kam, daß Alles, was nicht schon unterwegs war. zu Hause blieb und der Menschenverkehr, der Tags zuvor ein io lebhafter, wie abgeschnitten war. Heute erst, da alles wieder an der Arbeit, stellte sich wieder schönes Pfingstwetter ein. Auf das so ergiebige Naß darf man sich nun an der lieben Sonne freuen, die in dem gesamten Naturreich ihre wohltätige Wirkung vollbringt.
-ü- Herren alb, 23. Mai: Der gestrige erste Pfingstfeiertag brachte unserem Kurort bei herrlicher Witterung einen Verkehr, wie er seit Jahren nicht mehr beobachtet werden konnte. Vom frühen Morgen an waren die Straßen der Stadt, die zahllosen Waldspazierwege und die prächtigen Ausflugspunkte von einer Menge frohbewegter Pfingftwanderer belebt, und sämtliche Züge der Albtalbahn waren gut besetzt. Vielfach wurden auch die Klosterruinen und die wiederhergcstellte evangelische Kirche mit dem Markgrafendenkmal besichtigt. Leider ist für den Pfingstmontag ein empfindlicher Witterungsrückschlag zu verzeichnen.
Alten steig, 18 Mai. Holz. Heute hatte die Stadt einen größeren Tannen-Langholz. Verkauf, bei dem 2691 Stämme mit 2394,61 Festmeter im Submisstonsweg zur Versteigerung kamen. Erlöst wurden für Lang- und Sägholz (Ausfchußholz ist nicht ausgeschieden) im Durchschnitt der Taxpreise 123,5 °/o.
** Pforzheim, 24. Mai. Heute nachmittag nach ^2 4 Uhr vergnügte sich ein kleiner etwa achtjähriger Bube am Schloßberg damit, einen vor einem dortigen Neubau stehenden leeren Wagen in Beweg- ung zu setzen. Der Wagen kam in schnellen Lauf und rannte einen alten 68 jährigen Privatier namens Schönhardt um, welcher durch den Sturz innere Verletzungen erhalten zu haben scheint. Auch gingen ihm die Räder über den Leib. Der alte Mann mußte besinnungslos und Anscheinens schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht werden. Schönhardt ist gegen Abend an den innern Verletzungen gestorben. Am Sonntag wurde infolge eines ähnlichen Dummenjungenstreichs ein 9 jähriger Schüler von einem fortgestoßenen Kippwagen überfahren und brach dabei den rechten Fuß.
vermischtes.
Wann gilt ein Zeitungsabonnement als aufgehoben? Zu dieser Frage hat die Zivilkammer Frankfurt a. M. eine bemerkenswerte Entscheidung gefällt. Das Urteil sagt u. a.: „Treue und Glaube im Geschäftsverkehr verlangen, daß der Abonnent dem Mitkontrahenten nach Ablauf der Abonnementszeit in irgend einer Weise zu erkennen gibt, er verzichte auf die Zusendung, sei es durch die Weigerung der Annahme, sei es durch Benachrichtigung oder sonstwie. Wenn auch durch Eid feststeht, daß der Verklagte vor dem 1. Oktober an die Zeitungs- expeditwn geschrieben hat, er bestelle das Blatt ab, so ist nicht dargetan, daß dieser Brief auch angelangt ist. Der gewöhnliche Brief genügt nicht, da mit der Möglichkeit des Verlustes Wohl zn rechnen ist." Demnach wurde der Beklagte zur Zahlung des Abonnements und der Kosten verurteilt. Hieraus ergibt sich, daß ein Abonnent, der eine Zeitung nicht
ein, „von einer gewissen Ungeduld. Was verstehen Sie darunter?"
„Es schien mir, als ob meine Kousine jemand erwartete; es standen auch Wein und Gläser auf einem Seitentische, was ich sonst bei meiner Kousine nicht gesehen habe."
