Heimsheim, 21. März. An Stelle des zum Ortsvorsteher von Zuffenhausen gewählten früheren Stadtschultheißen Gutenkunst wurde am Samstag Notariatsassistent Völmle von hier mit 174 Stimmen zum Stadtvorstand gewählt. Sein Gegenkandidat Verwaltungsassistent Ellwanger erhielt 38 Stimmen. Die Wahlbeteiligung war eine sehr rege, indem von 221 Wahlberechtigten 212 ihre Stimme abgaben.

Göppingen, 21. März. Als 2. Opfer der Konkurseröffnung über das Vermögen des Bau­werkmeisters Albert Schönhut von hier hat der Glasermeister Karl Blend nunmehr seinen Konkurs anzeigen müssen. Blend stand in sehr guten Ver- mögensverhältnissen, hat aber durch Schönhut alles verloren. Weitere Zahlungseinstellungen infolge des Schönhut'schen Konkurses werden nicht ausbleiben.

Oberndorf, 21. März. Nicht besonders ent­zückte Blicke machte ein hiesiger Bäckermeister, der morgens seine Dutzend Gänse auf die Straße trieb und dieselben abends vollständiggerupft", also der besten Federn beraubt, heimkehren sah.

Oberndorf, 21. März. Neben den Messer- affären und Schlägereien, die ebenso wie der öffent- liehe Unfug auf den Straßen in der letzten Zeit überhandnehmen, werden Klagen laut über die Un­sicherheit des Eigentums, Diebstahls und dergl.

Ravensburg, 21. März. Die 31 Jahre alte. Dienstmagd Walpurga Keller, geb. Eggler, von Weitprechts, OA. Waldsee, geschiedene Ehefrau des Fabrikarbeiters Karl Keller, wurde heute vom Schwur­gericht wegen Mords zum Tode verurteilt. Die Angeklagte war geständig, ihr 1 Jahre altes Kind in einem Weiher bei Roßberg ertränkt zu haben.

Wangen. In Eisenharz, hiesigen Oberamts, kam ein bedauerlicher Unglücks fall vor. Die 15jährige Tochter eines dortigen Gutsbesitzers nahm ihr drei Monate altes Brüderchen zu sich ins Bett und er­drückte cs im Schlaf, so daß es den Erstickungstod starb.

In Unterjettingen, OA. Herrenberg, ist am 19. d. M. nachts in dem Wohnhause der Witwe Dorothea Wilhelm Feuer ausgebrochen, welches das­selbe völlig zerstörte. Der Gesamtschaben mag etwa 5000 betragen. Die Eigentümerin war mit zwei kleineren Kindern auf einer Hochzeit auswärts; zu Hause befand sich nur ihre 25 Jahre alte Tochter, welche von dritten Personen aus dem Schlaf erweckt, notdürftig bekleidet, das Haus verlief.

Freudensladt, 22. März. Gestern abend um '/t9 Uhr war ein Meteor von wunderbarer Farben­pracht, sich von Süden nach Norden bewegend, zu sehen. In Klein-Freudenstadt, in der Nähe der Wirt­schaft zumKönig Karl", ging dasselbe nieder.

Aus dem Würmtal, 21. März. Heute abend

8 Uhr 20 Min. bewegte sich ein prächtiges Meteor am gestirnten Himmel und zwar in der Richtung von Südost nach Nordwest. Das Meteor glich einer Sternrakete, der Stern hatte blauen Schimmer und zog einen langen feurigen Schweif nach sich; das prächtige Schauspiel währte einige Sekunden.

Besenfeld, OA. Freudenstadt. Letzten Samstag wurden 14 italienische Arbeiter von hier ans Amts­gericht Freudenstadt abgeliefert. Dieselben waren neu eingetroffen, um unter die beim Bau der oberen Nagoldtalstraße beschäftigte Arbeiterschaft einzutreten. Eine Zurechtweisung durch den Bauführer gab ihnen Anlaß, sich zusammenzurotten und diesen tätlich an­zugreifen, so daß er sich flüchten mußte. Durch ein Aufgebot von Landjägern wurden die Schuldigen hierauf festgenommen und geschlossen in die Ober­amtsstadt abgeführt.

