Weiusuhrwerk von Wernsberg her, saß auf dem Wagen und ist dort eingeschlafen. Den Galgenberg herab wurde Müller zwar von einem anderen Fuhrmann geweckt, allein er verließ den Wagen nicht. Das Fuhrwerk wurde nun bergab getrieben und stürzte schließlich über die Böschung hinunter, wodurch dem Fuhrmann, der ohne Zweifel unter den Wagen kam, der Schädel eingedrückt wurde, so daß er sofort tot war. Ein Verschulden trifft niemand. Die Pferde rasten mit dem Fuhrwerk noch eine Strecke weiter, bis sie schließlich angehalten wurden.
Herbstnachrichten.
Weinpreise für 3 Hektoliter.
Stetten a. H. Bis auf einige Reste , die eingekellert sind, alles verkauft zu 68-75 — Untertürkheim
Verkäufe zu 126—140 , Riesling 140—150 ,4«, einer zu
165, großer Vorrat. Die Weingärtnergesellfchaft wird Ende der Woche mit Lese fertig. Die Hofkammer beginnt heute mit der Lese. Mundelsheim Zu Preisen von 75 bis 100 -4L bis aus einige kleinere Reste vollends alles rasch verkauft. — Birkmannsweiler. Weitere Käufe zu 84 bis 88 Immer noch Vorrat. — Schwaikheim.
Käufe zu 102—110 Keltergeschält geht morgen zu
Ende. — Weikersheim. Alles verlaust bis auf etwa 50 Eimer, worunter noch recht gute Reste zu 105—115 ,4« Lauffen a. N. 75, 80, 85 und 126 -4« — Fellbach. Mittelgewächs 102—112 Bergwein 130-145 Noch ziemlich Vorrat, obgleich Verkauf heute gut. Käufer erwünscht. — Hedelfingen. Verkäufe zu 105—120 einige Ausstiche zu 135 Noch 170 Hektoliter Vorrat, worunter schöne Bergweine. Käufer erwünscht. — Stetten i. R. Preise gleichbleibend auf 100—105 „L Noch ca. 150 Hektoliter Vorrat. — Sulzgries. 200 Hektoliter Vorrat. Preis wie früher. — Asperg. Käufe zu 90 bis 105 Vorrat noch 150 Hektoliter. — Grund ach i. R. Käufe zu 95—102 Noch ziemlich Vorrat. — Assaltrach. Der Verkauf ging bei etwas sinkenden Preisen flott von statten. Die Preise bewegten sich zwischen 80 und 100 —
— Oberniebelsbach. Alles verkauft zu 120 ^
— Unterniebelsbach. Alles verkauft zu 110 bis 120 °4t Immer noch Nachfrage. — Grafen- Hause«. Bei steigenden Preisen große Kauflust. Qualität aber auch preiswert.
Heilbronn, 27. Oktbr. Die Weinlese geht allmählich ihrem Ende entgegen. Fröhlicher als seit Jahren gestaltete sie sich Heuer, blieb doch das Wetter fast immer heiler, so daß das Geschäft eine Lust war! Dazu kommt noch, daß die Menge des Weins die Schätzung vielfach übertraf, und daß seine Güte recht wohl befriedigen kann. Es ist wohltuend, auf die gedrückte Stimmung in den letzten Jahren hin, wieder einmal auch fröhliche Gesichter zu sehen und abends wieder den Gesang der Winzer frisch und Helle erschallen zu hören. Ein ordentlicher Herbst bringt immer zahlreiche Gäste, und so herrscht auch in der Stadt ein regeres Leben als sonst. Er weckt überdies auch bei dem Weingärtner, wenn er sein Gewächs an den Mann gebracht hat, wieder die Lust zum Einkauf von allerlei Waren und macht sich so in allen Kreisen der Bevölkerung fühlbar. Die reiche Ernte kommt besonders auch den Wirten zu gut. Der alte Wein war zu teuer und deshalb der Umsatz sehr klein; der Neue wird um 30 ^ ausgeschenkt. In den beiden letzten Jahren waren die Wirte auch deshalb in einer schlechten Lage, weil so viele Weingärtner ihren Wein selbst ausschänkten. Heuer scheint der Verkauf überall gut von statten zu gehen, so daß dies wenig der Fall sein dürfte.
