denn der „lustige Alpenbote" singt u. a.: Das Theatbedürfnis - - Wird mehr und mehr g'fühlt, — Zumal seit auf m Rathaus — Mer ka Theater mehr spielt. - Der Paul ist jetzt friedli, - Uebcr alle Wipfel ist Ruah, - Und der Gmeinderat singt — Aus m Kommersbuch dazu. — (Einer der Stadtväter schlug nämlich vor, der Gemeinderat solle für die zu gründende Volksbibliothek eine Anzahl Kommersbücher stiften.) Wir wollen sehen, obs so „friedli" bleibt.
Cannstatt, 26. Jan. Am Samstag Nachmittag ereignete sich hier in der Ludwigsburger Straße in der Nähe des Pragwirtshauses ein schrecklicher Unglücksfall. Die einem Leiterwagen des Ludwigsburger Dragonerregiments Nr. 25 vorgespannten Pferde scheuten an einem übermäßig schnell daherfahrenden Motorwagen und gingen durch. Der auf dem Bock des Leiterwagens sitzende Dragoner Bendel aus Iptingen wurde herabgeschleudert und tätlich verletzt, so daß er nach ganz kurzer Zeit starb. Ein 2ter Dragoner, mit dem die Pferde bis zur Friedrichshöhe durchgegangen waren, wurde ebenfalls abgeworfen und verletzt, so daß er mittelst Wagens nach Ludwigsburg überführt werden mußte. Eines der Pferde wurde eine Strecke weit geschleift und mußte getötet werden. Der Besitzer des Motors ist ein Dr. Phil, aus München.
Kirchheim u. T., 26. Jan. Die Errichtung eines Elektrizitätswerks neben dem bestehenden Gaswerk für die hiesige Stadt ist in Aussicht genommen. Die bürgerlichen Kollegien haben dem Drängen verschiedener Interessenten nachgegeben und beschlossen, Pläne anfertigen zu lassen.
Lauffen a. N., 23. Jan. Bei dem vorgestern und gestern von Fabrikant Wolfs aus Heilbronn und hiesigen Jagdpächtern auf den bisher noch nicht abgetriebenen Teilen der hiesigen und einem Teil der Kirchheimer Markung veranstalteten Treibjagen wurden zusammen 101 Hasen, 1 Fuchs, 1 Eichelhäher,
1 Sperber und 1 Wiesel erlegt.
Ravensburg, 25. Jan. Wie der „Oberschw. Anz." meldet, hatte der Oberförster Metzger in Leutkirch bei einer Jagd in den fürstlich Quadt-Jsnyschen Waldungen das seltene Jagdglück 3 Hirsche auf demselben Stand zur Strecke zu bringen.
Leutkirch, 24. Jan. Ein Bauer in Mettenbach kaufte vor etwa Jahren von der Brehhandlung Lindauer Söhne in Eßlingen mehrere Stück Vieh und blieb dafür 400 schuldig, die nun zur Zahlung verfallen waren. Kürzlich fand sich nun im Hause des Bauern ein Viehhändler ein, stellte sich als Max Lindauer von Eßlingen vor und verlangte unter Klagandrohung sofortige Zahlung der Schuld. Da der angebliche Lindauer über alles genau orientiert war, bezahlte der Bauer auf Rechnung seiner Schuld am ersten Tag 60 ^ und am folgenden Tag 240 gegen eine vom Empfänger mit Max Lindauer Unterzeichnete Quittung. Zu spät machte der Bauer hievon der Firma Lindauer in Eßlingen Anzeige, erhielt von dorten aber zu seinem nicht geringen Schrecken die Mitteilung, daß er einem Schwindler zum Opfer gefallen war.
Stuttgart. (Landesproduklenbörseg Bericht vom 26. Januar von dem Vorstand Fritz Kreglinger.
