Gotteswelt, um sich inmitten der in ihr ausgebreiteten Herrlichkeiten des Schöpfers wieder einmal vom Lasten und Treiben des täglichen Lebens zu erholen und sich von Herzen der reinen Freude hinzugeben.

Leider ruht diesmal auf der Pfingstfeier der Völker Europas ein leiser Schatten, den die Unge­wißheit über die schließlichen Wirkungen und Folgen des russisch-japanischen Krieges darstellt. Noch be- steht ja die Hoffnung, daß es der diplomatischen Kunst gelingen wird, das ostasiatische Knegsungewilter zu lokalisieren, aber immerhin muß doch mit der Möglichkeit gerechnet werden, daß durch überraschende Zwischenfälle das eigenartige Ringen zwilchen der aufstrebenden jungen ostasiatischen Großmacht und dem gewaltigen Zarenreiche noch ernste internationale Schtviengleiten und Verwickelungen nach Ach ziehen und so den Weltfrieden bedenklich gefährden könnte. Was aber die politische Lage in unserem deutschen Vaterlande zum diesjährigen Pfingstfeste anbelangt, so präsentiert sie sich ebenfalls nach mehr als einer Richtung hin im Lichte der Ungewißheit, bietet sie so manche noch ungelöste Probleme und Schwierig­keiten dar. Bereits sind sogar Gerüchte von einer schleichenden Kanzlerkrisis aufgetaucht, obgleich einst- weilen nur Vermutungen und Kombinationen, und weniger eigentliche Tatsachen hinsichtlich einer angeb­lichen Erschütterung der Stellung des Grafen Bülow vorliegen. Es bleibt vorläufig abzuwarten, in welcher Weise sich da die Dinge im deutschen Vaterlande in der nächsten Zeit noch entwickeln werden. Jedenfalls wird sich aber das deutsche Volk weder durch die Krisengerüchte noch durch die Ereignisse im fernen Osten und in Afrika seine Pfingstfreude verderben lassen, sondern vielmehr Pfingsten nach altem sinnigen Brauch als das echte und rechte deutsche Frühlings- fest begehen. Und so möge es denn dahin erbrausen, vom Watzmann bis zum Eiderstrande:

Fröhliche Pfingsten!

Neuenbürg, 21. Mai. Zu der Notiz überden Brandfall in Langenbrand, bei welchem der 70 jährige Witwer Andreas Gent ums Leben gekommen ist, erfahren wir, daß die gerichtliche Untersuchung bis jetzt keine Anhaltspunkte dafür ergeben hat, die auf ein an Gent verübtes Verbrechen oder auf Brandstiftung schließen ließen. Der Verdacht auf ein Verbrechen war insoferne naheliegend, als der so Plötzlich Ver­unglückte noch vor einigen Tagen eine Summe Geldes erhoben haben soll. Es wird nun gesagt, Geut, der sonst sein Schöppchen zu trinken Pflegte, sei am Tage vor dem Brandfall nicht aus dem Hause gegangen; er habe sich unwohl gefühlt und sei noch abends mit verbundenem Kopfe auf dem Bette liegend von dem die Zeitung bringenden Knaben gesehen worden. Es wird vermutet, daß er das Licht brennen ließ, wo- durch vielleicht das Bett Feuer fing. Der Verun­glückte sei noch halbangekleidet gewesen; er werde im Qualm erstickt sein, bis die Flammen emporschlugen. Während die unteren Körperteile und auch der Kopf beinahe verbrannt seien, sei der Rücken der Leiche un­versehrt gewesen. Die Ucberreste des so jämmerlich Verunglückten sind in das Haus seines Bruders ver­bracht worden, von wo aus am morg. Sonntag die Beerdigung stattfindet.

