diesem Jahre wieder in Rheinhessen auf und richtet in einigen Gemarkungen großen Schaden an.

Vom Rhein, 15. Mai. (Holz-Wochenbericht.) Neuerdings machte sich der Wettbewerb der galizischen und bukowinischen Herkünfte am Mittel- und Nieder­rhein stärker bemerkbar, unter dessen Einfluß die Werte der süddeutschen breiten Bretter rückgängige Bewegung einschlugen. Der Versand ab Oberrhein war mittelmäßig. Dielen in der Breite von 12" wurden neuerdings zu recht gedrückten Preisen ab- gesetzt. Geschnittene Kanthölzer wurden befriedigend verlangt. In Hobelwaren war der Geschäftsgang ziemlich gut. Am Rundholzmarkte hielt der mattere Ton an: die Zufuhren waren in neuem Holz größer

Zur amerikanischen Präsidentenwahl. Die Demokraten von Kalifornien instruieren ihre Dele­gierten, für Hearst bei der Präsidentenwahl zu stimmen; die Demokraten von Wiskonfin stimmen für einen von Hearsts Gegnern.

In Rom wird jetzt eine Postkarte verkauft mit dem Bilde des wegen großer Unterschlagungen flüchtigen Ex-Ministers Nasi. Darunter stehtWer unter euch ohne Fehler ist, werfe den ersten Stein. Der vollkommenste Mensch hat seine Achillesverse. Wehe dem Besiegten!" Es folgt eine Anklage gegen die treulosen Freunde, die Nasi in der Stunde der Gefahr verlassen haben. Die Postkarte findet reißend Absatz.

Luxemburg, 17. Mai. Es war Luxemburg nicht lange vergönnt, die Adolfbrücke als die weitest- gespannte Steinbrücke der Welt bezeichnen zu dürfen. Der soeben vollendete Syra-Viadukt bei Plauen i. V. schlägt, was seine Spannweite betrifft, den gegen­wärtigen Weltrekord unter den Steinbrücken. Die Spannweite des einzigen Bogens beträgt 90 Meter. Um das zur Errichtung dieses Baues nötige Gerüst aufzurichten, mußten 120 Doppelwagenladungen Holz und zwei Doppelwagenladungen Schrauben zu je 17000 Stück angefahren werden; die Transport­brücke über den Bogen erforderte 15 weitere Doppel­wagenladungen Holz. Für Feuerversicherung dieses Gerüstes mußten allein 120000 ^ bezahlt werden.

Der russisch-japanische Krieg.

Der PariserTemps" publiziert eine ihm zu­gegangene Depesche über ein Zerwürfnis zwischen Alexejew und Kuropatkin. Kuropatkin messe alle Schuld an der Niederlage am Jalu den Befehlen Alexejews zu, die seine eigenen durchkreuzt hätten. Kuropatkin schlage vor, daß Port Arthur aufgegeben, die Besatzung dieser Festung zur Hauptarmee gezogen werde, und daß die ganze Armee nach Charbin zurück­gehe. Er erkläre, daß er in Liaujang nur 60000 Mann habe, womit er den Japanern nicht die Stirn bieten könne. Alexejew dagegen nenne es Wahnsinn, Port Arthur und die Flotte zu opfern, und behaupte, Port Arthur sei uneinnehmbar. Die Umgebung des Zaren in Petersburg neige dazu, Alexejew recht zu geben.

Tokio, 19. Mai. Admiral Togo meldet: Der Kreuzer Kassuga stieß bei dichtem Nebel vor Port Arthur gegen den Kreuzer Joschino. Letzterer sank in wenigen Minuten; nur 90 Mann wurden gerettet. Am gleichen Tage stieß das Panzerschiff Hatsuse gegen eine russische Mine und sank; 300 Mann wurden durch Torpedoboote gerettet. Die Hatsuse war eines der stärksten Panzerschiffe der japanischen Marine. Sie hatte bei 122 Meter Länge und 23 Meter Breite 15240 Tonnen Wasserverdrängung, 14 700 Pferde­kräfte und 19 Knoten Geschwindigkeit. Die Besatzung zählte 741 Köpfe, wovon über 400 Mann ertrunken sind. Der Kreuzer Joschino, der durch den Kreuzer Kasuga eines der in Genua zu Beginn des Krieges angekauften Schiffe in den Grund gebohrt worden ist, war 110 Meter lang, 14 Meter breit, hatte 4230 Tonnen Wasserverdrängung und 16000 Pferde­kräfte, die ihm eine Geschwindigkeit von 23 Knoten gaben. Die Besatzung zählte 385 Mann, wovon 290 ertrunken sind.

