und gemütlichen Erbauung dienen, die Interessen des Handels und des Gewerbes, der Arbeiter und der Landwirte, sowie der Beamten, Unterbeamten, Privat- beamten und sonstigen Angestellten sollen vertreten werden.
Stuttgart, 28. Dezember. Der Dichter und Schriftsteller Th. Souchay ist in Cannstatt am 26. im Alter von 70 Jahren gestorben. Durch Gedichte und eine große Anzahl von Oratoriendichtungen hat sich der Verstorbene einen geachteten Namen erworben.
Cannstatt, 29. Dez Die Gesamtbevölkerung der Stadt Cannstatt betrug am I. Dezember d. I. 30000. Seit der Volkszählung am 1. Dez. 1900 Hot die Zahl der Einwohner um 2500 zugenommen.
Eßlingen, 28. Dez. Seitens der Daimler'schen Motorengesellschaft in Cannstatt wurde in den letzten Tagen die seit dem Brand innegehabten Räumlichkeiten der hiesigen Reparaturwerkstätte dahier verlassen und das Geschäft nach Untertürkheim verlegt.
Tübingen, 28 Dez. Von den Pferden der Brauerei zum „Waldhörnle" sind, wie die „Tüb. Chr." berichtet, vor einigen Tagen von 4 neuein- gestcllten wieder 3 erkrankt und zwar unter denselben Erscheinungen wie die früher erkrankten Tiere. Dadurch wird der Fall immer rätselhafter, denn noch immer ist es nicht gelungen, die genaue Krankheitsursache sestzustellen. Das Futter dürfte sonach nicht, wie früher angenommen, in Betracht kommen. Hervorzuheben ist, daß die Pferde isoliert im Stalle des »Anker" standen, somit mit dem Stalle des „Waldhörnle" in gar keine Berührung kamen. Auch von dem früher erwähnten Futter, das verseucht sein sollte, haben sie nichts erhalten. Zwei Pferde sind bereits in einem Zustande, der die Hoffnung auf eine Wiederherstellung nahezu ausschließt.
Rottweil, 27. Dez. Die Sektkellerei Rottweil (M. Duttenhofer) ging durch Kauf in den Besitz der Herren Stitz und Weiß aus Eßlingen — Firma C. G. Keßler — über und wird von denselben unter der seitherigen Firma weitergeführt werden.
Vom oberen Neckar, 29. Dezbr. Gestern wurde ein großer Zug Schneegänse in unserem Tal beobachtet, die südöstlich ihren Flug nahmen; ein Anzeichen kommenden Schneefalls.
Stuttgart. ^Landesproduktenbörsc.i Bericht vom 28. Dezbr. von dem Vorstand Fritz Kregiinger. Die feste Stimmung im Getreidegeschäst hat ungehalten, doch blieb der Verkehr beschränkt, es herrschte Feiertagsruhe. Die heutige Börse ist schwach besucht und wird nur sür den nötigen Konsum gekauft. — — — Mehl- Preise p. 100 Kilogramm inkl. Sack: Mehl Nr. 0: 28 .4. 50 bis 29 Nr. 1: 26 50 ^ bis
27 Nr. 2: 25 ^ ^ bis 25 .« 50^, Nr. S:
23 50 bis 24 ^ Nr. 4: 20 50 bis
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Kus Stadt» Bezirk und Umgebung.
