Stadt den Brunnen in treue Fürsorge und Obhut — es war dies die erste Amtshandlung des neuen Stadtvorstandes — und wies in seiner Rede auf die früheren Geschlechter Heilbronns hin, welche schon so Großes getan, wovon nicht nur der Kiliansturm, sondern auch der Kirchbrunnen ein schönes Zeugnis gebe. Nach weiteren Ansprachen kehrte die Versammlung in den großen Rathaussaal zurück, wo das Festmahl stattfand, bei dem eine Reihe von Toasten ausgebracht wurde. Abends fand Illumination des Kirchbrunnens, der Terrasse der Kilianskirche und des Kiliansturmes statt.
Stuttgart, 23. April. Die Sozialdemokraten veranstalten auch Heuer zur Feier des 1. Mai einen Umzug, an welchem sich 53 Gruppen beteiligen werden.
Tübingen, 22. April. Gegen den flüchtigen Bankier Jäger hat heute der Untersuchungsrichter Steckbrief erlassen wegen betrügerischen Bankerotts, mehrfacher erschwerter Depotunterschlagung und Be' trugs. Jäger soll sich in Athen aufhalten. — Es wurde gemeldet, beim Zusammenbruch des Jägerischen Bankgeschäfts sei auch der für die Bismarcksäule der Tübinger Studentenschaft ersammelte Fonds verloren gegangen. Von zuverlässiger Seite erhalten wir nun die Mitteilung, daß der Fonds für die Bismarcksäule in 16 000 ^ Reichsanleihe angelegt sei, deren Mäntel in sicherem Gewahrsam beim Universitätskassenamt hinterlegt sind. Ein Tübinger Brautpaar hatte 3000 ^ bar zur Hochzeitsreise deponiert, die Jäger nun zu seiner eigenen Reise verwendete.
Göppingen, 23. April. Wir hatten vor einigen Tagen einem Göppinger Blatt die Nachricht entnommen, daß sich Bernhard Gutmann wirklich in Athen aufhalte. Allen Vermutungen und Behauptungen zum Trotz trifft nun, wie die hiesigen Zeitungen zu melden wissen, aus San Francisco ein Brief von einer dortigen Göppinger Familie ein, demzufolge die Frau des Briefschreibers Bernhard Gutmann daselbst gesehen haben will.
Bus StaSt, Bezirk uns Umgebung.
Am 22. April d. Js. ist von der evangelischen Oberschulbehörde die zweite Schulstelle in Loffenau dem Unterlehrer Johannes Majer in Gruibingen, Bez. Albershausen (Göppingen) übertragen worden.
Herrenalb. (Einges.) In den nächsten Tagen verläßt der Bahnhofvorstand P. Beck seine hiesige Stelle, um in Ettlingen seinen Ruhesitz zu nehmen. Zu Ehren des Scheidenden findet Mittwoch, 27. ds., Abends in der neu erstellten Glashalle des Bahnhofrestaurants eine Abschiedsfeier statt. Es soll den Einwohnern Herrenalbs und Umgebung Gelegenheit geboten sein, Sympathie und Anerkennung zum Ausdruck zu bringen, die sich Herr Beck durch liebenswürdigen entgegenkommenden Verkehr im Dienst, sowie gesellschaftlich insbesondere als stets selbstloser, hilfsbereiter Sangesbruder gewiß in hohem Maße erworben hat. Wie es wohl dem scheidenden Stationsvorstand (früheren Staatsbeamten) eine besondere Genugtuung und Herzensfreude gewesen sein mag, in den letzten Tagen seines Dienstes von Sr. K. H. dem Erbgroßherzog von Baden anläßlich seiner Durchreise in ein längeres Gespräch gezogen worden zu sein! Hoffen wir, daß, trotzdem der Scheidende gebeten, von einer Abschiedsfeier Abstand zu nehmen, die Beteiligung eine allgemeine und recht rege sein möge.
Eingesandt. Auf der internationalen Ausstellung von Hunden aller Rassen in Karlsruhe vom 23.—25. April erhielt Schullehrer SeeberinFeld- rennach mit seiner 10 Monate alten Cvlliehundin 3 erste Preise, sowie 2 Ehrenpreise unter sehr schwerer Konkurrenz.
