für die Bearbeitung der vom Kaiser herauszugebenden Volksliedersammlung fand, wie sich die .Mainzer N. N." melden lassen, am Samstag im Kultus- Ministerium statt. Es wurde eine Reihe von Beschlüssen gefaßt, darunter einer dahin gehend, daß die Sammlung nicht nur Volkslieder, sondern auch volkstümliche Lieder enthalten soll, und zwar von den altdeutschen Liedern an, bis in unsere Zeit, natürlich auch österreichische und schweizerische. Unter den Mitgliedern der Kommission befanden sich auch die Vertreter Oesterreichs: Kremser, Kirchel und Koschat, sowie aus der Schweiz: Dr. Hegar.
Gegen den Flaschenbierhandel macht die Preußische Regierung Front. Der Kultusminister, der Minister des Innern und der Handelsminister haben, nach der .Voss. Ztg.", unterm 14. Jan. an die OberPrästdenten folgenden gemeinsamen Erlaß über den Flaschenbierhandel gereicht: In einem zur Vorlage gelangten Bericht ist zur Sprache gebracht worden, daß der Flaschenbierhandel, und zwar sowohl der von festen Verkaussstätten ans wie auch der mittels Wagen betriebene, einen verderblichen Umfang angenommen habe und dazu diene, weite Kreise, namentlich der arbeitenden Bevölkerung, zur Trunksucht zu verleiten. Es wird hervorgehoben, daß von den Flaschenbierwagen aus der Bevölkerung das Bier geradezu aufgedrängt werde, daß man, namentlich in industriellen Bezirken, vielfach Gelegenheit habe, ganze Familien mit Weib und Kind und den Kostgängern betrunken in den Straßen zu sehen, und daß in den Arbeiterhäusern das auf den Tischen ständig herumstehende Flaschenbier auffalle. Von den Besitzern der Flaschenbierwagen würden ganz besonders die Lohn- und Abschlagszahlungstage benutzt, um möglichst viel Bier zu verkaufen. Es wird als dringend wünschenswert bezeichnet, den Flaschenbierhandel allgemein konzesstonspflichtig und von dem Nachweise eines vorhandenen Bedürfnisses abhängig zu machen. .... Der Erlaß ersucht um Neußerung darüber, ob und mit welcher Wirkung die durch die jetzige Gesetzgebung schon gebotenen Maßregeln zur Bekämpfung der Mißstände zur Anwendung gebracht sind und ob die zur Bekämpfung vorgeschlagene Maßregel der Einführung einer, von dem Bedürfnis abhängigen Erlaubnis zum Flaschenbierhandel zweckmäßig und durchführbar erscheint oder welche andern Vorschläge zu machen sind.
Dresden, 13. Febr. In den beiden letzten Nächten sind in Mittelsachsen neue heftige Erdbeben erfolgt. In Brand bei Freiberg erfolgten fünf starke Erdstöße unter starkem Gewitter und Hagelschlag.
Saargemünd, 13. Febr. Die ersten Frühlingsboten sind gestern durch das überschwemmte Bliestal gezogen, es waren dies eine Schar Störche, die längere Zeit hier kreisten; desgleichen sind die ersten Veilchen schon an geschützten Stellen angetroffen worden. An sonnigen Stellen ist auch die Hasel im Walde zwar nicht in Blüte anzutreffen, aber die Samenkapseln der Kätzchen sind zum Aufspringen entwickelt. Ist die Sonne günstig, so stehen sie in einigen Tagen in Blüte.
La Coruna, 13. Febr. Durch reißendes Anschwellen des Sarflusses sind mehrere Ortschaften
wußte sie sehr genau, im besten Fall blieb sie nur ein ziemlich überflüssiges Anhängsel.