Neuenbürg, 28. Dez. (Korrcsp.) Der Christbaumfeier des hiesigen Turnvereins folgte am Abend des Slefanseiertags die des Militärvereins. Wie bei elfterer die Turnhalle nicht alle Ankommenden zu fassen vermochte, so erwiesen sich auch hier die geräumigen Lokalitäten des Gasthofes zum „Anker" als nicht ausreichend. Mit militärischer Präzision wurde die Feier Punkt 7 Uhr von der hiesigen Musikkapelle eröffnet und von ihren flotten Weisen umrahmt, folgten die von Vereinsmitgliedern unter unermüdlicher Leitung von Herrn Lehrer Vollmer ausgeführten gesanglichen und theatralischen Nummern. Die Darsteller hatten sich alle gut in ihre Rollen eingelebt und ernteten wohlverdienten Beifall, insbesondere entfesselte der Bauer Michel im 3. Stück mit seiner unnachahmlichen Komik stürmische Heiterkeit. Sehr zum Vorteil gereichte den Darbietungen, daß die im Saal ausgestellte Bühne der zur Zeit hier weilenden Lindner'scheu Theatergesellschaft benützt werden konnte, und freudig wurde es begrüßt, daß letztere sich zur Einlage des militärischen Schwanks „Ordre ist Schnarchen" oder „Zu Befehl Herr Hauptmann" herbeiließ, der, frisch und schneidig gespielt, den Beteiligten neben besonderer Empfehlung auch einen klingenden Erfolg brachte. Angesichts des verlockenden Gabentcmpels waren die Lose bald verkauft. Freilich gab es der Enttäuschten genug, die sich statt der erhofften Gewinnnummer mit einem Berschen begnügen mußten. An die Verteilung der Gewinne schloß sich noch ein Tanzvergnügen an, das sich bis in die Morgenstunden erstreckte. Die Bewirtung verdient uneingeschränktes Lob. So darf der Militärverein alles in allem auf einen wohlgelungenen, vergnügten Abend zurückblicken.
Neuenbürg, 29. Dez. Nachdem wir nun seit 14 Tagen trockenes Wetter bei mäßigem Frost haben, wurde uns in der Nacht vom heiligen Abend zum Weihnachtsfest ein leichter Schnee bescheert, wozu man nur gewünscht hätte, daß er noch etwas reichlicher ausgefallen wäre. Der Schluß des
Jahres scheint uns noch strengere Kälte bringen zu wollen. In der letzten Nacht ist bei scharfem Nordwind und steigendem Barometer ein Thermometersturz von beinahe 8 Grad Kälte gegen etwa 0 Grad in den letzten paar Tagen eingetreten. Dabei herrscht heiterer Himmel und in den Mittagsstunden herrlicher Sonnenschein, was zu der Annahme berechtigt, daß dieses Wetter sich noch ins neue Jahr hinein fortsetzen wird.
Calmbach, 28. Dez. Schon seit mehreren Wochen haben wir hier als einen höchst ungebetenen Weihnachtsgast unter den Kindern eine Masernepidemie, die allem Anschein nach ihren Höhepunkt noch immer nicht erreicht hat. In vielen Fällen tritt die Krankheit bösartig aus und hat verschiedene Opfer gefordert, meistens Kinder im Alter von 2—6 Jahren.
Calmbach, 27. Dez. Am Weihnachtsabend ereignete sich hier ein sehr bedauerlicher Unglücksfall. Flaschnermeister Jakob Essig glitt zwischen seiner Wohnung und dem Gasthaus zum Anker aus, stürzte und erlitt einen so schweren Schädelbruch, daß er infolge innerlicher Verletzungen am folgenden Morgen starb. Er hinterläßt Frau und 7 Kinder.
Calw, 29. Dez. Als Bezirksobmann der Kriegervereine des Oberamtes wurde Stadtschultheiß Conz dahier ausgestellt.
Neuweiler, 28. Dez. In dem von 4 Familien bewohnten Gemeindehaus brach auf bis jetzt nicht aufgeklärte Ursache Feuer aus, durch das das ganze Gebäude eingeäschert wurde.
Alten steig, 28. Dez. Die Ergänzungswahl zum Gemeinderat findet am 31. Dezember hier statt. Das heutige „Tannenblatt" enthält 14 verschiedene Wahlvorschläge. Dies dürfte für die hiesigen Verhältnisse genügen. Auf einem Wahlvorschlag find die Namen der drei ältesten hiesigen Bürger, die 85, 87 und 90 Jahre zählen, verzeichnet. — Auf der Landstraße, nahe bei dem eine halbe Stunde entfernten Egenhausen, wurde gestern der 56jährige Schreiner Fr. Helber tot aufgefunden. Ein Herzschlag wurde als Todesursache festgestellt.
