und Fahrer übertroffen wird, von denen jeder 10000 Mark für seine Dienste erhalten soll. Das bezieht sich natürlich nicht auf alle Fälle: Mr. Foxhall Kerne z. B. und einige andere haben bloß des Sportes wegen oder aus einem direkten Interesse an einer bestimmten Bauart ihre Dienste freiwillig angeboren. Messrs. Napier and Son, die Erbauer der englischen Wagen, die an der Wettfahrt beteiligt waren, sollen zu ihrer Vorbereitung über 320000 Mark ausgegeben haben; aber für andere sind die Kosten verringert, da sie die Gefährte verwenden konnten, die ursprünglich für die Wettfahrt Paris- Madrid bestimmt waren. Man hat geschätzt, daß die Wettfahrt eine Ausgabe von 400000 bis 800000 Mark in Irland bedeuten würde, die von den Wettfahrern und Besuchern aufgebracht würden; aber daß diese Zahlen weit hinter der Wirklichkeit Zurückbleiben, ersieht man aus den Preisen, die für Plätze gefordert wurden. Für ein einziges Zimmer wurde 120 ^ für die Nacht gefordert; eine kleine Gesellschaft hat in der Nähe von Kilmeade 400 für die Unterkunft während einer Nacht gezahlt, und ein kleines Stückchen Land neben der Rennbahn kostete z. B. für eine Woche 400 Thomas Cook and Sons errichteten in Kilrush eine Tribüne für 3000 Zuschauer, eine Firma schiffte nach Dublin Zelte ein, in denen 500 Personen speisen und schlafen konnten; in Kilcullen, Athy, Maryborough und anderswo waren große Lager aufgeschlagen, in denen Tausende die Mittwoch-Nacht zubrachten. Im ganzen haben der Schätzung nach 250 000 Personen der Wettfahrt beigewohnt. Die Kosten für Wagen, Gehälter der Ingenieure, Ausbessern und Beaufsichtigung der Wege zusammen mit den Summen, die von den Teilnehmern und ihren Freunden in Irland ausgegeben wurden, betragen also wenigstens 2 000 000 bis 2 400 000 c/A
Ausstellungsbriefmarken sollen für die Weltausstellung in St. Louis 1904 in Werten von 1, 2, 5 und 10 Cents hergestellt und ausgegeben werden. Höhere Werte sollen nicht gedruckt werden, da es zu kostspielig wäre, die ganze Serie amerikanischer Marken für Ausstellungszwecke besonders auszugeben. Aus den Berichten über die Vorarbeiten dieser Ausstellungsbriefmarken geht hervor, daß ein Gesetz in Amerika verbietet, die Porträts lebender Amerikaner auf Papiergeld oder Briefmarken zu drucken. Aus diesem Grunde ist es nicht statthaft, die Porträts der im Amte befindlichen Präsidenten auf den Briefmarken anzubringen. Die Wahl der Porträtköpfe für die Marken scheint überhaupt Schwierigkeiten zu bereiten; für zwei Marken ist man gedeckt, indem man die Köpfe Napoleons I. und des Präsidenten Thomas Jefferson verwendet. Diese beiden Staatsoberhäupter haben den Verkauf der Louisianastaaten, die von Frankreich an Nordamerika übergingen, abgeschlossen. Für die dritte Marke soll eventuell der Kopf Mac Kinleys verwendet werden, weil er die Bill unterzeichnet hat, durch welche die Genehmigung für die Abhaltung der Weltausstellung erteilt wurde. Wessen Porträt aber soll auf die vierte Marke? Es ist vorgeschlagen worden, den jetzigen Präsidenten
stieg auf den Wall, aber auf der entgegengesetzten Seite des Tores, an der der erste Versuch gemacht worden war. Das Mondlicht warf seinen bleichen Schein auf seine Verkleidung. Der Graf eilte schnell über den Wall für alle sichtbar, stieß einen lauten und angstvollen Ruf um Hilfe aus und tat, als ob er auf der Flucht von irgend jemand sei, während er sich schnell dem Tor näherte. Drüben, jenseits des Grabens, herrschte Todesschweigen im Walde.
