scharen Ausschreitungen, wie solche in Kruschewo und an anderen Orten des Bilajets Monastir und des Saudschals Kirkilisse vorgekommen seien, verhütet werden. Der Sultan erklärte, daß er die in dieser Richtung erlassenen Befehle erneuern würde und fügte hinzu, daß bereits mehr als zwei Drittel der Gebiete, in welchen das Freischärlertum herrsche, gesäubert seien und daß die Säuberung der übrigen Gebietsteile sehr bald zu erwarten sei. Die bulgarische Land­bevölkerung, die zum Anschluß an die Bewegung verleitet wurde, sei bereits zum größten Teile zurück­gekehrt uund habe sich unterworfen. Der montene­grinische Minister des Aeußern, Wuko witsch, der ebenfalls vom Sultan in Audienz empfangen wurde, wies auf die Hindernisse hin, die die Montenegriner von Seiten der Ortsbehörden bei der Schiffahrt auf dem Bojanaflufse erfahren. Er bat um Ernennung eines türkischen politischen Kommissars in Mojkorac an der türkischen Grenze, der gemeinschaftlich mit dem montenegrinischen Kommissar die zeitweise vor­kommenden Grenzstreitigkeiten zu regeln hätte. Der Sultan versprach, dieser Bitte nachzukommen und dankte dem Fürsten Nikolaus für die gute Haltung in der gegenwärtigen Lage.

Konstantinopel, 21. Sept. Nach Berichten aus Adrianopel wurde das Dorf Raklica, eine halbe Stunde von Kirk-Kilisse entfernt, durch Truppen und Baschibozuks zerstört, wobei viele Dorfeinwohner ge­tötet wurden. Türkischerseits wird dagegen die Tat Komitabanden zugeschrieben. Auf der Strecke nach Rowtsch wurden 16 Leichen getöteter Bulgaren ge- funden. Das Dorf Rambely ist gleichfalls zerstört worden. Im Bazar von Küprüli wurden 2 bul­garische Notabeln von einem Soldaten erschossen, der auch andere Personen erschoß. Der Täter wurde verhaftet. Die Nachrichten von der Mobilmachung des 4. und 6. oder 6. Korps in Erzenghian, Damas­kus und Bagdad sind unzutreffend.

London, 21. Sept. Die St. James Gazette meldet: August Chamberlain sei zum Reichskanzler, Lord Selborne zum Kolonialminister, Arnold Förster zum Kriegsminister und Brodrik zum Staatssekretär für Indien ernannt worden.

Petersburg, 21. September. Kolonialminister Ehamberlains Rücktritt wird in der Presse als ein der politischen Lage Europas sehr günstiges Ereignis bezeichnet. Jetzt stehe nichts mehr im Wege, daß England sich einmütig den andern Mächten anschließe, besonders in der mazedonischen Frage. Nachdem Chamberlain von der politischen Bühne abgetreten sei, erscheine England als weit zuverlässigerer Wahrer des Friedens Europas.

Caracas, 21. Septbr. Die Mächte haben bei der venezolanischen Regierung ihre noch ausftehenden Forderungen in aller Form eingereicht. Deutschland fordert 1417 309 Dollars, die Vereinigten Staaten 10900000 Doll., England 2 500000 Doll., Frank­reich 16040 000 Doll., Italien 8 300000 Dollars. Belgien 3 093 800 Doll., Spanien 600 000 Dollars, Mexiko 500000 Doll, Holland 1 048451 Dollars, Schweden 200000 Dollars.

Mozambique, 21. Sept. In der Niederlage für Schießpulver und Granaten im Fort Sebastians erfolgte heute eine furchtbare Explosion, bei der viele Menschen getötet und verwundet wurden. Das Un­glück ist zwar auf das Fort beschränkt; indessen ist die Gefahr einer weiteren Explosion nicht ausgeschlossen.

Wien, 21. Septbr. DieNeue Freie Presse" meldet aus Lemberg: In Krasiezyn Drohowzcze und Wolczkow sind gestern große Brände ausge­brochen Der durch den Zloczower Brand verur­sachte Schaden beträgt 5 Millionen Kronen.