Pforzheim, 29. Dez. Am 1. Feiertag brach in einem Hause in Brötzingen Feuer aus. Der größte Teil der Einwohnerschaft befand sich in den Vergnügungslokalen. Zum Glück war der Teil des Gebäudes, in dem der Brand entstand, unbewohnt. Das Haupt der Familie, welche den anderen Teil bewohnte, wurde verhaftet, da man Brandstiftung vermutet.
Gedenket der Briefträger. Um die Jahreswende denken wir gern auch unsrer treuen Postboten und Briefträger, die das ganze Jahr hindurch uns unsre Post, Briefe, Zeitungen, Pakete rc. ins Haus tragen. Ihrer Gewissenhaftigkeit verdanken wir, daß wir alles Pünktlich erhalten und nichts verloren geht. Von Jahr zu Jahr vermehrt sich ihre Arbeitslast, ihre anstrengende Beschäftigung, und darum sei auch .ihrer nicht vergessen. Spende ihnen jeder nach seinen Kräften eine Gabe, die ihnen in diesen Tagen besonders willkommen sein wird.
Vermischres.
Der „Simplizissimus" Nr. 37, die bekannte Bilse- nummer, wurde dieser Tage auch in den Karlsruher Buchhandlungen konfisziert. — In einer Buchhandlung hat sich dabei folgende Szene abgespielt: Ein Herr tritt in den Laden und wünscht einen „Simplizissimus" (Bilsenummer) zu kaufen. Sie wird ihm gereicht. „Haben Sie noch mehr Nummern?" fragt freundlich der Fremde, „ich könnte noch einige brauchen." „Ja", lautet die Antwort, „wir haben noch mehr!" „Bitte, bringen Sie mir nur alle, die Sie noch haben!" Der Dienstbeflissene bringt etwa 20 Stück herbei. „Sind das auch alle Nummern, die Sie haben?" „Ja, das sind alle." „Nun gut, ich bin nämlich beauftragt, die Nummern zu konfiszieren und gleich mitzunehmen."
Ein Held von Mars-Ia-Tour. Aus Anlaß der Hundertjahrfeiern in Hannover veröffentlicht der „Hannov. Kur." folgende Erinnerung: Einen schönen Reitertod starb der erste Kommandeur des Königs- Ulanen-Regiments Oberst v. Schack in der Schlacht Mars-la-Tour an der Spitze seiner Schwadronen. Seinen Ulanen weit voran, sprengte er mit seinem Trompeter Borchers in die feindlichen Geschwader. Hundert Schritte von den französischen Kaiserin- Dragonern entfernt, ruft er dem Trompeter noch zu: „Nehmen Sie Gewehr auf und blasen Sie marsch, marsch!" dann stürmte er, Hurra rufend, auf die feindlichen Reiter los. Der Trompeter sah ihn noch die ersten feindlichen Reiter fechtend durchreiten. Plötzlich brach das Pferd des Trompeters tödlich getroffen zusammen, und der Reiter wurde noch im Sturze durch einen Stich am Beine schwer verwundet.
Der kurz vorher mit einem Befehle abgesandte Adjutant Premierleutnant von Zansen wurde von feindlichen Dragonern umzingelt und konnte sich nicht zum Kommandeur durchschlagen. Niemand bekam den Oberst in der Schlacht wieder zu sehen, und auch die Nachforschungen über seinen Verbleib blieben ohne Erfolg. Erst nach der Kapitulation von Metz erfuhr man durch einen französischen Offizier etwas über den Gefallenen. Auf der Felomark von Ville-sur-Arou hatten Einwohner dieser Ortschaft die Leiche, die eine Schußwunde in der linken Brust aufwies, am 20. Aug aufgefunden und bei einem Gehölz begraben. Nach Oeffnung des Grabes nahm man der roch vollständig begleiteten Leiche die Epaulettes, die goldene Uhr nebst Kette, Bandelier mit Kartusche und Notizbuch ab, während die Schärpe im Grab blieb. Das Grab wurde dann wieder zugeworfen, und erst im Februar 1871 konnte an eine Ueberlieferung der Leiche nach Deutschland gedacht werden. In Langensalza ruht Oberst v. Schack an der Seite seiner ersten Gemahlin. Seine von Professor Siemering geschaffene, von Kaiser Wilhelm 1. gestiftete Marmorbüste und sein von Rittmeister v Lepel im Jahr 1867 nach dem Leben gemaltes Bildnis schmücken das Kasino des Regiments.
