Angebot infolge kleiner Zufuhr immer noch schwach. Bei fortdauernd hoher Bewertung des Rohholzes deckten die rheinisch-westfälischen Sägewerke hauptsächlich nur den notwendigsten Bedarf ein. Meßholz war am besten gefragt, hauptsächlich vom Mittel und Niederrhein.
Die gefürchteten Buren. Infolge eines Protestes des britischen Botschafters in Washington Sir» Mortimer Durand hat laut telegraphischer Meldung die Leitung der Weltausstellung in St. Louis die Konzession auf ein Gelände von 10 Ar, die sie für die Burenkriegsausstellung erteilt hatte, zurückgezogen. Der Botschafter erhob dem Vernehmen nach, gegen Vorführungen aus dem Kriege Einspruch, weil seiner Ansicht nach die Wiedergabe „gewisser" Schlachtszenen die britische Armee lächerlich zu machen bestimmt war.
Die Goldsörderung in Klondyke ist Nachrichten von dort zufolge im verflossenen Winter sehr ertragreich gewesen und übersteigt die Ausbeute im Vorjahre um eine Million Dollars Reinertrag. — InKanada wurden vergangenes Jahr für 18 834 490 Dollars Gold und 1 700 779 Dollars Silber, sowie für 5 002 204 Doll. Nickel gewonnen.
Der Pariser Korrespondent des New Jorker „American" kabelt: Schwab, der frühere Präsident des Stahltrusts, habe die einleitenden Vorbereitungen zur Gründung eines riesenhaften weltumfassenden Trusts getroffen, dem auch die Kruppschen Werke und andere deutsche Unternehmungen angehören würden. (?)
Der russisch-japanische Krieg.
Einem Petersburger Briefe der „Schief. Ztg" entnehmen wir die bisher unbekannt gebliebene Tatsache, daß am 16. März der russische Panzerkreuzer „Bajan" in die Luft geflogen ist. Es heißt in dem Bericht des Breslauer Blattes: Nun, die traurige Bestätigung ist nicht ausgeblieben. Aus einer Quelle, die leider über jeden Zweifel erhaben ist, von hoch- offizieller Seite, kommt eben die Gewißheit, daß es zwar nicht der Torpedojäger „Skory", aber einer unserer vier Panzerkreuzer im ferner Osten, der „Bajan", ist, der Mittwoch, den 16 März, auf eine japanische Mine aufgelaufen und in die Lust geflogen ist! Nur wenige von der Mannschaft sollen sich gerettet haben. Das ist eine Nachricht von blutigem Ernst, zumal die anderen drei Panzerkreuzer vor Wladiwostok sind. Der „Bajan" war unser neuester und stärkstgepanzerter Kreuzer, was den Gürtelpanzer anberrifft, ein vortreffliches Schiff, und erst 1900 vom Stapel gelaufen. Nähere Einzelheiten über das Unglück find noch unbekannt, doch wird nachdrücklich hervorgehoben, daß es eine japanische und nicht wieder eine eigene Mine war, auf die das Schiff aufrannte. Gleichzeitig kommt aus derselben unanfechtbaren Quelle die Bestätigung für die Desarmierung des „Zesarewitsch" und des „Retwisan". Die Hoffnung auf Wiederherstellung dieser Linienschiffe ist gleichwie bei der „Pallada" anfgegeben worden. Der „Retwisan" hat ganz besonders noch nachträglich schwer gelitten, da er, auf Grund liegend und als Landfort verwendet, durch die starke Erschütterung seiner eigenen Breitseiten aus allen Fugen gegangen ist. Es sind demnach aus dem Kontingent des russischen Geschwaders im fernen Osten als unbedingt tot zu streichen:
An Linienschiffen: „Retwisan",
„Zesarewitsch".
An Panzerkreuzern : „Bajan" idie übrigen drei stehen
vor Wladiwostok).
An gedeckten Kreuzern: „Warjag",
„Pallada",
„Bojarin".