„Schießt doch, schießt doch!" schrie der verlorene Posten auf dem Tor, wie er die List allmählich verstand und die Gefahr immer näher kommen sah; aber auch dieser Ruf wurde von dem wüsten Geschrei der Reiter übertönt. Gleichzeitig schoß wieder ein Kürassier seinen Karabiner ab. Im selben Augenblicke aber sank auch der Graf auf ein Knie, beugte sich vornüber und schoß eine Reiterpiftole ab. Ehe noch der Pulverdampf sich verzogen hatte, duckte er sich zusammen und ließ sich schnell den Wall Hinunterrollen. Vom Tor her aber schallte ein klagender Schrei. Die Gestalt des Mannes da oben ward Plötzlich hoch aufgerichtet allen sichtbar; er hob die Arme — dann fiel er kopfüber von dem Pleuerkranz auf den Wall herunter und dann auf den Hof, dem Grafen zu Füßen, der an der Mauer lehnte, die noch rauchende Pistole in der Hand.
Mit finsterm Lächeln sah er auf den hingestreckten leblosen Feind. Ein Fähnrich trat zu ihm mit beglückwünschender Rede. Er winkte ab mit der Hand. „Laßt das, Fähnrich! Der Augenblick ist zu ernsthaft für wohlgesetzte Worte! Denn wo einer sich unbemerkt heranschleichen konnte, da können mehrere es auch. Wir sind hier unmöglich — wir müssen
der französischen Republik Loubet auf dieser Marke zu porträtieren, aber die amerikanischen Zeitungen machen sich selbst darüber lustig, daß während der Ausstellungszeit Briefe von Amerika aus gesendet werden Wnnten, auf denen friedlich nebeneinander die Porträts Napoleons I. und Loubets kleben würden.
Das Gebäude für Forstwesen, Fischerei und Jagd ist das letzte der großen Bauwerke, die auf dem Terrain der Weltausstellung in St. Louis 1904 vergeben wurden. Anfang Juni sind die Pläne und Entwürfe für dieses Ausstellungsgebäude fertig geworden und wurden den Bauunternehmern ausgehändigt. Die östliche Hälfte des Gebäudes wird Bassins und Teiche für die Fischereiabteilung enthalten, während die Seitengänge für die Jagdabteilung bestimmt sind. Die westliche Hälfte des Gebäudes ist für die Forstwirtschaft reserviert. In der Mitte dieser westlichen Hälfte wird die große Forstausstellung der Regierung der Vereinigten Staaten Platz finden. Dieser Mittelpunkt wird von den Spezialausstellungen der auswärtigen Regierungen umgeben werden, so daß man bequem Studien machen und Vergleiche zwischen der amerikanischen und der auswärtigen Forstwirtschaft anstellen kann.
Graz, 9. Juli. Neuschnee bedeckt die Kärnthner Alpen.
WürttLMbet-g.
Stuttgart, 8. Juli. In nicht ganz 2stündiger Sitzung erledigte heute Nachmittag die Kammer der Abgeordneten die Beratung über den Gesetzentwurf betr. die Aufsicht über die höheren Mädchen- schulen. Dieselben unterstanden bis jetzt einer eigenen 5gliederigen Kommission, deren Mitglieder die laufenden Geschäfte im Nebenamt besorgten. Der Gesetz, entwurf geht nun dahin, die Leitung dieser Schulen künftig der Oberstudienbehörde zu unterstellen. Berichterstatter Dr. Hartranft empfiehlt die Annahme des Gesetzentwurfs. Der Geschäftsanfall sei in den letzten Jahren so bedeutend geworden, daß er durch Beamte im Hauptamt erledigt werden sollte. Vizepräsident Dr. v. Kiene beantragt, daß in der Oberstudienbehörde mindestens je ein christliches Mitglied der evangelischen und katholischen Kirche Sitz und Stimme haben solle. Der Kultminister, ebenso die Abgg. Hieber und Prälat v. Wittich bekämpften diesen Antrag. Man dürfe in die Organisationsrechte der Regierung nicht eingreifen. In namentlicher Abstimmung wurde hierauf der Antrag Kiene gegen die Zentrumsstimmen abgelehnt und die 2 Artikel des Gesetzes mit großer Mehrheit und ebenso in der Schlußabstimmung das ganze Gesetz genehmigt.