Calw, 17. Mai. Der Verein zur Hebung des Fremdenverkehrs hat einen Prospekt heräusgegeben (verfaßt von Herrn Stadtschultheiß Conz), der auf 3 Seiten alles Wissenswerte von Calw in kurzer Zusammenfassung enthält; eine ausführliche Beschreib­ung bietet derFührer durch Calw". Der Prospekt ist mit einer vorzüglichen Aufnahme der Stadt, des Marktplatzes, der Nikolauskapelle und des Georgenäums geschmückt. Auch in diesem Jahr werden in unserer Stadt größere Vereins verbände tagen; unter anderen wird der Landesverein der Konditoren Württembergs seine Hauptversammlung hier abhalten.

c,:- Pforzheim, 20. Mai. Der Aufsichtsrat der Firma Rodi u. Wienenberger A.-G. hier hat in seiner gestrigen Sitzung beschlossen, für das abge- ^usene Geschäftsjahr 1903/04 die gleiche Dividende bringm das ist 10°/o, zur Verteilung zu

Psprzhenn, 20. Mai. Die Feuerbrünste Pforzheim scheinen rapid zuzunehmen. Heute 10 Uhr ertönte wieder die Feuerglocke. Es bri ^ngen in der Hochstraße. 3 Wohnhi welche von 5 Familien bewohnt waren, sowie Scheune sind nredergebrannt. Die Abgebrannten Brandstiftung scheint ausgeschlossen zu Der Schaden wird auf 4043000 ^ geschah

Neuenbürg, 21. Mai. Dem heutigen Schn markt zugeführte 30 Stück Milchschweine wmde --228 ^ Pro Paar verkauft. Handel lebhc

Dermischrcs.

Berlin, 14. Mai. Von einer gemütvollen Dienstmaid weiß dieTägl. Rdsch." zu berichten. Eine Lehrerin erzählt da, sie habe an einer schweren Halsentzündung sehr krank gelegen; als sie sich in der Genesung befand, habe sie den Besuch ihres früheren Dienstmädchens bekommen. Sie begrüßte das Mädchen freundlich, indem sie sagte:Das freut mich, daß Sie komme», Therese, weshalb kamen Sie denn nicht eher?"Ach", gab das Mädchen unbefangen zur Antwort,ich hörte, die gnädige Frau läge im Sterben und müßte ersticken da wollte ich doch nicht gerne stören!"

Altkirch. 14. Mai. Wir lesen imElsässer": Die heutige Nummer des hiesigen Kreisblattes ent­hält nachstehende Anzeige:Hirsingen sucht tüchtigen Mann zum Aufziehen der Turmuhr. Lohn: zu­nächst keiner, später bei guten Leistungen verdoppelt." Das erinnert uns an die Anekdote vom alten Wrangel. Einst brachte am Neujahrstage dem alten, reichen aber geizigen Feldmarschall eme Militärkapelle ein Ständchen. Der alte Herr dankte dem Kapellmeister, lupfte feinen Geldbeutel und fragte:Was habe ich den Leuten denn voriges Jahr gegeben?"Exzellenz haben bisher nichts gegeben.Nun, dann wollen wir diesen Satz auch ferner beibehalten!" sagt be­friedigt der Feldmarschall.

(Noch ein onkant korrible.) Eine Dame schreibt uns:Gestatten Sie, daß ich Ihnen ein Seiten­stück zu der niedlichen Geschichte von dem eukant terriblo mit dem Fliederstrauß erzähle, die Sie ,in der letzten Mittwochsnummer gebracht haben. Mein Mann und ich machten am vorigen Sonntag einen Besuch. Unsere überaus liebenswürdigen Freunde boten uns ein Glas Madeira und ein paar Kakes an. Wir akzeptierten dankend. Als wir damit fertig waren, bot die Hausfrau eine Neuauflage an. Wir dankten höflich. Die freundliche Dame nötigte noch­mals, wir wehrten uns. Da sagte das acht- oder neunjährige Söhnchen, welches sich neben mir aufs Sofa gesetzt hatte und sich zärtlich an mich lehnte: Trink' nur, Tante, die Mama hat heute morgen gesagt, wir wollen Schmidts den Madeira geben, er wird schlecht, wenn er noch länger angebrochen da­steht." Tableau! Zuerst machten wir alle lange Gesichter, dann aber brach ein nicht endenwollendes Gelächter aus und wir haben die Flasche aus­getrunken. Er wäre ja sonst schlecht geworden!"

