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Der Lnztaler.

Anzeiger für das Lnzlal und Umgebung.

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Fernsprecher Nr. 4.

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Neuenbürg, Mittwoch den 13. Juli 1904.

62. Jahrgang.

Run-schau.

Berlin, II. Juli. Der Präsident des russischen Ministerkomitees, v. Witte, reiste heute abend mit seiner Begleitung nach Norderney zum Besuch des Reichskanzlers ab. Einer Unterredung mit einem Herrn von der Begleitung des Herrn v. Witte hat dasBerl. Tagebl." entnommen, daß die Aussichten für den neuen deutsch-russischen Handelsvertrag nicht ungünstig sind. Der Deutsch-russische Verein hat dem Reichskanzler, derNationalztg." zufolge, zur Fortsetzung der Handelsvertragsverhandlungen mit Rußland eine Reihe von Wünschen übermittelt. Der Verein erklärt u. a. folgendes: Die in dem neuen allgemeinen russischen Zolltarif festgesetzten Zollsätze würden die Ausfuhr aus Deutschland nach Rußland, die schon unter den gegenwärtigen Zollsätzen im Gegensatz zu der stets wachsenden Einfuhr Deutsch­lands aus Rußland sehr nachgelassen hat, zum weit­aus größten Teil unmöglich machen. '

Karlsruhe i. B., 11. Juli. In der heutigen Sitzung der zweiten Kammer erklärte Staatsminister v. Brauer zur Frage der Verfassungsreviston, die Regierung sei mit den letzten Beschlüssen der Ver- sasfmigskommission einverstanden. Die Beschlüsse wurden darauf mit 48 gegen 14 Stimmen der Sozialdemokraten, Demokraten und Freisinnigen an­genommen. Die letzte Entscheidung hängt nunmehr von dem Votum der ersten Kammer ab. Da die vorhandenen Differenzpunkte, wie Minister v. Brauer ausführte, von geringer Bedeutung sind, hofft man auf das Zustandekommen der Verfassungsrcform.

Am Sonntag ist in Frankreich die Schließ­ung zahlreicher kougreganistischer Lehran­stalten auf Grund des von beiden Häusern ange­nommenen Gesetzes betreffend das Verbot der weiteren Lehrtätigkeit der Kongreganisten, ausgesprochen worden. Im ganzen werden 39 Departements von dieser Maßnahme betroffen. Die parlamentarische Unter­suchungskommission in der Karthäuser Anze- legenheit hat ihre Arbeiten mit der Annahme mehrerer Resolutionen abgeschlossen, von denen eine ein unverhülltes Tadelsvotum gegen den Minister­präsidenten Combes enthält, weil er diese ganze Affaire erst unnötig aafgerührt habe. Sollte die Deputiertenkammer letzterer Resolution zustimmen, so wäre natürlich der Rücktritt Combes und voraus- sichtlich auch des gesamten Kabinets unvermeidlich. Die Freunde der Regierung in der Kammer arbeiten daher mit Hochdruck, um dem Kabinet zu einem Ver- trauensvotum zu verhelfen.

Berlin, 8. Juli. Der Ferienreiseverkehr tritt mit dem heutigen Tage des Schulschlusses in seinen Höhepunkt. Alle Bahnhöfe sind überfüllt und sämtliche Fernzüge müssen zwei und dreifach gefahren werden. Meist wird der Verkehr der einzelnen Strecken nach den Bestimmungsorten ge­keimt. So gingen heute früh besondere Züge nach Kissingen, München, Frankfurt, Dresden, Wien. Die Zahl der gefahrenen Züge ist heute ein Drittel ^oßer, als zu gewöhnlichen Zeiten. Der heutige Tag hat auch den stärksten Verkehr bei den Ferien- fonoerzügen zu ermäßigtem Fahrpreis. Es werden insgesamt sieben solcher Züge nach München und Basel abgelassen. Der Münchener Sonderzug hat

solchen Zuspruch gefunden, daß er in drei Teilen gefahren werden muß.

