auf die Schaffung einer starken deutschen Flotte gerichtete Bewegung, die unser Kaiser mit staats- wännischem Scharfblick ins Leben gerufen hat.
Der „Zeitungsverlag", das Organ des Vereins Deutscher Zeitungsverleger bringt folgende niedliche Notiz: Aus Ostseebad Misdroy schreibt der Inhaber des Strandhotels und des Hotels Belvedere: „Ich beabsichtige für meine Häuser ein „Lesezimmer" größeren Stils einzurichten und wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mich durch regelmäßige Ueber- mittelung Ihres geschätzten Blattes darin gütigst unterstützen wollten. Ich gebe mich der angenehmen Hoffnung hin, daß Sie sich diese günstige Gelegenheit, Ihr Organ einem auserlesenen Publikum zu unterbreiten, nicht entgehen lassen werden." Was würde wohl der Herr sagen, wenn er folgende Antwort erhielte: „Ich beabsichtige für meine Gesundheit eine Reise nach Mißdroy anzutreten und wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mich durch regelmäßige Durchfütterung darin gütigst unterstützen wollten. Ich gebe mich der angenehmen Hoffnung hin, (daß Sie sich diese günstige Gelegenheit, Ihr Hotel einem auserlesenen Gaste zur Verfügung zu stellen, nicht entgehen lassen werden."
Vor einigen Tagen überfielen, wie aus Allenstein emeldet wird, in Eulen bei Wolterau eine Menge jenen einen zweijährigen, gesunden starken Knaben und marterten ihn derart, daß er binnen wenigen Minuten starb. Der Knabe hatte die Bienen gar nicht gereizt, das gewitterhafte Wetter aber muß die sonst so nützlichen Honigsammler so übellaunig gemacht haben.
Jachten. In jeder Zeitung liest man in dieser Zeit fast täglich von Jachten. Was ist eine Jacht? Ursprünglich bezeichnete man mit „Jacht" das scharf gebaute einmastige altnordische Küstenfahrzeug mit langem Klüverbaum und hohem Hinterschiff, das in späterer Zeit an der Ostsee und besonders auf den dänischen Inseln heimisch war. Diese schnellfegelnden Fahrzeuge wurden dann in England für den Depeschendienst der Kriegsmarine gebaut. Darauf bemächtigte sich der Segelsport und die Liebhaberei reicher Amateur-Seefahrer des Namens und des Typs. Die „Jacht" wurde das Schiff für den Sport; der kleinere schnelle Segler für Rennfahrten wie der größere für Vergnügungsreisen und auch der gleichen Zwecken dienende Privatdampfer führen diesen Namen. Von der Ausdehnung des modernen Jachtsports gibt das besondere Jachtregister des Britischen Lloyd, das im Mai dieses Jahres neu herausgegeben wurde, einen Begriff. Das Register enthält die stattliche Zahl von 6658 Jachten in den verschiedensten Größen von 5000 bis 1 Ton, Dampf- und Segeljachten, stählerne, eiserne und hölzerne Fahrzeuge der verschiedensten Länder und Besitzer. Die größten und bekanntesten dieser Jachten haben jetzt sämtlich Dampfbetrieb, die 96 Jachten in Größe von mehr als 600 Tons sämtlich. Der Größe nach an der Spitze steht die englische Königsjacht „Viktoria
und Albert" mit 5005 Tons. (Ueberall ist das Maß des besonderen Jachtregisters zugrunde gelegt.) Ihr folgt die russische Kaiserjacht „Standart" mit 4334 und das deutsche Kaiserschiff „Hohenzollern" mit 3773 Tons. Die Touristenjacht Hamburg-Amerika- Linie „Prinzessin Viktoria Luise" ist als Schiff der Kauffahrteiflotte registriert. Sie würde andernfalls mit ihren 4419 Bruttotons unter den größten Fahrzeugen rangieren.
(Der Rekord in der Grausamkeit.) Nachdem die Einzelheiten des Königsmordes in Belgrad bekannt geworden waren, hatte alle Welt des Serben den Rekord zugesprochen. Das war aber eine unverdiente Ehre! Die Chinesen sind ihnen noch weit über. Man höre folgenden Bericht der „North China Daily News" aus Kiating in der Provinz Szetschuan: „Zwei Verbrecher, die man an hölzerne Kreuze genagelt hatte, und vier, die an ihrem Kinn in hölzernen Käfigen hingen, mit dem Kopf nach außen und ohne daß sie mit den Füßen den Boden des Käfigs berühren konnten, wurden durch die Straßen geschleppt, begleitet von Tausenden von neugierigen Menschen. Schließlich stellte man sie vor dem westlichen Stadttor auf. Alle, außer einem der Gekreuzigten waren bereits tot. Als es mit diesem unseligen lebenden Mann am Kreuze nach drei Tagen noch immer nicht zu Ende war, erbarmte man sich seiner, indem ihm ein Gift eingeflößt wurde, woran er dann endlich verschied. Die vier Verbrecher in den Käfigen waren des Raub- mords schuldig befunden, während die beiden Gekreuzigten einen Beamten an einen Baum gebunden und darauf langsam in Stücke zerschnitten hatten." Angesichts solcher Vorkommnisse sollte man sich andere Vorstellungen von der durch Europa zu Grunde gerichteten Kultur Chinas machen, als es bisher noch vielfach geschieht.
