Schrecken, daß sein Freund sich während der Nacht die Kehle durchschnitten hatte und tot im Bette lag.
Seltenen Zynismus bei seiner Hinrichtung legte der Mörder Burneß an den Tag, der unlängst wegen eines dreifachen Mordes in New-Aork auf dem elektrischen Stuhl vom Leben zum Tode be- fördert wurde. Burneß ging furchtlos und ohne eine Miene zu verziehen auf den elektrischen Stuhl los, setzt sich lächelnd darauf und knüpfte mit de» Henkern ein gleichgültiges Gespräch an, wobei er ihnen in der Hauptsache half. Der Mörder Plazierte selbst Arme und Beine derart, daß sie leicht angeschnallt werden konnten. Auch die sogenannte Todesmütze setzte es sich lächelnd selbst auf den Kopf und rief den Geschworenen lustige Abschiedsworte zu. Der Strom mußte übriges viermal angedreht werden, ehe der Mörder für tot erklärt werden konnte.
(Ein Bäckergeselle als Abiturient.) Wie aus Budweis berichtet wird, befand sich unter den Abiturienten des dortigen deutschen Staatsgymnasiums auch der 25 jährige ehemalige Bäckerlehrling Rudolf Weiß, welcher sich erst nach Absolvierung seiner Bäckerlehrzeit, vom Lerneifer getrieben, den Gymnasial- studien zugewandt und dank seinem besonderen Fleiß die acht Schulklassen in sechs Jahren absolviert hat. Nach bestandenem Examen war er Gegenstand Herz- licher Gratulationen seitens des Lehrkörpers.
Im Bademantel im Parlament. Wie dem ,Frkf. Gen.-Anz." aus London geschrieben wird, stürzte am Dienstag abend, als im Unterhause die Glocke das Zeichen zur Abstimmung gab, plötzlich eine merkwürdig gekleidete Gestalt in den Saal. Es war der Abgeordnete Sir F. U, Penrose-Fitzgerald, der in einen langen, wallenden gelben Bademantel gehüllt, herbeigeeilt war, um seine Stimme für die Regierung abzugeben. Das Glockenzeichen hatte ihn im Bade überrascht. Das Erscheinen des Abgeordneten rief natürlich unbändige Heiterkeit hervor.
Der Weg zum Glück. Eine amüsante Geschichte erzählt der Gil Blas. Zwei Freunde, die sich viele Jahre nicht gesehen, treffen sich zufällig in Paris auf der Straße und tauschen Jugenderinnerungen aus. .Sagen Sie blos, wie ist es möglich/ fragt A., »daß Sie so schnell reich geworden sind? Sie haben doch, als Sie anfingen, gar nichts gehabt!" — .O, das Reichwerden ist gar nicht so schwer, wie Sie glauben," erwidert B. .Ich ging einfach jeden Tag auf die Börse, die Hände in den Taschen ..." — .In wessen Taschen?" wirft A. interessiert ein, und die Freundschaft hat Plötzlich einen Knacks bekommen.
(Ein plötzlich erwachsenes .Wunderkind".) Ein Leser des in Moskau erscheinenden Blattes .Rusk" erzählt folgende kuriose Geschichte: Ein musikalisches Wunderkind, ein Geiger, der in Petersburg und Moskau als .Elfjähriger" allgemeine Bewunderung erregte, wuchs von Jahr zu Jahr mehr heran und hätte sich schon längst im Frackanzug auf dem Konzertpodium Produzieren können, wenn seine Eltern nicht dagegen gewesen wären. Ihrem Willen und Interesse folgend, legte der Jüngling die Kniehöschen und die Knabenjacke nicht ab. Schließlich, im Januar d. I, gab man auf den Konzertprogrammen zu, daß
selben als allgemeine Bezeichnung diente — in Scharlachröcken und niedrigen, blitzenden Rundhelmen, hohen, mit Sporen versehenen Stiefeln und starke» Lederhandschuhen. Als sie sämtlich im Garten angekommen waren, kommandierte der Führer sein „Halt!" Dann blickte sein Auge suchend im Kreise umher und heftete sich halb fragend, halb herausfordernd auf John Röster, der im Begriffe stand, sich wieder auf den reichgeschmückten Hengst zu schwingen.
.Oho!" rief er in scharfem Tone, sich der Gruppe nähernd, .wen haben wir denn hier gefaßt? Was tut Ihr mit dem Streitroß? Unzweifelhaft gehört es dem Schurken, dem wir gestern so lange vergeblich nachsetzten und der jetzt vermutlich dort drinnen gemütlich seinen Wein schlürft. Die Gewehre in Bereitschaft! Laden! — Und nun, verfluchter Hund!" wendete er sich wieder an John Röster, .warum ant- wortest Du nicht, wenn Du gefragt wird? Antwort!"
.Kein Hund!" entgegnete der Angeredete, ruhig und fest dem insolenten Sprecher ins Auge blickend. .Kein Hund, sondern ein einfacher, aber unabhängiger Landmann. Mein Name ist Röster, John Röster, in der ganzen Gegend bei Jung und Alt wohlbekannt."