Aus der Rheinpfalz, 27. Oktbr. Mit dieser Woche geht die Weinlese an der Haardt zu Ende. Im Aisens- Tale usw. hat das Herbstgeschäi't dieser Tage begonnen. Für je 1000 Liter Neuen wurden bewilligt: An der Ober- Haardt 185—280, an der Unterhaardt 225—450 und an i der Miit-lhaardt 300—650 „4L In letzterwähntem Rebe- I gebiet wurden noch Moste im Gewicht bis zu 144° Oechsle geherbstet. I
Cr soll dein Herr sein!
Von K. Lnöowski.
- (Nachdruck verboten.)
Die guten Freunde und getreuen Nachbarn hatten, als sie von der Verlobung des jungen Arztes Dr. med. Max Karsten mit Fräulein Herta v. Petermann hörten, dem Paar für ihren gemeinsamen Lebevsgang mehr böse Erfahrungen prophezeit, als sie dies sonst bei derartigen, frohen Ereignissen zu tun pflegten. Natürlich nicht etwa als Vergabe der üblichen Glück- und Segenswünsche, sondern in aller Heimlichkeit! Entweder beim gemütlichen Täßchcn Kaffee und selbstgebackenen Apfelkuchen, soweit sie das weibliche Geschlecht repräsentierten, oder beim Bicrskat und Tabaksqualm, als Vertreter des starken, d. h. alle Möglichkeiten scharf ins Auge fastenden Geschlechts. Zwei so Willensstärke, trotzige Menschen, wie die beiden, sollten nicht zusammen eingespaunt werden. Da gibt keins nach, paßt nur auf! Beulen und Wunden werden die Herzen davon tragen, und die Liebe wird schließlich zerflattern, wie die Fäden des Spätsommers, die sich jetzt spinnwebenfein von Baum zu Baum schwingen. So bangten sie vor der Zukunst der neu Verlobten, die einstweilen noch im Paradies ihrer jungen Seligkeit saßen und die Schlange des Eigenwillens unschädlich gemacht zu haben meinten.
Herta v. Petermann war die einzige Tochter von Frau Major Karstens früh verstorbener Jugend-
Bus Stavt. Bezirk uns Umgebung.
Wildbad, 27. Okt Auf recht bedauerliche Weise kam gestern der ca. 30 Jahre alte Fuhrmann Heselschwerdt bei Schultheiß Erhardt in Enzthal be- dienstel, ums Leben. Derselbe geriet so unglücklich unter seinen mit Büschelholz beladenen Wagen, daß der Tod nach kurzer Zeit eintrat. Heselschwerdt hinterläßt eine Frau und vier Kinder.
In Birkenfeld erhängte sich am letzten Dienstag abend der in guten Vermögensverhältnissen lebende 30 Jahre alte Bäckermeister Glauner. Der Unglückliche wird als ein leicht reizbarer Mensch geschildert. Dem Selbstmord sei ein häuslicher Zwist und Eifersuchtsszene, veranlaßt durch Foppereien im Wirtshaus, vorangegangen.
Grund ach, 28. Okt Ein seltenes Schauspiel war vorgestern zu sehen. Hoch in den Lüften schwebte bei klarem Sonnenschein ein großer Luftballon mit 3 Insassen. In halsbrecherischer Weise machte eine Person davon zum Entsetzen der Zuschauer gymnastische Uebungen an einem Trapez.
