auf weite Kreise in Deutschland eine große Anziehungs- kraft auszuüben, wie aus den zahlreichen Platzbeleg­ungen hervorgeht, die schon jetzt bei unseren großen Dampfschiffahrtsgesellschaften vorliegen. Der Nord­deutsche Lloyd in Bremen wird außer seinen bekannten Riesenschnelldampfern »Kaiser Wilhelm II/, »Kronprinz Wilhelm", »Kaiser Wilhelm der Große" undKaiserin Maria Theresia" auch noch seine sämtliche Doppelschrauben-Dampfer der Barbarossa- Klasse für den Dienst zwischen Bremen und New- Jork in Fahrt stellen. Eine weitere Reisegelegenheit bietet sich auf dem Wege zwischen Bremen und Baltimore. Außerdem unterhält der Lloyd noch eine zweite Schnelldampfer-Linie von Genua über Neapel nach New-Jork, welche Route es den Reisenden er­möglicht, in bequemster Weise mit der Reise nach oder von Amerika einen Besuch Italiens zu verbinden.

Acht Musikpavillons für die ständig konzer- tierenden Kapellen sind auf der Weltausstellung in St. Louis nunmehr im Bau begriffen. Diese acht Musikpavillons sind über das Terrain der Aus- ftellung möglichst gleichmäßig verteilt. Die meisten dieser Musikpavillons haben 45 Fuß Durchmesser, sind also im Stande, sehr große Kapellen aufzunehmen.

Frankfurt a, M, 19. März. Heute vormittag ist in der Landwirtschaftshalle die internationale Automobilausstellung 1904 in Anwesenheit der Behörden eröffnet worden.

Auf dem Oelberge bei Jerusalem soll, nach den Wünschen der Kaiserin, eine große evangelische Stiftung erstehen, die ein Erholungsheim, ein Hospiz und eine Kirche umfassen wird. Für die Anlage werden etwa 800000 ^ gebraucht. Die Stiftung soll »Kaiserin Auguste Viktoria-Stiftung auf dem Oelberg" heißen.

Der rufsifch-japanische Krieg.

London, 18. März. Aus Söul wird tele­graphisch berichtet, Korea räumt gründlich mit poli­tischen Verbrechern, Räubern und unehrlichen Beamten auf. In den Gefängnissen finden täglich Enthaupt­ungen statt. In den letzten drei Nächten wurden 40 Personen, davon manche unverdient, hingerichtet.

Söul, 18. März. 5000 japanische Koreaner sind beschäftigt, eine Feldeisenbahn von Söul nach dem Norden zu bauen. Auch Zivilarbeiter werden dazu herangezogen. Die Eisenbahn von Söul Nach Fusan wird nicht vor dem Oktober fertig werden. Die «issische Artillerie ist wieder auf das Nordufer des Jalu gegangen. Auch ein Teil der Kavallerie wurde zurückgezogen. Nur schwache Kräfte stehen noch bei Soengtschoen.

London, 19. März.Daily Chronicle" meldet aus Tokio: Die gesamten russischen Streitkräfte sind bis auf 200 Kosaken über den Jalusluß zurückgezogen worden. Die Kosaken streifen zwischen dem Jalu und Pönjang. Gegen 40000 Russen sind in Kiulien- cheng zusammengezogen worden. Zwischen diesem Ort und Antung befindet sich eine Linie von Posten von je 5 Kosaken in einer Entfernung von 400 Aards von einander. »Daily Telegraph" meldet aus Tokio: Die Russen haben in Niutschwang einige Feldbatterien, 9 Kruppsche Kanonen und mehrere

Mörser. 2000 Mann russischer Infanterie stehen mit 4 Batterien in Fönghwantschöng; sie haben ge­nügend Lebensmittel, um sich geraume Zeit zu behaupten.

