vermischtes

Die Gabelsbergersche Schule hat trotz ihrer alle anderen Schulen weit überragenden Größe die Ergebnisse der auf 30. Juni 1903 vorgenommenen Zählung, niedergelegt in dem vom K. stenographischen Institut zu Dresden herausgegebenenJahrbuch", wiederum als erste veröffentlicht. Darnach hat die Gabelsbergersche Schule auf 30. Juni 1903 ins­gesamt 1949 Vereine mit 75174 Mitgliedern ge­zählt (Zuwachs gegenüber dem Vorjahr 41 Vereine und 3737 Mitglieder). Unterrichtet wurden im Jahre 1902/1903 an 2148 Lehranstalten 71 234 Schüler, in Vereins- und Privatkursen 33226 Personen, zusammen 104 460 Anfänger (Zuwachs 1663). In Württemberg wurden gezählt 61 Vereine, 3336 Mitglieder und 3602 Unterrichtete, was einen Zu- wachs gegenüber dem Vorjahre bedeutet von 6 Vereinen, 513 Mitgliedern und 264 Unterrichteten.

Wegen Fortnehmens einer Zeitungsnummer von der Türklinke wurde eine Frau vom Schöffen­gericht in Königshütte zu einem Tag Gefängnis verurteilt.

Bei Reuters Telegraphenbureau ist, wie derKladd." hört, für den Krieg wieder eine ganze Anzahl vonErfindern" angestellt worden.

Wanzenau i. Elf., 16. Febr. Die Witwe Acker, unter dem NamenPercalwewere" im Dorfe bekannt, feiert heute ihren 100. Geburtstag. Bis auf den heutigen Tag haben sich Gesicht und Gehör bei ihr gut erhalten; auch sonst erfreut sie sich noch ver­hältnismäßig guter Gesundheit. Ihre zwei ledigen Töchter, die bei ihr wohnen, haben auch schon ein Alter von etwa 70 Jahren erreicht. Am Samstag nachmittag überreichte der Kreisdirektor der Jubilarin zu ihrem Gedenktage 300 als Geschenk des Kaisers. Die Gemahlin des Kreisdirektors beschenkte die Greisin mit einer Flasche Champagner und einer feinen Torte. Der Bescherung wohnten der Bürgermeister und der Pfarrer bei. Der kaiserliche Statthalter hatte schon am Morgen dieGlückliche" mit einem Geschenk von 100 durch die Post bedacht. Auch die Gemeinde ließ ein Geschenk überreichen. Der Schützenverein verkündete das Fest durch Böllerschüsse, und der GesangvereinFidelitas" brachte der Jubilarin am heutigen Tage ein Ständchen.

Im Alter von 104 Jahren gestorben ist in der Nähe von Lenzer ich, Regierungs-Bezirk Osnabrück, ein gewisser Knüwen, der bis zuletzt noch Arbeit ausgeführt hatte. Knüwen stammt aus einer besonders langlebigen Familie. Seine Mutter erreichte das Alter von 95 Jahren, seine Schwester wurde sogar 97 Jahre alt.

Vor 40 Jahren, am 15. Februar 1864, fror der Rhein zu und auf seiner festen Decke ver­gnügte sich das Volk. In Mannheim schob man Kegel, Küfer fertigten Fässer, Glaser Fenster, Schuh­macher Schuhe an. So machte damals der Schuh­macher Sperling vor den Augen der Menge ein Paar Schuhe für die Großherzogin, die huldvollft angenommen wurden.

In bayer. Burtenbach verbrühte sich das 2 jährige Söhnchen des Mühlenbesitzers Arnold mit

heißem Wasser derart, daß es bald darauf starb. Das Kind war gegen die Mutter gesprungen, die gerade einen Kessel siedenden Wassers aus dem Ofen heben wollte, und hatte den Kessel umgestoßen.

