Obgleich die Gefahr einer Einmischung Dänemarks in den russisch-japanischen Konflikt nicht naheliegend scheint, gedenkt die Regierung doch, wie „Ritzaus Bureau" erfährt, eine Untersuchung darüber anzustellen, ob die dänische Seeverteidigung in einigermaßen kurzer Frist in vollständige Bereitschaft gebracht werden kann. Kleineren Mängeln, die sich dabei zeigen dürften, soll abgcholfen werden, ferner sollen aus diesem Anlaß 1500 Mann für die See- forts einberufen werden.
Die von der amerikanischen Diplomatie mit lautem Tam-Tam eingeleitete Aktion zur Neutralisierung Chinas im russisch japanischen Krieg verläuft gerade nicht nach den Wünschen der Staatsmänner in Washington. Bis jetzt haben von den Mächten nur Frankreich und Italien ihre formelle Zustimmung zu der amerikanischen Anregung gegeben, Oesterreich- Ungarn aber hat sogar abgelehnt, auch England macht Schwierigkeiten. Von Rußland und Deutschland sind noch keine Antworten in Washington eingegangen, Japan will seine Antwort auf den amerikanischen Vorschlag von der Haltung Rußlands zu demselben abhängig machen. Vermutlich werden sich aber weder Rußland noch Japan sonderlich um internationale Abmachungen betreffs der Neutralisierung Chinas kümmern.
Paris, 15. Febr. Die Herausgeber der hiesigen Zeitungen beschlossen in einer heute Nachmittag abgehaltenen Beratung mit allen gegen eine Stimme die Eröffnung einer gemeinsamen Sammlung von Geldbeiträgen zugunsten der Verwundeten des russischen Heeres.
Petersburg, 15. Febr. Die russische Post- Verwaltung hat nunmehr jeden Transport nach Ostasien über die sibirische Bahn gesperrt. Künftig sind infolgedessen auch die Briefsendungen nach Peking, Tientsin und Tongkin über Suez zu befördern.
Der ostasiatische Krieg und der Geldmarkt. In hiesigen Bankkreisen ist man im allgemeinen der Meinung, daß die Geldverhältnisse in Deutschland weniger von dem russisch-japanischen Kriege berührt werden, als allgemein angenommen wird. Ein höherer Bankbeamter äußerte sich zu einem unserer Herren Mitarbeiter darüber etwa folgendermaßen: .Im Gegensatz zu vielfach geäußerten Ansichten bin ich der Meinung, daß der hiesige Geldmarkt durch den Ausbruch des Krieges fast gar nicht berührt wird. Die deutschen Banken sind tatsächlich weniger an russischen Werten beteiligt, als man gewöhnlich anzunehmen Pflegt. Der Schaden wird mithin nicht bemerkenswert sein. Für Privatbesitzer russischer Papiere führt der Konflikt selbstverständlich zu unangenehmen Folgen. Anders wie im deutschen Reiche im allgemeinen liegen die Dinge in Frankreich, wo das nationale Kapital stark in Russenwerten engagiert ist. Dort ist auch das Börsengesetz viel liberaler gestaltet als bei uns. Die Folge davon ist, daß die russischen Papiere in der Nachbarrepublik im großen Publikum viel mehr Eingang gefunden haben als in Deutschland. Fast alle Schichten der französischen Bevölkerung sind somit direkt an den kriegerischen Ereignissen interessiert. Sollte sich Rußland eine völlige Niederlage von Japan holen, so würde das
hatte, er blickte umher und entdeckte zu seinem !
Schrecken im Graben neben dem Wege einen bluten- den, offenbar sterbenden Menschen. Ihn erfaßte das Mitleid. Er sprang hinzu und richtete den Mann, der eine Schußwunde in der Brust hatte, empor. Mühsam schlug der Verwundete die Augen auf, dann aber ging ein Blitz des Erkennens durch die bleichen Züge. „Sind Sie nicht der Bediente aus Groß-Rauschen von den Fräulein v. Selnitzka?" stammelte der Mann.
„Ja, der Lin ich. Was kann ich für Sie tun? Haben die Franzosen Sie niedergeschossen?"
Der Verwundete nickte. „Ich wollte noch vor ihnen in Falkenwalde ankommen, aber ihre Pferde waren schneller; sie hatten Wohl schon Verdacht geschöpft und riefen mich an, ich antwortete nicht und lief weiter, da traf mich die Kugel. Was fragen die Franzosen nach einem Menschenleben! sie haben wohl mehr auf dem Gewissen. Ich sterbe! Aber nun müssen Sie meine Botschaft übernehmen, Sie sendet mir der Himmel!"
„Was soll ich tun?" fragte Jean den Armen, der sichtlich schwächer wurde.
