zum Schluß deS schönen Festes urgemütlich und kreuzfidel war. Man trennte sich schließlich „früh morgens wenn die Hähne krähn" allseitig in dem wohltuenden Gefühl „Schö isch gwä!"
Ein furchtbares Familiendrama hat sich, wie bereits gemeldet, am Freitag im Hause Prinz Eugenstraße 12 in Berlin abgespielt: Die 30 Jahre alte Maurersfrau Agnes Glens erdrosselte ihre 6, 3 und 1'/- Jahre alten Söhne Otto, Paul und Wilhelm mit Lederriemen und Seidentüchern und erhängte sich dann selbst. Die „Tgl. Rdsch." erfährt folgende Einzelheiten über die grausige Tat: Frau Giens litt sehr an Eifersucht, obwohl ihr Mann nicht die ge- ringste Veranlassung dazu gab. Wegen einer Beleidigung wurde sie vor 14 Tagen zu 15 ^ Geld, strafe oder 3 Tagen Haft verurteilt. Schon früher hatte sie zu Hausgenossinnen geäußert, daß sie sich das Leben nehmen werde. Die Verurteilung steigerte ihre krankhafte Aufregung derart, daß sie sogar ihre unschuldigen Kinder mit in den Tod nahm. Als ihr Mann abends von der Arbeit nach Hause kam, fand er die Wohnung verschlossen, öffnete mit Gewalt und fand Frau und Kinder als Leichen vor. Verzweifelt schrie er um Hilfe. Nachbarn liefen zur Polizei und holten zwei Aerzte, die sich eine Stunde lang mit Wiederbelebungsversuchen vergeblich bemühten.
I» Eelle in Hannover hatte eine Frau einen Hundertmarkschein mit anderem Gelde in eine Tüte gesteckt und weggelegt. Am anderen Morgen, als der Mann verreisen wollte, schüttete sie das Geld aus der Tüte, dachte aber in diesem Augenblick nicht an den Schein, knitterte die Tüte zusammen und warf sie in den Ofen. Im selben Augenblick sagte der Mann, daß er den Schein mitnehmen wolle, dann habe er nicht so viel Geld zu tragen. Als die Frau dieses hörte, fiel ihr das Mißgeschick ein, doch war der Schein bereits verbrannt und die Asche in den Schornstein geflogen.
Ein Bankett für 26000 Personen. Man berichtet aus Paris vom 30. Okt.: Seit die Republik bei der letzten Weltausstellung 22000 Bürgermeister nach Paris kommen ließ und bei einem solennen Dejeuner im Tuileriengarten bewirtete, sind diese Riesenbankette in Frankreich sehr beliebt geworden. Die Zahl der Gäste geht zwar nicht immer in die Zehntausende, wie damals, aber fünf bis sechs Tausend Kouverts deckt man fast immer, wenn Herr Combes irgendwo in der Provinz eine große Rede hält. Alles dagewesene haben aber die „Mutualistes", die Mitglieder der freien Hilft kaffen, wie man in Deutschland sagen würde, weit überholt. Sie dejeunierten heute zu Scchsundzwanzigtausend in der großen Maschinenhalle, und wenn sie alle gekommen wären, die geladen waren, so hätte es an Platz und Essen auch nicht gefehlt. Gedeckt und vorbereitet war das Mahl für 30000 Personen. Jedes Bankett hat einen idealen Zweck, wenn auch oft nur den, redelustigcn Tischrednern Gelegenheit zu geben, zwischen Käse und Obst ihre Talente spielen zu lassen. Wenn die französischen Hilfs- vereinler sich die Strapazen der gigantischen Mahlzeit zumuteten, so mußten sie gewichtigere Gründe haben. In der Tat, die Toaste wurden ihnen erspart, weil sie anderwärts gehalten wurden. Während die Zehntausende im Begriff waren, sich zu Tisch zu setzen, waren etwa vier bis fünf Tausend als Delegierte im Saal des Trocadero versammelt, um den Strom der unerläßlichen offiziellen Reden über sich ergehen zu lassen.