Wien, 20. Sept. Ueber die Riesenbrände in Zloczow und Monasterzyska wird demN. Wiener Tagbl." aus Lemberg von heute abend telegraphiert: Bis zur Stunde ist der Brand in Zloczow noch nicht völlig gelöscht. Zwei Drittel der Stadt liegen in Trümmern, mehr als 7000 Personen sind völlig obdachlos. Der Schaden zählt nach vielen Millionen; bis jetzt sind 5 Menschenopfer festgestellt, doch dürste die Zahl viel größer sein. Von öffentlichen Gebäuden wurden eingeäschert: beide Spitäler, das Gerichts­gebäude, die Gebäude der Staatsanwaltschaft und Finanzwache, die griechisch-katholische Kirche und Pfarre. Wie nunmehr feststeht, brach das Feuer nachmittags um 5'/i Uhr im Jgelschen Hause in der Lembergerstraße, in welchem ein Naphthamagazin und eine Deckenfabrik sich befindet, aus. Infolge starken Windes sprangen die Flammen sofort auf das gegen- übrrliegende Haus über, und im Verlaufe einiger Minuten brannten ungefähr 20 Häuser.

Marseille, 22. Sept. Gestern abend 10 Uhr brach in der Oelfabrik von Gounelle ein großer Brand aus, der rasch um sich griff und bis 1 Uhr

nachts 6 umliegende Baulichkeiten zerstört hatte. Das Feuer konnte bis jetzt noch nicht gelöscht werden.

Die Abteilung für Leibesübungen auf der Weltausstellung in St. Louis 1904 hat jetzt in dem bekannten New-Dorker Sportsmann Sullivan einen sehr tüchtigen Leiter erhalten. Sullivan war bereits Hilfsdirektor der Abteilung für athletischen Sport auf den Ausstellungen in Paris und Buffalo. 300000 ^ werden an Preisen für die verschiedenen Wettkämpfe ausgesetzt, und das Programm ist ein geradezu riesenhaftes. Wettkämpfe und -spiele finden nicht nur zwischen Berufsathleten und zwischen Amateuren statt, sondern werden auch für Vereine, für Schüler, für Studenten veranstaltet. Mehrere Tage lang werden Wettläufe und Turnübungen nach deutschem System stattfinden. Ferner wird es Wett­kämpfe geben im Radfahren, Schwimmen, Tauchen, Springen, Wasserpolo, Lawn-Tennis, Kricket, Fußball, Krocket. Diskuswerfen, Fechten, Pferdepolo, Laccosse- und Basketball, Ringkampf, Automobilwettfahren, Bogenschießen. Man erwartet die hervorragendsten Amateure und Professionals, nicht nur aus Amerika, sondern auch aus Schweden, Deutschland, England und Frankreich. Neben den oben ausgezählten Ver­anstaltungen finden auch die olympischen Spiele statt, welche bekanntlich im Jahre 1904 in der Welt­ausstellungsstadt abgchalten werden sollen. Zur Bequemlichkeit der an den Wettkämpfen teilnehmenden, und um auch bei schlechtem Wetter die Veranstalt­ungen nicht ausfallen zu lassen, ist außer einem Stadion, welches 600000 kostet und für 3000 Menschen Plätze bietet, noch ein gewaltiges Gebäude errichtet worden, welches eine große Arena, Garde­roben, Brausebäder, Erholungsräume usw. enthält.

Fünfhundert Zolloffizianten werden auf der Weltausstellung in St. Louis 1904 die vom Auslande eingegangenen Ausstellungsgegenstände überwachen. Diese Ausstellungsobjekte zahlen be­kanntlich keinen Zoll, stehen aber unter der Aufsicht der Zollbehörde, bis sie wieder aus der Ausstellung entfernt und aus dem Lande geschafft werden. Diese Aufsicht wird durch die 500 Beamten ausgeübt, die besonders darüber zu Wachen haben, daß ausländische Ausstellungsgegenstände, die verkauft werden und im Lande bleiben, auch die vorgeschriebenen Zollgebühren entrichten.

MürttLinbLfg.