Neuenbürg. Die Aprilnummer der Blätter „Aus dem Schwarzwald" bringt ihren Lesern einen äußerst reichen Inhalt und einen sehr interessanten Stoff. Die „Geschichte der Weitenburg bei Sulzau, O.A. Horb," wird von Theodor Schön beschrieben; eine „schematische Darstellung der Horber Albansicht" gibt eine genaue Bezeichnung der Orte und Höhen, wie sie vom Schütte-Turm bei Horb zu sehen sind; ein trefflich geschriebener Artikel berichtet über „die magnetische Landesvermessung in Württemberg und ihre Ergebnisse für den Schwarzwald". In einem „Gedenkblatt zur Feier der 300jährigen Zugehörig, keit Altensteigs zu Württemberg" gibt Pfarrer M i l I e r - Enzklösterle eine Geschichte über das Altensteiger Amt und eine historische Uebersichtskarle der Herrschaft um das Jahr 1600. Die Nummer enthält ferner eine Beschreibung des Albtals mit Herrenalb von C. Stöckle, einen Bericht über die Sitzung des Hauptvereinsausschusses in Teinach, sowie einen Auszug aus dem Vortrag von Rektor Dr. Weizsäcker - Calw über „Calws Leidenstage im
September 1634 nach dem lateinischen Gedicht eines Augenzeugen, des damaligen Präzeptors Lutz in Calw". Der Bortrag wird in den Württembergi- schen Vierteljahrsheflen für Landesgeschichte im Lause des Jahres erscheinen und dann auch einzeln käuflich sein. Zahlreiche Nachrichten aus den Bezirksvereinen nnd eine Bücherschau bilden den Schluß der wiederum sehr schön ausgestatteten Zeitschrift.
Alten steig, 22. April. Gestern mittag kam Fürst Fr. von Hohenlohe Waldenburg mit Gemahlin und Dienerschaft hier an, um sich auf einige Zeit nach Hochdorf zur Ausübung der Auer- hahnenjagd zu begeben.
Bern eck, 22. April. Der gestrige Biehmarkt war mit Vieh stark befahren und von Landwirten und Händlern gut besucht. Gehandelt wurde lebhaft. Insbesondere kauften Händler Fettvieh in größerer Anzahl auf; es blieben aber die Preise für Mast- ochsen etwas zurück im Vergleich zu denjenigen der Zugochsen. Sehr gesucht waren Milchkühe und trächtige Kalbein, für die hohe Preise bezahlt wurden. Der Umsatz in Jungvieh blieb ziemlich flau. Die Zufuhr an Milchschweinen war eine starke, während dagegen nur wenig Läufer anzutreffen waren. Milchschweine galten pro Paar 24—32 ^ und fanden sämtlich Käufer; für Läufer wurden 40 bis 60 ausgelegt.
* Pforzheim, 22. April. Der Kunstgewerbeverein hat vor einiger Zeit in einer gut besuchten Mitgliederversammlung seinen Vorstand beauftragt, bei Staat und Gemeinde um Reisebeihilfen zur Entsendung von Technikern auf die Weltausstellung in St. Louis nachzusuchen. Nachdem schon vor einiger Zeit die badische Regierung durch die „Karlsruher Zeitung" klipp und klar hatte erklären lassen, daß sic dafür kein Geld zur Verfügung habe, ist nun auch der Pforzheimer Stadtrat mit dem Beschluß gefolgt, daß er keine Gemeindemittel dafür anweisen könne. Zum Glück existiert noch die Kühnle-Jäger- Stiftung, aus welcher wenigstens für einen geeigneten Techniker die erforderlichen Reisekosten flüssig gemacht werden können. Hoffentlich machen auch unsere Großindustriellen noch einiges Kapital mobil, damit es nicht bei dem einen Techniker der Branche bleibt.
