Schwarzenberg. (Eiliges.) Zur Stichwahl kann vom hiesigen Waldort mitgeteilt werden, daß Hieroben die Stimmung für den Kandidaten Schweick- hardt günstig ist, da man von den Bestrebungen des Bauernbundes nichts wissen will.
(Eingesandt.) Die„Deutsche Reichspost" schreibt: In der „Schwäbischen Tagwacht" ist zu lesen, daß ein konservativer Landtagsabgeordneter sich an einen sozialdemokratischen Landtagsabgeordneten wandte, mit dem Anerbieten, „im 14. Wahlkreis die 3371 Stimmen des Bauernbundes unserem Kandidaten Dietrich zuzuführen, wenn die 3000 Stimmen, die im 7. Wahlkreis der Sozialdemokratie zugefullen sind, zur Wahlenthaltung aufgefordert würden. Der konservative Herr erklärte ausdrücklich, daß er von Freunden aufgefordert worden sei, der Sozialdemokratie diesen Vorschlag zu machen." — Nach unseren Erkundigungen ist hieran soviel richtig, daß ein konservativer Abgeordneter zu einem Angehörigen der sozialdemokratischen Fraktion — übrigens rein von sich aus, ohne jede Kenntnis seiner Parteifreunde — geäußert hat, wenn die Sozialdemokraten im 7. Wahlkreise Wahlenthaltung beobachten, könnten die Bauernbündler im 14. das gleiche tun. Nicht wahr ist hienach die Behauptung der „Tagwacht", daß der konservative Abgeordnete erklärt hat, er sei von Freunden anf- gefordert worden, der Sozialdemokratie den Vorschlag zu machen. Unwahr ist ferner, daß davon gesprochen wurde, die Stimmen der Bauernbündler im 14. Wahlkreis der Sozialdemokratie zuzuführcn, es war nur von gegenseitiger Wahlenthaltung die Rede. Der Vorschlag entsprang Wohl der nach Lage der Verhältnisse begreiflichen Anschauung, daß es keinen wesentlichen Unterschied mache, ob im 14. Wahlkreis ein Sozialdemokrat oder ein Anhänger der den Schwanz der Sozialdemokratie bildenden Demokratie gewählt werde, wenn nur die Wahl Schrempfs gesichert würde. Im übrigen konstatieren wir, daß es bis jetzt nicht für anständig galt, solche gelegentliche Privatäußerungen, welche selbstverständlich kein Angebot von Partei zu Partei enthalten, in die Oeffentlichkeit zu bringen. Auch im Punkte der Diskretion stellen sich eben die Sozialdemokraten außerhalb den Regeln der anständigen bürgerlichen Gesellschaft." — Da auch im „Beobachter" jenes Gespräch in der falschen Darstellung der „Tagwacht" wiedergegeben und als „Tatsache" hingestellt wird, und vor der Wahl unter Umständen noch damit gegen die konservative Kandidatur Stimmung gemacht werden könnte, ist es jedenfalls gut, wenn der wirkliche Sachverhalt — wie oben — geschildert wird.
Neuenbürg, 23. Juni. Im Wildb. Anzeiger von gestern ist direkt unter der Rubrik „Zum 7. Wahlkreis!" zu lesen: „Der Enztäler schreibt recht offen: „Bei der bevorstehenden Stichwahl werden sämtliche hiesige (Calwer) Anhänger der deutschen Partei, die bekanntlich vor der Hauptwahl Wahlenthaltung beschlossen hatten, nun Schulter an Schulter mit den Konservativen stehen und den nationalen Kandidaten Schrempf mit Nachdruck unterstützen." Das kann dann Professor Dr. Hieber im 2. Wahlkreis, wo die Volkspartei den Ausschlag gibt, das Mandat kosten!!!" — Diese Notiz ist aus dem „Stuttg. Beobachter" vom 20. ds. abgedruckl. Da aus der Eingangszeile: „Der Enztäler schreibt recht offen" die Auffassung möglich ist, als ob „Der Enztäler" von sich aus diese Mitteilung gebracht hätte, möchten wir darauf Hinweisen, daß die betr. Notiz in unserem Freitagsblatt vom 19. ds. das Datum „Calw, 18. Juni" trägt und als das bezeichnet ist, was sie tatsächlich ist, nämlich als „Korrespondenz" aus Calw. Wir möchten dies festgestellt wissen im Hinblick auf die Schlußbemerkung, mit welcher auf den Ausfall der Wahl im 2. württ. Wahlkreis (Cannstatt) hingewiesen wird. — Wir haben bisher den „Einsendungen" von beiden Parteien Raum in unserm Blatt gegeben und hätten konsequenterweise eine von anderer Seite etwa aus Calw eingegangene Mitteilung ebenso „recht offen" ausgenommen; möchten deshalb am Schluß der Wahlbewegung nicht noch eine andere Auffassung aufkommen lassen.