Andre Länder — andere Sitten. In der Bretagne besteht ein seltsamer Hochzeitsbrauch. Der junge Ehemann hat nämlich nach vollzogener Trauung seiner Frau Liebsten eine gehörige Ohrfeige zu versetzen mit den Worten: „So geschieht dir, wenn du mich erzürnst!" Darauf küßt er seine junge Gattin zärtlich und sagt: „Und so tu ich dir, wenn du mich gut behandelst." — Geschah es da eines Tages, daß sich ein junger Bauer aus der Bretagne eine Tochter des Schwabenlandes als Gattin hatte antrauen lassen. Sie bekommt natürlich ihre Pflicht- gemäße Ohrfeige. Auf den Kuß aber wartete das resolute Schwabenkind nicht, sondern quittierte den Empfang der Ohrfeige, indem sie ihrem Mann'mit wuchtiger Hand eine gleiche Zärtlichkeit erwies, die Worte hinzufügend: „Dees kann mer aber scho gar net g'falle, woischt!?" — Sie hat keine Ohrfeige mehr wieder bekommen von ihrem Mann, auch wenn sie ihn wirklich mal erzürnt hatte.
(Rezept zu einem guten Most in obstarmen Jahren.) Ein Landwirt aus dem Bezirk Sulz teilt dem „Land. Wochenblatt" ein von ihm wiederholt erprobtes Rezept zu einem guten Most mit. Dasselbe lautet: Zu 300 Liter Most nimmt man 2 Ztr.
Obst, mahlt und preßt dasselbe unter Wasferzusatz. Die Trester bringt man mit einem Zusatz von Wasser in eine Stande, läßt sie einige Tage aufnehmen und preßt sie dann aus. Ferner löst man 26—28 Pfd. Hutzucker und einige Hände voll Salz in warmem Wasser auf, gießt diese Lösung mit 2 Liter Spiritus ins Faß, und füllt das Faß voll mit Wasser. Um dem Most eine schöne Farbe zu geben, macht man aus 2 Pfd. Zucker Brocken, welche man in einer Messingpfanne röstet, bis der Zucker verläuft und wie brauner Honig aussteht. Wenn der Zucker in der Pfanne hängen bleibt, spült man nach. Diese Zuckerauflösung gibt man ebenfalls ins Faß. Nach der Gärung des Mostes hat man einen glanzhellen, schön gelben Most von angenehmem Geschmack.
Riesenblume. Die größte Blume der Welt ist eine Aroidee, auf der Insel Sumatra heimisch. Dort wurde sie 1878 am Fuße eines Vulkans 364 Meter über dem Meeresspiegel entdeckt. Die Pflanze treibt bis zur Blütezeit nur ein einziges Blatt, das bis zu einer gewaltigen Größe heranwachsen kann, z. B. bis zu 15 Meter Umfang; der dazu gehörige Blattstiel stellt eine Säule von 3,5 Meter Höhe und 0,90 Meter Umfang dar, die sich oben in drei schenkeldicke Aeste verzweigt. Ein solcher Blattstiel gleicht im Lropenwalde einem glattrindigen von weißlichen Flechten bewachsenen Baumstamme. Die dm Blütenkolben umhüllende Blütenscheide stellt bei ihrer Entfaltung einen mächtigen, hellgrünen, oben weißen und 1,20 Meter breiten Trichter dar, dessen sammetglänzende Innenseite tief weinrot gefärbt ist. Der rahmgelbe Blütenkolben wird bis 1,50 Meter hoch und verbreitet einen durchdringenden Geruch. Dieser Geruch lockt ganze Schwärme von Fliegen herbei, die an dem Kolben entlang bis in den untern Teil des Trichters hineinkriechen und so die Uebertragung des Blütenstaubes auf die Narben zur Befruchtung übermitteln.
(Seltsame Motivierung.) Erster Buchhalter (am Neujahrstag): „Herr Prinzipal, ich rechne bestimmt auf eine Gehaltserhöhung im neuen Jahre!" — Prinzipal: „Soo?! Muß ich Ihnen sagen, daß Se hab'n falsch gerechnet, und ä Buchhalter, was sich tut verrechnen, kann ich nix brauchen. Am Ersten könne Se geh'n!" („Fl. Bl.")