Pforzheim, 27. Okt. In der gestrigen Sitzung der Stadtverordneten wurde nach eingehender Behandlung der Beschluß gefaßt, das Elektrizitätswerk mit einem Kostenaufwand von 355 000 ^ zu erweitern. Als das neue Elektrizitätswerk an der Enzstraße erstellt wurde, im Jahre 1897 zuerst mit einem Aufwand von 166 000 mit einer Ausstattung von einer 180 Pferdestärken leistenden Dampfmaschine, 2 Kesseln und einer Dynamomaschine, sodann im Jahre 1898 mit Einrichtung einer Turbinen- anlage und einer größeren Akkumulatorenbatterie mit einem Aufwand von 385000 da glaubte die Elektrizitätskommission, auf eine Reihe von Jahren vorgesorgt zu haben. Die Steigerung des Konsums nötigte aber im Jahre 1899 zur Beschaffung einer weiteren (250 Pferdestärken leistenden) Dampfdynamomaschine mit einem Aufwand von 63 000 und im Jahre 1902 zur Aufstellung der (schon früher vorgesehenen) 3. Turbine mit einem Aufwand von 22 500 c/k! Der Verbrauch von Elektrizität ist auch in letzter Zeit wieder gestiegen; selbst in geschäftsflauer Zeit ist er nicht zurückgegangen. Es ist des- halb eine neue Erweiterung des Elektrizitätswerks (um 750—850 Pferdekräfte) nötig, die auf die hohe Summe von 355000 veranschlagt wird. MO 000 Mark sollen aus dem Erneuerungs- und Reservefonds entnommen und 255000 durch Kapitalaufnahme beschafft werden. Zu der Vorlage war ein Antrag der Nachbarn des Elektrizitätswerks eingegangen. Sie befürchten eine weitere Störung ihrer Ruhe, besonders bei Nacht, und wünschen deshalb alle möglichen Vorkehrungen zur Verhütung des Geräusches. Der Vorsitzende bemerkt hiezu, daß diese Vorkehrungen getroffen würden und daß das Elektrizitätswerk übrigens auch keine größere Belästigung verursache, als sich jedermann gefallen lassen müsse. Mber den Antrag könne man deshalb zur Tagesordnung ^ übergehen. Ein anderer Antrag ging von der Stift- I ung eines Altersheims für invalide Arbeiter aus, man solle zuwarten, bis die 3 Projekte zur Erricht- I ung eines gemeinsamen Wasserwerks im Eutinger
freundin, in dem zartesten Kindesalter von jener in das Haus genommen und mit mütterlicher Liebe, die sie redlich zwischen ihrem Jungen und dem dunkeläugigen Trotzkopf teilte, erzogen. Die beiden jungen Menschen hatten also reichlich Zeit gehabt, sich kennen zu lernen. Und als endlich das goldne Ringlein an ihrer Linken glänzte, meinten sie frohlockend, daß kein zweites Paar so vollkommen über die Vorzüge und Fehler des andern Teils orientiert wäre, wie sie. Aber sie sollten bald genug ihren Irrtum einsehen. Es ist eine oft erprobte Weisheit, daß der Mensch sich selbst am unklarsten zu beurteilen im stände ist. Wie man einen Lieblings- gedanken, ein Lieblingswerk stets mit den nachsichtigen Augen des Wohlgefallens betrachtet, so ist man auch bei der Prüfung des „Jchs" zur Milde geneigt. Und von dieser Regel machten Dr. Karsten und seine Braut keine Ausnahme.
Der junge Arzt hatte sich seit zwei Jahren in seiner Heimatsstadt Vellinghausen niedergelassen und und eine ausgedehnte Landpraxis erworben. Freilich war mit dieser viel Anstrengung und Nachtwachen verbunden. Die Entfernungen zwischen den einzelnen Gütern und Dörfern waren weit und die Wege, besonders jetzt zur Herbstzeit, aufgeweicht und schwer Passierbar. Da geschah es oft, daß Max Karsten mit blassem, müdem Gesicht seinen Morgenkaffee einnahm und seiner Braut nicht die liebevolle Rücksicht schenkte, die sie als ihr gutes Recht beanspruchte. Auch heute, nachdem sie bereits sechs Wochen in ihrem sonnigen Eden lebten, saß er abgespannt und