(Eine Möbcleinrichtung aus gediegenem Silber) hat sich ein indischer Radjah in Toulon anfertigen lassen. Sie besteht aus einem Himmelbett, zwölf Eßzimmer- und Lehnstühlen, zwei Ruhebetten, vier Tischen, einem Salonschrank und einem Toilettentisch. Die Bettstelle allein wiegt 1000 Kilogramm, jeder Stuhl 150 KIg. und alle Möbel zusammen mehr als 4000 Kilogramm.
(Kriegslisten im modernen Krieg.) So alt wie der Krieg sind auch die Kriegslisten, die angewandt werden, dem Feinde unvermutet Schaden zu bereiten, und sie haben oft mehr bewirkt, als Tausende tapferer Krieger vollbringen konnten. Auch in dem japanisch- russischen Kriege fehlt es nicht an solchen Kriegslisten, über die ein englisches Blatt folgendes ausführt: Man hat bis jetzt merkwürdig wenig von den Kosaken gehört, und man führt neuerdings ihre Untätigkeit zum Teil auf die reichliche Verwendung von Fußangeln zurück. Die Fußangeln werden vor allem gegen Kavallerie gebraucht. Dieses gefährliche Hindernis besteht in einer eisernen Kugel mit drei scharfen Stiften, die daraus hrrvorragen. Die Stifte find so angebracht, daß stets der eine senkrecht her- vorragt, wie auch die Fußangel geworfen wird. Ein Pferd, das auf einen solchen Dorn tritt, ist sofort
kampfunfähig. Diese Fußangeln find über Terrains verbreitet, die sich für Reiterbewegungen eignen, und sie erweisen sich gegen Reiterangriffe als äußerst wirksam. Fußangeln können auch gebraucht werden, um ein Lager gegen einen Plötzlichen nächtlichen Ueberfall zu schützen. Solche Fußangeln sollen von beiden kämpfenden Parteien verwendet werden, und besonders haben die Kosaken japanische Listen zu fürchten und zeigen eine für die Japaner sehr nütz liche Angst vor Fußangeln, die sich auf ihre Erfahr- ungen im russisch-türkischen Kriege stützt, sie suchen daher sorgfältig ein unschuldig aussehendes Terrain unmittelbar vor der Front ihrer Feinde zu vermeiden. Ost hört man in den Schlachtberichten auch von den Drahtnetzen und -Verhauen, die in den letzten Schlachten mit furchtbarer Wirkung verwendet wurden. Sie halten die vorrückende Infanterie an einem bestimmten Punkte auf, dessen Entfernung genau bekannt ist; sobald die Angreifer an diese Stelle gelangen, sind sie einem dezimierenden Feuer ausgesetzt. Die Drähte sind in einem dicht verschlungenen Gewirr bis zur Brusthöhe gespannt; zur Ueberwindnng dieses Hinder- nisses sind die japanischen Jnfanteriebataillone zwar mit sehr wirksamen Drahtschneidern versehen, aber ehe der Draht zerschnitten ist, ist in der Regel schon ein schreckliches Blutbad unter ihnen angerichtet. Auch mit Schanzgräben haben die Russen viel operiert. In den bei Liaojang geräumten Schanzgräben haben sie ei» furchtbares Andenken hinterlassen. Sie hatten Pfähle mit scharfen Spitzen hergerichtet und unter der Leitung ihrer Ingenieure so aufgestellt, daß die vordersten Japaner ihnen nicht entgehen konnten. Die Sieger wurden beim Vordringen in diesen Gräben aufgepfählt. Die Russen haben auch vielfach elektrische Landminen und Flatterminen untergebracht, und indem sie sich anscheinend schleunigst zurückzogen, lockten sie die verfolgenden Japaner auf den gefährlichen Boden. Die Flattermine wird auf der dem Feinde zugekehrten Seite der Verschanzungen angebracht. Sie ist unter Gras oder Reisig verborgen. In den Gräben dahinter wartet der letzte Russe bis die Japaner sich anschicken, die Erdwerke zu erklimmen, dann wird die Mine elektrisch zur Explosion gebracht
(Eine lustige Einbrechergeschichte) spielte sich vor einigen Tagen in der Gemeinde W. bei Göppingen ab. Der „Hohenstaufen" erzählt: Ein Geschäfts- mann kam von auswärts etwas spät nach Hause, und als er die Haustür öffnen wollte, entfiel ihm der Hausschlüssel, weshalb er sein Gepäck ablegte und den Hausschlüssel suchte. Das kleine Geräusch hatte einen Nachbar stutzig gemacht, er sah zum Fenster heraus und sah den suchenden Mann im Mondenschein. Sein Hmö aber dachte alsbald Schlimmes. Wer kann das anders sein als ein Einbrecher! Sofort wird der Nachbar gerufen, und nun ging's ans Abfangen des Einbrechers, der inzwischen durch eine Hintertür in sein Haus gekommne War und nicht mehr gefunden werden konnte Das Verschwinden des Einbrechers machte die Sache noch viel verdächtiger, und die Suche dauerte fast die ganze Nacht. Als man einmal glaubte, den Schlupfwinkel des Missetäters auSgespÜrt zu haben, hörte man ein besorgtes Eheweib ihrem Mann zurufen: „Gang fei net so noh na!" Der Einbrecher wurde natürlich nicht gefunden, aber am andern Morgen war die Kunde in der ganzen Gemeinde verbreitet, bis der vermeintliche Einbrecher das Rätsel löste.