Der Oberbefehlshaber der Mandschureiarmee, General Kuropatkin, hat bekanntlich lange Zeit unter General Skobelew gedient und war bestrebt, den Helden von Gesk-Tepe nachzuahmen. Auch jetzt hat Kuropatkin seine Liebe zu Skobelew dadurch bekundet, daß er, wie die »Nowoje Wremja" meldet, für den Kriegsschauplatz sich ein Weißes Pferd um 700 Rubel kaufte. Das soll an das weiße Pferd erinnern, das Skobelew in den Kämpfen ritt, denen er bei­wohnte. Kuropatkin s Ankunft, mittelst Sonderzugs, in Mulden ist auf den 23. März festgesetzt.

Petersburg, 20. März. Der Rittmeister Jwkow vom Generalstabe, kommandiert zur Haupt­intendanturverwaltung, ist nach vorheriger Ausstoßung aus dem Heere zum Tode verurteilt und hingerichtet worden. Jwkow hat militärische Geheimnisse und zwar die Pläne der Organisation der Feldarmee an Japan verkauft. Der am 10. ds. zum Tode ver­urteilte Anstifter des Mordanschlags gegen den Minister Shiyjagin und Veterinärarzt Gerschuni ist hingerichtet worden.

Württemberg.

Zur weiteren Vereinfachung des Abfertigungs- gcschäfts im Güterverkehr auf den württ. Bahnen werden vom 1. April d. I. an im Geltungsbereich des württ. Lokalgütertarifs alle Eil- und Frachtstück- gutsendungen, für welche die Beförderungsgebühren 1 ^ oder weniger betragen, unter Verwendung von Eisenbahnmarken abgefertigt, ferner werden die bei den Staatsbahnstationen zu erhebenden Neben­gebühren in Beträgen bis zu 1 ^ durch Verwendung von Marken berechnet. Für das Abladen der Einzelgüter von den Fuhrwerken der Absender und für das Ausladen auf die Fuhrwerke der Empfänger, Boten usw. ist eine Mindestgebühr von 5 festgesetzt.

Eßlingen, 20. März. Die Zeitungsnachricht, daß der deutsch-nationale Handlungsgehilfenverband, Sektion Eßlingen, derzeit Unterschriften unter den hiesigen Ladeninhabern sammle zum Zweck der Herbei­führung des Ladenschlusses an Sonn- und Feiertagen um 1 Uhr, beruht insofern auf einem Irrtum, als sich der genannte Verband hier nur um die Herbei­führung des Ladenschlusses um 2 Uhr bemüht, wofür auch 3/i der hiesigen Ladeninhaber gestimmt haben. Von einem völligen Ladenschluß an Sonn- und Feiertagen muß man, wie anderwärts, auch hierorts vorerst vollständig absehen.

Lorch, 17. März. Heute haben die Gemeinde­kollegien die Einführung elektrischen Lichtes und den Anschluß mit der städtischen Straßenbeleuchtung und den öffentlichen Gebäuden an dasselbe beschlossen. Den elektrischen Strom liefert die Firma Gebrüder Daiber hier. Gleichzeitig wurde die Erhebung von Viehmarktstandgeld als nicht mehr zeitgemäß und belästigend aufgehoben.

Friedrichshafen, 18. März Der jedes Jahr hier stattfindende Dienstbotenmarkt war von Bauern und Tiroler Hutkindern gleich gut besucht. Außer einigen gestrigen Vorboten traf das Gros von 272

Vereinskindern unter Aufsicht von 4 Geistlichen mit SonderbootKaiser Franz Josef" um ffs8 Uhr heure ein. Ein kleiner Nachschub dem Vereine nicht zu­gehöriger Kinder traf heute ein. Bei dem großen Dienstbotenmangel sind die Kinder Buben und Mädchen sehr anspruchsvoll in ihren Bedingungen. Einige wollen einen gemeinsamen Platz, andere in die Nähe von Stadt und Eisenbahn, wieder andere wollen es nicht so streng. Nachdem Bauern und Kinder sich auf der Straße geeinigt hatten, begaben sie sich in das Vereinsstandquartier, in das Gasthaus zum Rad, um ihren Vertrag durch Geistliche und Bauern schrift- lich abzuschließen. Die Löhne bewegen sich zwischen 50 und 150 doppelter Kleidung und 5 ^ Haft- geld. Ein Bube mit 15 Jahren, entsprechend stark, bekommt 100 und übliche Kleider. Der Zuspruch rings aus dem württembergischen und badischen Hinter­land ist trotzdem sehr groß. Ein kleiner Rest konnte nur nach Ravensburg abgehen auf den dortigen Markt.