Tal spruchreif seien. Stadtverordneter Kayser bat gleichfalls die Vorlage noch abzusetzen. In Bezug auf die Gebäude empfahl Redner, keine Extravaganzen zu machen; großartige Sandsteinfassaden seien für eine industrielle Anlage überflüssig. Betreffs der Maschinenanlage möge ins Auge gefaßt werden, ob nicht die Einführung von Sauggasmotoren zweckmäßig sei, da diese Maschinen äußerst wirtschaftlich arbeiten. Betreffs der Architektur wies der Oberbürgermeister auf die Umgebung — Kirche, Uferkorrektion ic. — hin, dazu Passe kein Backsteinbau. Betreffs Vertagung der Vorlage wisse man nicht, bis wann man auf das Sachverständigengutachten rechnen könne. Soll die Erweiterung aber bis zur Betriebskampagne 1904 fertig sein, so müsse heute schon darüber Beschluß gefaßt werden. Stv.-Obmann Gesell betonte, der Ausbau müsse gemacht werden, auch wenn später die Wasserkräfte im Eutinger Tal noch herangezogen werden müssen. Stv. Abel bat um Auskunft, ob der Kanal unterhalb des Blechwehrs tiefer gelegt werden kann und welche Maschinen vorgesehen seien, Kurbeldampfmaschtnen oder Dampfturbinen. Stv. Beniner wies auf die Gefahr des Stillstandes der Motoren bei mangelnder Krafterzeug, ung hin und empfahl sofortige Erledigung. Direktor Werner gab Auskunft über die technischen Fragen. Von den Sauggasmotoren müsse man absehen, da man eine absolut zuverlässige und schnell betriebsfertige Kraft brauche. Die Frage, ob Kurbelmaschine oder Dampfturbine, sei noch unentschieden, letztere hätten sich in Heidelberg und Frankfurt gut bewährt und man wolle diese Anlagen besichtigen. Stv. Kollmar ist ebenfalls gegen Generator-Gasmaschinen und empfiehlt bei den Dampfkesseln sich ja nicht auf eine Cario Feuerung einzulassen. Stv. Abel empfahl die Ausbeutung der Wasserkraft des Blechwehrs. Auf eine Anfrage des Stv. Abel teilte der Vorsitzende mit, daß die jetzige Wasserkraft des Werkes noch um 80 Pferdekräfte verstärkt werden könne durch Vertiefung des Kanals. Dies aber hänge von der wasserpolizeilichen Genehmigung ab. Stv. Beutner bezeich- nete es als unverantwortlich im Interesse der Industrie, wenn die Vorlage zurückgezogen würde, ohne daß Stv. Kayser ganz bestimmt erkläre, daß die Enztal-Wasserkraftfrage schon in den nächsten Tagen erledigt werde. Stv. Großmann befürwortete aus denselben Gründen die Vorlage. Darauf wurde die Vorlage einstimmig angenommen.
Pforzheim, 29. Oktbr. Seit Samstag abend wird ein verheirateter Fässer von 38 Jahren vermißt.
vermischtes.
Die liebliche Brüderlichkeit unter den Genossen. Eine Erklärung des sozialdemokratischen Reichstagsabgeordneten Braun im „Vorwärts" hebt also an: „Eine grobe Fälschung", „Infame Fälsch, ung", „Komplotteure", „Aus feigem Hinterhalt meucheln", „Bluthunde", „Grabschänder", „Schmieren. Pathos", „Ehrabschneiderische Zwecke", „Unverschämte Verleumdung", „Ekelhaftes Toben", „Schwindel, blase", „Moralischer Meuchelmord" —, das ist eine sehr unvollständige Sammlung von Ausdrücken, die
wortkarg an Hertas Seite. Er hatte die Nacht am Krankenbett eines elenden Greises zugebracht, der, von asthmatischen Anfällen geplagt, erst zur Ruhe kam, sobald der Arzt mit seinem freundlichen Ernst ihm die Kissen zurechtrückte und die Morphium- Einspritzung gab. Dieses Aufopfern und zeitweilige Vergessen seiner Pflichten als Bräutigam ging ihr doch zu weit! Sie fand eine gewisse Selbstlosigkeit schön und edel, doch die von ihm aufgewandte erschien ihr übertrieben zu sein. Ihr alter Trotz regte sich wieder! Sie hatte keine Lust, sich von jedem überempfindlichen Greis und jedem anspruchsvollen Kind in den Hintergrund drängen zu lassen. Sie war jung, schön, lebenslustig, und diese Vorechte der Jugend wollte sie sich um keinen Preis durch übertriebene Pedanterie nehmen lassen.
Es war immer noch lautlos still in dem hohen Zimmer mit den eichengeschnitzteu Möbeln. Die Sonne lag in kreisförmigen Goldstrahlen auf dem weißen Kaffeetuch — nur die Menschen hatten finstere Gesichter. Die Frau Major machte um diese Zeit ihren Fcühspaziergang, und Tante Hella, die Schwester der Genannten und der Schutzengel der Liebenden, dachte im Lehnstuhl über die Hauswirtschaft nach. Karsten sehnte sich in seinem überreizten, nervösen Zustand unbeschreiblich nach einem lieben Wort aus Hertas Mund. Als er eine zeit- lang vergeblich darauf gewartet hatte, begann er selbst eine Unterhaltung.
„Du bist so still und siehst so müde aus, Her-