kleinen Ausreißer war es gelungen, die sibirische Eisenbahn bei Toms! zu erreichen. Zu seinem größten Kummer wurde er aber dort ergriffen und in die Heimat zurückgeschafft.

Des Zaren .Herz". Von der unglaublichen Unwissenheit und Beschränktheit russischer Soldaten zeugt das folgende Beispiel, das sich ein englisches Blatt aus Moskau berichten läßt: Kurz nach dem Ausbruch des Krieges sandte der Zar an Admiral Alexejew ein Telegramm, in dem er seine Truppen dem Schutz der Vorsehung empfahl und mit den Worten schloß: .Mein Herz ist bei meinen tapferen Truppen." Dieses Telegramm wurde auf der Parade vor allen russischen Soldaten und Matrosen verlesen. Es verbreitete sich nun unter den Truppen in Wjätka das Gerücht, daß der Zar, um sie zu ermutigen, sein Herz herausgenommen und es in einer goldenen Kassette mit der sibirischen Eisenbahn geschickt hätte. Es hieß, er hätte das mit Hilfe von Vater Johann von Kronstadt getan, der an Stelle des ursprünglichen Herzens das von St. Nikolaus dem Wundertäter gesetzt hätte, das in einem Kloster im Norden Rußlands aufbewahrt wird. Einige Tage darauf entdeckte man, daß das Schloß der Regimentskasse aufgebrochen, aber der gesamte Inhalt unberührt war. Als das ganze Regiment mit Strafe bedroht wurde, wenn nicht der Name des Schuldigen verraten würde, gestand ein Soldat namens Sereshkow, daß er die Kasse geöffnet habe. Sereshkows Kameraden hatten erklärt, daß niemand das Herz des Zaren sehen und am Leben bleiben könne, und da der Soldat seinen Mut zeigen wollte, hatte er das Schloß aufgebrochen, fand aber zu seinem größten Erstaunen nur Geld und Papiere; Sereshkow überlebte nicht nur das Ocffnen der Kasse, sondern auch die 20 Streiche, die er zur Strafe für seinen "Heldenmut" bekam.

(Wie Europa sich im Kopfe des Chinesen malt). Der hochgestellte chinesische Beamte Huan Hsiang-fu hat seine Eindrücke von Europa, die er auf einer längeren Reise empfing, in einem Werke niedergelegt, das soeben in englischer Uebersetzung unter dem Titel .Jene fremden Teufel" erschienen ist. Indessen ist der Titel etwas zu schroff gewählt, denn im Grunde ist der Chinese sogar begeistert für manche Errungen­schaften unserer modernen Kultur. Unter den selt­samen Gebräuchen, die dem Chinesen in Europa ausgefallen sind, steht an erster Stelle das Küssen. Bei der Besprechung der Ehrfnrchtsbezeugungen der Kinder gegen ihre Eltern bemerkt er: .Die ehr­erbietigste Form dieser Höflichkeit besteht darin, daß man die Lippen auf den unteren Teil des Kinnes setzt und einen schmatzenden Laut von sich gibt. Selbst Frauen tun dieses, was außerordentlich be- fremdend wirkt. Die Behandlung der europäischen Frauen überhaupt erregt Verwunderung bei ihm. .Mann und Frau gehen Arm in Arm auf der Straße, und keiner lächelt darüber; ein Mann tut die niedrigsten Dienste für seine Frau, und keiner spottet über ihn . . ." Bei Tisch werden auch die Frauen zuerst bedient, wie der Chinese kopfschüttelnd bemerkt. .Wenn man Suppe ißt, so muß man kein Geräusch dabei machen," ist ein Wink inbezug auf Etikette, die er von seiner Erfahrung an englischen

zählten nun, sie hätten erst geglaubt, das Fräulein schlafe.