Neubulach, 18. März. DasNeue Tagblatt" und derSchwarzwälder Bote" berichten, das alte Silber- und Kupferbergwerk hier solle wieder in Betrieb gesetzt werden. Vom alten Stollen aus, der vom Seitzental her einen Eingang habe, solle der Gang weiter in den Berg hinein getrieben werden. Diese Nachricht verdankt Wohl einem frühzeitigen Aprilscherz ihre Entstehung. Tatsache ist lediglich ein Versuch, den obersten der drei Stollen des alten Bergwerks im Ziegelbachtal für Touristen und Geologen wieder gangbar zu machen. Der Eingang desselben, ist durch herabgestürzte Felsen verschlossen gewesen. Nun kann man eine schöne Strecke im alten engen Gang Vordringen, bis ziemlich tiefes Wasser weiteres Vordringen verhindert. Auch der Eingang des zweiten Stollens ist durch einen gewaltigen Felsblock verschlossen. Der Eingang deS dritten Stollens ist anläßlich der Erbauung der Altbulacher Wasserleitung zugemauert und verschlossen worden.

Vaihingen a. Enz, 16. März. Dem heutigen Viehmarkt wurden von auswärts zugeführt: 50 Ochsen und 950 Stück sonstiges Vieh, dazu von hier etwa 50 Stück, zusammen 1050 Stück. Der Handel ging im allgemeinen flau, nur in fetter und gut stark an­gefleischter Ware war starke Nachfrage.

Vermischtes.

Folgendes nette Geschichtchen erzählt dieFrkf. Oderzeitung": Der Staatssekretär Kralle bereiste mit einem seiner Räte einen Oberpostdirektionsbezirk, und der Oberpostdircktor schließt sich beiden an. Alle drei sind Junggesellen. Auf einem Postamte fragt der Staatssekretär einen jungen Beamten: Wie ich sehe, sind Sie schon verheiratet?" Sie sind doch noch recht jung!" Treuherzig antwortete der Angeredete:Ja, als Junggeselle verbummelt man zu sehr." Die drei Herren lachten recht herzlich und fuhren von dannen.

Achern, 9. März. Wie die Mittelb. Nachr. berichten, ist dieser Tage in dem der Granitgesellschaft Zwingenberg gehörigen Stcinbruch am Buchwald in Furschenbach ein Felsstück von ganz ungewöhnlicher riesenhafter Dimension losgesprengt worden. Es hat

Anna," sagte er einfach.Wo alle gehen, soll ich hinter dem Ofen hocken?« Dann würdest Du mich selbst nicht mehr lieben. Gott wird mich schützen!" fügte er hinzu und faltete die Hände,ich hoffe fest, daß Du einst mein eigen werden wirst." Diese Hoffnung betrog ihn nicht, er kehrte unversehrt aus den mörderischen Schlachten zurück und führte die Tochter des Försters heim. Später, als sie schon lange miteinander verheiratet waren, hat sie ihm einmal erzählt, wer eigentlich den Bedienten, Jean Testat, erschossen habe, und ihr Mann hat sie nie deshalb getadelt.

Gleichfalls für den Kampf um das Vaterland gerüstet, erschien Kaschle, die nie fehlende Büchse auf der Schulter.Behüt' Sie Gott, Herr Baron," sagte er schlicht,ich trete bei den Lützowschen Jägern ein. Die Frau Baronin nimmt meine Anna mit nach Berlin, mein Kind bleibt in Ihrem Hause, so ist für sie gesorgt. Ich weiß, Sie werden sie nicht verlassen, auch wenn ich falle."