Soll ich Dich mal in den Wurstkessel werfen?" Mit diesen scherzhaft gesprochenen Worten hielt ein Arbeiter in Blickershausen bei Hann.-Münden seine Nichte, das dreijährige Töchterchen des Schuh­machers A., während des Wurstmachens über den dampfenden Wurstkessel. In demselben Augenblick entglitt das Kind seinen Armen und fiel vor den Augen der entsetzten Mutter (einer Schwester des Arbeiters) in die kochende Brühe. Das Kind konnte zwar noch lebend herausgezogen werden, war aber gänzlich verbrüht und starb nach kurzer Zeit.

In Weddendorf (Kr. Gardelegen) wurde eine große Bauernhochzeit gefeiert. Der Hochzeitszug be­wegte sich auf etwa 20 Wagen mit Musik zur Kaltendorfer Kirche, geführt von mehreren geschmückten Reitern. Bei dem Hochzeitsmahl wurden verzehrt 2 Ochsen, 8 Stück 34 Zentner schwere Schweine, 6 Hammel, 14 Gänse, 10 Hühner, mehrere Puter, 200 Kuchen, 20 Torten und mehrere Faß Bier.

An die Weibertreue in Weinsberg erinnert ein Schauspiel, welches man in voriger Woche hier in Unterreichenbach mehrere mal sehen konnte. Infolge des Hochwassers der Nagold ist der Weg an der Brücke beim Waldhorn, welcher von Goldschmieden von Hohenwarth und Schellbronn benützt werden muß, überschwemmt. Die Männer nahmen ihre Frauen auf den Rücken und ebenso die Großen die Kleinen, und so gings durch das Wasser mit Hurrah und aber auch mit Angstschreien. Da kam es nun auch vor, daß ein Arbeiter einen Stift hinübertrug, wobei der Arbeiter ins Wasser fiel und ganz durchnäßt wurde. Der Stift aber blieb ruhig auf dem Rücken des Arbeiters sitzen und kam unversehrt hinüber. Zum Schaden hatte der Arbeiter auch noch den Spott zu tragen.

Von der bayer. Grenze, 12. Februar. In Donauwörth wurde während des Marktes am letzten Dienstag eine Depesche angeschlagen, in welcher es kurz hieß:Berlin .... Der Krieg ist erklärt!" Die Leute meinten nun nichts anderes, als daß zwischen Deutschland und Frankreich Krieg aus­gebrochen sei, und verließen eiligst den Markt, um die heimatliche Scholle vor dem anstürmenden Feind zu schützen.

Ein neuer Heiratsschwindel wird augenblicklich in Zeitungsinseraten auf den Namen einer jungen Amerikanerin mit einem angeblichen Barvcrmögen von 200000 Dollars versucht. Als Honorar werden 2°/o der Mitgift, zahlbar nach der Hochzeit, gleichzeitig aber auch die sofortige Einsendung eines Vorschusses von 50 für Reisekosten und sonstige Spesen ver­langt. Die Briefe des Schwindlers datieren aus einem Städtchen in Ungarn.

(Auf dem Kopfe stehen.) In Bärwalde kamen mehrere junge Menschen auf den unseligen Gedanken, zu erproben, wie lange man auf den Kopf stehen könne. Ein Meier erklärte sich bereit, eine halbe Stunde lang diese Stellung einzunehmen, und schloß eine Wette ab. Auf die Arme gestützt und die Beine

an eine Wand gelehnt, vermochte er sich wirklich eine halbe Stunde lang in dieser Lage zu halten. Bald darauf wurde er ohnmächtig, und als er erwachte verfiel er in Tobsucht. Man veranlaßte seine Ueber- sührung in ein Krankenhaus und steckte ihn in die Zwangsjacke: aber sein Zustand schien sich nur noch zu verschlimmern, und die Zwangsjacke war für ihn nicht stark genug. Der Tobsüchtige mußte ins Irrenhaus gebracht werden.