»Ha, so bist Du derjenige, der gestern mit mir auf jener Brücke redete? Du hast das Tier gestohlen, Schuft, gestehe es! So wahr meine Seele an den Herrn glaubt, Du sollst der Strafe nicht entgehen. Herunter von dem Pferde! Hörst Du nicht? Hierher Leute! Ergreift den frechen Lügner! Wenn er sich widersetzt, so haut ihn nieder I"
.Wäret Ihr allein, junger Fant," entgegnete der
der Violinvirtuose schon das ,16. Lebensjahr" erreicht habe. Wie groß aber war das Erstaunen aller, die den Jüngling noch als Wunderknabe betrachteten, als er kürzlich als — Reserveoffizier einberusen wurde. Wenn das „Wunderkind" als Hauptmann vom Kriegsschauplatz zurückkehrt, wird es wohl nicht mehr in kurzen Höschen und Weißen Stümpfen auf- treten können.
.Grausamkeit" ist ein Aufsatz von Leo Berg in der Berliner Halbmonatsschrift „Ernstes Wollen" betitelt, dem wir nachstehende bemerkenswerte Ausführungen entnehmen: Das Verhältnis der Ge» schlechter verfeinert sich mit dem besseren gegenseitigen Verständnis. Der beste Mann, wenn er nur gröberer Natur ist als seine Frau und diese nicht genug versteht, wird und muß sie auf tausendfache Art quälen, ohne daß er es weiß; wie umgekehrt die bravste Frau tausend Mittel hat, ihren Mann zu martern, wenn sie sich der Aufgabe entzieht, auf seine Eigen- art einzugehen. Deshalb sind die ersten Jahre der Ehe oft Kriegsjahre, und die Ursache des Gezänks ist gewöhnlich der reine Unverstand. Sie fallen sich gegenseitig auf die Nerven und jeder hält die Empfindlichkeit des anderen für lächerliche Anmaßung oder Blödsinn. Auch viele Grausamkeiten gegen das Kind sind nur zu erklären aus unserer großen Unkenntnis seiner Psyche. Die Menschen würden schaudern, wenn sie plötzlich begriffen, was sie bei aller Liebe in ihrem Unverstand mit ihren eigenen Kindern, namentlich in den Entwicklungsjahren, an- richten. Da wir das Kind so ziemlich zur Recht- losigkeit verurteilt haben, unsere eigene Kindheit aber so schnell zu vergessen pflegen und das Leiden des andern nur dann verstehen, wenn es sich in einer uns verständlichen Sprache äußert, so wissen wir nicht, was wir ihm antun, zumal wenn wir noch seine Schmerzensrufe gewaltsam unterdrücken. Könnten die Tiere reden, so würde ein großer Teil aller Tierquälereien von selber aufhören. Stumme Tiere, wie Fische und Würmer, werden wohl am längsten auf humane Behandlung warten müssen.
(Können wir unsere eigene Stimme wieder- erkennen?) Nach den Forschungen eines englischen Fachgelehrten täuscht sich jedermann über den Klang der eigenen Stimme. Er hat mehrere Personen in einen Phonograph sprechen lassen, aber, obwohl sie die Stimmen ihrer Freunde wiedererkannten, war es ihnen unmöglich, die eigene Stimme zu entdecken.
(Naive Antwort.) Der bekannte englische Sprachforscher Dr. Webster schrieb für seine Dienstmagd, die nicht lesen und schreiben konnte, einen Brief an ihre Eltern. Er las ihn vor und fragte dann: .Ist sonst noch etwas hinzuzufügen?" — „Ach, Herr Professor, schreiben Sie noch gütigst dazu, sie sollten nicht böse sein, daß der Brief so dumm ist."
(Der Heimatssinn der Tauben) hat sich dieser Tage wieder glänzend bewährt. Bei einem Wettfliegen, das im Jahre 1902 von Rom aus veranstaltet wurde, vermißte man später eine Taube, die jetzt in dem heimatlichen Schlag in Herve (Belgien) zurückgekehrt ist.
Alte würdevoll, „ich hätte Wohl ein Wörtchen zu reden, aber so —"
„Brav gesprochen, brav, alter Freund!" unterbrach ihn Frank mit herzlichem Lachen. „Uud wenn Du je der Hülfe bedarfst, — mein Arm ist jederzeit bereit!"
Despard — dies war der Cornet — schäumte vor Wut.
„Heda, Landsknechte, nehmt die beiden stechen Burschen fest, die es wagen, einen Soldaten des großen Cromwell zu verhöhnen. Die Pest über die Halunken!"
Ein augenblickliches Getöse entstand, während dessen Frank kaltblütig das Gewehr erhob und auf den Cornet anlegte.
„Sobald der Erste von Euch," klang es drohend zwischen seinen fest zusammengepreßten Lippen hervor, „Hand an mich legen will, fitzt meine Kugel in dem Hrrn Eures Anführers!"
Dieser blickte — zu seiner Ehre sei es gesagt — dem Feinde unerschrocken ins Auge.
„Wer bist Du?" fragte er, ohne mit einer Wimper zu zucken.