„Hochgradige Nerven - Affektion, so weit ich bis jetzt den Fall beurteilen kann," sagte er; als er sodann mit Morton allein war: „Die eine Lunge ist auch etwas verdichtet, indessen das erklärt nicht den ungemein beschleunigten Puls bei normaler Temperatur. Der Patient sieht einen auch nicht gerade an, er hat etwas Scheues und Verschlossenes, fast Feindseliges im Blick; darf ich fragen, ob Sie ihn näher kennen?"
Morton lachte auf. „Gar nicht kenne ich ihn! Wir haben ihn im Park getroffen, und er machte uns einen so kranken Eindruck, daß wir uns seiner annahmen!"
„Ach so, dann werde ich also seine Ueberführung in ein Hospital sofort anordnen."
Ellen blickte ihren Mann bittend an.
„Meine Frau wünscht, diesen Gast zu behalten, Herr Doktor," sagte Herr Morton lächelnd, „also wenn Sie meinen, daß er es ebensogut bei uns hat, so . . ."
„Aber ich bitte Sie, Sir!" der Arzt verbeugte sich. Selbstverständlich wäre es für den Patienten besser, nicht noch einmal transportiert zu werden, ich hatte nur verstanden, es wäre Ihnen ein Fremder, und deshalb ..."
„Ist er auch, Herr Doktor, aber meine Frau hat manchmal wunderliche Einfälle. Sie meint, es sei Christenpflicht, den armen Burschen aufzunehmen!"
Der Arzt verbeugte sich.
„Hm, — ja, so, so — sehr anerkennenswert," sagte er mit einem halb ungläubigen Lächeln.
In der abgelaufenen Woche verfolgte Weizen fortgesetzt steigende Richtung und sämtliche Exportländer stellten abermals höhere Forderungen. Dieser Haussebewegung steht hier noch Zurückhaltung gegenüber und wird nur das sür den Konsum Nötige gekauft. Stimmung fest, Preise höher. — Mehlpreise Per 100 leg inll. Sack: Mehl Nr. 0: 28 50 ^ bis 29 Nr. 1 : 26 50 ^ bis 27 -4t — «4,
Nr. 2: 25 — u bis 25 50 Nr. 3: 23 ^ SO ^
bis 24 — „ 1 , Nr. 4 . 20 °t« 50 ^ bis 21
Suppengries 28 50 ^ bis 29 »tt — Kleie 9 <-46 — ^1.
Bus StaSt» Bezirk un0 Umgebung.
Neuenbürg, 27. Jan. Kaisers Geburtstag wurde hier wieder in üblicher Weise begangen. Am Morgen Böllerschüsse, Beflaggung öffentlicher und privater Gebäude, lieber die abends schön verlaufene Feier werden wir näheren Bericht folgen lassen.
Wildbad, 26. Jan. Stadtschultheiß Bätzner erläßt folgenden Aufruf: Das Elektrizitätswerk wird nun ausgeführt und soll dasselbe bis 15. Mai d. I. in Betrieb gesetzt werden. Die Ausführung der Hausleitungen mit der Gesamtanlage kommt die Hausbesitzer jedenfalls billiger, als wenn dies später erfolgt. Elektrische Kraft wird auch sür gewerbliche Zwecke abgegeben. Die Hausbesitzer, welche anschließen wollen, werden dringend ersucht, dies binnen 3 Tagen der Stadtpflege anzuzeigeu. — Zur Bedienung und Instandhaltung des zu errichtenden Elektrizitätswerks brauchen wir einen zuverlässigen und tüchtigen Mann, dem Gelegenheit geboten wäre, bei den demnächst stattfindenden Ausführungsarbeitcn bei einiger Vorkenntnis im Maschinenwesen die nötige Qualifikation zu erlangen. Die Stelle ist bei tüchtiger und fähiger Arbeitsleistung voraussichtlich eine dauernde. Bewerber wollen sich in den nächsten 3 Tagen bei mir melden.
Wildbad. Am Donnerstag den 29. Januar, abends 8 Uhr wird Hr. Rud. Dietrich, Sekretär der Handwerkerkammer in Reutlingen, im Gewerbeverein (Gasthof zur Sonne) über das Thema: „Die Entwicklung des Handwerks im 19. Jahrhundert" sprechen.
