zwischen Vermietern und Mietern von Wohnungs­und anderen Räumen wegen Ueberlassung und Räumung derselben, sowie wegen Zurückhaltung der vom Mieter in die Mietsräume eingebrachten Sachen; 5. Wechselsachen; 6. Bausachen, wenn über Fort­setzung eines angefangenen Baues gestritten wird. Das Gericht kann ferner auf Antrag auch anderen Sachen, so weit sie besonderer Beschleunigung be­dürfen, als Feriensachen bezeichnen. Die gleiche Be­fugnis hat vorbehaltlich der Entscheidung des Gerichts der Vorsitzende. Auf das Mahnverfahren und das Konkursverfahren sind die Ferien ohne Einfluß.

Stuttgart, 11. Juli. Gestern fand eine Be­sprechung von Vertretern der verschiedenen Kammer­fraktionen behufs Vorbereitung einer Einleitung einer Verfassungsrevision statt. Die Delegierten stimmten darin überein, daß zur Vorbereitung fernerer Beratungen ein Referat ausgearbeitet werde, das die Beschlüsse des vorigen Landtags über die Revision umfasse. Die Zentrumsfraktion blieb der Beratung fern, sie will an derselben erst nach Erledigung der Steuer- reform teilnehmen.

Handwerkskammer Reutlingen. (An die ge­werblichen Vereinigungen.) Es ist angeregt worden: die Handwerkskammern möchten die Handwerker in geeigneter Weise auffordern, die Ausgabe ihrer Rech- nungen besser und einheitlich zu regeln. Begründet wird diese Anregung damit, daß einerseits viele Kunden behaupten, sie könnten keine Rechnung bekommen und darum auch nicht bezahlen, während andererseits die Gewerbetreibenden klagen, sie erhalten ihr Geld nicht. Diesen Uebelständen kann nur durch eine stramme und gleichmäßige Regelung der Rechnungsstellung abgeholfen werden. Wenn sie in einer Gemeinde ein­heitlich. gleichsam unter dem gegenseitigen Zwang der Interessenten erfolgt, dann fällt für den Einzelnen jeder Grund zu der Befürchtung, er werde seine Kunden vor den Kopf stoßen oder gar verlieren u. dergl., von selbst weg. Daher ersuchen wir die Vereinigungen des Kammerbezirks dringend, zu einer der nächsten Sitzungen alle Gewerbetreibenden der Gemeinde einzuladen und mit ihnen Beschlüsse in dem Sinne zu fassen, daß 1. mit jeder abgelieferten Ware oder beim Abschluß jeder geleisteten Arbeit sofort die Rechnungen einzureichen sind; 2. im übrigen je auf 1. Januar, 1. April, 1. Juli und 1. Oktober die noch unbezahlten Rechnungen wiederholt ausgegeben werden. Wir dürfen wohl erwarten, daß uns später Berichte über die Durchführung dieser Beschlüsse zu­gehen. Der 1. Vorsitzende: Fischle. Der Sekretär: Dietrich.

Gmünd, 11. Juli. Hier hat sich nach dem Vorgänge in Stuttgart und Eßlingen ein Spar- Rabatt-Verein, E. V. für Gmünd und Umgebung gebildet. Derselbe zählt über 100 Geschäftsleute aus allen Branchen, darunter 13 Metzger, als Lieferanten, welche den Mitgliedern 5°/o Rabatt gewähren, und wird am 15. d. M. seine Tätigkeit eröffnen. Auch in Ulm ist ein Rabattverein in der Bildung begriffen, gleich wie solche in zahlreichen mittel- und norddeutschen Städten in letzter Zeit entstanden oder im Entstehen sind.