(O Weh!) Professor (zu einem als argen Luftikus bekannten Primaner): „Wann war der erste panische Krieg?" — Primaner (schweigt). — Professor: „So?! Das wissen Sie nicht? Besitzen Sie denn meine .Römische Geschichte' nicht?" — Primaner: „O gewiß!" — Professor: „Das wundert mich! Sie haben ja alle Ihre Bücher verkauft; warum denn das nicht auch?" — Primaner: „Es will mir's niemand abkaufen."
(Ein Trost.) Eine junge Frau litt an den fürchterlichsten Zahnschmerzen. „O Gott! O Gott!" jammerte sie, „warum kommt man denn nicht ohne Zähne auf die Welt!" — „Ja, aber liebe Frau, das tut man ja gerade!" tröstete ihr ratloser Mann
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Kintliche Bekanntmachungen unS Privat-Knzeigen.
Mekanntrnactzung der K. Zentralstelle für die Landwirtschaft, Vetr. die Abhaltung von Hlnterrichts- kursen im Kufbeschlag.
Um Schmieden die Vorbereitung zu der durch das Gesetz dom 28. April 1885, betreffend das Hufbeschlaggewerbe, vorgeschriebenen Prüfung behufs des Nachweises ihrer Befähigung zum Betrieb dieses Gewerbes zu ermöglichen, finden an den Lehrwerkstätten für Hufschmiede in a) Hall, b) Heilbronn, c) Reutlingen, ä) Ravensburg und o) Ulm dreimonatliche Unterrichtskurse im Hufbeschlag statt, welche am Dienstag den 1. September 1903 ihren Anfang nehmen.
Die Anmeldungen zur Aufnahme in einen dieser Kurse sind bis 8. August ds. Js. bei dem Oberamt, in dessen Bezirk sich die betreffende Lehrwerkstätte befindet, vorschriftsmäßig einzureichen.
Dem Zulassungsgesuch sind in Form urkundlicher Belege anzuschließen:
1) ein Geburtszeugnis,
2) der Nachweis der mit Erfolg bestandenen Lehrzeit im Schmiedhandwerk und einer zweijährigen Tätigkeit als Schmiedgeselle, wobei der Bewerber schon im Hufbeschlag beschäftigt gewesen sein muß; die Zeugnisse hierüber müssen von den betreffenden Meistern selbst ausgestellt und von der Ortsbehörde beglaubigt sein;
3) wenn der Bewerber minderjährig ist, eine Einwilligungserklärung des Vaters oder Vormunds:
4) ein von der Gemeindebehörde des Wohnsitzes des Bewerbers ausgestelltes Prädikatszeugnis, sowie eine Bescheinigung derselben darüber, daß dem Bewerber die erforderlichen Geldmittel zur Bestreitung seines Unterhalts während des Unterrichtskurses zu Gebot stehen werden;
5) eine von dem Bewerber, und wenn derselbe minderjährig ist, auch vom Vater oder Vormund Unterzeichnete Erklärung, durch welche die Verbindlichkeit übernommen wird, die der Staatskasse erwachsenen Kosten zu ersetzen, wenn von dem Schüler der Unterrichtskurs vor seiner Beendigung ohne Genehmigung der K. Zentralstelle für die Landwirtschaft verlassen oder durch eigenes Verschulden die Entfernung aus demselben veranlaßt oder die Prüfung binnen einer gesetzten Frist nicht erstanden wird (§ 4 Abs. 2 der Verfügung des K. Ministeriums des Innern v. 11. Juni 1885).
Stuttgart, den 1. Juli 1903. v. Ow.
Waldrennach.
1500 Mark
können bei hiesiger Gemeinde- pflege gegen übliche Sicherheit zu4°/o sofort ausgeliehen werden. Gemeindepfl. Pfrommer.
5 junge
Bernhardiner-
hnude
hat billig zu verkaufen
Wilh. Zeeb, Pfinzweiler.
Die Ortsvorsteher u. Gemindepsleger
werden beauftragt, die vorgeschriebenen Berichte über das Aus- standswese» pro 1902/03 spätestens bis 13. August 1S«3 hieher zu erstatten.
Neuenbürg, den 9. Juli 1903. K. Oberamt.
Kälber.
Neuenbürg.
Urrlore«
Wurde am Samstag auf dem Maienplatz ein doppelreihiges Korallenkettchen. Gegen Belohnung abzugeben in der Geschäftsstelle ds. Bl.
Arnbach.
Tannen-, Fang- und Klahhah-Nerkans.
Am Montag den 2V. ds. Mts., vormittags S Uhr
kommt auf hiesigem Rathaus zum Verkauf:
200 Stück mit 163 I. Klasse Festmeter,
23 II. „
24III. .
28IV. „
12 V.
Den 12. Juli 1903.
Gemeinderat.
Neuenbürg.
4—3 tüchtige
Zimmerlcute
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Daniel Streker, Zimmermstr»