Tief bewegt umarmte der Baron den Mann, der ihm in den Zeiten der Trübsal und des Elends ein Freund geworden war.Auch Du, mein Ge­treuester von allen!" klagte er, und die Tränen standen ihm in den Augen.Bon Dir wird mir der Abschied schwer. Gott schütze Dein teures Leben, daß wir uns Wiedersehen mögen!"

Die beiden Männer hielten sich fest umschlungen, eine tiefe Rührung bemächtigte sich aller Anwesenden, die Frauen schluchzten leise in ihre Schürzen hinein. Endlich trat der alte Sendukat heran und sprach

mit bewegter Stimme:Herr Baron, hier sind meine sechs Söhne. Fünf gehen mit, und nur einer muß hier bleiben, weil er einen steifen Arm hat und kein Gewehr mehr regieren kann. Aber wenn Sie nun nach Berlin reisen, vielleicht auf lange Zeit, so werden ich und mein Aeltefter über Ihr Eigentum wachen, als wäre es das unsere, und wehe dem, der auch nur eine Kartoffel von Ihren Feldern stiehlt!" Er sah sich drohend im Kreise um.

Das tun wir nicht!" erscholl es ringsum.Das Eigentum des guten Barons wollen wir ehren!" riesen alle.

Durand dankte dem Alten freundlich, dann kehrte er mit seinem Freunde Brandenstein in das Schloß zurück, es gab nun viel zu ordnen und zu be­sprechen. Die Leute zerstreuten sich, und der Tag, der mit Mord und Greuel zu beginnen gedroht hatte, war für alle ein erhebender Freudentag geworden. Als am Nachmittag die kampfesmutige Schar singend zum Dorf hinausmarschierte, um in Raftenburg in Reih' und Glied gestellt zu werden, zog sie auch an dem Hause des Schneiders vorbei, und ein Hohn­gelächter unterbrach den Gesang. Petereit aber lag tief im Bett, unter Federkisfen vergraben, und schwitzte, gewaltig, hauptsächlich aber aus Angst, man könnte ihn doch noch zum Soldaten Pressen wollen.

Sie zogen aus, und sie kamen alle wieder, nur Lauckner nicht. Er fiel in der Schlacht bei Leipzig. Kaschke focht neben ihm, er fing den Wankenden auf und trug ihn aus dem Getümmel unter einen Baum, wo er ihn sanft niederlegte.Grüße den

laron v. Durand," flüsterte der Sterbende,und rge ihm, ich hätte meine Schuld gegen ihn mit reinem Leben an das Vaterland bezahlt."

Werd's bestellen, braver Kamerad!" antwortete er Förster und drückte ihm die Augen zu.Auf Liedersehen im Himmel!" Mit dieien Worten eilte c in die kämpfenden Reihen zurück und half die Völkerschlacht zu Ende schlagen.

Ehe Baron v. Durand mit seiner Mutter Schloß salkenwalde verließ, um nach Berlin zu reisen, sandte c noch einen Boten nach Groß - Rauschen zu Kle- lentine und Jadwiga.

Als der Bote Jadwiga im Aufträge von Herrn . Durand selbst zu sprechen begehrte, erschrak sie, enn sie vermutete natürlich nur eine scharfe Strafe ür ihr gehässiges Betragen. Der Mann überreichte zr einen Brief aus dem eine große Summe Geldes , Scheinen herausfiel. Frau Baronin selbst hatte inige gütige, verzeihende Worte geschrieben, mit der litte, die Summe als Geschenk anzunehmen für die cste Zeit der Heimatlosigkeit, da doch Groß-Rauschen erkauft werden mußte.

Mit einem letzten Nest von Stolz packte Jad» liga das Geld zusammen, siegelte es ein und gab s dem Boden wieder mit.Sagen Sie der Frau Zaronin, ich würde Lockvogel in einer Spielhölle in Barschau und träte bereits am 1. April meinen Kosten dort an!" rief sie mit grimmigem Hohn dem Holen zu.Sie möchte ihr Geld selbst behalten, ür mich ist gesorgt!"

(Schluß folgt.) ^