Stuttgart, 9. Juli. Die heutige Sitzung der Kammer der Abgeordneten begann mit einem Ordnungsruf des Präsidenten gegen den Abgeordneten Galler. Dieser hatte nämlich zuerst das Wort und erklärte, auch nach Durchlesung der Gröberschen Reichstagsrede über das Postmarkenübereinkommen könne er seine früher geäußerte Ansicht nicht aufgeben. Als Gröber erwiderte, ohne Zustimmung des Reichstages könne man doch ein solches Abkommen
fort! Wir kämpfen gegen einen unsichtbaren und übermächtigen Feind."
Der Fähnrich lachte gut gelaunt. „Herr Rittmeister, der Gedanke ist vielleicht richtig; aber wo ist der Weg, auf dem wir hinauskommen?"
„Hier steht er!" sagte der Graf und zeigte auf seine Stirn. „Kommt mit auf den Bankettsaal, da will ich Euch den Weg zeigen."
Nachdem er seinen Reitern verdoppelte Wachsam-' keit anempfohlen hatte, schlich er sich mit dem Fähnrich auf das Schloß.
„Hier, Fähnrich," sagte er, ihm einen großen Schlüssel einhändigend, „laßt mir den Grafen heraus und bringt ihn her!"
Der Fähnrich ging, verwundert ob des eigenartigen Befehls. Mit finsterm Angesicht betrat der Graf Siebenstern den Saal. Der Pappenheimer wandte sich ihm zu.
„Herr Graf, es tut mir leid, daß wir nicht so freundschaftlich scheiden, wie es im Frieden hätte geschehen müssen und wenn ich Ihr Gast gewesen wäre. Ich weiche der Uebermacht eines Feindes, der im Verborgenen kämpft; aber ehe ich Ihnen und Ihren Freunden das Schloß übergebe, bedarf ich Ihres Rates. Ich mache Sie aber darauf aufmerksam, daß ich einen Mann unten mit brennender Lunte bei den nicht unbedeutenden Pulvervorräten aufstellen werde, der beim geringsten Zeichen von Verrat Sie und uns alle in die Luft sprengt. Und nun antworten Sie mir: Gibt es einen andern Ausgang aus dem Hofe als den über die Zugbrücke?"
„Nein, auf Edelmannswort!"
„Welchen Graben halten Sie, Herr Graf, für
nicht schließen, und dann fortfuhr: „Wer es versteht, den Verhandlungen des Reichstags zu folgen . ..." Da antwortete Galler: „Unverschämtheit!" und erhielt dafür den erwähnten Ordnungsruf. Hierauf verhandelte die Kammer über eine Regierungsforderung von 575000 -/A für Erweiterung des Justizgebäudes und für die Erwerbung zweier Häuser in der Archiv, straße und deren Einrichtung zu Justizräumen, ferner über eine Forderung der Regierung von 200000 ^ zur Herstellung von Familienwohnungen für niedere Justizbeamte. Zu der ersten Forderung hatte die Kommission einen Abstrich von 105000 ^ beantragt und die letzte Forderung ganz gestrichen. Es kam hierüber zu einer lebhaften Debatte nament- lich wegen der Frage, ob die Räumlichkeiten für die freiwillige Gerichtsbarkeit in dem erweiterten Justiz, gebäude geschaffen werden sollen, oder ob die Stadt gegen den jährlichen Staatsbeitrag von 18000 verpflichtet sein solle, die nötigen Bauten für die Unterbringung der Räume für die freiwillige Gerichtsbarkeit zu übernehmen. Für die Regierungsvorlage betr. die Anbauten u. s. w. zum Justizgebäude sprachen mehrere Redner, namentlich auch der Stuttgarter Gemcinderat und Abg. Galler, sowie der Sozialdemokrat Hildenbrand, Haußmann-Gerabronn u. a. Doch wurde schließlich der Kommissionsantrag mit dem Abstrich von 105000 ^ mit 49 gegen 24 Stimmen angenommen und ebenso mit großer Majorität die Forderung von 200 000-/A für Beamtenwohnungen. Morgen 9 Uhr Fortsetzung.