„Retten sie den Baron v. Durand. Das Ge- heimnis mit der Waffenkammer ist den Franzosen verraten. Der jüdische Händler in Wilna hat aus Furcht vor französischen Mißhandlungen gestanden, daß er dem Baron Waffen für Preußens Erhebung verkauft habe, und es ist möglich, daß diese Reiter, die noch in Preußen sind, es noch nicht wissen. Ich war einer von den Paschern, die den Transport
in Frankreich ganz bedeutende Folgen nach sich ziehen. Die Verbreitung der russischen Geldwerte im ganzen Lande verteilt zwar den Druck, der durch einen für Rußland unglücklichen Krieg erzeugt werden muß, es würden aber dafür auch kleinere Existenzen getroffen werden. Im Falle nun der französische Geldmarkt durch einen für das Zarenreich ungünstigen Ausgang des Krieges schwer zu leiden hätte, so würde dies allerdings Rückwirkungen auf die deutschen Geldver- hältniffe äußern, da deutsche und französische Banken vielfach Beziehungen unterhalten."
Preßstimmen über den Krieg.
Die „Frankfurter Zeitung" schreibt: Wir schätzen das strebsame, tatkräftige Volk der Japaner, in dessen Kultur auch ein gutes Stück deutscher Wissenschaft und Bildung steckt, aber wir können nicht übersehen, daß die Ziele seines Ehrgeizes nicht die unsrigen sind, und daß sie diese Ziele durch Mittel zu erreichen suchen, die wir nicht billigen können. Wenn die Losung ausgegeben wird: „Gelb oder Weiß", dann halten wir es immer noch lieber mit den Weißen als mit den Gelben.
Die „Hamburger Nachrichten" lassen sich folgender- maßen vernehmen: Was Deutschland betrifft, so kann dies die Aktion Rußlands nur mit dem Wunsche begleiten, daß es als Sieger aus dem Kampfe hervorgehen möge. Die Berechtigung dieses Wunsches ergibt sich nicht nur aus dem Umstande, daß Rußland der Repräsentant der Weißen gegen die gelbe Rasse ist, sondern auch dem großen Interesse, welches Deutschland daran hat, daß Rußland auf der Höhe seiner Macht bleibt und imstande ist, sowohl in der internationalen Politik, wie im Kampfe gegen die modernen subversiven Gewalten, die alle Staaten bedrohen, als roeüer äs bronre weiter zu bestehen, an dem sich die Revolution bricht. Weiter freilich kann und darf Deutschland nicht gehen, solange es nicht durch ein Umsichgreifen des Krieges in seinen eigenen Interessen dazu genötigt wird. Wohlwollend neutral, mit ernster Teilnahme für Rußland, bewußt dessen, was es seiner eigenen Würde und seiner historischen Tradition schuldig ist, wird es dem weitern Verlaufe des Krieges abwartend gegenübcrstehen, stets bereit, innerhalb der Neutralität für sein Teil dafür zu sorgen, daß der Krieg möglichst lokalisiert bleibt.
Frankreich hat endlich nach längeren Verhandlungen einen neuen Vertrag mit Siam durchgesetzt, durch welche der französische Einfluß in diesem hinterasiatischen Reiche eine weitere wesentliche Stärkung erfährt. Es kann Wohl kaum einem Zweifel unterliegen, daß Siam mit der Zeit zu einer Art Vasallenstaat Frankreichs herabsinken wird.
London, 15. Febr. Lord Roberts, der Generaladjutant Sir T. Kelly Kennt) und ein größere Anzahl höherer Offiziere fanden am vergangenen Freitag Briefe vor, worin ihnen in schroffer, amtlicher Form mitgeteilt wird, daß man ihrer Dienste nicht mehr bedürfe. Lord Roberts und die anderen derart verabschiedeten Offiziere verließen sofort das Kriegsministerium. Die „Daily News" bemerken zu dieser Angelegenheit: „Diese einzig dastehende Behandlung
über die Grenze leiteten, der Baron bezahlte uns gut, und wir hielten es alle mit den Preußen und Russen und nicht mit dem Teufelszeug, den Franzosen. Und als ich in Wilna hörte, daß der Jude geplaudert hatte, machte ich mich sofort auf den Weg, um den Baron zu warnen; es kostet mir das Leben. Aber die Selnitzkas haben ja immer zu Herrn v. Durand gehalten, das weiß ich, einem andern hätte ich es kaum sagen dürfen, seine Leute sind böse auf ihn und hätten die ganze Sache gar nicht verstanden!" Das Haupt des Verwundeten sank schwer zur Seite, aber noch einmal raffte er sich mit aller Willenskraft auf. „Nur der Förster und der Baron wissen darum, und wenn es die Franzosen erfahren, sind beide verloren. Sagen Sie einem von diesen beiden, was ich Ihnen erzählt habe, sie möchten die Tür zu der geheimen Waffenkammer versichern; die Feder entzwei schlagen, das wäre das beste, dann finden die Franzosen den Versteck nimmermehr, auch wenn sie davon gehört haben. Retten Sie die beiden edlen Männer, retten Sie Ihrem Lande den Schatz, den der Baron v. Durand für Preußen aufbewahrt."