„Wie erklären Sie es sich," fuhr der Richter fort, „daß bei Ulrich im Bett versteckt die anderen Schmucksachen gefunden wurden, die man bei Fräulein Hartenburg vermißte?"
„So? dies war mir unbekannt; ich habe keine Erklärung dafür."
„Warum haben Sie früher manches unrichtig dargestellt? Warum haben Sie beispielsweise gesagt, Sie wären am 3., nicht am 15. Oktober zum letzten- male bei Ihrer Kousine gewesen?"
„Ich hatte den Glauben," erwiderte das junge Mädchen bescheiden, „Ulrich hätte seine Drohung wahrgemacht, und da wollte ich nun im Interesse meines Bräutigams alle Verdachtsgründe abwälzen."
„Sie haben ferner angegeben, Sie wüßten nicht, wo Ulrich sich aufhielte!"
„Auch dies geschah meinem Bräutigam zu Liebe, der durch die Verhaftung seines Vaters sehr getroffen worden wäre."
Der Untersuchungsrichter fragte noch mancherlei; später wurde auch Willmann nochmals vernommen, aber auch hierdurch wurde nichts Neues festgestellt.
Trübsinnig ging Rasch umher, sein Ruf als tüchtiger Auskundschafter von Verbrechern war ge-
mehr lesen will, vor dem Quartalswechsel abbestellen, mindestens aber gleich die Annahme der ersten Nummer des neuen Quartals verweigern muß.
Das gestern auf die Nr. 6835 gefallene Große Los der Preußischen Klassenlotterie wurde in Königs - berg i. Pr. gespielt. Die Gewinner sollen durchweg kleine Leute sein.
Ein Taglöhner aus Mörsch bei Karlsruhe hatte von einem auswärtigen Gericht drei Tage Gefängnis erhalten. Statt sie selbst abzusitzen, sandte er einen Kameraden. Die Täuschung kam aber heraus und der Stellvertreter „acht Tage hinein."
Genf, 21. Mai. Ueber einen grausigen Selbstmord mittels Nytroglyzerin wird dem „N. Wiener Abendbl." gemeldet: Der Apotheker Julliod in Fermy beging in einem Anfall von Schwermut auf besonders entsetzliche Weise Selbstmord. Er goß Nytroglyzerin in einen Mörser, nahm diesen zwischen die Beine und begann mit dem Stößel heftig zu stampfen. Der anwesende Apothekerpraktikant lief enstetzt davon. Gleich darauf ertönte ein furchtbarer Knall: das Ladengewölbe war eingestürzt und von dem unglücklichen Apotheker fand man nur etliche Streifen Haut und einen Teil der Schädeldecke.
Lebend im Sarge. Aus New Jork wird berichtet: Eine merkwürdige Szene spielte sich am Montag bei der Beerdigung eines 5jährigen Mädchens in Custis, Süd-Dakota, ab. Die Kleine ist das einzige Kind eines angesehenen Bürgers der Stadt namens Fearing. Einem anwesenden Arzte Dr. Norton, einem Verwandten, fielen die rosigen Backen und das auch sonst unveränderte Aussehen des Kindes auf. Er gab die Schließung des Sarges nicht zu und nahm mit zwei noch hinzugerufenen Aerzten die nötigen Prüfungen vor. Das Ergebnis war derart, daß sofort Wiederbelebungsversuche angestellt wurden. Mittels künstlicher Atmung, ellk- Irischer Reize, Einflösung von Salz und starker Reizmittel, zeigten sich nach mehreren Stunden die Anzeichen wiederkehrenden Lebens. Die Atmung stellte sich wieder ein und nach einer Stunde lag das Kind in den Armen seiner glücklichen Mutter. Die Kleine litt an Typhus, wird aber nach dem Ausspruch der Aerzte bald hergestellt sein.