Aber sie schwieg, und Jean schlich sich leise hinaus. Er dachte nach, wie er wohl das Gehörte am vorteilhaftesten für sich verwenden könne. Am vorteilhaftesten für sich und am nachteiligsten gegen den Edelmann, den er bitter haßte, weil dieser die Unbescheidenheiten, die er sich in dem unordentlichen Haushalt von Groß-Rauschen angewöhnt hatte, schon einige Male gehörig zurückgewiesen hatte. Auch den Förster haßte der falsche Mensch, trotz der Liebe, die er vorgeblich für Anna hegte; er mißtraute Kaschke völlig und hielt es nicht für unmöglich, daß die beiden in der Stille anders handelten, als sie öffentlich sagten. Sollte er nun hingehn und seinem Freunde Petereit das Gehörte erzählen, die Dorfleute noch mehr gegen den Baron aufhetzen, daß sie Rechenschaft von ihm verlangten, wenigstens über den Verbleib des angeblich verschwundenen Preußen?
Noch war Klementine mit der Toilette ihrer Schwester beschäftigt, als ein Reiter auf den Hof trabte. Der Baron v. Durand machte zu Pferde eine sehr elegante Figur, und die fehlende rechte Hand hinderte den vorzüglichen Reiter niemals in feinen Bewegungen. Er stieg ab und warf einem verschmutzten Stalljungen, der irgendwo im Stroh geschlafen hatte, statt zu arbeiten, den Zügel zu. Jean stürzte in das Zimmer, wo sich die beiden Schwestern aufhielten. .Der Herr Baron von Durand!' meldete er.
völlig unter Wasser gesetzt worden. Am meisten hat Padron gelitten. Aus der ganzen Umgegend ist die Gendarmerie herbeigeeilt. Es heißt, daß eine Anzahl von Personen umgekommen sein sollen.
London, 12. Febr. In Esher trafen heute 7 Mitglieder von der württemb. Kolonie in London ein, um der Königin von Württemberg eine Huldigungsadresse zu überreichen. Die Königin empfing die Herren aufs huldvollste in Gegenwart der Gräfin Uexküll, des Generals v. Bilfinger und des Frhrn. v. Reischach.
Bannes (Dep. Morbihan), 13. Febr. Sechs Offiziere weigerten sich bei der Austreibung von Mönchen in Ploörmel mitzuwirken. Ein Truppenaufgebot von 1800 Mann hielt die Ordnung aufrecht. Der Stabskommandant hat über die Offiziere vorläufig Arrest verhängt.
Baltimore, 10. Febr. Der ,N Fr. Pr.' wird gemeldet: Das Resultat des 38stündigen Feuers in Baltimore ist die Zerstörung von 80 Häuserblocks mit 2500 Gebäuden. Der Bürgermeister Mac Lane beziffert den Schaden auf 200 bis 300 Millionen Dollars. Die gesamten Feuerversicherungen Marylands sind mit I 267 000000 Dollars beteiligt. Eine beträchtliche Quote entfällt jedoch auf andere Plätze als Baltimore, sowie auf vom Feuer verschonte Stadtteile. Der Notstand unter den Abgebrannten ist infolge starker Kälte doppelt empfindlich. Der Kongreß, sowie die Legislatur Marylands beraten Notstands- Vorlagen.
Novoant (Metz Land), 10. Febr. Auch hier haben die spanischen Schatzschwindler ihr Glück ver- sucht, allerdings ohne Erfolg. Ein hiesiger Schreiner- Meister erhielt dieser Tage einen Brief aus Barzelona, der ungefähr denselben Inhalt hatte, wie die kürzlich bereits veröffentlichten. Daß auf solchen plumpen Schwindel tatsächlich noch Leute hereinfallen, sollte man nicht für möglich halten.
Die Hetze gegen das Heer.
In letzter Zeit hat sich bei uns in Wort und Bild eine Richtung breit gemacht, die es als ihre Aufgabe betrachtet, unser volkstümliches Heer und vor allem sein Offizierkorps verächtlich zu machen. Das ist kern Ruhm für das deutsche Volk, weil fast alles, was Deutschland in nationaler und politischer Beziehung seit dem Jahre 1864 errungen hat, in erster Linie der Kraft feines Schwertes zu verdanken ist. Ohne die Siege aus dem Schlachtfelde würde selbst Bismarcks Riesenarbeit vergeblich gewesen sein.