Heidenheim, 11. Juli. Der Gemeinderat hat den Bau eines Volksbades nach dem Plan von Architekt Manz in Stuttgart mit einem Kosten­aufwand von 160170 000 beschlossen. Das­selbe sieht im Erdgeschoß das Fundament für das Schwimmbassin und auf beiden Längsseiten je 6 Kabinven mit Wannenbädern vor; außer den erforder­lichen Nebenräumen, wie Wartezimmer, Kasse usw. ist eine Dampfwäscherei im Erdgeschoß geplant. Durch Zuwendung freiwilliger Beiträge hiesiger Damen und Herren, worunter der verstorbene Fabrikant Schäfer mit 60000 -/A, die Württ. Kattunmanufaktur mit 25000 . Kommerzienrat Voith mit 10 000 -/L,

find 135 000 ^ zur Verfügung gestellt worden. Den Rest hat die Stadt übernommen. Das Gelände soll eine Länge von 44 Meter und eine Breite von 17 Meter erhalten.

Slus StaSt, Bezirk unS Umgebung.

Salmbach, 11. Juli. Trotz aller Mahnungen und Warnungen Passieren immer und immer wieder bedauerliche schwere Unfälle infolge unvorsichtigen Umgehens mit der Futterschneidmaschine. Gestern abend machte sich der 3jähr. Bube des Goldarbeiters Uebelhör von hier an der Futterschneidmaschine zu schaffen. Er brachte sein Händchen hinein und o Weh! es wurde ihm das rechte Handgelenk durch­schnitten. Am heutigen Vormittag zu Hrn. Dr. Happoldt nach Neuenbürg gebracht, hatte das arme Kind eine schwere Operation zu überstehen. Trotz dem guten Gelingen der Operation ist noch nicht zu sagen, ob die Hand noch gebrauchsfähig sein wird.

Neuenbürg, 12. Juli 1903. Das 100jährige Geschäftsjubiläum der Sensenfabrik.

I.

Die bedeutsame Feier des 100jährigen Bestehens der Firma Haueisen u. Sohn, unserer Sensen­fabrik, haben wir bereits in unserem Blatte durch einen allgemein beachteten geschichtlichen Rückblick auf die Gründung der Fabrik und den Entwicklungsgang des Unternehmens gewürdigt. Wir haben dabei auch gesagt, daß die ganze Stadtgemeinde mit den Inhabern des Werks das Jubiläum zu begehen sich anschickt. Dies war auch so. Der gestrige 11. Juli war ein in jeder Hinsicht schöner Freuden- und Ehrentag, der die bestehenden engen Beziehungen zwischen Fabrik­herrschaft und Arbeitern einerseits und der Einwohner- schüft andererseits in feierlicher Weise zum Ausdruck brachte. Begünstigt war der Festtag durch ein Wunder- schönes Wetter, wie es auf die vorausgegangenen regnerischen, ja naßkalten Tage, während welcher die vielseitigen Vorbereitungen getroffen wurden, kaum gehofft werden durfte. So war die Feststimmung eine um so größere. Vormittags von 9 Uhr wurden dem HauseSchmidt" die Glückwünsche seitens der Ange­stellten und der Arbeiterschaft, sowie seitens der Be­zirksvertretung, der Stadtgemeinde und des Kirchen- gemeinderats dargebracht. Wie schon mitgeteilt, wurde dem dermaligen Chef der Firma Haueisen u. Sohn, Hrn. Kommerzienrat Schmidt das Ehren­bürgerrecht der hiesigen Stadt verliehen und die Urkunde darüber durch Hrn. Stadtschultheiß Stirn an der Spitze einer Abordnung überreicht. Hr. Oberamtmann Kälber hatte alsdann den ehrenvollen Auftrag, das von Seiner Majestät dem König dem Hrm Kommerzienrat Schmidt verliehene Ritterkreuz erster Klasse des Friedrichsordens, und den Meistern Streker und Kade je die silberne Verdienstmedaille, außerdem 5 Ar­beitern, welche schon über 50 Jahre im Geschäft tätig und längst Inhaber der König Karl-Jubiläums- Medaille sind, das Bildnis des Königs zu über­reichen. Es sind dies die Sensenschmiede Fritz Herrigel, Ehr. Wagner, Ferdinand Lutz, Gottlob Bla ich von hier und Gottlieb Jäck von Arnbach. Die Photographie des Königs in Kabinettformat ist in goldenem Wappenrahmen gefaßt. Seine Majestät der König hat dieser seltenen Auszeichnung noch dadurch besonderen Ausdruck verliehen, daß er die Porträts mit eigenhändiger Aufschrift versehen hat. Diese Widmung lautet:In Anerkennung langjähriger treuer Arbeit zum Andenken an den 11. Juli 1903. Wilhelm."

