macht, um nach glücklicher Ozeanfahrt und Landung in New-Uork auf republikanischem Boden die Tonnen- tour bis zur Weltausstellungsstadt fortzusetzen und dort seine Diogeneshütte auszustellen. So was hat man allerdings selbst im Lande der modernen Wunder noch nicht gesehen.
In Mannheim spielte sich eine aufregende Szene ab. Eine steckbrieflich verfolgte Diebin, die von der Polizei gesucht wurde, hatte sich in einem Zimmer eingeschlossen. Als ein Schlosser geholt wurde, um das Schloß zu öffnen, stürzte sich die Verfolgte vom Fenster des im dritten Stock belegenen Zimmers in die Tiefe. Wunderbarerweise erlitt sie, obwohl der Hof zementiert ist, nur einen Beinbruch. Sie wurde ins Allgemeine Krankenhaus verbracht.
Einen äußerst reichen Kindersegen vermochten 9 Musiker, welche dieser Tage in Kronwinkel bei Landshut (Niederbayern) musizierten, nachzuweisen. Sie zählten die Häupter ihrer Lieben und siehe, es ergab sich, daß die 9 Männer Ernährer von 88 Kindern sind, von denen einer allein die gewichtige Zahl von 20 Köpfen aufzählen kann. Lieb Vater land, magst ruhig sein!
Bordeaux, 27. März. Bei den gestern hier abgehaltenen Festlichkeiten explodierte beim Böllerschießen ein Mörser. Einem jungen Manne wurde der Kopf vom Rumpfe getrennt, 15 andere Personen wurden verletzt, darunter 4 schwer.
Ein durch seinen Witz bekannter Großrat in Aargau (Schweiz) begann kürzlich eine Rede zu Gunsten der Mehrsteuer vor der Abstimmungsge- meinde mit folgendem treffenden Vergleich: „De Staat ist en Chue! Jeder möcht anere mälcha, aber — niäner will se fuettere!"
Die größte Lokomotive der Welt, wenigstens was das Gewicht anbelangt, wird auf der Weltausstellung in St. Louis zu sehen sein. Die Baltimore- und Ohioeisenbahn hat bei den amerikanischen Lokomotivwerken eine „Tandem-Compoundlokomotive' bestellt. Diese Riesenmaschine wird, wenn sie fertig ist, 285000 Pfund wiegen (das englischamerikanische Pfund hat 453,59 Gramm). Die Lokomotive wird, bevor sie zur Verwendung kommt, auf der Weltausstellung in St. Louis ausgestellt werden.
Der Ursprung des Namens Port Arthur. Es dürfte wenig bekannt sein, nach welcher Persönlichkeit der jetzt vielleicht von allen Plätzen der Erde am häufigsten genannte Hafenplatz Port Arthur seinen Namen bekommen hat. Während der ostasiatischen Wirren 1857—60 geschah es, daß das englische Kanonenboot „Algerine" als erstes fremdes Kriegsschiff in die treffliche Bucht an der Spitze der Halb- insel Liautung einlief. Der Befehlshaber des Schiffs hieß Capitain W. Arthur, und nach ihm erhielt der Platz seinen heutigen Namen.