(Der Bahnhofsportier in der Kirche.) Die dies- wöchcntliche Münchener Jugend erzählt folgende Schnurre: In dem kleinen badischen Ort Appenweier, welcher als Uebergangsort einen ziemlich ausgedehnten Bahnhof besitzt, war vor Jahren ein wegen seiner kolossalen Stimmmittel in weitem Umkreis berühmter Bahnhofportier. Außerdienstlich wirkte der Mann als „Baß" im Kirchenchor. Eines Sonntags, nach vorhergegangenem Nachtdienst, hatte der Herr Portier das Malheur, in der Kirche einzunicken. Durch einen Rippenstoß seines Nachbars aus seinen Träumen unsanft geweckt, fährt er auf, aber statt in den Choral einzustimmen, läßt er durch das Kirchenschiff den Ruf erdröhnen: „Einsteigen in der Richtung nach Ooos, Baden, Rastatt, Karlsruhe, Heidelberg, Mannheim!"
Spargelpyr6e. Man schneidet die Spargel in sehr kleine Stücke, kocht sie in leicht gesalzenem Wasser ab, läßt sie abtropfen und kocht sie dann in Wasser, dem man eige kräftige Dosis Liebigs Fleischexlrakt
fährdet, und außerdem war er selbst in hohem Grade gespannt, wer denn nun eigentlich der Schuldige wäre.
Endlich, nach langem nutzlosem Grübeln, begab er sich zu demjenigen, der ihn auf die erste Spur geleitet, zum Rechtsanwalt Wusterbart. Mit etwas bangen Gefühlen, denn heute war er doch nicht eingeladen, betrat er das düstere, alte Gebäude, in dem der Hagestolz seine weitläufige Wohnung inne hatte.
Die Wirtschafterin sah ihn heute recht mürrisch an und ließ ihn eine Weile warten, ehe sie ihn ins Studierzimmer deS Rechtsanwalts lud. Dieser hatte gerade wieder seine gewohnte hypochondrisch-spöttische Laune.
„Ach mein lieber Herr Kommissar," brummte er. „Heute habe ich es gerade schrecklich auf der Brust, kann kaum atmen; sicher eine Lungenentzündung im Anzugei Sie bringen mir gewiß die Nachricht, daß Sie ihn haben, den Mörder? Nicht wahr, Sie haben ihn fest?"
„Leider nicht, Herr Rechtsanwalt!" sagte Rasch mit trüber Miene. „Wir sind am Ende unserer Weisheit angelangt l Ulrich ist jedenfalls nicht der Täter, denn sein Alibi ist unwiderleglich nachgewiesen, und was seine Mitwifsenschaft oder Hehlerei betrifft, so müßte er doch — so zu sagen — dümmer sein, als es die Polizei erlaubt, wenn er die Schmucksachen so, wie sie gefunden wurden, versteckt hätte, nämlich unter der Matratze seines Bettes. Er mußte doch nach der Verhaftung seines Sohnes jeden Augenblick einer Haussuchung gewärtig sein."
„Hm, hm!" brummte der Rechtsanwalt, dessen
beigefügt hat, so weich, daß sie von selbst zerfallen worauf man sie durch ein Sieb drückt, das Pyr6e muß dick sein, sollte es indessen zu dick geworden sein, so verdünnt man es mit Rahm, ohne es jedock nochmals aufkochen zu lassen. ^
Wortfpielriitfel.
Es lebt in völkerreichem Staat,
Schafft seine Arbeit früh und spat.
Wird ihm ein andres Herz verliehn,
So kann man es im Garten zieh».
Auflösung der Umstellungs. Aufgabe in Nr. 79.
Franc. Irene, Hagen, Geier, Wörth.
Leiste Nachrichten u. Telegramme!
Berlin, 24. Mai. Am zweiten Psingstfeien^ nahm der Kaiser eine Reihe von militärische Meldungen entgegen, u. a. diejenige des württem- belgischen Obersten Fchrn. v. Falkenstein.
Dresden. 24. Mai. Prinzessin Johann Georg, die Schwester des Herzogs Albrecht von Württemberg, die sich vor kurzem einer Operation unterziehen mußte, ist heute abend 9 Uhr gestorben.