An Kreuzern II. Ranges: „Rasbojnik"! gänzlich
„Dshigit" «unverwendbare nnd „Sabijaka" j wertlose Kasten An Kanonenbooten: „Mandschur" sin Schanghai des-
„Korjez". armiert),
Minentransportschiffe: „Jenissei".
Tokio, 30. März. Der (japanische) amtliche Bericht über den Zusammenstoß japanischer und russischer Truppen in Nord-Korea lautet: Am 28. d. M., vormittags 11 Uhr, kam eine Abteilung japanischer Kavallerie und Infanterie in Berührung mit etwa 600 Mann russischer Kavallerie, welche Tscholay-Ju (?) besetzt hatten. Es gelang, die russischen Truppen aus ihrer Stellung zu werfen und die Stadt zu besetzen. Japanischerseits sind gefallen 1 Offizier und 4 Gemeine, verwundet 2 Offiziere und 10 Gemeine. Man schätzt die rufst- sehen Verluste auf gleiche Zahlen.
Petersburg, 30. März. General Kuropatkin, der Oberstkommandierende der Landtruppen, telegraphiert an den Kaiser: Nach Erzählungen der Eingeborenen haben die Japaner in dem Gefecht vom 28, d. M. (zwischen Andschu und Sang-tsch-hön)
über 100 Tote verloren, und etwa 100 Verwundete wurden durch japanische Träger nach Andschu gebracht. Auch an Pferden halten die Japaner große Verluste,
Nach russischen Behauptungen ioll die englische Regierung eine große Anzahl von Torpedobooten an die Japaner verkauft und schon ab- geliefert haben. Wenn sich die Meldung bestätigt, werden die an sich schon sehr gespannten Beziehungen zwischen der englischen und der russischen Regierung noch mehr verschlechtert werden. Ohnehin setzen die Engländer ihren Vormarsch gegen die tibetanische Hauptstadt Lhassa fort und dürften sie vielleicht in nicht allzu langer Frist erreichen. Wenn sie dann russischer! Truppen in Tibet begegnen, so ist ein englisch russischer Krieg da; dann muß sich Frankreich dem Krieg anschließen nnd der Dreibund wird alle Mühe haben, seine Neutralität zu sichern.
Pariser Kriegsjournalistik. Der russisch, japanische Krieg ist der journalistischen Entenzucht günstig. Frankreich mit seinen 6—7 Milliarden russischer Werte verfolgt mit Spannung die Vorgänge im fernen Osten. Außer den täglichen Extraausgaben der großen Zeitungen erschienen neu auf dem Plane „Le Bulletin de la Guerre" und „La France". In der Hauptsache begnügt man sich mit der Wiedergabe der durch das englische Kabel übermittelten Kriegsnachrichten, die sofort nach Eintreffen neu bearbeitet resp. „umgelogen" werden. Diese ..allerneuesten" Kriegsnachrichren werden meist als Extrablätter den Zeitungsverkäufern zum Preise von 1.50—2 Frcs. das Hundert verkauft, je nach der „Manschette", d. h dem mehr oder minder effektvollen Titel, welche die betreffende Redaktion den Kriegs- nachrichten zu geben versteht. Das schon an sich bewegte Pariser Straßenbild hat mit diesen besonders nachmittags Schlag auf Schlag folgenden Kriegsnachrichten eine neue Bereicherung erfahren; der Exlramann dringt bis in die entlegensten Straßen, bis er seine Extrablätter an den Mann gebracht hat.
Württembergs
Stuttgart, 30. März, Der König ist gestern morgen in Berlin eingetroffen und von dem Erbprinzen und der Frau Erbprinzessin zu Wied, sowie von dem Militärbevollmächtigten Oberstleutnant von Dorrer und dem Flügeladjutanten Major von Grävenitz am Bahnhof empfangen worden. Er begab sich mit den erbprinzlichcn Herrschaften nach der Wohnung. Abends trat Seine Majestät die Rückreise hierher an.