Um 10 Uhr konzertierte auf dem Marktplatz die von Ludwigsburg verschriebene Festmusik der Kapelle des Feldartillerie-Regiments Nr. 65 unter ihrem Dirigenten Thomas. Gegen 12 Uhr be­wegte sich der Festzug auf der Bahnhofstraße von der Fabrik her durch die Stadt und das Vorstädtle zur Turnhalle, welch letztere, als neues modernes Gebäude sich schon auszeichnend, in dem inneren lichten weiten Raum aufs schönste geschmückt und zum gemeinsamen Festessen, zur Aufnahme von mehr als 300 Teilnehmern, hergerichtet war. In langen Reihen standen die festlich gedeckten Tische. Es war keine kleine Aufgabe, alles so zu arrangieren, wie dies in wirklich gelungener Weise der Fall war. Mit der Wirtschaftsführung war Hr. Ankerwirt Ochner betraut, der, unterstützt von befreundeten Wirten, seiner Aufgabe zur vollen Zufriedenheit gerecht ge­worden ist. An der Halle war erstmals eine Feldküche errichtet; alles klappte vortrefflich. Die Giebelwand gegenüber dem Eingang der Halle und das Musik­podium zeigte in künstlerischem Arrangement auf rotem Untergrund von Tannengrün Sensen und Sicheln in den verschiedensten Formen, unter denen die neuen Jubiläumssenen besonders Interesse erreg­ten. Wir müssen für heute unfern Bericht ab­brechen, da Zeit und Raum zur Ausgabe des vorliegenden Blattes nicht ausreichen, den weiteren Verlauf des schönen Festes zu schildern, weshalb Fortsetzung folgt."

Neuenbürg, 11. Juli. (Mitgeteilt.) Die Volkspartei hält Heuer ihr Sommerfest am Sonntag den 19. Juli auf Ruine Waldeck bei der Station Teinach ab. Zu demselben sind alle freigesinnten Wähler, gleichfalls welcher Parteischat­tierung, freundlich eingeladen. Die Festrede hält Hr. Landtagsabgeordneter Gemeinderat Betz-Heil­bronn. Außer dem Reichstagsabgeordneten des 7. Wahlkreises, Hrn. Schweickhardt aus Tübingen, haben bis jetzt etwa 10 Landtagsabgeordnete der Volkspartei ihr Erscheinen zugesagt. Der Abmarsch zum Festplatz ist auf 2 fl? Uhr mittags von Station Teinach aus festgesetzt. Für Speisen und Getränke ist gesorgt. Wer am gemeinsamen Mittagessen teil­nehmen will, wolle sich bis Freitag bei Hrn. W.

Mörsch, Gasthof Station Teinach, melden. Eine Anzahl Festteilnehmer wird morgens 8 Uhr vom Bahnhof Calw aus einen Spaziergang nach Zavel- stein und Teinach unternehmen. Anmeldungen hiezu wollen längstens bis Mittwoch abend wegen Gesell, schaftswagen bei Kaufm. E. Meisel gemacht werden.

AItensteig, 12. Juli. Der hiesige Schwarzwald­verein machte heute eine Floßpartie nach Nagold Die Stadtkapelle würzte die genußreiche Fahrt durch Musikvorträge. Auch zahlreiche Mitglieder der Schwarzwaldvereine Stuttgart, Calw, Nagold rc., welche hiezu eingeladen worden waren, nahmen an der Fahrt teil.

Bei dem Stammholz - Verkauf des Forstamts Klosterreichenbach am 7. Juli war der Durch, schnittserlös für sämtliche 5 Klaffen 118"/«.

Vermischtes.

Vaterländische Vereine.