.Frank Burdon," war die sofortige Antwort, „Jäger im Dienste Sr. Lordschaft des Grafen Thomas Fairfox." (Hauptgehülfe Cromwells.)
Der Offizier erbleichte Plötzlich.
„Laßt ab, Leute!" kommandierte er hastig in völlig verändertem Tone. „Das war ein Mißverständnis. Dieser hier ist ein braver Kerl. Ihr könnt
(Eine Ochsenreiterei.) Die seltsamste Reiterei der Welt hält der Generalgouverneur I. G. Galliern an der Westküste Madagaskars. Während die französischen Truppen bei Revolutionen, die öfter Vorkommen, verwendet werden, braucht der Generalgouverneur die Eingeborenen als Polizisten in den entlegenen Ort- schäften. An der Westküste Afrikas leben die Sakolova, die wahrscheinlich mit den Hovas verwandt sind. Die Eingeborenen organisierten nun eine Ochsenreiterei unter dem Oberbefehl eines französischen Offiziers. Sie sind mit modernen langen Lanzen oder Sperren und Seitengewehren bewaffnet. Sie tragen Khakiuniform und Sturmhauben. Sie reiten barfuß ohne Steigbügel, sitzen auf ihrer Ausrüstung, die wie ein Sattel mit Stricken aus einer einheimischen Faserpflanze befestigt ist, und haben eine Art Zügel aus Stricken, die durch die Nase des Tieres gezogen ist. Die Ochsen find weder langsam noch furchtsam und sollen unter einer auf Pferden berittenen Kavallerie großen Schaden mit ihren Hörnrn anrichten.
Sammelfalle für Mäuse und Ratten. Eine praktische Sammelfalle für Mäuse und Ratten hat I. Pawlik in Rosdzin durch Vermittelung des Internat. Patentbureaus von Heimann u. Co. in Oppeln schützen lassen. Nachdem sich ein Tier gefangen hat, stellt sich die Falle wieder selbsttätig ein, sodaß eine größere Anzahl dieser schädlichen Tiere sich hintereinander fangen kann. Man hat nur nötig, den mit Wasser gefüllten Sammelbehälter zeitweise zu entleeren. (Obengenanntes Bureau erteilt den Lesern unseres Blattes kostenlos Rat in allen Patentangelegenheiten.)
(Immer gemütlich) „Extrablatt! Allerneust' Depesch!" — Eischehn: „Der dhud ja, weeß Gnebb- chen, als ginge de Welt krachen, was mag denn nur da wieder drin stehe?" — Baul: „Vielleicht, daß bis dato noch gerne Nachrichten vorliegen."
(Münchner Gespräch.) Kathi: „Du, d' Zenzl hat a guate Partie g'macht." — Mali: „Ja iS's wahr; hat denn ihr Mo aa a dauernde Stellung?" — Kathi: „Dös glaubst, der is Straßenaufgraber beim Magistrat."
Gedankensplitter.
Nicht viel lesen, sondern gut Ding viel und ost lesen, macht fromm und klug. Luther.
Zahlen-Riitsel.
5
1
10
. . geistliche Würde.
9
2
11
. . bindet und bekräftigt.
5
3
10
. . an Bäumen.
9
4
3
. . bekannter Badeort.
4
S
2
. . Teil des Jahres.
5
6
4
. . Körperteil.
5
7
12 .
. . Ausruf.
3
8
2 Fortbewegungsmittel.
Die durch fettgedruckte Zahlen bezeichnete senk- rechte Mittclreihe ergibt den Namen eines großen Mannes. _
Auflösung des Umstell-Rätsels in Nr. 106.
Triest, Streit.
gehen, guter Freund, ich habe mit Euch nichts mehr zu tun."
„Aber ich mit Euch!" grollte der Jäger. „Ich habe noch nicht das letzte Wort mit Euch gesprochen, verlaßt Euch darauf I" Und trotzig die Flinte schulternd, wandte er sich dem Hause zu.
Der Cornet trat auf die Uebrigen zu und fragte sie über das „Woher" und „Wohin" aus. Bei dem Handelsmann blieb er stehen.
„Eine verschlagene Physiognomie!" murmelte er vor sich hin. „Ich lasse mich hängen, wenn das kein Spion ist. — Eure Papiere!" herrschte er den ruhig Dastehenden an.
„Hier sind sie, gnädigster Herr," entgegnete der Krämer schnell in unterwürfigstem Tone. „Alles in Ordnung, gnädigster Herr! Ich bin ein armer, aber ehrlicher Krämer, mit Erlaubnis des hohen Parlaments, schöner Herr: ein kleiner Händler nur, aber mit Hülfe des Herrn und zu seinem Preise, zu seiner Ehre, nicht um kärglichen irdischen Gewinn! Wenn nur wenige Pfennige verdient werden, es genügt Eurem untertänigsten Diener."
Ein grimmiges Lächeln zuckte um die Lippen einiger Soldaten über diese, die heuchlerische Redeweise mancher Puritaner, darunter auch des Cornets selbst, nachäffenden Worte.
— (Fortsetzung folgt.) —
Redaktion, Druck und Verlag von L. Meeh in Neuenbürg.