Die Red. d. Enzt.
vermischtes.
Wichtig für Landwirte! Mit Rücksicht auf die stets umfangreichen Bestellungen im Herbst und den zu befürchtenden Waggonmangel ist den Land- Wirten ein sofortiger Bezug des Thomasschlacken- mehles dringend zu raten und zwar um so mehr, als seitens der Thomasmehlfabrikanten für Bezug im Juni eine Vergütung von 10 ^ pro Doppel
wagen gewährt wird. Hierzu kommt noch der um einen Pfennig billigere Kaufpreis Pro Kiloprozent Phosphorsäure bis 30 Juni. Es bedeutet dies 16 Mark für einen Doppelwagen bei beispielsweise 16°/o- iger Ware. Ein Doppelwagen Thomasschlackenmehl ist somit, im Juni bezogen, 26 billiger, als vom 1. Juli ab. Infolge dieses billigen Preises verdient das Thomasschlackenmehl unbedingt den Vorzug vor Superphosphat. Beim Ankauf fordere man aber ausdrücklich garantiert reines Thomasschlackenmehl und achte auf Gehaltsangabe, Plombe und Schutzmarke. Außerdem versäume man nicht, um sich vor minderwertiger Ware zu schützen, Nachuntersuchung bei der nächsten landwirtschaftlichen Versuchs-Station vornehmen zu lassen. Beim waggonweisen Bezug erwachsen bekanntlich hierdurch den Landwirten keine Kosten.
Vom Bauland, 21. Juni. In Assamstadt fielen bei der letzten Reichstagswahl 2 Stimmen auf eine Frau, 1 auf ein Fräulein.
Hegenheim (Kreis Mühlhausen), 20. Juni. Der Ackerer Eberhart und dessen Ehefrau waren heute nachmittag vor dem Orte mit Heumachen beschäftigt, als sie von einem Gewitter überrascht wurden. Vor dem Regen Schutz suchend, flüchteten sie unter einen hohen Nußbaum; kaum aber hatten sie sich dort ausgestellt, als der Blitz den Baum traf und beide Eheleute erschlug. Der Tod muß sofort ein- getreken sein, denn als vom Nachbarsgrundstück der zufällig dort anwesende Besitzer hinzugesprungen kam, um Hilfe zu bringen, zu löschen, gaben beide kein Lebenszeichen mehr von sich. Während Eberhart ganz gelb im Gesicht war, hatte das Gesicht der Frau eine blaue Farbe angenommen.
Poppenweiler, 23. Juni. Gestern abend gegen 6 Uhr ging der Sohn der Witwe Wühler mit Sense und Heugabel auf der Schulter nach Hause, als ihm am Eingang des Ortes die Gabel über die Schulter glitt und ein Zinken derselben in daS rechte Auge drang, so daß Bühler sofort bewußtlos zu Boden stürzte und nach Hause getragen werden mußte.