Man hört oft abfällige Urteile über dieVereins­meierei". In der Tat gibt es kaum in einem andern Lande so zahlreiche Vereine wie bei uns, und es darf deshalb nicht Wunder nehmen, wenn sich viel­fach eine Abneigung gegen die Vereinstätigkeit be- merkbar macht. Die Masse der hundertfältigen Vereinsbildungen droht den gesunden Kern zu er­drücken, den die Vereine haben, die ihre einzige Auf. gäbe darin erblicken, für ein bestimmtes Patriotisches Ziel zu wirken. Was durch solche Vereine erreicht werden kann, das hat, um von dem segensreichen Wirken der ausschließlich auf Wohlfahrtspflege ge- richteten Vereins-Bestrebungen abzusehen, in hervor, ragendem Maße der im Jahre 1859 gegründete deutscheNationalverein" bewiesen, dem ein nicht geringes Verdienst an der Wendung der deutschen Geschicke bis zum Jahre 1866 gebührt.

Unter den Vereinen, die heute in ähnlicher Weise für vaterländische Zwecke wirken, gebührt der erste ! Platz zweifellos den deutschen Kriegervereinen ! Sie sind die Träger der Erinnerung an unsere rühm. ^ reichen Feldzüge, in denen der Reiche wie der Arme, der Arbeitgeber wie der Arbeiter, Katholiken und Protestanten, Konservative und Liberale Blut und Gut für das eine große Ziel, die Einigung der deutschen Stämme, Hingaben. Die Pflege Vater- ländischen Geistes in den Kriegervereinen bildet um so mehr ein Bollwerk gegen die internationale Gleich­macherei der Sozialdemokratie, als auch die solchen ! Einflüssen erklärlicherweise leichter zugängliche Jugend i an den Veranstaltungen vielfach teilnimmt. Das ; Heranwachsende Geschlecht kann daher von den alten !

Kriegern lernen, daß es noch etwas Höheres gibt >

auf dieser Erde als das ausschließliche Begehren nach Besserung der sozialen Lage unter Nichtachtung von Liebe und Treue zu Kaiser und Reich, zu Fürst und Vaterland.

Auch die deutsche Kolonialgesellschaft ge- hört den vaterländischen Vereinen. Es ist ihr mit zu danken, daß das Verständnis für unsere junge Kolonialpolitik im deutschen Volke immer fester Boden faßte. Um die Kolonialgesellschaft können sich alle die scharen, die den kolonialen Fragen nicht grund. sätzlich ablehnend gegenüber stehen.

Neben die Kolonial-Gesellschaft ist aber seit einigen Jahren ein Verband getreten, der ihr in dem Wese» seines unpolitisch-nationalen Zieles ähnelt, ihr jedoch in der Organisation und Mitgliederzahl sowie durch die Zusammenfassung aller Volksschichten zu einem, i auf breiter Basis gegründeten Volksverein trotz seines viel kürzer» Bestandes schon heute entschieden über­legen ist, der Deutsche Flottenverein. Dieser !

Verein hat in mehr als 3000 deutschen Städten !

Orts- und Zweiggruppen; er ist durchweg nach ! Bundesstaaten und preußischen Provinzen, sowie nach Regierungsbezirken und Kreisen wohlgegliedert or­ganisiert und verfügt über mehr als 600000 Mit. glieder. Es würde zu weit führen, hier aufzuzählen, was dieser Verein durch Veranstaltung von Vorträgen und ähnlichen Vorführungen, Ausgabe von Tafeln, Flugschriften, Merkbüchern, durch seine trefflich ge. leitete Monatsschrift, durch Veranstaltung von Sonder­fahrten zur Wasserkante, durch seine Wohlfahrts- bestrebungen, durch die Unterrichtung der heran- >

wachsenden Jugend über das weite Gebiet des See- j

Wesens usw. leistet. Jedenfalls entfaltet der Deutsche '

Flottenverein eine Rührigkeit in der Durchführung !

seiner Zwecke, die dem Vaterlandsfreund im Hinblick auf so manche Schäden unsers öffentlichen Lebens ungemein wohltut.

Der gewaltige Aufschwung des Deutschen Flotten- Vereins ist ein Beweis für die Tatsache, daß es >

kein anderes großes nationales Ziel gibt, das so sehr i

geeignet ist, allen Parteihader hintanzusetzen, wie die