Beleuchtet die Treppen! Diese Mahnung muß man immer wieder an die Hausbesitzer richten, namentlich jetzt, wo Dunkelheit einen immer größeren Teil des Tages über in viele» Treppenhäusern herrscht. Denn gar schnell ist ein Unglück da. Zu beachten aber ist auch, daß der Hausbesitzer und nach manchen Verträgen auch die Mieter für den Schaden, der auf mangelhafte Beleuchtung der Häuser zurückgeführt werden kann, auskommen müssen. Einen Fall, worin eine Stadtgemeinde wegen mangelhafter Straßenbeleuchtung haftpflichtig gemacht wird, hat jüngst das Oberlandesgericht in Köln entschieden. Ein Kutscher in M.—Gladbach war infolge mangelhafter Beleuchtung in einen zu Wasserleitungszwecken ausgeschachteten Graben gestürzt und dabei verunglückt. Nach dem Urteil des Oberlandesgerichts muß jetzt die Stadt für den ganzen Schaden — cs handelt sich um 1500 — auskommen.
Lest gute Bücher in euren Mußestunden! Die schöne Sommerszeit ist wieder dahin und der Aufenthalt im Freien schränkt sich dadurch von selbst ein. Da gilt es, sie angenehm auszufüllen und nach der Arbeit des Tages edle Erholung zu genießen. Was könnte aber eine schönere Erholung sein als das Lesen eines guten Buches? Ein gutes Buch hilft nicht nur in angenehmer Weise über die Lange-
I weile hinweg, sondern es. veredelt das Gemüt, bereichert das Wissen und bestimmt unfern Willen zum Guten. ! Ein gutes Buch ist wie ein guter Freund, mit dem man sich still in eine Ecke zurückzieht und ein trautes Plauderstündchen hält. Die meisten Menschen lesen ihre Bücher viel zu schnell, sie verschlingen sie ge. wissermaßen. Sie würden viel größeren Genuß haben wenn sie langsamer lesen und ein Buch auch zwei-' oder dreimal vornähmen. Zugleich hat das Lese» eine große praktische Bedeutung für das Familienleben. Gar mancher Familienvater, der früher seine Mußestunden im WirtShauS zubrachte, sitzt jetzt, nachdem er Freude an einem guten Buch gefunden hat still zu Haus im Kreis der Seinen und spart dadurch manchen Nickel, den er sonst bei Bier und Karten- spiel verausgabt hätte. Darum: Schaff gute Bücher in dein Haus, sie strömen reichlich Segen aus.