Die Grundlage der heeresfeindlichen literarischen Bewegung bildet das Haschen nach Sensation um jeden Preis. Ihre praktischen Ergebnisse decken sich im großen und ganzen mit den Bestrebungen der Sozialdemokratie, unser Heer herabzusetzen. Deshalb werden auch auf dieser Seite derartige literarische Erzeugnisse mit größerm Behagen breit getreten und agitatorisch gehässig ausgeschlachtet. Das ist begreiflich bei einer Partei, über deren revolutionäre, staats- und volksverderbende Ziele nur die im Zweifel sind, die nicht alle werden. Tag für Tag wird in der radikalen Presse gegen die Mannszucht gehetzt.
Erschrocken ließ Klementine die Haarbürste fallen. „Wir sind ja bei der Toilette!" jammerte sie.
„Das schadet nichts," antwortete Jadwiga schnell gefaßt, „Du bist ja angekleidet, und ich werde es so machen!" Sie warf sich wieder auf den Divan und ordnete das aufgelöste, goldrote Haar mit raffinierter Koketterie sorgfältig um sich herum, so daß es sie wie ein glänzender Mantel umhüllte.
„Ich bitte, den Herrn Baron eintreten zu lassen!" sagte sie nachlässig zu dem wartenden Diener.
Jean grinste höchst respektswidrig, „Alte Schraube!" murmelte er im Hmausgeheu. Gleich darauf trat Maximilian v. Durand ein. Auch er konnte sich kaum eines leisen Lächelns erwehren, als er diese besondere Veranstaltung Jadwigas erblickte. Aber gewohnt, sich zu beherrschen, küßte er mit vollendeter Artigkeit den Schwestern die Hand und ließ sich auf den ihm von Klementine dargebotenen Sessel nieder.
„Sie sehen mich heute etwas löger, lieber Baron," begann Jadwiga schmelzend, „aber es ist so heiß überall und die schweren Flechten drücken."
„Bewundernswert ist nur, daß Ihr zierliches Köpfchen diese Lasten tragen kann," versetzte der Baron verbindlich und nahm eine Strähne des goldigen Haares liebkosend in die Finger.
„Wissen Sie, daß wir ganz böse auf Sie sind?" fragte Jadwiga mit derselben Koketterie weiter.
„Wodurch zog ich Ihren Zorn mir zu?"
„Dadurch, daß Sie uns gegenüber Ihr Ver- sprechen nicht gehalten haben!" rief Klementine
Bei dieser, in ein System gebrachten Wühlarbeit leisten mittelbar alle Organe der bürgerlichen Presse Helfersdienste, die jene Machwerke für ernst und sogar wohlgemeint nehmen. Wenn das so weiter geht, dann werden wir in Deutschland bald eine Spezialitätenliteratur haben, die die Schmähung der Offiziere als geschäftsmäßigen Sport betreibt. Die Anfänge hierzu sind schon vorhanden, und es beweist wenig gesunden Sinn und Geschmack in gewissen gebildeten Kreisen, daß solche gehässige und verlogene Stimmungsmacherei fruchtbaren Boden findet. In der Hetze gegen das Heer liegt eine große Gefahr. Es kann nicht ausbleiben, daß die Wehrpflichtigen sich ungern dem Heeresdienste unterziehen. Sie bringen schon von Hause aus ein festgewurzeltes Mißtrauen gegen die Ehrenhaftigkeit. Tüchtigkeit und Gerechtigkeitsliebe ihrer Vorgesetzten mit zur Fahne —> alles auf Grund vereinzelter betrübenden Geschehnisse, die in der heeresfeindlichen Literatur verallgemeinert und in raffinierter Weise zur Hetzerei ausgearbeitet werden. Die unbedingt notwendige Strenge des militärischen Dienstes, die unter allen Umständen im Interesse der Armee und des Landes aufrecht zu erhaltende Mannszucht, werden den mit Vorurteilen und B-rdächtigungen gefütterten Elementen schließlich als Ausflüsse der Willkür oder mangelnden Einsicht der Vorgesetzten erscheinen. Daß Leute, die so auf den Heeresdienst vorbereitet sind, den Hauptbestandteil der innerlich aufsässigen Mannschaften bilden, liegt in der Natur der Sache. Ebenso sicher ist, daß dieser „schlechte Geist" vielfach die mittelbare Ursache bildet für die Ausschreitungen der durch die Widerhaarigkeit der Untergebenen gereizten Vorgesetzten. Diese Ausschreitungen sind natürlich stets zu verurteilen und strafbar. Aber als ungleich verwerflicher müssen die Auswüchse auf dem Gebiete der Literatur und Presse bezeichnet werden, die bezwecken, den guten Ruf des deutschen Heeres im In- und Auslande zu unter- graben. Den schlimmsten Schaden davon hat das deutsche Volk selbst.