Wie aus Petersburg gemeldet wird, entgleiste infolge Bodenaufweichung ein Militärzug nördlich von Mulden. Das Unglück forderte 30 Opfer. Das Bahnpersonal wurde angewiesen, die Geschwindigkeit von 10 Kilometer in der Stunde nicht zu überschreiten.

Einige deutsche Witzblätter, besonders der BerlinerUlk", können es nicht lassen, die geschlagenen Russen durch Spottbilder zu verhöhnen. Damit er­weisen sie dem Vaterland einen schlechten Gefallen, denn es ist sicher, daß diese Niedrigkeiten auch in Petersburg bekannt werden, dort tief verletzen und dem deutschen Ansehen schaden. Da machen es die englischen Blätter anders. Sie freuen sich der ja­panischen Siege, bringen aber kein Wort des Hohnes für die Russen.

Württemberg.

Stuttgart, 19. Mai. Die heutige Sitzung der Kammer der Abgeordneten, der der Justizminister v. Breitling und der Ministerialdirektor v. Cron- müller anwohnten, wurde durch die Beratung über den Gesetzentwurf betr. den Leibgedingsvertrag voll­ständig ausgefüllt. Die Leibgedingsverträge, die vielfach nur mangelhaft ausgefertigt sind, haben in der Praxis zu einer großen Anzahl von Streitig­keiten und Prozessen geführt, und es lag der Gedanke nahe, die ganze Materie gesetzlich zu regeln. Die Regierung hat deshalb im Jahr 1902 einen ent­sprechenden Gesetzentwurf eingebracht, der im Jahr 1903 in der Justizgesetzgebungskommission durch­beraten wurde und heute im Plenum zur Verhand­lung stand. An den Erörterungen beteiligten sich insbesondere die Juristen des Hauses und die Ver­treter der überwiegend ländlichen Bezirke. Bericht­erstatter der Kommission war Frhr. v Seckendorfs (fr. Vgg.), Mitberichterstatter Maier-Rottweil (Z.) Auch der Justizminister griff mehrfach in der Debatte ein. Erledigt wurden die Art. 16 mit Ausnahme des Art. 4, der nach längerer Debatte an den Schluß der Beratung über das Gesetz gestellt wurde, weil man sich über seine Fassung nicht einigen konnte, Eine sehr lange Debatte entstand auch bei Art. 6, der schließlich mit einem Zusatzantrag des Hauß- mann-Balingen und Rembold-Gmünd Annahme fand.

Stuttgart, 19. Mai. DemStaatsanzeiger" zufolge hat das Kultusministerium angeordnet, daß reichsangehörige weibliche Personen, unter den gleichen Voraussetzungen wie die männlichen Personen, an der Universität Tübingen als ordentliche Studierende immatrikuliert werden können.

Stuttgart, 17. Mai. Die Erbgroßherzogin Witwe Pauline von Sachsen-Weimar, die heute nachmittag von Rom nach Venedig abgereist war, ist in der Nähe der Station Orte im Eisenbahn­wagen plötzlich infolge eines Schlaganfalls ver­schieden. Die Dahingeschiedene war die älteste Tochter des Prinzen Hermann von Sachsen-Weimar, dessen Denkmal am Sonntag in Stuttgart enthüllt wurde, und die Mutter des jetzt regierenden Großherzogs Wilhelm Ernst von Sachsen-Weimar-

Stuttgart, 18. Mai. Anläßlich des Ablebens Ihrer Königlichen Hoheit der Frau Erbgroßherzogin Pauline von Sachfen-Weimar-Eisenach ist Hof- trauer aus zwei Wochen, die erste Woche in dritter, die zweite in vierter Abstufung der Hoftrauerordnung angeordnet worden. Bei der Beisetzung der Erb­großherzogin Pauline von Sachsen-Weimar werden der König und die Königin durch den Ober­kammerherrn Freiherrn v. Neurath vertreten sein.