2ur Fremdenindustriel Der "Münch. Mg Zeitung" wird, aus Tirol ein ^^.beachtenswerter Aufsatz über .Reklame .7« und Erwerbsleben" geschrieben,

aus welchem wir folgendes hervorheben:Es ist merkwürdig wie sehr eingewurzelt die öffentliche MEng ist daß der Ertrag aus dem Fremden­verkehr lediglich nur den Hotel- und Gasthofbesikern zugute komme. Tatsache ist vielmehr, ' daß Lau sehr viele Gewerbe, sehr viele Gemeinden, nicht zuletzt aber auch das betreffende Land und der

Staat teilnehmen. Von den Gewerben sind es ins- j besondere die Baugewerbe, dann Installateure für Gas- und Wasserleitungen, die Elektrotechniker, die Schmiede, Schlosser, Spengler und Tapezierer, die Vau- und Möbeltischler und verschiedene andere Baugewerbe, welche bei Neu-, Um- und Zubauten infolge der Steigerung des Fremdenverkehrs Arbeit finden und Geld verdienen. Nicht geringen Anteil haben ferner die Weinbauern und hauptsächlich die Weinhändler, die Bierbrauer, die Bäcker, Krämer und Früchtenhändler, die gesamten Kunstgewerbe, vor­nehmlich die Kunsthändler und Photographen. Aber auch die Landwirtschaft zieht großen Nutzen durch Absatz ihrer Erzeugnisse zu wahrlich nicht geringen Preisen, durch Verkauf von Grundparzellen zu meist 10- und 20 fachen Preisen für Villenanlagen usw. und durch Vermietung von Wohnräumen. Es gibt Dörfer, in welchen die Bauern jedes verfügbare Zimmer vermieten und hieraus mehr Gewinn ziehen, als aus der ganzen Bauernschaft. Die Gemeinden wiederum profitieren die erhöhten Zuschläge zur Gebäude-, Erwerb- und Einkommensteuer der Fremden­verkehrs-Gewerbe, sowie die Verzehrungssteuern für Fleisch, Bier, Wein und gebrannte geistige Getränke. Das Gleiche ist beim Lande oder der Provinz der Fall. Und nun erst der Staat! Der macht eigent­lich den Hauptprofit was er dafür zur Hebung des Fremdenverkehrs seinerseits tut, verlohnt sich, in einem eigenen Artikel zu beleuchten! Der Staat zieht nicht nur den Vorteil aus dem Entstehen neuer Handels- und gewerblicher Unternehmungen zum Zwecke des Fremdenverkehrs, sondern es kommt ihm vor allem auch die wesentlich gesteigerte Steuerkraft von den vielen bereits bestehenden Unternehmungen und Interessenten des Fremdenverkehrs zugute. Beide Dinge machen aber viel Geld aus, und das muß man dem Fiskus lassen, er weiß sein Geld zu finden!" Der Aussatz schließt mit einer ernstlichen Mahnung zum Zusammenhalten aller interessierten Kreise für die Hebung des Fremdenverkehrs.

Nürnberg, 10. Juli. Die seit Wochen an­haltende Trockenheit, verbunden mit einer afrikanischen Hitze, stellt fast nicht zu bewältigende Anforderungen an die städtische Wasserversorgung. Vorgestern war der Wasserverbrauch 31000 cdm, es entspricht diese Ziffer einem Bedarf von 359 Sekundenliter oder einem Tagesverbrauch von über 31 Mill. (!) Liter. Im Jahre 1897 war der höchste Tagesverbrauch am 26. Juni mit 20451 cdm, es ist demnach der Wasser- verbrauch daher im Zeitraum von 7 Jahren um 50 Prozent gestiegen. Es muß beim Straßensprengen jetzt etwas sparsamer vorgegangen werden.

Zwei Arbeiter der Freiburger Zementfabrik von Alois Krems haben den 100000 ^-Gewinn der Freiburger Münsterbau-Lotterie gewonnen. Es sind die Arbeiter Lorenz Armbrufter und Karl Federer, letzterer aus Zähringen.

Der russisch-japanische Krieg.

Berlin, 11. Juli. Die schweizerische Regierung hat sich veranlaßt gesehen, die beiden zum russischen Heer nach der Mandschurei abkommandierten Offi­ziere, Oberst Audeoud und Hauptmann Berdet, tele­graphisch zurückzurufen. Die Rückbcrufung soll auf Wunsch des Generals Kuropatkin wegen der vor- lauten kritischen Aeußerungen der beiden Offiziere erfolgt sein. Nach einer Meldung desLokalanz." aus Zürich erregt diese Abberufung in de» militäri­schen Kreisen der Schweiz das unangenehmste Aufsehen.

