Polizei Sorge zu tragen." So wohltätig diese Ein- richtung in vieler Hinsicht wirken mochte, blieb doch nicht zu verkennen, daß der nach bürgerlichen Interessen zunächst gewählte Gemeinderat, durch Beigabe des Ortsgeistlichen in einen „Stistungsrat" umgewandelt, keine genügende Vertretung bilde für die eigenartigen Bedürfnisse und Anliegen der kirchlichen Gemeinde. Dieser Erkenntnis entsprang, zum guten Teil im Zusammenhang mit den fortschrittlichen Ge- danken des Jahres 1848, die Einrichtung des sog. Psarrgemeinderats", welcher durch K. Verordnung vom 25. Januar 1851 als zweites ortskirch- liches Organ neben den Stiftungsrat trat und, dem letzteren die ökonomische Fürsorge belassend, seinerseits die „Pflege christlichen Lebens" und die „Wahr- nehmung der kirchlichen Ordnung überhaupt, nament- lich der Gottesdienstordnung und Sonntagsfeier" auszuüben hatte. Es klingt indes prophetisch, wenn es in der K. Verordnung v. I. 1851 heißt, es solle mit der Einrichtung des Psarrgemeinderats «zugleich eine Grundlage für weitere Verbesserungen in der Verfassung der evangelischen Landeskirche hergestellt" werden, als hätte man das Unfertige und Unzulängliche der Einrichtung schon im Entstehen selbst unwillkürlich empfunden Das Gesetz vom 14. Juni 1887 hat die Lösung vollends gebracht. Der jetzige «Kirchengemeinderat" vereinigt in sich die Obliegenheiten des alten Stiftungsrats und des Pfarr- gemeinderats und fungiert als das einheitliche vrtskirchliche Verwaltungsorgan. Nur in Gestalt der Ortsarmenbehörde und zur Verwaltung beson- derer Stiftungen gemischten Charakters lebt der alte „Stiftungsrat" noch fort. Was seit dem Bestehen des Kirchengemeinderats zur Förderung des kirchlichen Lebens schon geschehen ist in den einzelnen Gemeinden, ist Beweis genug, wie segensreich dieser Fortschritt der Gesetzgebung gewirkt hat. Was ist nur z. B. zur Verbesserung der Gotteshäuser, zur Herstellung alter und zur Gewinnung neuer, im Laufe des letzten Jahresdutzends schon geschehen! mehr als in früheren Zeiten fünf und sechs Jahrzehnte hindurch! Möge sich darum die evang. Bevölkerung, soweit sie Wahlrecht hat, an der Kirchengemeinderatswahl mit Verständnis beteiligen und dafür sorgen, daß Männer in dieses Kollegium kommen, die des Vertrauens wert sind! Bei der letzten Wahl im Jahr 1901 haben in unserem Bezirk von 5150 Wahlberechtigten 1444 abgestimmt (— 28°/»V Neuenbürg, 27. Mai. Wir machen auf die Aushebung der Militärpflichtigen vor der K. Oberersatztommission (Generalmusterung) aufmerksam. Lt. oberamtl. Erlaß vom 9. d. M. haben auf dem Rat- haus m Neuenbürg zu erscheinen: 1) am Dienstag
den 31. Mai d. I. morgens 8 Uhr: a. diejenigen Militärpflichtigen, welche bei der Musterung als „dauernd untauglich" bezeichnet worden sind; b. diejenigen Militärpflichtigen, für welche Heuer ein Reklamationsgesuch eingereicht worden ist, nebst etwaigen Angehörigen. 2) Am Mittwoch den 1. Juni, morgens 7'/2 Uhr: a. diejenigen Militärpflichtigen, welche bei der Musterung zum «Landsturm I" und zur «Ersatz, reserve" in Vorschlag gebracht worden sind; b. ein Teil der bei der Musterung für „tauglich" erklärten und solcher Militärpflichtigen, welche Heuer noch gar nicht gemustert worden sind. 3) Am Freitag den 3. Juni, morgens 8 Uhr: der Rest der bei der Musterung für «tauglich" erklärten, oder Heuer noch gar nicht gemusterten Militärpflichtigen. Diejenigen, welche bei der Musterung von der Ersatzkommission aus irgend einem Grunde „zurückgestellt" worden sind, bleiben von der Gestellung vor der K. Oberersatzkommission entbunden, haben also nicht zu erscheinen.
** Pforzheim, 25. Mai. Die heutige General- Versammlung des Pforzheimcr Bankvereins A. G. beschloß die Verteilung einer Dividende von 7^/s°/o (d. I. 45 auf die alten Aktien von 600 ^ und 90 auf die neuen Aktien von 1200 ^.). Dem Reservefonds wurden wieder 15 000 zugeführt, sodaß er jetzt 510000 ^ oder 17°/° des Aktienkapitals enthält. Der Delcredüre-Conto steht unver- ändert auf 100000 ^ Die ausscheidenden Mitglieder des Aufstchtsratcs wurden sämtlich wiedergewählt.