Des Königs Ziegenbock. Ludwig Ganghofer, der ein leidenschaftlicher Jäger ist, veröffent- licht in den Süddeutschen Monatsheften fesselnde Schilderungen von urwüchsigen Berussjägern, mit denen er im Laufe von dreißig Jahren in Berührung gekommen ist. Er erzählt unter anderem folgendes: Bachmayer war ein Jäger wie hundert andere sind. Ich habe auch nur ein einziges Mal mit ihm gejagt, vor etwa 12 Jahren, droben im Wetterstein, gebiet, beim Königshaus aus dem Schachen. Kaum weiß ich mich noch zu erinnern, wie er aussah. Und doch ist er mir im Gedächtnis geblieben, um eines Wortes willen, das er mir sagte. Bach- mayer diente als Jäger auf dem Schachen noch zu jener Zeit, in welcher König Ludwig seine einsamen Nächte in dem steinernen Schweigen dort oben verträumte. Der Jäger war beim König wohlgelitten, sah ihn häufig und konnte mir viel von ihm er- zählen, von seinen menschenfernen Spaziergängen, seinen nächtlichen Kahnfahrten auf dem Schachensee, von des Königs merkwürdigem Zahnarzt, der nicht im Hause wohnen durfte und für den man eigens ein Hüttchen bauen mußte, von des Königs Leben, in dem sich Tag und Nacht vertauschten, von seinem freundlichen Wohlwollen für die Sennleute, von seiner warmen Sympathie für alle Tiere — und besonders von einem Ziegenbock, der des Königs Liebling war und allzeit freien Eintritt zu allen Gemächern des Königshauses hatte. Eines Abends wurde Bachmayer zum König gerufen, und als er den maurischen Saal betrat, saß der König in heiterer Laune aus dem Divan und sah lachend dem Ziegenbocke zu, der mir Läufen und Hörnern die Seide des Divans zerfetzte und auch sonst den Saal in recht üblen Zustand verwandelt hatte. „Da Hab i mi nimmer halten könna und Hab zum Herrn Köni gsagt . . . Maleschdät, Hab i gsagt, wia können S' denn da so a Mistviech so umanandhausen lassen! Und wiwissen S', was er gsagt hat, der Herr Köni?
Dieses Tierl, hat er gsagt, dieses Tier, das lügt nicht!" Wie viel Unwahrheit muß König Lud- wig in seinem Leben gehört haben, um heiter und geduldig alle Unart eines Tieres ertragen zu können, nur weil es nicht lügt!
Karl v. Schiller und sein Sohn. Man schreibt der „Frkf. Ztg.": „Ich möchte einen heiteren Auftritt aus der Jugendzeit von Schillers Aeltestem, dem nachherigen württembergischen Oberförster Karl v. Schiller, zum besten geben. Karl v. Schiller, der württembergische Oberförster, war ein herzensguter, freundlicher Mann, wenn auch in geistiger Beziehung durchaus nicht der Erbe seines großen Vaters; nach seinem eigenen Geständnis hielt er sich am liebsten da auf, „wo's nit weit zu einem guten „Schoppen" war." Mit Bezug darauf plauderte einmal Oberförster v. Schiller: „Mein Sohn, seh'n Se, der ist zu groß und zu stark, hat gar zu viel Dragonermäßiges an sich, als daß er auch nur einen Zoll von seinem Großvater haben oder werden könnte. Da Hab' ich noch mehr von ihm, wenigstens e Bisle von seinem Herzen. Aber ein nettes Stück von meinem Jungen muß ich Ihnen doch einmal erzählen. Als er noch 'n Bub war, tat ich ihn zu 'nem Präzeptor in Kost, Zucht und Schule. Der hielt alle Semester Examen mit seinem Zöglingen ab und ladete dazu öffentlich ein und speziell die Eltern der Schüler. Ein Mal, denk' ich, mußt du doch hingehen, und besuchte die Prüfung. Grad' als ich ins Zimmer tret', überhört der Präzeptor lateinische Vokabeln. Als er mich sah, natürlich, meint' er, besonders meinem Fritz Aufmerksamkeit schenken zu müssen. Er fragt zwei, drei Vokabeln, der Bub' weiß sie, und man sah's dem Kerl deutlich an, wie herzlich froh er war. Aber da fragt er wieder: „8ilvu?" („der Wald") und der Bub' weiß es nicht, schaut verdrießlich vor sich nieder; „na, 8ilva?" wiederholte der Präzeptor, „8ilvu, Schiller! Du weißt's, ich bin sicher; Du weißt's, Dein Vater ist ja oft d'rin und" — auffährt der Bub' wie der Blitz, das hat ihn auf die rechte Spur gebracht; und Feuer in den Augen, Freud' auf dem mageren Gesicht, antwortete er flugs und laut: „Ja, ja, Wirtshaus! Wirtshaus! 8ilva das Wirtshaus!" Der Präzeptor und alle die Leute, die da waren, meinten das Lachen unterdrücken zu müssen, und ich, ich wußte mir vor Lachen nicht zu helfen, mußt' fort und ging dann natürlich in deS Jungen 8i!va. — Vergeh' das mein Lebtag nit!"