Pforzheim, 23. April. Dem gestern abend 6 Uhr 18 Min. von Pforzheim nach Neuenbürg abgegangenen Personcnzug drohte im Brötzinger Wiesental ein Unfall. Eine Frau stand mit einem von 2 Kühen bespannten Fuhrwerk vor dem Uebergang, als ein Kind die Schranke in die Höhe hob. Die Kühe betraten darauf das Geleis und waren in Gefahr, samt der Frau überfahren zu werden. Zum Glück bemerkte aber der Zugführer den Vorfall und konnte den Zug noch rechtzeitig anhalten. (Pf. Anz.)
* Pforzheim, 22. April. Nachdem die G. Rau sche Villa am Weiherberg, die zu einer Kinderheim-Stiftung vom verstorbenen Fabrikanten Gustav Rau hinterlassen wurde, lastenfrei gemacht wurde, ist jetzt die Genehmigung der Staatsregierung zur An- nähme der Stiftung erfolgt.
Seltsame AuerHaHnjagd.
Die Auerhahnbalz hat begonnen, und so mancher liebestolle Hahn fällt ums Morgenrot dem Blei des Jägers zum Opfer. Von einer merkwürdigen Jagd möchte der Einsender den Lesern des „Enztälers" erzählen und zwar — Hand aufs Herz — ohne alles Jägerlatein. Wandert da vor einiger Zeit ein braver Bürgersmann mit seinem Weib durch den Wald vor Dobel, des Morgens in der Früh. Taufrische Stille ringsum. Plötzlich im niederen Gebüsch ein Fauchen, scharren, Krächzen; Kampfruf, Stoß und Schlag! — Der Mann vermutet kämpfende Füchse und will näher herzutreten. Die Frau wehrt ab: „Bleib' weg, 's könnt was Passiere!" Er will aber doch, teilt mit kräftiger Hand die Büsche und erblickt — zwei Prächtige Auerhähne in wütendem Flügel-, Schnabel- und Krallenkampf. In der Hitze des Gefechts sehen und hören sie den nahenden Feind nicht. Dieser denkt: „Den Finger drauf, die nehmen wir!" Einer (wahrscheinlich ein Pechvogel) wird gefangen; dem andern gelingt es abzustreichen. Nun „was tun? spricht Zeus." Als korrekter Staatsbürger bringt der glückliche Finver den Unglücksvogel dem Forst- , wart. (Sittliches Betragen gt.—rgt.) Letzterer
'fragt mit dem Fernsprecher den gestrengen Vorgesetzten, welches Schicksal den Gefangenen treffen soll. Antwort: „Fliegen lassen!" Mächtigen Flügelschlags verläßt der Befreite den Schauplatz und erzählt bald darauf den entrüsteten Hennen, wie schlecht die Menschen sind. Die beiden Schwarzwaldwanderer aber entfernen sich in gedämpfter Stimmung und der Mann philosophiert: — (Anmerkung der Redaktion: Hier ist das Manuskript leider gottlob unleserlich.)-
ver-mischres.
Gegen die Unzahl katholischer Feiertage.
Während in städtischen und ländlichen katholischen Kreisen — so schreibt die „D. E. K." — allgemein der Wunsch sich geltend macht, es möchten jsie vielen katholischen Wochenfeierlage in der arbeitsreichsten Zeit des Jahres auf die betreffenden Sonntage verlegt werden, sehen die waschechtesten der schwarzen Blätter darin natürlich antikirchliche oder gar anti- christliche Bestrebungen. Insbesondere ist man ent- rüstet, daß etliche Marienfeste durch Dislokation auf den Sonntag degradiert würden. Ein Blatt verlangt neue Wochen-Feiertage zu den bestehenden. Eine Stimme in der „Augsburger Postzcitung" sieht in den Jntensionen der Feiertagsbeschränkung Versuche zur Entkatholisterung des Volkes. „Wir haben" schreibt sie, „noch keine Lust. Protestantisch zu werden." Wahrhaftig, nun braucht sich der Evangelische Bund nicht mehr zu beschweren, wenn ihm Los-von-Rom- Hetze usw. in diesen Blättern insinuiert wird Die Fähigkeit, den Tatsachen gerecht zu werden und objektiv zu bleiben, wird den ultramontanen Blättern mehr uno mehr zur Unmöglichkeit.