Stuttgart. sLandesproduktenbörse.f Bericht von- 21. Mürz von dem Vorstand Fritz Kreglinger. Während der abgelaufenen Woche waren die amerikanischen Notierungen für Weizen rückgängig und die Stimmung wurde flau. Indessen haben die ermäßigten Preise wieder­um die Kauflust hervorgerusen und es haben in Laplata- weizen größere Umsätze stattgefunden. Mehlpreise per 100 Kilogramm inkl. Sack: Mehl Nr. 0: 28

50 4, bis 29 4,, Nr. 1: 26 50 4, bis

27 «» 4/, Nr. 2: 25 4, bis 25 50 4!, Nr. 3:

23 50 4,, bis 24 41, Nr. 4. 20 50 4, bis

21 4I. Suppengries 28 50 bis 29 -kt

Kleie 9 -k«

Slus Stadl» Bezirk uns Umgebung.

** Neuenbürg, 21. März Die gestrige Wanderversammlung des landw. Bezirksvereins in Schömberg hatte sich entsprechend dem herrlichen Frühlingstag eines recht guten Besuches zu erfreuen. Als Redner hatte sich Hr. Privatdozent v. Haupt- fleisch aus Stuttgart zur Verfügung gestellt, der einen Vortrag hielt über die Anwendung künstlicher Dungmittel und Versuche mit solchen. Der Vor­tragende verbreitete sich zum Teil an der Hand selbstverfertigter Präparate eingehend über die Be­standteile der Pflanzen, ihre Nährstoffe und die Er­gänzung dieser Nährstoffe, über die verschiedenen Arten von Kunstdünger mit vorzugsweiser Berück­sichtigung der phosphorsäurehaltigen Düngemittel insbesondere des Thomasmehls, über den Gehalt der einzelnen Düngemittel u. s. w. Eine richtige lohnende Anwendung von Kunstdünger setze die genaue Kennt­nis der Stoffe voraus, welche dem Boden im ein­zelnen Fall fehlen und bei der Verschiedenartigkeit der Zusammensetzung des Bodens gebe es kein anderes Mittel, sich darüber zu vergewissern, als praktische Versuche. Auf erfolgte Aufforderung haben sich dann auch verschiedene Landwirte bereit erklärt, auf

ihren Feldern derartige Versuche anzustellen, zu denen der Kunstdünger unentgeltlich geliefert wird. Der Bortrag bot viel des Interessanten und wurde dankbar angenommen.

Pforzheim. 21. März. Ein heftiger Zusammen­stoß fand gestern nachmittag gegen 3 Uhr an der Ecke der Kreuz- und Calwerstraße statt. Ein an­getrunkener Bursche, der hier wohnhafte 21 Jahre alte Goldarbeiter Karl Rebhuhn aus Friolzheim, rempelte anscheinend mehrere Leute an und geriet deshalb mit ihnen in Wortwechsel. Plötzlich zog Rebhuhn einen Revolver aus der Tasche und feuerte ihn ab. Die bis jetzt unbekannten Leute, mit denen er es zu tun hatte, nahmen ihm hierauf das Schuß­werkzeug ab, prügelten ihn mit ihren Stöcken Windel- weich und liefen dann davon. Einem alsbald hinzu- eilenden Schutzmann gelang es nicht, die Flüchtenden einzuholen. Glücklicherweise hat Rebhuhn beim Schießen niemand getroffen. Daß der Schuß gegen seinen Willen losging, wird man ihm schwerlich glauben, und ein hoffentlich nicht zu milder Straf- zettel wird die Folge seiner verwerflichen Tat sein. Einen Denkzettel hat er übrigens schon bekommen: die Hiebe waren so kräftig, daß er die Wunden im Krankenhause verbinden lassen mußte. (Anz.)