Die Kammer der Abgeordneten hat jetzt den Hauptfinanzetat im allgemeinen erledigt, es bleibt nur noch eine Kreditforderung der Regierung zur Beratung übrig. Zunächst kommt in dieser Woche noch das Gesetz betr. die Aufsicht über die höheren Mädchenschulen zur Beratung, dann folgt zweifellos eine nochmalige Beratung über die noch herrschenden Differenzpunkte zwischen der I. und II. Kammer bezüglich der Staats- und Gemeindesteuerreform. Ob auch noch die Gemeinde- und Bezirksverwaltungs- reform zur Beratung kommen wird, bleibt abzuwarten. Die diesbezügliche Beratung würde eine ganze Reihe von Sitzungen beanspruchen und vielfach gehegte Hoffnungen, daß spätestens am 18. oder 20. Juli der Landtag vertagt werden könne, vernichten. Ueberhaupt ziehen sich die Verhandlungen des Landtags ganz erheblich in die Länge. Mit dem Schluß der gegenwärtigen Landtagsberatungen wird auch die verfassungsmäßige 3jährige Legislatur- Periode abgeschlossen werden. Wenn die Kammer also wieder zusammentritt, so wird sie sowohl die Präsidenten als alle Kommissionen zu wählen haben, aber auch alle nicht erledigten Gesetzentwürfe müssen, wenn die Regierung es wünscht, von neuem eingebracht werden. Ob die Regierung sich dazu ent- schließen wird, die etwa unerledigt bleibende Gemeinde- und Bezirksverwaltungsreform im nächsten Spätherbst von neuem einzubringen, wird vielfach bezweifelt. Sowohl die Minister als auch die Ab- geordneten leiden unter der gegenwärtigen Tagung, die länger in den Sommer hineinreicht, als je einmal
den am wenigsten tiefen?"
„Den, welcher nach Westen geht, da, wo der Wall fehlt unter dem Turmfenster. Dort ging mitten über dem Graben in alter Zeit eine steinerne Brücke, die später abgebrochen wurde. Bei klarem Wetter und Wasser steht man noch Spuren der Pfeiler im Graben. Aber die eigentliche Ausgangs- tür ist längst zugemauert."
„Nach Westen, sagten Sie? Dann muß das Schloß seinen Schatten also nach jener Seite werfen, da der Mond noch nicht hoch steht. Können Sie mir die Stelle genau zeigen?"
„Jawohl! Gehen wir! Die Turmkammer, die Sie kennen, geht darauf hinaus!"
Da schallte lautes verworrenes Rufen unten im Hofe, und zwei Schüsse fielen nacheinander. Der Graf eilte vorwärts durch den Saal.
„Fähnrich, mir nach! Wir haben keine Zeit mehr zum Rückzug!" Er zog das Schwert und sprang nach dem Ausgange.
Da drängten sich ihm die Kürassiere schon im Tor entgegen. „Zwei Mann haben sich uns in den Rücken geschlichen, ohne daß wir davon wußten, und ließen die Zugbrücke nieder. Nun wimmelt der ganze Hof von ven Mansfeldischen, vier gegen einen. Zwei von uns schossen, haben aber Wohl nichts getroffen I"
„Kerls, ihr sollt gerettet werden, wenn's geht!" rief der Graf. „25 brave Pappenheimer Kürassiere sind es wert! — Herr Graf, noch sind Sie mein Gefangener; begleiten Sie uns! Nehmt ihn mit," befahl er, „in die Turmkammer, und holt die Laken von allen Betten, die ihr fassen könnt!"
— (Schluß folgt.) —