Vom Bodensee. 21. Juni, wird dem „Schw. Merk." geschrieben: Ein Hoboist des in Weingarten garnisonierenden 124. Infanterieregiments warf unlängst in Rorschach eine Flaschenpost in den See, die an den Finder die Bitte enthielt, dem Absender eine Ansichtskarte zu senden. Der Hoboist hat es sich Wohl nicht träumen lassen, daß der Finder dieser Flaschenpost der König von Württemberg sein werde, der in freundlichster Weise die Bitte des Hoboisten erfüllte. Dieser ist jetzt glücklicher Besitzer einer ihm von seinem König eigenhändig geschriebenen Ansichtskarte.
Vom Bodensee, 21. Juni. In Schaffhausen wurden dieses Jahr über 6 Millionen Stück Maikäfer gesammelt. Die Stadt zahlte hiefür 2000 Franks.
Pforzheim, 23. Juni. In Göbrichen stürzte in der Wirtschaft zum „Lamm" ein Knecht vom Katharinentaler Hof die Stiege herunter und war sofort tot.
Stilblüten, die der Sammelmappe eines Richters entstammen, teilt das „N. Wien. Tagbl." mit. Die meisten Personen geringeren Bildungsgrades suchen sich vor Gericht besonders gewählt auszudrücken, wobei sie die drolligsten Ausdrücke anwenden. Ein Fräulein (die Geschichte ihrer Verlobung schildernd): Der Herr war mit mir verlobt; dann war ich ihm zu minder, er hat sich mit einer anderen verloben lassen und da hat er mir meine Verlobung vor Zeugen retourniert! — Angeklagter (von einer Frau wegen Ehrenbeleidigung verklagt): Herr Richter! Diese Frau ist ein Tiger! Sie ist eine verwogene Person und wird noch schlimme Dimensionen annehmen! — Angeklagter: Nach Stadlau komm' ich im ganzen Jahr mit keinem Fußtritt. — Der Advokat A. ermahnt Frau B., sich der Würde des Ortes entsprechend zu benehmen, worauf Frau B. verletzt antwortet: Zufällig bin ich in ganz Wien bekannt durch mein taktvolles Benehmen. — Angeklagte: Ich will nichts, als daß mein Kind mangelhaft (makellos) dasteht! — Angeklagter (um das Wort bittend): Herr Richter, wenn ich bitten darf um die Ausrede! —- Ich bitte, ich sage immer und auf allen Linien die Wahrheit. — Die Wahrheit muß heraus, da bin ich zu neutral für das. — Ich weiß, cs steht meine Lebensexistenz und der Schandfleck auf meinem Gewissen. — Angeklagter (wegen Kohlendiebstahls angeklagt): I bitt' schön, Herr kaiserlicher Rat, soll ma si dös bißl Heizmaterial, das ma braucht, a no kaufen? — Verschiedene Antworten auf verschiedene Fragen: Was sind sie? An armer Narr. —- Gar nichts. — Häusliches (Private). — A Böhmin. —
Redaktion, Druck und Verlag von L. Me eh in Neuenbürg.
Was ist Ihr Mann? Verreist. — Mein Mann ist krank, mein Mann ist mit einem Worte gar nichts.
— Wo sind Sie geboren? Zwei Kinder antworten hierauf: Bitt' schön, z'Haus! — Sind Sie verheiratet? Momentan nicht. — Noch nicht ganz. — Sind Sie vorbestraft? Gott sei Dank! — Ich habe überhaupt im Leben noch niemanden berührt. — Ich war überhaupt noch nirgends. — Keine fünf Minuten! Auf keiner Seite. — Als a lediger — Einstweilen nicht. — In der Schul! — Weil ich einem die Wahrheit gesagt Hab'. — Weg'n an Madel. — Wegen die Wächter. — Können Sie lesen und schreiben? Ich bin kein berühmter Leser und bin kein berühmter Schreiber. — Sind Sie mit dem Angeklagten verwandt? Mein Weinkeller Hab' i vis-a-vis von eahm.
— Ich Hab' den Herrn überhaupt noch mit keinem Aug' empfangen. — Ja. In die Steinbrüche hab'n ma mitsam' g'arbeit'. — Ich bin mit gar niemand verwandt.