Die Einnahme der Stadt Kaiping oder auch Kaitfchou im Westen der Liautung-Halbinsel durch die Japaner wird jetzt durch folgende Meld­ung General Okus, die man von Tokio aus amtlich mitteilt, bestätigt: Die zweite Armee begann ihre auf die Besetzung Kaipings hinzielende Operation am 6. Juli. Nachdem die Russen successive aus ihren Stellungen vertrieben worden waren, wurden Kaiping und die benachbarten^ Höhen am 6. Juli

von den Japanern besetzt. Ueber diesen wichtigen Vorgang enthält allerdings eine vom 9. Juli datierte Depesche General Ssacharows an den Petersburger Generalsstab über die Kämpfe bei Kaiping noch nichts, sie begnügt sich mit Erwähnung verschiedener Einzelheiten aus denselben. Mit der Besetzung Kaipings haben die Japaner den nötigen Stützpunkt für einen Angriff auf Niutschwang gewonnen. General Kuroki meldet unterm 10. Juli: Am 6. d. M. vertrieb unsere Abteilung 300 Mann russischer Kavallerie aus Hsientschang, 30 Meilen nordwestlich von Szimatschi, und besetzte den Platz. Wir hatten keine Verluste. Am 5 schlugen wir 1300 Mann feindlicher Reiterei vom Chichinsky-Reglement zurück, die nordwestlich von Fenschuiling zum Angriff gegen uns erschienen waren. Unsere Verluste hierbei werden auf 4 Tote und 3 Verwundete geschätzt. Nach einer Mitteilung des Korrespondenten derBirstewija Wjedomosti" aus Taschitschiao hat sich die Armee Kurokis offenbar auf der Linie Föngwangtschöng- Sujan konzentriert. Die Armee des Generals Oku nimmt eine Stellung ein, die sich vom Meer in der Nähe von Senitschen bis Sujan hinzieht.

Tokio, 11. Juli. Ueber den Kampf bei Kaiping wird noch gemeldet:Erst nach erbittertem Kampf und verzweifeltem Sturm, dem die Russen hartnäckigen Widerstand leisteten, gelang es General Oku, Samstag Mittag Kaiping zu nehmen und die Russen zum Rückzug nach Haitscheng zu zwingen Die Russen hatten die Höhen halbkreisförmig stark besetzt und hatten mehr als 30000 Mann an Ort und Stelle."

Tokio, 11. Juli. Das hiesige sozialistische Organ führt aus, der Krieg habe den Japanern großen Schaden gebracht. In Oyaka, dem Haupt­ort der Textilindustrie, seien 10000 Arbeiter ohne Beschäftigung. Die Einführung des Tabakmonopols habe 12 000 Arbeiter brotlos gemacht.

Württemberg.

Seine Majestät der König hat den Staats­anwalt Walser in Stuttgart zum Oberstaatsanwalt an dem Landgericht Tübingen ernannt.

Für Schmiede, welche die in Artikel 1 des Ge­setzes vom 28. April 1885 betr. das Hufbeschlag­gewerbe vorgeschriebene Prüfung behufs des Nach­weises ihrer Befähigung zum Betrieb dieses Gewerbes erstehen wollen, finden an nachstehenden Lehrwerk­stätten für Hufschmiede solche Prüfungen statt, und zwar: in Hall am 28. und 29. Juli, in Heilbrou» am 30. Juli, in Ravensburg am 1. August, in Ulm am 2. August. Diejenigen Kandidaten, welche diese Prüfung erstehen wollen und sich nicht an den zur Zeit an betr. Lehrwerkstätten im Gang befindlichen Lehrkursen beteiligen, haben ihr Gesuch um Zulassung zu einer der erwähnten Prüfungen bei dem Oberamt, in dessen Bezirk sich die betr. Lehrwerkstätte befindet, spätestens 3 Wochen vor dem festgesetzten betr. Prüfungstermin vorschriftsmäßig einzureichen.

Stuttgart, 11. Juli. Professor Dr. Karl Cranz (Sohn des ff Dekan Cranz in Neuenbürg) ist einer Berufung des preußischen Kriegsministeriums als ordentlicher Professor an der neugegründeten militärtechnischen Akademie in Berlin-Charlotten bürg gefolgt. Er liest künftig vor den Offizieren des 5. und 6. Semesters über theoretische äußere und innere Ballistik in der ballistischen Abteilung, während Major Heydenreich im 1. bis 4. Semester praktische Ballistik und Waffenlehre vorträgt.

Ravensburg, 11. Juli. 27. allgemeines Liederfest des Schwäbischen Sängerbundes. Schon in den frühen Morgenstunden zeigte sich wieder in unserer Stadt das regste Leben. Um ff-8 Uhr war die Hauptprobe für das ganze Pro­gramm. Um 10'/i Uhr fand unter dem begeisterten Jubel des zahlreich versammelten Volkes der Einzug des Königspaares vom Bahnhof aus statt. Die Hauptaufführung begann um 10^2 Uhr in der über­füllten Sängerhalle. Dieselbe wurde mit dem Beet-