Saatenstandsbericht vom Monat September. Die Ernte der Sommerfrüchte ist nahezu überall vollendet. Haber und Gerste, das Oehmd und der zweite Schnitt von Klee und Luzerne wurde meist glücklich unter Dach gebracht. Nur in den rauheren Bezirken liegt noch ein Teil des Habers, der Gerste und des Oehmdes draußen und konnte bisher wegen der ungünstigen Witterung nicht eingeheimst werden. Der Ertrag des Oehmds und des Klees fiel nach Qualität im allgemeinen gut, mancherorts vorzüglich, nach Quantität häufig unbefriedigend aus. Der dritte Schnitt von Klee und Luzerne steht fast überall schön. Das seit 8. September herrschende schlechte Wetter hat die Aussaat der Winterfrüchte sehr erschwert und verzögert, während vorher die Trockenheit des Bodens ein Pflügen nicht zuließ. Die Kartoffeln hielten nicht, was sie versprachen. Unter dem Einfluß der nassen Witterung haben namentlich die Frühkartoffeln und jene auf schweren Böden stark gelitten und zeigen massenhaft faule Knollen. Der Hopfen ist in manchen Lagen durch Schwarz- und Kupferbrand beeinträch­tigt. Hopfenstangen und Anlagen sind durch den Sturm am 11. ds. Mts. hart mitgenommen worden, weit mehr aber noch die Obstbäume, denen ihre spär­lichen, noch nicht ausgereiften Früchte fast überall heruntergeschüttelt wurden. Die Apfelernte wird ganz gering, etwas besser steht es um die Birnen. Auch die Hoffnungen auf einenen guten Weinherbst ver- mindern sich täglich. Die Trauben sind in der Reife sehr ungleich, zum Teil noch weit zurück und leiden an mancherlei Krankheiten. Bald ist es der echte Mehltau Oidium Tuckerei, bald die Pero- nospora und die Lederbeerkrankheit. Wärmender Sonnenschein tut allenthalben dringend not. Von vielen Gegenden wird fortgesetzt über das Auftreten der Feldmäuse geklagt und die Befürchtung gehegt, daß sie an dem jungen Klee und den einzulegenden Wintersaaten noch großen Schaden anrichten werden.

Cannstatt, 21. Sept. Das unter dem Aller­höchsten Protektorat Sr. Majestät des Königs und unter dem Ehrenpräsidium unseres Stadtvorstandes, Hrn. Oberbürgermeister Nast, am nächsten Sonntag den 27. ds. Mts., vormittags Präzis 10 Uhr auf dem Volksfestplatz stattfindende 4. Wandersportsfest der Gaue VVIII des deutschen Radfahrerbundes verspricht in jeder Hinsicht einen glänzenden Verlauf zu nehmen. Angemeldet haben sich bis jetzt zum

Sportskorso 5 Vereine mit 125 Fahrern, zum Preis- blumenkorso 11 Vereine mit 310 Fahrern, sowie 3 Gruppen von 27 Personen, 16 Motorradfahrer,

10 Automobilfahrer, zum Preisreigenfahren 8 Vereine, zum Radballwettspiel 4 Mäfinschaften. Hiezu kommt noch eine größere Anzahl außer Konkurrenz fahrender Radler. Für die abends im Kursaal stattfindenden Wettbewerbe im Blumenreigen- und Kunstfahren sind ebenfalls Meldungen eingelaufen. Insgesamt haben sich ca 500 Fahrer gemeldet. Es wurden 50 Ehren­preise im Gesamtwert von 2500 ^ gestiftet, unter diesen befinden sich ein solcher von Sr. Majestät dem König, ein solcher von der Stadt Cannstatt und eine ganze Anzahl von hervorragenden Bürgern der Stadt gewidmete. Ihre Majestäten haben Ihr Erscheinen in sichere Aussicht gestellt. Der Zutritt zu den Zu­schauertribünen (1 2 50 ^f) findet von

9 Uhr ab statt. Hoffentlich wird der Himmel ein Einsehen haben und sich von seiner heitersten Seite zeigen.

Oberndorf, 18. Sept. Wegen Ausbruch der Maul- und Klauenseuche hier und in einigen Orten des Bezirks, mußte das auf den 23. ds. Mts. fest- gesetzte landwirtschaftliche Fest bis auf weiteres ver­schoben werden.