Für Gartenbesitzer und Blumenfreunde ist es jedesmal ein Ereignis, wenn ein neuer Kata- log von M. Peterseim's Blumengärtnereien in Er- furt erscheint. Der diesjährige wird eingeleitet durch die Worte:

Mein höchster Wunsch war einst ein kleines Feld",

Ein Garten, eine Quelle nah am Haus",

Und etwas Wald dazu. Horaz."

Es ist ein mit viel Liebe für Blumen und Pflanzen geschriebenes Gartenbuch. Dasselbe wird jedermann man wende sich direkt an die Firma kostenlos zugestellt.

Aus der Faschingsnummer Jahrgang Nr. 74 der Münchener Neuesten Nachrichten Ohne Sorgen- Blatt. ReichS-Generalanzeiger des Prinzen Carneval mit lauter unverbürgten Nachrichten: Folgende Titel wurden verliehen: Hrn. Großmetzgermeister Zuwag der Titel Ober-Schweinedirektor im Range eines Regierungsdirektors. Die HH. Charkutiers Wampe­mann und Schwartinger wurden zu Wursträten, Hr. Bäckermeister Mehlwurm zum kgl. Laiblinspektor befördert. Hrn. Schuhmachermeister Absatz wurde der Titel eines Wirkl. Geheimen Sohlrats verliehen. Die Trambahnschienenritzenreinigungsvorarbeiterin I. Klaffe Natalie Schnips erhielt nach 25 jähriger Dienst­zeit den erbetenen Abschied bewilligt mit Erlaubnis zum Tragen der Uniform einer Trambahnschienen­ritzenreinigungsarbeiterin I. Klasse mit Dienstalters­abzeichen und Ehrenbesen und Aufforderung zur Wahrnehmung einer Stelle im kgl. Hoftheater­ballettkorps.

Lange Kerle bevorzugt; Bildung Neben- sache. Einem Augsburger Zentrumsblatt entnehmen wir folgendes Inserat: Talentvolle Jünglinge von 15 Jahren oder älter, die sich berufen meinen zum Priesterstande in einem Pur beschaulichen Orden, können Ostern 1904 kostenlose Aufnahme finden. Vorstudien nicht unbedingt nötig, jedoch empfehlen^, wert. Briefe mit Angabe des AlterS, dek GrW^und - des Gesundheitszustandes sind nebst Zeugnisabschrift vor Dreikönigen zu richten an Pfarrer C. Scheiberling. Achel (Belgien.)

(Eine sorgliche Gattin ) Herr:Sie haben ja runde Taschentücher, Herr Professor."Professor: Ja, meine liebe Frau ist ungehalten, daß ich die Taschentücher durch meine vielen Knoten so ruiniere, und da will sie mir die Sache jetzt etwas erschweren."

^Sittliche Entrüstung.) Pensions-Vorsteherin: Fräulein Gleichen, Sie haben erzählt, im Traum von einem jungen Herrn geküßt worden zu sein. Derartige unziemliche Träume kann ich nie und nimmer in meinem Institut dulden."

wissen, zu welchem Zweck man die achten Dragoner Ihnen in das Haus gelegt hat."

Marschall Macdonald machte mir aus seiner Durchreise einige Andeutungen, die mir völlig un­verständlich waren," erwiderte Durand gleichmütig.

Sol Nun, dann werde ich Ihnen die nötige Aufklärung zuteil werden lassen, ohne jeden Um­schweif. Sie stehen im Verdacht, einen verwundeten Preußischen Spion in Ihrem Schlosse zu beherbergen und zu Pflegen, und Sie sind durchaus nicht der Freund unserer Nation, für den man Sie eine Zeit lang leider hielt. Deshalb werden wir jetzt eine genaue Haussuchung bei Ihnen vornehmen, und wenn wir den Preußen finden, werden wir Sie gegen die Mauer Ihres eigenen Schlosses stellen und erschießen."

Meine sämtlichen Räume stehen zu des Herrn Oberst Befehl!" entgegnete Durand mit tiefer Ver­neigung.