Stuttgart, 19. Mai. Die Verkehrseinnahmen der deutschen Eisenbahnen beliefen sich im Monat April auf 145489 538 Auf den Personen­

verkehr entfallen 47 044 384 ^ (1026 auf 1 Kilometer) d. s. 1 916 152 mehr als im April des Vorjahrs, auf den Güterverkehr entfallen 98 445154 -/A (2106 per Kilometer) mehr: 3 281 183 ^ als im April 1903.

Stuttgart, 19. Mai. Die Aussichten auf Obst und der Stand der Weinberge in hiesiger Gegend sind bis heute vielverheißend und berechtigen zu den besten Hoffnungen. Die Obstblüte ist, ganz späte Apfelsorten ausgenommen, vorüber, und an Steinobst, Birnen und früheren Apfclsorten ist der bis jetzt starke Ansatz von Früchtchen heute wahrzunehmen, die, wie man hoffen darf, auch bleiben werden. Der Landmann hat für die Obstblüte gern eine mittlere Temperatur, nicht zu kühl und nicht zu heiß; welche Wirkung der schnelle und schroffe Wechsel der Witterung in den letzten Wochen auf das Gedeihen des Früchten- ansatzes haben wird, werden die nächsten Wochen lehren. Steinobst und Aepfel versprechen heute sehr viel, dagegen lassen manche Birnsorten, denen es auf die rauhen kalten Regentage plötzlich zu heiß wurde, mehr fallen als man dachte. Der Weinstock hat sich dank den schönen Sommertagen rasch und zusehends entwickelt und heute scheinen die Weinberge grün ins Tal herein. Ihr sehr gesunder Zustand und der reichliche Traubenansatz sind vielversprechend, umsomehr als der Weinstock in seiner Entwicklung früher daran ist als in den letzten Jahren. Von Ungeziefer ist heute an Obst und Wein wenig zu bemerken; die Apfelblüte ging rasch vorüber, so daß ihr größter Feind, die Raupe des Apfelblütenstechers (Kaiwurm), nicht Zeit genug fand, seine Verheerungen anzustellen. Mögen die heutigen schönen Hoffnungen auf Obst und Wein sich einmal wieder erfüllen, daß die schwere Arbeit gelohnt wird! (S. M.)

Stuttgart, 19. Mai. Dem Wunsche der Ge­meinde Degerloch nach Vereinigung mit Stuttgart wird, wie es scheint, nicht so rasch entsprochen werden.

Die hiesige Stadtverwaltung hat nämlich an die etwaige Erfüllung der jüngsten Petition der Leger- locher die Bedingung geknüpft, daß von der Amts- Versammlung keine Entschädigung für die Einae- meindung verlangt werden dürfe. Auch die Gemeinde habe ihrerseits keine Forderungen zu stellen. Ob darauf auf der Filderhöhe eingegangen werden kann erscheint fraglich. '

Stuttgart. Jägers Wollregime kann Heuer sein 25 jähriges Jubiläum begehen. Ende Oktober 1879 schloß Professor Jäger den entscheidenden Ver- trag mit der Firma W. Beuger Söhne ab, der sich auf die Unterkleidung bezog und womit die genannte Firma die ganze Bewegung übernahm.

Stuttgart, 20. Mai. Kürzlich wurde ein Semmanst. also ein junger Mann, der noch keine staatliche Lehrerprüfung abgelegt hat, an einer VoU. schule verwendet. Dieses ganz außergewöhnliche Vor. kommnis zeigt, wie groß der Mangel an Lehrern ist.