Berlin, 24. Mai. Aus dem Hauptquartier Mulden erhält das „B. T." folgende Drahtmeldung: Das Vorgehen der Japaner gegen Liaujang ist ins Stocken geraten; die Ereignisse vor Port Arthur und die von den Japanern nicht geahnte Stärke der Russen sind darauf wohl von Einfluß gewesen. Die Aussichten der Japaner sind von jetzt an gering.
Tokio, 24. Mai. General Kuroki berichtet, daß eine Abteilung Japaner am 21. d. M. mit einem aus 200 Mann feindlicher Kavallerie bestehenden Detachement, 8 Meilen nördlich von Kuantien, handgemein wurde. Der Feind floh in nordwestlicher Richtung und ließ 20 Tote zurück. Die Japaner hatten keine Verluste.
Irkutsk, 24. Mai. Auf dem Baikalsee beginnt das Eis zu schmelzen.
Konstantinopel, 24. Mai. Es verlautet, Kemal Pascha, der Sohn des verstorbenen Ghazi Osman Pascha und Schwiegersohn des Sultans, sei am Samstag mit mehreren Würdenträgern im Jildis verhaftet und einige der Verhafteten seien nach summarischer Untersuchung sofort verbannt worden.
Rcklameteil.
Sparsam im Verbrauch, langandauernd in -er Wirksamkeit, hübsch und haltbar in -er Farbe ist das holzkonservierende Anstrichöl ^venarius Oarbolineum. Seit 30 Jahren ist dieses Spezialfabrikat der Firma R. Avenarius L Co. in Stuttgart, Hamburg, Berlin 0. und Köln im Handel und hat sich gegenüber allen neu auftauchenden und zu scheinbar billigeren Preisen angepriesenen, ähnlich genannten Produkten stets als weitaus überlegen bewährt. Man verlange ausdrücklich die Originalmarke Avenarius Oardoliireum. Verkaufsstellen davon befinden sich bei den Herren Karl Pfister in Neuenbürg und W. Treiber z. Windhof in Wil-ba-.
laute Spottlust einer überlegenen Ruhe gewichen war.
„Und den beiden jungen Leuten," fuhr Rasch fort, „dem Oberlehrer Willmann und seiner Braut, wird man die Schuld eben so wenig beimesfen können. Erstlich ist ihr Alibi ebenfalls klar nachgewiesen, Fräulein Heldberg war einviertel elf, als die Tat geschah, eben in den Zug gestiegen — auch der Schaffner hat dies bekundet — und Willmann hatte noch nicht den Bahnhof verlassen. Und einviertel elf Uhr ist die Tat geschehen, dies hat nicht nur das Gutachten des Arztes, sondern auch die Aussage der beiden Damen bestätigt, die um jene Zeit einen Schrei und einen Fall gehört haben. Nebenbei bemerkt, hat entschieden der Mörder den Leichnam auf den Stuhl gehoben, wo dieser bekanntlich gefunden wurde. Wer nun, Herr Rechtsanwalt, die beiden Leute so beobachtet hat, wie ich, der kann nur zu der Ueberzeugung kommen, daß sie unschuldig find, beide machen sie durchaus den Eindruck vollkommener Ehrenhaftigkeit. Daß Fräulein Heldberg die Kette geschenkt bekommen hat, geht auch aus Briefen hervor, die ihre Kousine an sie geschrieben hat; in diesen hat sie ihr versprochen, ihr, falls sie einmal in Not kommen sollte, die Kette zu schenken. Wenn bei den Verhören Willmann schwieg und das Fräulein etwas unrichtiges aussagte, so geschah dies doch nur aus dem Grunde, um die Nahestehenden, besonders den alten Ulrich, nicht zu gefährden. Wer ist nun aber ver Schuldige?"
(Fortsetzung folgt.)
Redaktion, Druck und Verlag von L. Meeh in Neuenbürg.