und über 1000 Häuser zerstört worden.

Der r«sfisch»japanische Krieg.

Berlin, 9. Nov. Aus London wird gemeldet: Die russische Armee am Schaho wurde verstärkt. Sie besteht aus 300,000 Mann mit 1200 Geschützen.

London, 9. Nov. Reuter meldet aus Tschifu: Die Japaner nahmen am 26. Oktober einen russischen Soldaten gefangen, der berichtete, daß die Besatzung in Port Arthur Mangel leide und mutlos sei. Da­raufhin entwarfen die Japaner eine unter den rufst- scheu Soldaten zu verteilende Denkschrift, worin unter Hinweis auf die wiederholten Niederlagen Kurv- patkins die Unmöglichkeit, Port Arthur zu entsetzen und die Nutzlosigkeit eines weiteren Widerstandes be­tont, im Falle der Ergebung eine humane Behänd- lung zugestanden und hervorgehoben wird, daß im Interesse der Menschlichkeit ein weiteres Blutvergießen zu verhüten sei. Die Briefe wurden von dem rufst- scheu Soldaten am 4. November in mehreren Exem­plaren und in russischer Sprache seinen Kameraden zugestellt. Zu den Japanern zurückgekehrt teilte der Russe mit, daß die Kameraden trotz der schlimmen Lage dem Gedanken an eine Uebergabe abgeneigt seien. Doch habe das Schreiben dazu beigetragen, die von den russischen Offizieren genährten Vorstell­ungen zu zerstreuen, daß dem Siege der Japaner ein Gemetzel folgen werde.

Tokio, 9. Nov. (Reuter.) Dem Vernehmen nach brachten die Japaner die Forts Erlungschan und Sungschuschan bei Port Arthur vollständig zum Schweigen und richten den Hauptangriff jetzt gegen das Fort Jtzeschan.

Tschifu, 10. Nov. (Reuterm.) Am Morgen des 5. und 6. Nov. wurden heftige Anstürme gegen das Fort Jtschan unternommen, doch zurückgeschlagen. Während des zweiten Ansturms schlug eine Granate von Palitschwang über andere Hügel hinweg in das Fort Jtschan und zerstörte die Landminen-Kontroll­station und verursachte eine Minenexploston. Die Russen, welche die Laufgräben am Rand des minierten Teils inne hatten, verloren 600 bis 700 Tote und Verwundete. Die Japaner hatten die Stelle noch nicht erreicht und entkamen ohne Verluste. Die Japaner rückten an beiden Tagen in voller Stärke, wie es ihnen nur das Terrain gestattete, vor, hatten aber lange Strecken unter dem Feuer der russischen Maschinengewehre zmückzulegen, wodurch ihre Reihen stark gelichtet wurden.

London, 9 Nov.Daily Mail" meldet aus General Nogi's Hauptquartier von gestern, daß der russische KreuzerBajan" im Hafen von Port Arthur auf 8000 Meter Enfernung von fünf großen Haubitzengranaten getroffen und ernstlich beschädigt worden sei.

Tokio, 10. Nov. Hier verlautet, General Stössel habe die Japaner um einen Waffenstill­stand ersucht. Zu welchem Zweck wird nicht ange­geben. Die Bestätigung fehlt bisher, doch hofft man hier, Stössel werde kapitulieren, bevor die eigentliche Stadt eingenommen ist.