Denken Sie daran, daß ich diese alten Kasten von Schlössern genau kenne!" fuhr Beauchamp grimmig fort.Sie sind mehr oder minder alle ähnlich erbaut, und ich habe in der Vendee schon manchen Edelmann aus seinem letzten Versteck her­vorgezogen, wenn die Rcvolutionstruppen das Schloß erstürmt hatten!" Ein brutales Lächeln flog dabei über seine widerlichen Züge.

Sie werden uns auf unserer Rundreise durch Ihr Schloß begleiten, mein Herr Baron," fuhr Beauchamp fort,und uns nicht von der Seite weichen. Außerdem lasse ich Sie durch meine Leute

genau beobachten, damit Sie nicht etwa ein Zeichen geben können, um den versteckten Spion zu warnen."

Ich weiß gar nicht, wie ich eigentlich in diesen Verdacht komme," erwiderte der Baron kühl, im Ge- fühl vollkommener Sicherheit, da Brandenstein längst auf und davon war.

Sie einem Verhör zu unterwerfen," fuhr Beauchamp fort,würde ja doch nichts nützen. Darin sind sich alle Edelleute gleich, daß sie solche Familiengeheimnisse," er lachte roh aufnie­mals anderen Preisgeben, und ich verlasse mich mehr auf meine guten Augen, als auf Ihre Aussagen. Vorwärts also, ich werde mir nun erst einmal das Schloß von außen ansehen."

Durand zuckte leicht zusammen, die Sache war doch nicht ungefährlich. Der Franzose taxierte erst die Dicke der Mauern, die Lage der Fenster.

Mit Besorgnis bemerkte er, daß sich Beauchamp bei seinem langsamen Rundgang rings um das Schloß herum verschiedene Aufzeichnungen auf seiner Brieftafel machte. Endlich klappte der Oberst das Buch zusammen, steckte es in die Brusttasche und wandte sich zu den ihn begleitenden Offizieren: Wenn ein geheimes Gemach in diesem alten Ge- mäuer ist, so kann es nur in diesem dicken Turm da sein!" sagte er und wies mit der Hand auf den richtigen Punkt.Für den kolossalen Umfang ist ein Fenster auffallend wenig. Das ist ja wohl das Fenster, in dem nachts das Licht von Falkenwalde brennt?" fragte er Plötzlich den Baron, sich unver­mittelt zu ihm umwendend.

Durand bejahte, der Franzose war gut unter­richtet.

Außerdem sehe ich daneben ein kleines Schieß« loch!" fuhr Beauchamp fort,also können Luft und Licht zu dem Raum Zutritt haben, und der Ver­steckte braucht nicht zu ersticken."

Es sind aber mehrere solcher Schießscharten hier, die noch aus den Polenkämpfen herrühren, und die später, als die Zeiten ruhiger wurden, von innen mit einem Stein geschlossen wurden," bemerkte Kaschke ehrerbietig.Sehen der Herr Oberst hier!" Er stieß mit dem Stock, den er in der Hand hielt, in eine derartige Oeffnung, die sich in Mannes­höhe über dem Erdboden befand, der Stock stieß auf Stein.

Beauchamp runzelte die Stirn, dieser Umstand war sehr fatal und erschwerte das Suchen gewaltig. Was ist das für ein Kerl?" fuhr er den Baron an.

Mein Bedienter, er ist schon lange in meinem Hause und kennt jeden Winkel."

Nun, wir werden ja sehen. Einstweilen soll kein Winkel in Ihrem Hause undurchsucht bleiben."

Auch die Gemächer meiner Mutter nicht?"

Auch diese nicht. Wir setzen eben Zweifel in Ihre Loyalität, Herr Baron."

Das ist rücksichtslos, und ich weiß nicht, ob Marschall Macdonald dies Vorgehen billigen würde."

Jetzt habe ich hier zu befehlen."

(Fortsetzung folgt.)

Redaktion, Druck und vertag von L. Me eh in Neuenbürg.