Etwas von Wilhelm Busch.

Der Altvater der deutschen Humoristen hat noch einen Strauß frischer humoristischer Verse gespendet, mit dem Titel:Zu guter Letzt." Wir haben schon kürzlich (Nr. 59 ds. Bl.) einige Proben daraus wiedergegeben und lassen heute und bei nächster Ge­legenheit weitere folgen; sie mögen beweisen, daß der sonnige Humor und die köstlich eigenartige Reimerei des großen Dichters noch anhalten.

Frau Grete hat ein braves Huhn,

Das wußte seine Pflicht zu tun.

Es kratzte hinten, pickte vorn,

Fand hier ein Würmchen, da ein Korn,

Erhaschte Käfer, schnappte Fliegen Und eilte dann mit viel Vergnügen Zum stillen Nest, um hier geduldig Das zu entrichten, was es schuldig.

Fast täglich tönte sein Geschrei:

Viktoria, ein Ei, ein Ei!

Frau Grete denkt: O, welch ein Segen,

Doch könnt es wohl noch besser legen.

Drum reicht sie ihm, es zu verlocken,

Oft extra noch die schönsten Brocken.

Dem Hühnchen war das angenehm.

Es putzt sich, macht es sich bequem,

Wird wohlbeleibt, ist nicht mehr rührig Und sein Geschäft erscheint ihm schwierig.

Kaum daß ihm noch mit Drang und Zwang Mal hie und da ein Ei gelang.

Dies hat Frau Greten schwer bedrückt,

Besonders, wenn sie weiter blickt;

Denn wo kein Ei, da ists vorbei Mit Rührei und mit Kandisei.

Ein fettes Huhn legt wenig Eier.

Ganz ähnlich geht's dem Dichter Maier,

Der auch nicht viel mehr dichten kann,

Seit er das große Los gewann.

(Der Herr Professor am Telcfon.sHier Pro­fessor Klügler, wer dort?"Hier Fuchs . . ." Fuchs Fuchs! Kenn ich nicht! . . . Vielleicht heißen Sie doch anders?!" (Fl. Bl.)

(Schwieriger Fall s Gefängnisdirektor (zu einem Neuangekommenen Sträfling):Sie müssen hier arbeiten, werden aber auf Wunsch auf Ihren Fähig­keiten entsprechende Weise beschäftigt werden. Was für ein Geschäft betreiben Sie?" Sträfling: Ick bin Luftschiffer!"

Mutmaßliches Wetter am 22. und 23. Mai.

Bei vorherrschend nordöstlichen bis östlichen Winden ist für Sonntag und Montag wärmere Temperatur, trockenes und fast ausnahmslos heiteres Wetter zu erwarten.

Letzte Nachrichten u. Telegramme.

Hamburg. 20. Mai. Die Truppen- und Pferde- transporte für Deutsch-Südwestafrika, unter Führung des Generalleutnants v. Trotha, sind mit dem Dampfer Eleonore Wörmann und dem Dampfer Montevideo um 6 Uhr kurz nacheinander abgegangen.

Potsdam, 20. Mai. Prinz Leopold von Bayern ist heute abend 7 Uhr hier auf der Wildparkstation eingetroffen und hat sich nach dem Neuen Palais begeben.

Frankfurt a. O., 20. Mai. Bei der Reichs­tagsstichwahl wurden bisher abgegeben für Basser­mann (natl.) 12 463, für Braun (Soz.) 10 643 Stimmen.