(Kartoffelwein.) Aus dem südlichen Odenwald wird dem „Fkf. G.-A." erzählt: Ein heiteres Kelterstückchen wird herzlich belacht. Ein Landwirt aus dem „Uebcrwald" hatte eine schwere Ladung Kelter- obst nach M. verbracht und bei dieser Gelegenheit einige Säcke Kartoffeln für einen Beamten mitverfrachtet. Im Aufträge des Obstkäufers wurde die Ladung direkt nach der Obstmühle verbracht und dort alsbald verarbeitet. Der Absender hatte aber im Drang der Geschäfte die Ablieferung bezw. Ab- sonderung der Erdäpfel übersehen und so verschwanden Aepfel und Kartoffel beim herrschen Halbdunkel in der gähnenden Tiefe des Mahltrichters. Erst als der Obstkartoffelmost gekeltert und in Stückfässern eingekeltert war, entdeckte man den fatalen Irrtum. Man ist jetzt gespannt, welcher Wonnetrank der Gährung des Kartoffel Apfelmischmasches entspriesen wird. (?)
(Unfreiwilliger Aufsatzhumor.) Von einem Lehrer wird der „Voss. Ztg." geschrieben: Bekanntlich ist die ermüdendste und aufreibendste Arbeit, die es bei einem Lehrer geben kann, die Korrektur der Hefte; eine Ausnahme machen da die Aufsätze: Hier kann man, wie im Unterricht selbst, Karaktcrstudien machen, weil hier dem Schüler-Jndividium Raum gelassen ist, sich nach seiner Eigenart auszudrücken, und hier bleibt — was oft für den korrigierenden Lehrer eine wahre Erfrischung ist — Raum für den Humor; VaS zeigt sich beim Sextaner bis hinauf zum Herrn Primaner. So schreibt ein kleinerer Schüler in einer. Schilderung seiner Umgebung auf dem LandM seines Vaters: „Mein Horizont ist mit Bäumen bewachsen." Ein anderer faßt die Niebelungensage nach seiner Art auf: „Um sich vor Brunhild zu verbergen setzte sich Siegfried eine Trankappe auf den Kopf." Eine etwas pessimistische Auffassung liegt in dem Satz: „Das Drama ist ein Stück, in welchem der Held endigt." Offenbar wenig Ahnung von den heutigen teuren Lebensmittelpreisen hat ein Mathematikus, der eine Aufgabe folgendermaßen lösen will: „Seine Kinder bildeten eine unendliche geometrische Reihe." — Einer Beschreibung des Rheinstromgebiets entstammt ein offenbar durch biblische Lektüre beeinflußter Satz: „Die Ähre entspringt auf den Finsteraaron." Wie wünschenswert Luthers Auftreten war, beweist der Satz: „Die Mißbräuche, welche in die christliche Kirche eingedrungen warm, hatten seit langer Zeit das Bedürfnis, durch eine Reformation entfernt zu werden." Etwas materiell angehaucht klingen die Sätze: „Es gibt Berufsarten, welche viel Irdisches mit sich bringen — und „Auch das Fleisch des Pferdes wird gegessen, aber, da meist nur alte Tiere geschlachtet werden, so hat der Mensch gegen dieses Fleisch etwas Widerliches an sich." — Wie tief mancher Primaner schon in das Verständnis der Goethischen Lyrik eingedrungen ist, beweist ein Zitat aus der „Euphrosyne" in folgender Schreibweise: „Wehmut reist durch die Seiten der Brust."
Logogriph.
Mit a läd es dich gastlich ein, —
Mit e gibts lichten Wiederschein.
Und wer die deutsche Sage kennt,
Leicht eine Frau mit o dir nennt.
Briefkasten d. Red.
R. in W. — Wenn der Arbeitgeber von dem ihm nach tz 123 ^ der Gewerbeordnung zustehenden Rechte, einen erkrankten Arbeiter bei längerer Arbeitsunfähigkeit ohne Kündigung zu entlassen, Gebrauch machen will, dann hat er dies dem Arbeiter ausdrücklich zu erklären, da dieser sonst nach erfolgter Genesung Anspruch auf Weiter- beschästigung bezw. Bezahlung des Arbeitslohnes für die vereinbarte oder gesetzliche Kündigungsfrist erheben kann. Die in der Praxis vielfach verbreitete Annahme, daß im Falle längerer Arbeitsunfähigkeit der Arbeiter nicht ernstlich voraussetzen könne, daß der Unternehmer das Arbeitsverhältnis so lange bestehen lassen wolle, ist für die Parteien rechtlich nicht zwingend.
Redaktion, vnuk und Verlag von L. Meeh in ReuenbSrg.