Pforzheim, 21. März. Gestern abend wurde der 14 Jahre alte A. F. in der Luitgardstraße hier von dem 15 Jahre alten O. G. mit einem Terzerol in den Leib geschossen. Der Verletzte wurde in das Spital Siloah verbracht. Das Geschoß konnte noch nicht gefunden werden; die Verletzung ist lebens­gefährlich.

Neuenbürg, 20. März.

Frühlings-Anfang.

Der 21. März war den alten Germanen ein großer Jubeltag, denn es siegte das Licht über die Dunkelheit, und es mußte nun endlich Frühling werden. Wir vermögen kaum nachzufühlen, wie unsere Vorfahren sich nach diesem Siegestage sehnten, denn wir leiden nicht so unter den Unbilden des Winters, wie jene gelitten haben, wir sind nicht den ganzen Winter hindurch auf eine enge, dumpfe, dunkle Hütte angewiesen und haben keine so große Ver­anlassung zu dem Verlangen nach dem ersten Grün, nach den ersten Früchten des Lenzes. Aber es hat der Name Lenz doch seinen schönen, herzerfreuenden Klang behalten, und er wird ihn behalten, denn der Sieg des Lichtes über die Dunkelheit sichert oas Erwachen der Natur in Flur und Wald.

Die Wissen erglänzen in frischem Grün, die Sträucher und Bäume treiben Knospen, die Vorboten der herrlichen Blütezeit, und es jubilieren die ge-

höheren Wesen, und wenn mich die Verzweiflung erfassen wollte, der Gedanke an Dich gab mir immer Wieder Trost!"

Eine schöne ungetrübte Brautzeit für die beiden Liebenden begann, und als endlich am 15. Juli 1815 Napoleon für immer nach der Insel St. Helena verbannt wurde, ein an den Felsen ge­schmiedeter, Prometheus, der seine Ketten nicht mehr zerbrechen konnte, und die ganze Welt aufatmete, da sie von ihrem Bedränger endlich befreit war, fand wenige Tage darauf ganz in der Stille die Vermählung des Barons v. Durand mit Edith von Wedel! statt. Bald darauf reiste das junge Paar nach Ostpreußen ab, denn Edith wollte die Heimat ihres Gatten kennen lernen, wo er gestrebt, gekämpft und gelitten hatte.

Es war ein milder Sommerabend, als sich der Reisewagen dem ostpreußischen Dörfchen näherte. Schwarz und düster lag das gigantische alte Schloß da, und der Kerzenglanz an seinen Fenstern, der zu Ehren des jungen Paares erstrahlte, vermochte kaum, es genügend zu erhellen, aber wie ein leuchtendes, freundliches Auge strahlte aus dem Turm das Licht von Falkenwalde.

Das ganze Dorf war versammelt, um die geliebte Herrschaft zu empfangen, Graumann hielt eine herz­liche Begrüßungsrede, und Kafchke, mit dem eisernen Kreuze geschmückt, half der jungen Frau aus dem Wagen, die ihm warm die Hand drückte, da ihr ihr Gemahl seine Treue gerühmt hatte.

Dann trat der alte Sendukat vor, sein Haar war ganz weiß und sein Rücken gebeugt durch die Last der Jahre, aber die Stimme klang kräftig, als er sagte:Das Licht von Falkenwalde ist niemals erloschen, Herr Baron, auch in der ganzen Zeit nicht, da Sie fort waren. Ich habe dafür gesorgt. Mills Gott, strahlt uns Falkenwaldern das Licht noch viele, viele Jahre, den Guten zum Trost, den Bösen zur Mahnung, so daß wir alle jeder Zeit wissen, wir haben eine gute Herrschaft ohne Furcht und Tadel!"

Ohne Furcht und Tadel.

Erzählung von Mcit Adeler.

34s (Nachdruck verboten.)