Stuttgart, 29, März. Der Entwurf der Ausführungsbestimmungen zum neuen Einkommensteuergesetz ist im Finanzministerium vorläufig fertiggestellt. Er wird gegenwärtig in Konferenzen mit den verschiedenen Bezirksstellen besprochen und auf seine Durchführbarkeit und Zweckmäßigkeit geprüft. In einzelnen Landesteilen sind diese Konferenzen schon abgehalten worden, so insbesondere im Oberland; am 8. April werden die zuständigen Stellen von Stuttgart und dessen Umgebung zu einer Sitzung zusammentreten, ebenso alsdann für den Schwarzwaldkreis zu einer Sitzung in Horb. Es steht zu erwarten, daß die Ausführungsbestimmungen in Bälde werden ver- öffentlicht werden können.
Stuttgart, 31. März, Exz, Staatsrat Dr. v. Gaupp tritt mit dem heutigen Tage in den wohlverdienten Ruhestand, nachdem er während eines Zeitraums von 22 Jahren an der Spitze der Kgl. Zentralstelle für Gewerbe und Handel gestanden und den großen und mannigfaltigen Anforderungen auf gewerblichem und sozialem Gebiete, welche an diese Stelle herangetreten sind, in hervorragender Weise gerecht geworden ist. Da die Veranstaltung einer Feier von ihm entschieden abgelehnt worden war, wurde ihm gestern von den Mitgliedern des Gesamtkollegiums ein künstlerisch ausgeführtes Album mit Widmung und den Photographien sämtlicher Beteiligter feierlich überreicht. Der Gefeierte dankte mit bewegten Worten für die ihm gewordene Ehrung und betonte, indem er einen kurzen Rückblick auf die Aufgaben der Zentralstelle und seine Tätigkeit in den letzten 2 Jahrzehnten warf, wie schwer ihm das Scheiden aus seinem bisherigen Wirkungskreis, dem er seine ganze Kraft gewidmet habe, falle, und schloß mit den herzlichsten Glück- und Segenswünschen für die Zentralstelle. — Ministerialdirektor v. Mosthaf hat das Amt als Vorstand der Zentralstelle für Handel und Gewerbe heute übernommen.
Stuttgart, 30. März. Unter den Offizieren, die gestern in Berlin von der Kaiserin empfangen wurden und zur Verstärkung der Schutztruppe in Südwestafrika abgegangen sind, befindet sich von Württemberg Leutnant Freiherr v. Walter, bisher im Feldartillerie-Regiment Nr. 29 in Ludwigsburg.
Stuttgart, 25. März. Die Ablehnung des
der Stadt Stuttgart angesonnenen Millionenbetraqs — nicht 1000000 sondern 1 600000 ^ — für den Hoftheaterneubau und zwar für das Doppelhaus- Projekt durch den Gemeinderat findet jetzt ihre Be- stätignng, wobei übrigens betont werden muß, daß es sich hier keineswegs um einen definitiven Beschluß handelt. Der Gemeiuderat will eben die weitere Entwicklung der Dinge abwarten, ehe er so tief in den Stadtsäckel greift. Für ihn kommt dabei außerdem in Betracht, daß der Residenz noch ein weiteres Millionenopfer bevorsteht: für den Bahn- hofumbau.