Es ist dazu zu bemerken, daß es auch sehr gutkatholische Blätter gibt z. B „Das Bayrische Vaterland" — welche in Üebereinstimmung mit weiten katholischen Leserkreisen für die Abschaffung der vielen Feiertage eintreten. Die Gründe, die hier für dieses Verlangen angeführt werden, sind, daß die Feiertage, die der nützlichen Arbeit abgehen, weit weniger der religiösen Erbauung als der Genußsucht, vor allem der Vertilgung von alkoholischen Getränken, gewidmet werden. In der Schweiz hat man sogar die zweiten Feiertage der drei großen Kirchenfeste abgeschafft. Unseren deutschen Anschauungen und Wünschen würde eine solche Maßregel wohl kaum entsprechen, aber die Mehrzahl der übrigen ausschließlich katholischen Feier, tage könnten in der Tat beseitigt werden, womit nur dem konfessionellen Frieden gedient sein würde.
In Berlin wurde der Arbeiter Hörling während des Mittagessens plötzlich ohne jede Veranlassung von seinem 17 jährigen Sohn mit einem Beil erschlagen. Der junge Mensch verübte die furchtbare Tat in einem plötzlichen Wahnsinnsanfall.
Müllhelm, 21. April. Einen entsetzlichen Tod hat sich in verflossener Nacht die 32 Jahre alte ledige Helene Schwab bereitet, indem sie sich mu Spiritus und Petroleum begoß und anzündete. Das unglückliche Mädchen war aushilfsweise im „Eisenhammer" h'er bedienstet, und verfügte sich, nachdem alles im Hause schlief, in die Waschküche, wo sie sich mit dem Petroleum der aus der Küche geholten Lampe und mit Spiritus übergoß und dann in Brand setzte. Man fand die Unglückliche, die in ihren gräßlichen Schmerzen weder gejammert und geschrieen hatte, zusammengekauert und zu einem un- kenntlichen Klumpen verbrannt, heute morgen beim Oeffnen der Waschküche.
In Insterburg rettete der Feldwebel Groß, mann bei einem Brande eine Frau, deren 69jährige Mutter und ein 2 jähriges Kind. Das Kind wurde Großmann von einem Feuerwehrmann zugereicht. Er hielt es, da er die Hände nicht frei hatte, mit den Zähnen fest und trug es so die Leiter hinunter.
Die Amazonen des Kaisers von Rußland. Es ist ziemlich unbekannt, daß der Kaiser von Rußland auch über weibliche Soldaten verfügt Wie die Kosaken in gewissen Gegenden des Riesenreiches sämtlich wehrpflichtig sind, so gibt es in Sibirien einen Landstrich, in dem auch die Frauen und Mäd- chen wenn es not tut, sich bewaffnen und Kriegs- dien'ste leisten. Diese Amazonen sind beritten und rüsten sich vollkommen aus eigenen Mitteln aus. Bis jetzt sind sie noch nicht in einem Kriege zur Verwendung gelangt, obwohl sie als, sehr kriegstüchtig und wohlorganisiert geschildert werden und eine seltene Kühnheit an den Tag legen. Als Großfürst-Thron- folger hat der gegenwärtige Zar schon seine weib- liehen Soldaten besichtigt und eine Revue abgehalten. Es war dies zur Zeit, als er seine Weltreise machte und auch in das astatische Stammland der Amazonen kam. Ob der Zar in diesem Kriege auf seine Ama- zonen reflektieren wird, ist sehr unwahrscheinlich. Doch sollen die weiblichen Soldaten selbst darauf dringen, im Kriege Verwendung zu finden, und sie wollen als Freiwillige sich der Armee anschließen.
Heiteres von den Gesellenprüfungen. Im Monat April werden landauf landab die Gesellen» Prüfungen abgehalte». Mitunter würzt unfreiwilliger Humor die ernste Arbeit. Ergötzliche Aufsatzblüten werden in einer der letzten Nummern den Lesern der „Neckarzeitung" dargeboten. Eine Aufgabe verlangt die Anfertigung einer Bestellung von Rohstoffen.