(Ein jugendlicher Mörder.) Der Metzgergehilfe Ebner in Wien, der am vorigen Sonntag nachts im Stadtteil Ottakring seinen Meister und dessen Frau, sowie den Lehrling ermordet und das Dienstmädchen schwer verletzt hat, wird von den Verletzungen, die ihm die Meisterin im Verzweiflungskampfe mit seinem eigenen Messer und die er sich selbst beigebracht hat, als er seine Flucht vereitelt sah, geheilt werden. Er wird erst in einigen Tagen 18 Jahre alt und sieht völlig knabenhaft aus. Da sein Zustand sich gebessert hat, und er fieberfrei ist, wurde er aus dem Stephanispital in das Jnquisttenspital gebracht in Untersuchungshaft. Er gestand, er habe die Bluttat aus Rache verübt, weil ihn sein Meister habe entlassen wollen. Den Lehrling habe er umgebracht, weil dieser ihn stets beim Meister angeschwärzt habe. Die Idee, die Kasse auszurauben, sei im erst gekommen, als die Mordtat vollbracht war. Die Polizei glaubt nicht an das Motiv der Rache, da Ebner immer gut behandelt worden war. Kurz vor seinem Tod wurde im Spital der tötlich verletzte Lehrling mit dem Mörder konfrontiert und bejahte die Frage, ob Ebner ihm die Verletzungen beigebracht habe. Ebner kann als Siebzehnjähriger im höchsten Falle mit 20 Jahren Kerker bestraft werden.
(Ein Bureaukratenstückchen.) Im vorigen Sommer wurde von Fischern von Bietzke-Strand ein in der Ostsee als herrenloses Gut treibendes Faß geborgen, das 500 Liter russischen Spiritus enthielt. Von dem Funde wurde der Zollbehörde Mitteilung gemacht. Diese setzte den von dem ausländischen Spiritus zu zahlenden Zoll in Höhe von 800 -/L. (1,60 «Ki pro Liter) fest. So viel war aber der ganze Spiritus nicht wert, und es fand sich selbstverständlich auch kein Käufer, der den Zoll hätte zahlen wollen. Nunmehr verhandelten die Fischer mit der Zollbehörde und erklärten sich schließlich zur Zahlung von 500 ^ bereit, unter welcher Bedingung sie einen Käufer gesunden hatten. Ueber ein halbes Jahr zogen sich die Verhandlungen hin. Aber die Zollbehörde stellte sich auf den Standpunkt „alles oder nichts". Dieser Tage wurde die Vernichtung des Steuerobjekts verfügt. In Gegenwart von Steuerbeamten ließ man den Spiritus in den Sand laufen.
Einen verhältnismäßig trockenen April dürften wir nach Otto Falb's Prognose zu gewärtigen
Redaktion, Druck und Verlag von L. Meel, in Neuenbürg.
haben. Nur in der ersten Hälfte des Monats sollen Schneefälle und Niederschläge eintreten, während in der vom 16. bis 25. vereinzelte Gewitter in Süd- deutschland und Oesterreich zu erwarten sein dürften. Der 15. April wird von Falb als ein solcher Termin 2., der 29. als ein solcher 1. Ordnung bezeichnet.
Schwarze Tapeten sind zur Zeit das Neueste auf dem Gebiete der Zimmerausstattung in England. Die Wirkung dieser Tapeten schildert ein englisches Blatt durchaus nicht als düster, sondern als wirklich schön; sie geben, wie das Blatt behauptet, dem Zimmer kein dunkles Aussehen, da die gefirniste Oberfläche das Licht reflektiert. Für die Bewohner des Zimmers bilden sie einen ebenso kleidsamen Hintergrund wie eine cröme oder Weiße Tapete, und abends heben sich besonders Helle und blonde Frauen gut von den dunklen Wänden ab. Antike und elegant gezeichnete Möbel zeigen ihre Schönheit am besten bei einer schwarzen Tapete; da die Möbel dann einen umso helleren Ton haben, geben sie dem Zimmer die nötige Helle. Sehr schön ist z. V. ein Zimmer mit weißem Fries und Cremegardinen, dessen Fußboden ein dunkelgrüner Teppich bedeckt. Dunkelgrün und schwarz passen besonders gut zusammen. Die Wände werden zuerst mit Papier bedeckt, das ganz und gar mit einer bestimmten Schwärze eingerieben wird. Die Oberfläche wird schließlich zweimal mit Firnis überzogen. In einem Rauchzimmer sind nicht die Wände, sondern die Decke schwarz. In diesem Fall wird eine sehr glänzende, schwarze Tapete gebraucht, die nicht gefirnist zu werden braucht. Ueber der blaugrünen Tapete zieht sich ein scharlachroter Fries hin. An den Wänden hängen Sportbilder, die wieder das Rot des Frieses zeigen und sich schön von dem blaugrünen Hinter- grund abheben. Ein türkischer Teppich in rot und grün bedeckt den Fußboden.