Schluß

Als Maximilian v. Durand mit seiner Mutter in Berlin eintraf, war er tief bewegt. Wie hatte er diese Stadt zuletzt verlassen! Zum jammervollen Krüppel geschossen, mit der Ungnade seines Königs i beladen, brach er damals bei Nacht und Nebel auf; jetzt kam er wieder, geehrt und geachtet von allen, berufen, einen wichtigen Posten zum Besten des Landes auszufüllen.

Schon in den ersten Tagen gewährte ihm der König eine Audienz. Friedrich Wilhelm III. ließ sich eingehend über den Stand der Dinge in Ost­preußen berichten und äußerte sich wiederholt sehr zufrieden über die Umsicht und Geschicklichkeit des Barons.Er stand auf der Grenzwacht, auf einem gefährlichen Posten, von Feinden umringt!" bemerkte der König,aber Wohl dem Monarchen, der in den Zeiten der Not solche treuen Männer an den Grenzen seines Landes findet. Und nun gehe Er zum Kammerherrn v. Wedell in der Burgstraße und sage Er dort, sein König schicke ihn!" Friedrich Ml- Helm lächelte.

Halb betäubt vor Glück und Aufregung folgte Durand dem königlichen Gebot. Als er sich melden ließ, überfiel ihn ein Herzklopfen. Als ihm damals der wütende Schmied die Todeswaffe auf die Brust gesetzt hatte, war er vollkommen ruhig geblieben, jetzt bebte er am ganzen Körper.

Herr v. Wedell eilte rasch auf ihn zu und um- armte ihn, ehe er noch den Befehl seines Königs ausrichten konnte.Ihnen ist von allen Unrecht geschehen, liebster Freund, wie können wir es wieder gut machen?"

Es ist alles gut!" stammelte Durand glücklich, und seine Blicke suchten Edith, in deren schönen blauen Augen Helle Tränen schimmerten.Ich habe

nie an Ihnen gezweifelt!" sagte sie leise und faßte mit beiden Händen seine Linke.

Nein! weiß Gott! Das hat das Mädel nie getan!" rief der Kammerherr erregt,sie ließ nie­mals etwas auf Sie kommen und verteidigte Sie stets, wenn man Sie tadelte. Sie hat Sie besser gekannt, als wir alle!"

Durand blickte voll Freude in das geliebte Antlitz, das er in den Stunden der Verzweiflung niemals wieder zu sehen glaubte, und das ihm doch in aller Trübsal, in aller Anfechtung immer als ein reiner Stern an seinem düsteren Gedankenhimmel emporgestiegen war. Und sie hatte nie an ihm ge­zweifelt! Wie Musik klang dies eine Wort in seinen Ohren.Hätte ich das gewußt, es würde mir stets über alles Schwere fortgeholfen haben!" sagte er innig und beugte sich über ihre Hand.

Warum zweifelten Sie an mir?" fragte Edith mit leisem Vorwurf.

In seinen Augen leuchtete es auf, sein Herz war fast zu voll, als daß er hätte sprechen können, dann aber erinnerte er sich des königlichen Auftrags und richtete ihn aus. Edith errötete tief, der Kammer­herr lachte hell auf.Wissen Sie, mein Lieber, was diese Botschaft Seiner Majestät bedeutet? Der König selbst ist für Sie der Freiwerber um die Hand meiner Tochter! Da ist es ja unmöglich nein" zu sagen, selbst wenn ich es noch wollte. Aber es wird mir eine Ehre und eine Freude sein, Sie in den Kreis meiner Familie aufzunehmen, und auch mein Kind wird fortan dem stolzen Wahlspruch Ihres alten Geschlechts getreu sein:Ohne Furcht und Tadel!"

Er nahm Maximilians Hand und legte Ediths Rechte hinein, sie schmiegte sich an ihn.Zur Linken werde ich Dir angetraut, geliebter Mann," flüsterte sie,kaum bin ich würdig, an Deiner Seite zu stehen."

Und doch bist Du die Königin meines Herzens," antwortete er,der hellste Edelstein an meinem Wappenschild. Ich sah zu Dir empor, wie zu einem