** Pforzheim, 27. Mai. Morgen feiert der alte Flößer Johann Georg Kiehnle (Untere Augasse 3) hier mit seiner Frau Karoline Wilhelmine geb. Aab das Fest der goldenen Hochzeit. Kiehnle, der noch ungemein rüstig ist, gehört zu den wenigen noch lebenden Mitgliedern der alten Flößerzunft, von denen noch 4 am Leben sind, während noch eine Reihe von Witwen des Witwengehalt aus der alten Flößerkasfe beziehen.
** Pforzheim, 27. Mai- Hier ist die Gründung eines kath. kaufmännischen Vereins im Werk, der natürlich einem tiefgefühlten Bedürfnis entspricht.
Calw. Ihre Majestät die Königin hat zu der für die beiden Frauen aus Seitzenthal, die in Teinach auf der Station verunglückt sind, eingeleitete Sammlung mit Worten wärmster Teilnahme eine Gabe von 50 ^ übersandt.
Besenfeld, 24 Mai. In den Arbeiten ander Nagoldtalstraße zwischen Besenfeld und Schorrental, die im letzten Herbste staatlicherseits in Angriff ge- nommen wurden, ist, wie schon früher mitgeteilt, eine unerwartete Stockung eingetreten. Der Bauunter
nehmer geriet in Zahlungsschwierigkeiten; alle Italiener' über 150 an der Zahl, sind nunmehr abgereist und in den letzten Tagen wurde sämtliches Material im Zwangswege versteigert. Es ist wenig Aussicht, daß die Straße auf den in Aussicht genommenen Termin, den 1. November, dem Betriebe übergeben werden kann.
Neuenbürg, 28. Mai. Dem heutigen Schweine- markt zugesührte 45 Stück Milchschweine wurden zu 18—26 ^ Pro Paar verkauft. Handel lebhaft.
Alten steig, 26. Mai. Der heutige Jahrmarkt war stark besucht, doch mit Vieh nur mäßig befahren. Der Umsatz in Vieh war ein starker, da auswärtige Händler zahlreich am Platz waren. Bezüglich der Preise für Vieh in allen Gattungen war ein Steigen bemerkbar. Groß war die Nachfrage nach Juug- schweinen, die rasch abgesetzt wurden, Milchschweine zu 20—32 rKi, Läufer zu 40—80 per Paar.
Der auf 2. Juni d. I. fällige Viehmarkt in Nagold ist auf Montag, 6. Juni d. I. verlegt worden.
Schutz unseren Haustieren. Hängt die Vogelkäfige nicht in die brennende Sonne oder in Zugluft! — Pferde und andere Tiere, die warten müssen, lasset im Schatten stehen! — Gibt den Zug. Hunden und den Kettenhunden frisches Wasser! — Denkt bei Sonnenbrand auch an die armen Zugtiere! — Radfahrer, lasset eure Hunde zu Hause! —Kaufet keine Pferde mit gestutztem Schwanz, dann hört das tierquälerische Koupieren von selbst auf!
Mutmaßliches Wetter am 29. und 30. Mai.
Bet vorherrschend nordöstlichen bis östlichen Winden und steigender Temperatur ist für Sonntag und Montag über Oberschwaben und dem Schwarzwald vermehrte Gewitterneigung, im übrigen aber trockenes und auch vorwiegend heiteres Wetter in Aussicht zu nehmen.
Leiste Nachric hten u. Telegramme.
Niutschwang, 27. Mai. (Reuterm.) Ein aus Mulden hier eingetroffener französischer Priester berichtet, daß dort 20000 und in Liaojqng 100000 Russen stehen, und tägliche Verstärkungen eintreffen. Die Stärke der Russen in Port Arthur wird von japanischer Seite auf 20 000 Mann geschätzt, während die Japaner 50000 Mann stark sind.
Berlin, 27. Mai. Aus Paris wird dem Lok.- Anz." gemeldet: Im großen Generalslab in St. Petersburg wird trotz der augenblicklichen Erfolge der Japaner deren erste Armee für stark gefährdet gehalten. Ueber das letzte Bombardement von Port Arthur weiß man nur, daß die Stadt während dreimal 24 Stunden zweimal bombardiert wurde und daß die russische Strandbatterie einige sehr gute Treffer hatte, wobei sie insbesondere die Annnäherung zweier Torpedoboote durch wohlgezielte Schüsse verhinderte.
Kmtlich« Bekanntmachungen unS Privat-Knzeigen.
K. Amtsgericht Neuenbürg.
Konkurs-Eröffnung.