— Aus einem Briefe. Liebe Mutter! Mit weinenden Augen ergreife ich die Feder, noch die letzte Bitte, die ich hier verlange: Wasche mir das Hemd und die blaue Unterhose aus! Wenn ich auf Dich, liebe Mutter, denke, rollt mir eine heiße Träne über das bleiche schmale Gesicht. (Es war dies der dickste Hälftling im Hause.)
(Die Vertilgung der Ratten), dieser häßlichen wie schädlichen und als Verbreiter des Pestgiftes unter Umständen höchst gefährlichen Tiere, war mit den bisher bekannten Mitteln nur sehr unvollkommen ausführbar. Nunmehr ist es Professor Dauyß vom Pafteurschen Institut zu Paris gelungen, einen Bazillus zu entdecken, der auf Ratten höchst giftig wirkt. Nach Versuchen, die Dr. Kister und Dr. Köttgen angestellt haben, geht jede Ratte unfehlbar zugrunde, welche den Kadaver einer durch jenen Bazillus getöteten Ratte annagt. Dazu kommt, was für den Fall der Pefteinschleppung von großer Wichtigkeit ist, daß die an der Pest verendeten Ratten sich anatomisch sicher von den durch den Dauyß'schcn Bazillus getöteten unterscheiden lassen und daß auch letztere Bazillen sich durch geeignete Färbeverfahren bestimmt von den Pestbazillen abheben. Mau wird also gegebenenfalls nicht zweifelhaft bleiben, an welcher Seuche die Ratten zugrunde gegangen sind. Bekanntlich hat schon vor Jahren Professor Löffler in Greifswald einen Mäusebazillus gezüchtet, der sich in Anwendung auf die Vertilgung vieler Nagetiere vortrefflich bewährt hat, aber, auf Ratten angewandt, wirkungslos blieb. Durch die Entdeckung von Professor Dauyß ist nach dieser Richtung hin jetzt eine höchst wertvolle Ergänzung gegeben.
(Er kennt ihn.) Lehrer: „. . Nehmen wir an, Dein Vater ist dem Fleischer 50 ^ und dem Bäcker auch 50 schuldig — wie viel wäre das im ganzen?"
— Der kleine Daltelblüh: „150 oA.!" — Lehrer;
„Wieso 150?" — Dattelblüh: „Da sind auch schon die Gerichtskosten dabei!" („Fl. Bl.")
Richter: „Wie lange sind sie in die Schule gegangen?" — Angeklagter: „Um viere bin i immer z'Haus kommen." — Bei Bestimmung der Zeugen- gebühr. Richter: „Leben Sie vom Taglohn?" —- Zeuge: „Ah! Ich bin ja Nachtwächter."
Scherzcharade.
Die Erste frißt,
Die Zweite ißt,
Die Dritte wird von der Ersten gefressen,
Das Ganze aber von der Zweiten gegessen.
Auflösung des Wechselrätsels in Nr. 95.
Dahn, Lahr.
Mutmaßliches Wetter am 24. und 25. Juni.
Ein Hochdruck von 770 nun liegt nunmehr über dein südöstlichen England und Nordwestfrankreich. Nur entlang der Ostküste von Schweden, ferner über West- und Ostpreußen, Russisch-Polen, Ungarn, der Balkanhalbinsel und Italien steht das Barometer noch unter Mittel. Ein Minimum von 755 mw liegt über dem inneren und nördlichen Rußland. Bei vorherrschend nordwestlichen Winden und mäßig warmer Temperatur ist für Mittwoch und Donnerstag zwar noch immer mehrfach bewölktes, aber in der Hauptsache trockenes Wetter zu erwarten.
Am 25. und 26. Juni.
Bei vorherrschend östlichen Winden und wärmerer Temperatur ist für Donnerstag und Freitag durchweg trockenes und auch vorwiegend heileres Wetter in Aussicht zu nehmen.
Bestellungen
auf den
n Z t ä l' e r"
für das dritte Quartal (Juli, Aug., Septbr.)
nehmen alle Postanstalten und Postboten entgegen. In Neuenbürg abonniert man bei der Expedition,