Mit Aufbietung der letzten Kräfte hatte der Sterbende diese Worte noch hervorgestoßen; jetzt war es zu Ende. Ein seltsames Zucken lief durch den ganzen Körper, die Glieder streckten sich, und auf die Lippen trat blutiger Schaum. Die Augen öffneten sich weit, sie nahmen einen starren, verglasten Ausdruck an, und Jean erkannte, daß er einen Toten in seinen Armen hielt. Langsam ließ
dieser öffentlichen Beamten, die man entlassen hat ohne ein Wort der Anerkennung oder die geringste Andeutung, daß man ihre Dienste in irgend einer anderen Eigenschaft benötigen könne, wird im ganzen Lande einen Sturm der Entrüstung Hervorrufen."
London, 16. Febr. Der „Standard" ist in der Lage, mitzuteilen, daß der Herzog von Connaught für den Posten des Generalinspekteurs der Truppen ausersehen ist.
Markirch, 15. Febr. Der russisch-japanische Krieg ist auch hier nicht ohne Folge geblieben, in- dem sich in den Lieferungen nach Moskau und Ruß. land überhaupt ein starker Rückgang bemerkbar macht, und die großen russischen Handelshäuser ihre gewöhn- lichen Bestellungen nicht gemacht haben.
Karlsruhe, 16. Febr. Das Befinden des Herrn Finanzministers Dr. Buchenberger hat sich verschlimmert. Es hat sich eine neue Ausschwitzung in den Lungenhöhlen gebildet, Sie durch einen Einstich entfernt werden mußte.
Das Schwurgericht zu Thorn verurteilte den Gerichtsvollzieher Hellmut Sellke aus Briefen wegen Amtsverbrechens zu drei Jahren Gefängnis unter Anrechnung von sechs Monaten Untersuchungshaft. Er hat in über 60 Fällen zusammen 5300 Mark amtliche Gelder unterschlagen. Dadurch sind 37 Firmen oder Private geschädigt. Sein Einkommen betrug anfangs 12 000, später 6000, zuletzt 3300 ^
In mehreren Gegenden sind gefahrdrohende Ueberschwemmungen zu beklagen. Die Flüsse der südlichen Wetterau, die Wetter, die Usa, Nidder und Nidda sind teilweise ausgetreten und verursachen Ueberschwemmungen, namentlich in der Gegend von Vilbel. Infolge fortgesetzter Regenfälle haben Donau, Neckar, Nagold und andere Flüsse an zahlreichen Stellen weite Strecken württembergischen Landes überschwemmt. Der Rhein steigt ebenfalls recht bedenktich, an letzten Tagen um 1,17 Meter. Der Wasserstand beträgt jetzt 5,45 w.
Der schwere Sturm der letzten Tage hat in Liedolsheim bei Karlsruhe zwei Scheunen umgeworfen. Der Schaden, der den armen Besitzer trifft, beträgt 2000
Essen, 15. Febr. Eine dritte Talsperre mit einem Stauinhalt von 3 Millionen Kubikmeter Wasser soll für das Dolmegebiet im Kierspertal erbaut werden. Die Vorarbeiten werden demnächst beginnen.
Paris, 16. Febr. In Colombes bei Paris sind 13 Pfleglinge des Gemeindekindergartens emer von heftigen Vergiftungserscheinungen begleiteten Masernepioemie erlegen. Wie der „Matin" berichtet, hat die Untersuchung ergeben, daß die Krankheit durch den Genuß ungereinigter Milch verursacht worden sei.
Der englische Dampfer „Ieoman", mit Salz nach Kalkutta unterwegs, ist an oer spanischen Küste in der Nähe des Kaps Finisterre gestrandet. Zehn Mann der Besatzung erlranken, 72 Personen werden vermißt. Vier Reisende haben sich gerettet.
Rom, 16. Febr. Gestern abend 11 ffr Uhr wurde eine starke Erderschütterung in Reggio, Calabrien und in Messina verspürt.
er ihn in das Gras gierten, die Dorfleute, die die Leiche später fanden, würden sie auch bestatten.
— (Fortsetzung folgt.) —
(Rosegger über Hausandachten): Ich weiß Familien, die auf meinen Rat es sich angewöynt haben, allabendlich ein Kapitel aus der heiligen Schrift in ihrem Kreise zu lesen und darüber zu reden. Einer dieser Hausväter schrieb mir, man glaube gar nicht, wie sehr der ganze Mensch in diesem Buche enthalten sei, wie sehr dies alte Buch den Weitblick auch heute schärfe, wie sehr es ruhig und kraftvoll mache, wie sehr das Neue Testament das Buch sei, das uns in allen Religionsirren erleuchte. Freilich müsse man sich nicht in den Kopf setzen, immer just alles verstehen zu wollen. Dieser Mann hat mir mit wenigen Worten viel gesagt und meine Meinung bestätigt, daß trotz aller reichen Literatur es kein Buch gibt, das eine so gewaltige sättigende Kraft hat wie das Evangelium. Die Leieyungrigen, die nie und von nichts mehr befriedigt werden können, wie wäre es, wenn sie einmal zu diesem Buche greisen würden? Für die einen wäre es eine selige Erinnerung aus der Kinderzeit, für die andern eine — Novität! Und wie müßten sie staunen zu finden, daß die Bibel der Brennpunkt aller alten und neuen Literatur ist!