Stuttgart. Auch in Stuttgart hat man die Traumtänzerin Madeleine, welche in München so gewaltige Sensation gemacht, zn sehen bekommen. Schauplatz das Wilhelmatheater, das bis auf den letzten Platz von einem geladenen Elitepublikum, in der Hauptsache bestehend aus Aerzten, Künstlern und Gelehrten besetzt war. Als der Vorhang aufging erschien auf der sehr hübsch mit lebenden Pflanzen dekorierten Bühne Dr. Frhr. von Schrenck-Notzing München, welcher das Auftreten der Traumtänzerin mit einigen Worten einleitete, in welchen er sich über die Psycho- logisch-pathologische Disposition der Madeleine verbreitete. Dann erschien diese selbst, eine Dame von hervorragend schönem Wuchs, gekleidet in ein fließendes blaugraues Gewand. Rasch wurde sie von dem Magnetopathen in hypnotischen Schlaf versenkt und mit dem ersten Tone der Musik begann die Reaktion. Allen Gefühlen und Empfindungen, welche die Musik in ihr auslöste, gab sie durch Mimik und wunderbar schöne Bewegungen Ausdruck. Bei heiteren Weisen sah man sie in tändelnden Tanzbewegungen dahin- gleiten und bei dem Chopin'schen Trauermarsch waren ihr Ausdruck und Bewegungen geradezu ergreifend. Auch für Deklamationen blieb Madeleine den Ausdruck der Empfindungen nicht schuldig, Ohne Zweifel besitzt sie ein ungemein leicht erregbares labiles Nervensystem und im Zustand einer leichten Hypnose, in die sie versetzt wird, ist sie imstande, die äußerlichen Einflüsse in Tanz und Gebäroen umzusetzen. Im ganzen hat man den Eindruck, daß man es bei der Madeleine mii einer hysterisch veranlagten Person zu tun hat. Uebngens wollen wir uns über die wissenschaftliche Seite des Problems nicht weiter verbreiten, jedenfalls hat die Traumtänzerin sich für die außerordentliche Fülle von ästhetischer Anregung durch den Reichtum an Ausdrucksfähigkeit und schönen Bewegungen sich auch den Beifall des Stuttgarter ^ Publikums erworben.
Stuttgart. Das Faber'sche Anwesen in der Schmalestraße ging für die Summe von 325 000 in den Besitz der Stadtverwaltung über. Wie verlautet, ist beabsichtigt, in den nächsten Jahren dort einen Neubau für die städtische Sparkasse zu erstellen.
, Desgleichen kaufte die Stadt das dem Professor a, D. Neeff gehörige Haus in der Olgastraße um rund 105000 Mark. Dieses Gebäude soll später Schulzwecken dienen.
Stuttgart. Wegen Verfehlung gegen das Rcichsweingesetz im hiesigen Kontrollbezirk sind, dem Vernehmen nach, z. Zt. nicht weniger als 47 Strafanzeigen anhängig, welche im Lauf des Jahres die Gerichte beschäftigen werden.
Tübingen, 29. März. (Strafkammer.) Heute stand die 20 Jahre alte Dienstmagd Katharine Gänger von Ottenhausen wegen Verbrechens gegen das keimende Leben vor der Strafkammer. Neben derselben war angeklagt ihr ehemaliger Dienst. Herr der 42 Jahre alte verheiratete Bäcker und Wirt Fr. Tischhauser wegen Anstiftung. T. be- reitete ein Mittel. Die ganz unter dem Einflüsse Ti chhausers gewesene Gänger machte geltend, sie habe die Wirkungen des Mittels nicht gekannt, T. habe sie zum Trinken genötigt. Auf Grund der Verhandlung wurde trotzdem die Gänger zu 1 Monat und 15 Tagen Gefängnis verurteilt. Tischhauser erhielt 4 Monate. Ein Antrag Tischhausers, ihn gegen Stellung von 10000 Bürgschaft aus der Untersuchungshaft zu entlassen, wurde seinerzeit ab- gelehnt. Heute, vor der Urteilsverkündung, lief eine Sicherheit für denselben im Betrag von 2000 ein, worauf Tischhauser vorläufig auf freien Fuß gesetzt wurde.
In Eßlingen ist beschlossen worden, die bisher von den Metzgermeistern erhobenen Fleischschaugebühren künftig auf die Stadtkasse zu übernehmen. Die Metzger in Stuttgart, wo die Fleischschaugebühren sich im letzten Jahre auf ca. 15000 -/fli beliefen, arbeiten auch schon auf eine Uebernahme derselben auf die Stadtkasse hin.
Oberndorf, 29. März. Die Generalversamm- lung der Waffenfabrik Mauser in Oberndorf, deren Aktien im Besitz der Deutschen Waffen- und Munitionsfabriken sich befinden, genehmigte den Ab-