Berlin, 20. Mai. Aus Charbin erhält der L.-A. folgendes Telegramm: Die Admirale Skrydloff und Besobrasoff sind hier angekommen; sie fahren noch heute nach Wladiwostok weiter. (Also nicht nach Port Arthur.!)

Niutschwang, 20. Mai. (Reutermeldung.) Die Nachricht von dem Rückmarsch der Japaner wird amtlich bestätigt. Der Rückmarsch beruhte auf folgen­dem Umstand: Die Japaner trafen am Montag 60 Meilen westlich von Föngwangtschöng auf 32000 Russen in sehr starker Stellung und zogen sich vor­sichtigerweise sehr schnell, aber in guter Ordnung zurück.

St. Petersburg, 20. Mai. Hier geht das Gerücht, der Führer der ersten japanischen Armee, Kuroki, sei zurückgeworfen und habe große Verluste gehabt. Eine Bestätigung liegt noch nicht vor.

Literarisches.

C. Mrrmagen, Me Wasserkur.

Stuttgart. Verlag von Ferd. Enke.

Briefe an einen jungen Freund" nennt der Verfass« seine Abhandlungen über das Wasser als Heilmittel. Er hat damit eine Form angewendet, welche den umfangreichen Stoff aufs angenehmste gliedert und die Lektüre zu einem auserlesenen Genuß erhebt. Die Absicht des Verfassers ist nach der Vorrede eine doppelte. Zunächst will er jedem Hilfesuchenden erprobte Ratschläge und Winke für das Ge­samtverhalten während und nach der Kur geben. In zweiter Linie möchte er die Unklarheit zerstreuen, die immer noch in hohem Maße über die prinzipielle Bedeutung der Wasser­kur und ihre Stellung unter den Heilmitteln herrscht.

Wer die reichgesegnete Wirksamkeit des Verfassers als langjähriger Leiter der Wasserheilanstalt Herrenalb kennt, dem ist sofort klar: Hier spricht nicht nur der Gelehrte, der die fast unübersehbare Literatur über die Hydrotherapie souverän beherrscht, sondern vor allem der erfahrene Prak­tiker, dessen Führung jeder Patient unbedingt vertrauen darf. Es liegt nun in der Natur der Sache, daß der Ab­wehr falscher Bestrebungen und Anwendungen im Gebiete der Wosserheilkunde mehrere wichtige Briefe gewidmet sind. Gibt es doch kaum einen Zweig der Heilkunde, auf welchem so viele Unzünftige sich eingenistet haben, als eben hier. Merkwürdig ist auch die Tatsache, daß durch die Initiative eines Laien, des schlesischen Bauern Prießnitz, der riesige Fortschritt namentlich in technischer Beziehung erzielt wurde.

Zahllos sind die Irrwege, auf welche die hilfesuchende Menschheit durch Heilkundige resp. Heilunkundige geführt wurden. Da ist es nun ein ganz besonderes Verdienst des Buches, daß es dem Kurpfuschertum, der unsinnigen Kneipperei", der übertriebenen Wertschätzung der sogen, Naturheilmethode, den laienhaften Prahlhänsen und Reklame­helden scharf auf den Leib rückt. Die durchaus vornehme und maßvolle Art der Abwehr gibt diesem Teil der Aus- führungen noch ein besonders angenehmes Gepräge.

Aus dem sonstigen reichen Inhalt seien die beiden Briefe über die Wirkung des Wassers, über die Bäder und alle andern Anwendungen, über das Wassertrinken, das Ver­halten des Patienten während und nach der Kur, die Er­kältung und Abhärtung hervorgehoben. Das Buch verdient weiteste Verbreitung; es wird zwar manche Gegner finden (Hiebe tun weh), aber die Zahl seiner Freunde wird eine desto größere sein. ZI.

Reklameteil.

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ausgegeben.

IM- Hiezu zweites Blatt. EMU