.Da Plötzlich sah ich," flüsterte Frau Mischke zögernd, .daß sie einen Strick um den Hals hatte, mit dem sie"

Sie schwieg entsetzt, und ein Herr ergänzte: .Erwürgt worden warl"

Frau Mischke nickte, und ihr Mädchen wurde wieder von einem Weinkrampf befallen.

.Ach nun weiß ich auch, was das um eivviertel elf Uhr war," rief da eine Dame, deren Wohn­zimmer über dem der Ermordeten lag. .Ich und meine Tochter hörten unter uns einen kurzen Schrei und einen Fall; wir dachten, es wäre jemand gestürzt."

.Das einzige Richtige ist nun," nahm ein Herr das Wort, .alles im Zimmer unberührt zu lassen und sofort die Polizei zu holen. Ich werde gleich selbst gehen!"

Er holte seinen Hut und Hausschlüssel und ver­ließ das Haus, während die Hausgenossenschaft auf der Treppe blieb.

Nicht lange dauerte es, und ein Kommissar trat ein, der von einigen Schutzleuten begleitet war. Diese nahmen zunächst eine gründliche Untersuchung des Hauses vor, denn da dieses verschlossen war, so bot sich immerhin die Möglichkeit, daß sich der Ver­brecher noch hier befand.

Im Keller und auf dem Boden wurde jeder Raum genau durchforscht, in der Wohnung der Frau Mischke sah man in jeden Schrank, in jede Ecke, leuchtete unter die Betten und Sofas, hob die Vor-

Tischen ableitet, und bei der Konversation darf man nichts Unpassendes erzählen . . . Wenn zwei Menschen sich treffen, so betrachtet man es als höflich, wenn sie ihre Hüte abnehmen; manche heben nur ihre Hände bis zum Ohrläppchen auf und schwenken sie, ohne den Hut abzunehmen." Besonders imponieren dem Chinesen die Lifts. Ueber die Frauen bemerkt er weiter: .Sie müssen jeden Tag in den Straßen spazieren gehen; wenn ein Mann sie im Hause halten würde, so würde er zur Warnung in das Gefängnis gebracht werden. Ein Mann darf nur eine Frau haben; selbst der Herrscher darf nur eine Königin haben." Ueber unsere Schönheitsbegriffe heißt es: Frauen betrachten eine breite Brust und schmale Taille als erstrebenswert. Viele tragen eine Art Flechtwerk unter der Kleidung auf beiden Seiten der Brust, und das betrachten sie als einen Schmuck. Frauen halten auch eine nackte Haut für ein Zeichen der Ehrerbietung, wenn sie zu Hofe gehen." Unsere Gefängnisse erregen die höchste Bewunderung des chinesischen Beamten. Sie find außerordentlich ge­räumig und sauber. Es scheint die einzige Sorge zu sein, daß jeder einzelne Gefangene sich nur nicht unbehaglich fühlt oder krank wird. Er meint, diese Art Gefängnis würde für China nicht möglich sein, denn .die gesamte Schurkenschaft desmittleren Reiches" würde sofort in Aufregung geraten, um in das Gefängnis zu kommen." Huan bewundert außer­ordentlich unser Tischgerät und unsere Speisen. Freilich ist er der Ansicht, daßPortwein aus Schafs­blut gewacht wird." Die Zeit, die zum Kochen erforderlich ist, wird durch die Uhr bestimmt. So darf man z B. ein Ei drei Minuten lang kochen, ein Huhn eine Stunde lang braten; alles wird durch die Uhr bestimmt." Huan ist aber über eines entsetzt über die europäische Art, den Selbstmord zu begehen. In China wird Selbstmord als eine tugend­hafte und selbstlose Tat betrachtet, und wenn sie aus Kummer geschieht, in der Trauer um den Tod des Gemahls, so wird oft der mutigen Selbstmörderin ein Denkmal errichtet. Aber Opium oder Ertränken sind die üblichen Methoden des Selbstmords in China; Selbstverstümmelung ist ausgeschlossen.Ihre Art des Selbstmords" sagt Huan von den Europäern, ist höchst abschreckend Oft ersteigen sie eine Platt­form, die mehrere 1000 Fuß hoch ist, oder sie legen sich auf die Bahnschienen, so daß ihr Leib zermalmt und die Knochen zersplittert werden." Auf einen ehrfurchtsvollen Bericht ohne weiteren Kommentar beschränkt sich Huan beim Beschreiben einer europäischen Tanzgesellschaft.Es gibt Einladungen zum Springen und Einnehmer, bestimmter Posen, wobei der Gastgeber bestimmt, welcher Mann der Partner einer bestimmten Frau sein soll und umgekehrt. Dann umschlingen sie sich mit beiden Armen, verlassen ihre Sitze zu zweien, Hüpfen, springen und nehmen eine bestimmte Haltung ein und stolzieren zu ihrem gegenseitigen Ver­gnügen einher. Sie nennen dieses Hüpfentanshun."