Ueber das Vermögen des Heinrich Messing, Sonne, Wirts m Calmbach wurde am 27. Mai 1904, vormittags 9 UI - m?UEursverfahren eröffnet und Bezirksnotar Oberdorf! rn Wudbad zum Konkursverwalter ernannt.
, Konkursforderungen sind bis zum 20 . Juni 1904 b dem Gerichte anzumelden.
. Zur Beschlußfassung über die Beibehaltung des ernannt, oder die Wahl eines anderen Verwalters, über die Bestellt» eines Gläubigerausschusses und eintretenden Falls über die § 132 und 134 der Konkursordnung bezeichneten Gegenstänl sowie zur Prüfung der angemeldetenForderungen ist Termin a Samstag den 2. Juli 1904, vormittags 10 Uhr vor dem diesseitigen Gerichte anberaumt.
Allen Personen, welche eine zur Konkursmasse gehört, «ache in Besitz haben oder zur Konkursmasse etwas schuldig sin wird aufgegeben, nichts an den Gemeinschuldner zu verabfola, äfften, auch die Verpflichtung auferlegt, von dem Best, "ud von den Forderungen, für welche sie aus der Saö verwaüe^^^^uedigung in Anspruch nehmen, dem Konkurs öum 20. Juni 1904 Anzeige zu machen. Neuenburg, den 27. Mai 1904.
Hilfs-Gerichsschreiber
------ Mann.
Calmbach.
Zwangs-Verkauf
3- mchmittagsL iq
g ch IM Vollstreckungswege gegen Barzahlung zum Verkau
i gut erhaltenen Landauer
Zusammenkunft in der Höfener Straße.
Gerichtsvollzieher Kühler.
K. Forstamt Calmbach.
Sta«M-, Deughch- md Knßg-Krrkaiis
am Samstag den 4. Juni 1904, vorm. 1(N/L Uhr im Rathaus Calmbach aus Staatswald Eiberg Abt Straßbrunnen und Dachsbau:
25 tannene Baustangen I. bis III. Kl. Kl., 5 Hagslangen III. Kl., 10 Hopfenstangen I. u. II. KI..5V. Kl..10Rebstecken I.Kl., ferner aus Eiberg Abt. Katzenbuckel, Hoher Rain, Pflanzgarten, Hirschgärtle, Unt. Forstmeisters- gfäll, Wildbader Teich, sowie vom Scheidholz Distrikts Kälb- ling Rm.: 1 Nadelholzprügel, 192 Anbruch, 6 Laubholzanbruch, 62 Nadelholzreisprügel, 4 Lose Schlagraum. (Aus Distrikt Kälbling nur Derbholz.) Losverzeichnisse vom Forstamt.
Turu-Nmin Neueutms.
Sonntag den 29. ds. Mts., nachmit- 5 Uhr
sMoE Versammlung
im Lokal. Diejenigen Mit- glieder, die sich an der Gauturn- fahrt nach Schömberg beteiligen, wollen sich in der Versammlung einfinden.
Der Vorstand.
Neuenbürg.
Kekaullt«a-uus.
Die Wählerliste für die auf Sonntag den IS. Juni d. I. in Aussicht genommene Kirchengemeinderatswahl
ist vom 30. Mai bis 6 Juni d. I im hiesigen Rathaussaal zur Einsicht öffentlich aufgelegt.
Jeder, der eine Einsprache gegen die Liste zu erheben hat, hat dieselbe im Laufe der bezeichneten Frist bei dem Unterzeichneten münolich oder schriftlich anzubringen; Einsprachen, welche nach Verfluß der Frist angebracht würden, könnten für die bevorstehende Wahl nicht mehr berücksichtigt werden.
Den 28. Mai 1904. Ev. Stadtpfarramt.
Uhl.
Dampfuia l)-etrie-.
Die Dampfstraßenwalze wird in der Woche vom 30. Mai bis 4. Juni die Staatsstraße Nr. 109 Pforzheim - Wildbad« Schönegründ vom Windhof gegen den Lautenhof bearbeiten.
Die Arbeitszeit dauert in der Regel von 6 Uhr morgens bis 6 Uhr abends.
Reitern, sowie den Lenkern von Fuhrwerken wird beim Begegnen der Dampfwalze besondere Vorsicht empfohlen.
Wenn die von der Walze zu bearbeitende Straßenstrecke vorübergehend abgeschrankt ist, haben Reiter und Fuhrwerke vor den aufgestellten Schranken so lange anzuhalten, bis die Erlaubnis zum Durchgang gegeben wird, was in der Regel geschieht, sobald die Walze in oie Nähe der betreffenden Schranke kommt.
Calw, den 26. Mai 1904.
K. Straßenbau-Inspektion.
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