Umgewöhnung. Es wäre für Tausende außerordentlich schwer, ja sogar unmöglich, sich den Kaffee abzugewöhnen, der von allen Autoritäten der Wissenschaft als tägliches Genußmittel verworfen wird, wenn cs der Industrie nicht gelungen wäre, nach zahllosen vergeblichen Versuchen endlich ein Ersatzmittel herzustellen, das einerseits dem Bohnenkaffee in dem durch lange Gewöhnung lieb gewordenen Wohlgeschmack fast gleichkommt, andererseits sich aber durch absolute Unschädlichkeit und Wohlbekömmlichkeit vorteilhaft vor ihm auszeichnet. Durch diese vortrefflichen Eigenschaften bewirkt Kathreiners Malzkaffes selbst bei dem eingefleischtesten Kaffeetrinker allmählich und unmerklich eine sanfte Umgewöhnung. Zu diesem Zwecke ist es notwendig, zuerst dem Bohnenkaffee nur eine Kleinigkeit von Kathreiners Malzkaffee zuzusetzen, und dann nach und nach zu immer größeren Quan» titäten Malzkaffee überzugehen. Selbst der begeistertste Kaffeefreund wird auf diese Weise schon bald Kathreiners Malzkaffee Geschmack abgewinnen und sich, nachdem er dessen angenehme Wirkung dauernd erprobt, schließlich ganz zu ihm bekehren.
(Kathederblüte.) „Als der Bote mit der Nachricht von der Niederlage des Varus zum römischen Kaiser kam, zerriß dieser in tiefstem Schmerz seine Kleider
und rief:-Meier, wp haben Sie Ihre Gedanken
wieder!"
(Unglückliche Liebe.) Unteroffizier: „Wie der Kerl abgemagert aussieht!.. Sie lieben wohl unglücklich?" Rekrut: „Jawohl, Herr Sergeant! Die Madame schließt alles ab!"
(Zerstreut.) Gattin: „Denke dir nur, lieber Mann, gestern fand ich im Küchenschrank einen Soldaten." Professor (Altertumsforscher): „Aus welchem Jahr- hundert?"
Literarisches.
Die Ohrenkrankheiten: Schwerhörigkeit, Ohrensausen und ihre Heilung unter Berücksichtigung der Massagemethode des Dr. Marage nebst Anhang über Hals- und Nasen krankheiten. Von Dr. Totanus, Ohrenarzt (Verlag von Edmund Demme, Leipzig). Erschreckend groß ist die Zahl der Gehörleidenden; das Büchlein, von einem erfahrenen Fachmann geschrieben, dürfte manchem Aufklärung und Heilung bringen.
Briefkasten d. Red.
IV. L. Wenn zwischen Ihnen und dem Lieferanten oder dessen Reisenden nicht ausdrücklich vereinbart wurde, daß die Warensendung «nter Nachnahme ersolgen dürfe, dann waren Sie vollauf berechtigt, die Annahme der von Ihnen bestellten, zedoch unter Nachnahme zugesandten Waren zu verweigern, da kein Besteller von Waren, ohne dessen ausdrückliches Einverständnis, verpflichtet werden kann, die ihm unter Nachnahme zugegangenen Waren anzunehmen und dadurch auf sein gesetzliches Recht, die Waren zu prüfen, zu verzichten. Lassen Sie daher die betreffende Firma nur ruhig klagen und verbleiben Sie bei Ihrer Annahmeverweigerung.