Eine sonderbare Art, sich aus der Welt zu schaffen, ersann ein Dienstmädchen in Erlangen. In der Verzweiflung darüber, daß es beim Abstauben zwei Figuren zerbrochen hatte, schüttete es Pulver auf einen Stuhl, zündete es an und setzte sich im

hänge auf nichts wurde unterlassen, um das Versteck des Mörders aufzudecken.

Während dieser Zeit erschien auch der Staats­anwalt mit seinem Protokollführer, der Gerichtsarzt und ein Geheimpolizist.

Die Beamten begaben sich in's Zimmer und nahmen eine genaue Untersuchung vor.

Das wichtigste Objekt war selbstverständlich die Leiche selbst Die tote Dame, die in einfache aber wertvolle Stoffe gekleidet war, gehörte anscheinend der besten Gesellschaft an. Aus den Falten ihres Gesichts und dem bereits ergrauten Haar konnte man annehmen, daß sie das fünfzigste Lebensjahr überschritten hatte.

Es war ein furchtbarer Anblick, wie sie mit ver­zerrtem Gesicht und offenen verglasten Augen auf dem Lehnstuhl saß.

Als der Gerichtsarzt die Leiche untersucht hatte, fragte der Staatsanwalt:Herr Medizinalrat, wann ist der Tod eingetreten?"

Vor einer Stunde," erwiderte der Arzt und zog seine Uhr.Es ist jetzt ein viertel auf 12 Uhr, der Mord ist also einviertel auf 11 Uhr geschehen!"

Wo befanden Sie sich um diese Zeit, Frau Mischke?" fragte der Staatsanwalt.

Halblaut erwiderte die geängstigte Frau:Ich war bei einer Freundin, der Frau Menning, zu Besuch. Ich war dort bis gegen halb elf Uhr!"

Wo wohnt Frau Menning?"

Kreuzstraße 11. Ihr Mann und eine Frau Große waren ebenfalls zugegen."

Redaktion, Drmk und Verlag von L. Me eh in Neuenbürg.

selben Augenblick darauf. Der gewünschte Erfola blieb aus; dagegen erlitt die Kehrseite der Auf­geregten empfindliche Brandwunden.

Im Weiler Meist er stall fiel bei Bauer Kohl°r vor einigen Tagen ein Kalb mit 5 Füßen. Der fünfte sitzt im Nacken, hängt herunter und ist voll- kräftig wie die andern Füße. Am Kniegelenk ist ex rechtwinkelig gebogen, die Klauen sind in eine ver­schmolzen. Das Kalb ist munter und gesund.

Eine bemerkenswerte Operation ist soeben, wir aus New-York gemeldet wird, in Utah an einem Kinde vollzogen worden, das einen Nagel verschluckt hatte. Ein langes gebogenes Stahlstück, das an einem starken Elektromagnet befestigt war. wurde in die Luftröhre eingeführt, und als der Strom in Tätigkeit gesetzt wurde, hing der Nagel an den Stahl und wurde auf diese Weise herausgezogen. Die Anwendung anderer Instrumente war in diesem ausgeschlossen, da sich der Fremdkörper an einer Stelle nahe dem Herzen des Kindes befand.