Württemberg.
Durch Verfügung des Justizministeriums ist das Amt eines öffentl. Notars m Stuttgart dem Rechtsanwalt, Regierungsrat Dr. Schmal daselbst, dem Rechtsanwalt Friedr. Haußmann daselbst, dem Rechtsanwalt Dr. Lammfromm daselbst, dem Bezirksnotar Calwer in Welzheim, dem Bezirksnotar Weigele bei dem Bezirksuotariat Stuttgart-Stadt und dem Landgerichtssekreiar KöMk "ln Stuttgart übertragen worden.
Stuttgart, 13. Febr. Laut einem von Berlin gestern abend hier eingetroffenen Telegramm ist Leutnant Frhr. v. Wöllwarth in Omaruru seinen Wunden erlegen. — Der beim Durchbruch der Kompagnie Franke nach Omaruru verwundete Leutnant Erich Frhr. v. Wöllwarth-Lauterburg wurde am 18. August 1895 zum Leutnant im Ulanenregt. König Wilhelm (2. württ.) Nr. 20 ernannt, stand in der 3. Eskadron und ist am 20. April 1900 behufs Uebertritts in die kaiserl. Schutztruppe für Südwestafrika ausgeschieden. Leutnant Erich Frhr. v. Müll- warth-Lauterburg ist der Zweitälteste von 5 Söhnen
ziemlich heftig. Sie wurde immer übler Laune, wenn sie sehen mußte, daß ihre Schwester den reichen, vornehmen Mann ganz für sich in Anspruch nahm.
„Welches Versprechen, meine Gnädigste?" fragte Durand in harmlosem Ton, sich an Klementine wendend.
Jadwiga versetzte ihm einen leichten Schlag mit einer Haarsträhne auf die Wange. „Pflichtvergessener, wo haben Sie denn nur Ihre Gedanken? Meine Schwester hatte sich bereits so auf den versprochenen Ball in Ihrem Schlosse mit des Marschalls Offizieren gefreut, den Sie uns selbst in Aussicht stellten." Jadwiga tat, als sei Klementine etwa 17 Jahre alt.
„Ach so!" machte Durand. „Meine verehrten Damen, in dieser Sache trifft mich aber wirklich keine Schuld. Der Marschall war nämlich nur wenige Minuten mit seinem Stabe auf meinem Hof, er eilte der großen Armee nach. Ich konnte keinen Ball mit den französischen Offizieren arrangieren, denn sie stiege» nicht einmal von den Pferden."
„Das ist also wirklich wahr?" fragte Klementine aufhorchend. „Wir hörten es schon, daß Sie bei den Franzosen in Ungnade gefallen seien."
„Wer sagt das?" fuhr Durand auf und blickte die Polin forschend an. „Was hat man Ihnen erzählt?"
Jadwiga warf ihrer Schwester einen warnenden, bitterernsten Blick zu, so daß diese errötete und schwieg.
(Fortsetzung folgt.)