Reutlingen, 19. Mai. Die Handwerkskammer beschloß in ihrer gestrigen Sitzung, Lehrlinge in Säge- Werken nicht als Handwerkslehrlinge anzusehen. In­folgedessen können dieselben keine Gesellenprüfung ablegen und brauchen keine 3jährige Lehrzeit einzu- halten. Bei der Gesellenprüfung der Lehrlinge, die in Großbetrieben ausgebildet werden, haben sich in einigen Fällen Schwierigkeiten insofern ergeben, als fachkundige Beisitzer für den Prüfungsausschuß aus den Kreisen der Handwerker nicht zu gewinnen waren. Es empfiehlt sich demnach eine Aenderung der geltenden Bestimmung in dem Sinne, daß für jene Fälle an Stelle der Handwerker, Fabrikmefftn (Werkführer, Vorarbeiter rc) berufen werden dürfen. Der Vorstand beschloß diese Aenderung bei der Be­hörde zu beantragen. Eine Eingabe der Schindel­decker von Dornhan und Umgebung an den Landtag, den geringsten zulässigen Abstand für verschindelte Gebäude von 4 Meter auf 2,3 Meter zu reduzieren, soll unterstützt werden, lieber die Größe der Sammel­gruben bei Schlächtereianlagen soll eine Anfrage der Zentralstelle dahin beantwortet werden, daß sich eine mäßige Vergrößerung empfiehlt.

Ulm, 20. Mai. In mehreren größeren Bau- betrieben hier legten gestern früh die sämtlichen Maurer die Arbeit nieder, da ihnen ihre auf höhere Löhne gerichteten Forderungen von den Unternehmern ver­weigert wurden.

Herrenberg, 19. Mai. Wiederum ist ein Pferd verendet, das unter den gleichen Erscheinungen, Wie die Pferde der Ver. Brauereien im .Waldhörnle' erkrankt war. Der Besitzer ist derTüb. Chr." zu­folge Gottlieb Schäfer, jun.

Ein schöner Pfingstgruß ist es, mit dem der Württ. Schwarzwaldverein seine Mitglieder und alle Wanderfreunde erfreut: das BlattTriberg" ist gerade zur rechten Zeit erschienen.

Kus Stasi» Bezirk uns Umgebung.

P s i n g st e n!

Nun laßt zum frohen Maienfest Der Wintersorgen letzten Rest Hinaus in alle Winde fliegen,

Und was an Gram und Herzeleid Noch übrig war aus trüber Zeit

Laßt's jetzt von Frühlingslust besiegen!

Wie grüßt uns ja mit holder Macht Zu Pfingsten hehrste Blütenpracht,

Des wahren Lenzes vollster Segen

Ein Schwellen, Sprossen überall,

Ein Duften selbst im ärmsten Tal,

Ein Grünen ringsum allerwegen!

Willkommen denn, du Fest der Mai'n,

Wir alle wollen uns dir weih'n

Gesegnet sei dein sieghaft Wehen

O, zieh' mit deinem sonn'gen Schein In jedes Haus und Herz hinein

Weithin glänz' über Tal und Höhen!

Neuenbürg, 20. Mai.

Prangend im vollsten, schönsten Lenzesschmucke ist Pfingsten wieder in die Lande eingezogen. Jubelnd haben wir schon Ostern begrüßt, das uns den leichten Abschied vom Winter brachte, noch freudiger empfangen wir nun das herzerquickende Pfingstfest, das wir ja inmitten der vollsten Frühlingswonne feiern können. Wälder, Auen und Fluren erglänzen jetzt im saftigen, herrlichsten Grün, Myriaden Blumen erfüllen den ringsum ausgebreiteten Teppich der Natur, kraftvoll schwellen schon die Saaten, für den Landmann den künftigen Segen andeutend, knospenschwer zeigen sich die Aeste der Obstbäume, und frohgemut erklingt im Garten, im Feld, im Wald das Lied der gefiederten Sänger. Wohl, das ist Pfingsten in der Natur, und nur zu begreiflich ist es, wenn gerade in den Tagen dieses echten Frühlingsfestes hunderttausende von Menschenkindern hinauswallen in die grünende, duftige