(Das neue Ohr des Millionärs.) Eine Depesche der „Dailiy Mail" aus Philadelphia meldet, daß dem Chirurgen Dr. Neldon die vor einiger Zeit angekündigte Uebertragung eines Ohres von einem Menschen auf den anderen glücklich gelungen ist. Die Vorgeschichte dieser Operation ist nach den „Münch. N, Nachr." folgende: In einem Blatte in Philadelphia war ein.Inserat erschienen, worin einem Manne, der bereit wäre, seine linke Ohrmuschel zu verkaufen, 5000 Dollars angeboren wurden. Die seltsamen Bedingungen dieses seltsamen Kaufgeschäftes waren genau stipuliert, und es war daraus ersichtlich, daß derjenige, der darauf einginge, nicht blos das Ohr, sondern auch die entsprechende Zeit mitverkaufen müsse, um eine Transplantation der Ohrmuschel auf ein anderes Individuum zu ermöglichen. Dieses „andere Individuum" war ein Millionär, der, auf Freiersfüßen gehend, das Fehlen seiner linken Ohrmuschel schmerzlich empfano, die ihm irgend einmal irgendwie verloren gegangen war. Tatsächlich fand sich ein Mann mit einer Ohrmuschel von der gewünschten Form bereit, das Geschäft zu machen. Die Operation wurde in einem Pcivat- hospital von Philadelphia vorgenommen. Dem Verkäufer wurde zunächst die obere Hälfte des Ohres nebst einem Stücke Haut losgetrennt, so daß dieses nur durch eine schmale Hautbrücke mit der übrigen Kopfhaut zusammenhing Die Ohrhälfte wurde dann an der entsprechenden, wundgemachten Stelle am Kopfe des Millionärs befestigt. Damit die Befestigung bequem vollzogen werden konnte, wurden die beiden Patienten m ein eigens konstruiertes Bett mit den Köpfen nebeneinander gelegt. Natürlich mußte, da die Köpfe in entgegengesetzter Richtung lagen, die zu verpflanzende Oyrhälfte an der Hautbrücke, durch die sie mit ihrem bisherigen Besitzer zusammenhing, um 180 Grad gedreht werden, damit sie am Kopfe des Millionärs die richtige Lage erhalte. Es kam vor allem darauf an, daß sich zwischen dem Ohre und der Wunde am Kopfe deS Millionärs eine Blutzirkulation einstelle, indem die Blutgefässe des einen und des anderen Teils miteinander verwuchsen. Wie das Telegramm aus Philadelphia meldet, wurden am Sonntag der Käufer und der Verkäufer des Ohres von einander getrennt, nachdem sie 11 Tage miteinander verbunden gewesen waren.
Zur Verhütung des Einfrierens von Wasserleitungen wird in der „Techniker-Zeitung" folgendes Verfahren empfohlen: Man bedeckt die dem Froste ausgesetzte Rohrleitung mit einer dünnen, gleichmäßigen Schicht von Stroh, Sägespänen oder Gerberlohe. Hierauf gibt man eine Schicht faustgroßer Stücke ungelöschten Kalkes und darauf wieder eine dickere Lage irgend eines schlechten Wärmeleiters. Die ersterwähnte Schicht hat hauptsächlich den Zweck, die metallische Rohrleitung vor der Berührung mit dem ungelöschten Kalk und damit vor einer etwaigen chemischen Einwirkung zu schützen. Eine derartige Packung schützt den betreffenden Rohrstrang den ganzen Winter hindurch vor der Gefahr des Einfrierens und dem meist hierdurch bedingten Bersten. Dasselbe Verfahren läßt sich auch anwenden, so bald es sich um das Austauen einer Rohrteilstrecke handelt, wenn man sich aus irgend welchen Gründen nicht einer freien Flamme bedienen will oder kann. Mau braucht nur den Rohrstrang mit ungelöschtem Kalk