Die Damenmode hat bei dem Uebergang zum Frühling einen entscheidenden Schritt getan, den der Vorbereitung der Kriuoline oder wenigstens eines krinolinen artigen Kleides. Alle Entsetzensrufe helfen nichts, zum Herbst und Winter werden wir diese Kleider-Ungetüme in bester Form haben, wenn es wirklich im Frühling und Sommer noch gelingen sollte, ihnen auszuweichen. Jetzt vor vierzig Jahren stand die von der Kaiserin Eugenie von Frankreich neu aufgcuommene, aber nicht etwa erdachte Mode, denn der Reifrock ist bekanntlich viel älter, aus der Höhe ihres Glanzes, und wer damals seinen Körper in einem engen Wagen unterbringen mußte, weMche Insassen neben sich und sich gegenüber hatte, der konnte etwas erzählen. Eine Krinoline kostete viel Geld, und wer in den damaligen, noch ziemlich ein­fachen Zeiten nicht soviel ausgeben wollte, nähte sich leichte Holzreife ins Untergewand. Das merkten unter Umständen die Schienenbeine anderer Personen sehr gut. Hinterher ist viel über die Krinolinenmode gelacht worden, aber getragen wurde die Krinoline darum doch mit viel Würde. Ein weibliches Wesen ohne Krinoline? Darnach drehten sich alle Köpfe um. Es wird jetzt genau so werden, wie sehr sich die Damen jetzt auch noch entrüsten werden. Kommt die Mode, so sind ihr alle untertan.

Logogriph.

Vier Füße hat's, rasch fegt es hin.

Bekommr's noch einen Fuß,

Jst's sicher nicht nach dessen Sinn,

Der es ertragen muß.

Bekommt's dann seinen Kopf als Fuß.

Ein Jeder hat es jetzt.

Und köpft man's noch einmal zum Schluß,

So kommt es stets zuletzt.

Auflösung des geographischen Silbenrätsels in Nr. 64. Dalekarlien, Ebro, Rhodos, Kattegat, Riviera, Isthmus, Eboli, Gardasee, Indien.

Der Krieg in Ostasien.

Und Sie?" fragte der Staatsanwalt das

Dienstmädchen.

Schluchzend erklärte dies, es sei bei seiner Mutter ^ gewesen.

Alle diese Angaben stimmten; wie sich am andern Tage durch die Vernehmung der Zeugen heraus­stellte, war das Alibi der beiden Frauen evident nachgewiesen. Frau Mischke hatte erst halb elf Uhr ihre Bekannten, ihr Mädchen noch später ihre Mutter verlassen, und beide hatten einen Weg von zehn bis 15 Minuten zurücklegen müssen. Daß die Tat einviertel 11 Uhr begangen worden war, ging nicht nur aus dem Gutachten des Arztes, sondern auch i aus dem Zeugnis der beiden Damen hervor, die den Schrei und den Fall gehört hatten.

Was nun den Beamten aufsiel, war der Um- stand, daß auf dem Tisch, an dem die Leiche auf f dem Lehnstuhl saß, eine Weinflasche und zwei Gläser ; standen; aus der Flasche, die einen guten Rheinwein . enthielt, waren etwa drei Gläser ausgeschenkt. s

Hier steht ein Stuhl vom Tisch abgerückt,' sagte der Staatsanwalt,auf dem sicherlich der Ver­brecher gesessen hat."

Ein professionierter Verbrecher," fügte der Ge­heimpolizist hinzu,ist es entschieden nicht gewesen, sondern ein Bekannter der Toten, denn sonst hätte sie nicht mit ihm Wein getrunken!"

(Fortsetzung folgt.)