Untertürkheim, 21. Sept. Der Neubau der Daimler-Motorengesellschaft Cannstatt ist hier nun soweit fertiggestellt, daß von heute an die Schmiede mit etwa 80 Arbeitern in Betrieb genommen wird. Die Einrichtung der Schmiede ist nach neuestem amerikanischem System getroffen. Auch der übrige Teil der Fabrik soll noch in diesem Spätjahr in Betrieb kommen, so daß hier zunächst etwa 800 Ar­beiter in Tätigkeit kommen werden, während ein Teil des Betrieb in Cannstatt fortgesetzt wird. Die Fabrik hat Anschlußgleise zur Hauptbahn.

Tuttlingen, 21. Septbr. Gestern fand hier Stadtschultheißenwahl statt. Da von 3 Bewerbern 2 noch vor der Wahl zurückgetreten waren, wurde der Stadt ein eigentlicher Wahlkampf erspart. Von den 1547 abgegebenen Stimmen erhielt Dr. Keck, Schultheiß in Zuffenhausen, 1421 Stimmen und ist somit gewählt.

Ulm, 21. Sept. Ein Hr. Josef Küstner aus München führte gestern einem größeren Kreis von Industriellen und Technikern ein von ihm erfundenes Wasserrad vor, das berufen sein dürfte, die Kräfte fließender Gewässer in weit größerem Maße als bisher dienstbar zu machen. Das Modell hat an der Peripherie eines kreisförmigen Gestells 12 be­wegliche Doppelschaufeln, die sich beim entgegen­strömendem Wasser auf der einen Scheibenhälfte auf­stellen, dadurch den Wasserdruck zur Wirkung bringen, und auf der anderen Seite sich zusammenklappen und so der Bewegung gegen die Strömung, also der fort­gesetzten Drehung, keinen Widerstand entgegensetzen. Das Rad läuft sowohl horizontal als vertikal und halb eingetaucht so gut wie ganz unter Wasser. Seine Vorzüge bestehen in dem Wegfall kostspieliger Wasserbauten, in der Benützung einer großen Anzahl von Rädern hintereinander in einer Wasserrinne und in dem teilweise höheren Nutzeffekt. Es wäre zu wünschen, daß die Erfindung die ihr gebührende Be­achtung fände.

Ulm, 22. Sept. Am hiesigen Gymnasium sind Heuer zum erstenmal 2 Damen zum Studium zuge­lassen worden.

Altbach, 21. Sept. Gestern nacht entstanden derEßlinger Ztg." zufolge in einer hiesigen Wirt­schaft unter jungen Leuten Streithändel, die sich außerhalb des Lokales fortsetzten. Einer der Be­teiligten, Eugen Herrmann, wurde dann beim Nach. Hausegehen von 3 anderen überfallen und mit dem Messer übel zugerichtet. Von etwa 7 Messerstichen sind einige lebensgefährlich. Die Täter sind ermittelt.

Waldsee, 22. Sept. In Rettisweiler bei Unterschwarzach wurde der 24 Jahre alte Knecht Michael Müller im Hofe seines Dienstherrn, des Bauern Pfeifer gestern früh erstochen aufgefunden. Vom Täter fehlt bisher jegliche Spur. Die Gerichts­behörde hat sich zur Untersuchung an Ort und Stelle begeben. Gestern nachmittag wurde der ca. 20 Jahre alte Dienstknecht König von Unterschwarzach unter dem Verdacht verhaftet. Derselbe leugnete bis ' jetzt die Täterschaft. Müller war nach einem einzigen Stich sofort tot.

Lengsfeld, 22. Sept. Ein 8 jähriger Knabe spielte lt.Hohenzollern'sche Blätter" mit anderen Kindernblinde Kuh" und rannte mit solcher Wucht gegen einen Wagen, daß der Tod alsbald eintrat.

Erlenbach, 22. Sept. Der Stand der Wein- berge ist ein ausgezeichneter. Wenn die gute Witter­ung noch einige Zeit anhält, werden die kühnsten Hoffnungen der Weingärtner hinsichtlich der Qualität wie auch der Quantität des Heurigen erfüllt. Ein