Unterreichenbach, 26. Januar. Heute früh wurde unterhalb der großen Nagoldbrücke in Weißenstein die Leiche des ledigen Bijoutiers Nonnenmacher gefunden. Ob ein Verbrechen oder Selbstmord vor- tiegt, ist bis jetzt noch nicht festgestellt.
Pforzheim, 26. Jan. In einer heute abend 8 Uhr im „Schwarzen Adler" Hierselbst stattgefundenen von ca. 1000 Personen besuchten öffentlichen Versammlung wurde über die die Interessen der Stadt eng berührende Bahnhoffrage gesprochen und ein vom Architekten Neutz augeferligtes und vorgelegtes Umbauprojekt erörtert. Die Versammlung erklärte sich einstimmig für eine Unterführung und nahm folgende Resolution im Wortlaut an: Die heute abend im Saale des „Schwarzen Adler" tagende Bürgerversammlung erklärt 1) ihre Befriedigung mit der Absicht der Gr. Generaldirektion, die unhaltbaren Zustände am hiesigen Bahnhof abzustellen. 2 ) Die Versammlung hält aber die von der Gr. General direklion vorgeschlagene Ueberführung mit Rücksicht auf die schon vorhandenen Steigungsverhältnisfe als vollkommen unzweckmäßig, weil dadurch die Interessen 'sowohl der innern Stadt, als auch des nördlichen
„Smd die Leute nur exaltierte Schwärmer oder steckt etwas anderes dahinter?" dachte er, als er die Treppe Hinabstieg.
Morton trat in demselben Augenblick in das Zimmer, in das man Rudi gebracht hatte.
„Nun, wie geht es jetzt, mein Lieber, werden Sie schlafen können?" sagte er freundlich.
Rudi schüttelte den Kopf.
„Ich habe schon lange nicht mehr schlafen können!"
„Ei, nur nicht so verzagt, bei guter Pflege wird der Schlaf sich bald einftellen, der Arzt sagt, es fei nicht schlimm mit Ihrer Lunge, eine unbedeutende Verdichtung nur!"
„Herr Morton," sagte der Kranke und richtete sich im Bett auf, „ich habe Ihnen noch gar nicht gedankt, Sie sind so gütig!"
„Nicht nötig, mern Junge, danken Sie Gott, aber nicht uns, vor allem aber versuchen Sie zu schlafen!"
„Werde ich diese Nacht noch hier bleiben?"
„Diese Nacht und noch manche andere!" lachte der Kaufmann.
„Soll ich nicht ins Krankenhaus?"
„Nein, wir möchten Sie lieber hier gesund Pflegen!" (Fortsetzung folgt.)
Weib, Frau, Gemahlin. Ueber die drei Begriffe machte David Strauß folgende Bemerkung: Wenn man aus Liebe heiratet, wird man Mann und Weib: heiratet man aus Bequemlichkeit: Herr
Stadtteils, sowie der in dieser Richtung gelegenen Gemeinden verletzt würden. Geradezu Verwahrung legt sie aber ein gegen die Absicht der Generaldirektion, das Bahnhofgebäude ca. 12 m, also nahezu bis zur Achse der Luisen- und Erbprinzenstraße in den Bahnhofplatz vorzuschieben, somit diesen zu verkümmern. 3) Die Versammlung ist nach Abwägung aller Gründe der Neberzeugung, daß nur eine Unterführung die zweckentsprechendste Lösung der Bahnhofsfrage und der Verbindung des nördlichen Stadtteils mit dem Innern bietet. 4) Mit dem von Herrn Architekten Neutz verfertigten und der Versammlung erläuterten Projekt erklärt sich die Versammlung einverstanden, weil dasselbe thatsächlich den Interessen der Stadt und ihrer Bürger, wie auch der interessierten Gemeinden dient; denn bei Ausführung desselben werden durch die Tieferlegung des Bahnhofplatzes die Steigungsverhältnisse der dahin führenden Straßen wesentlich vermindert. 5) Die Versammlung beauftragt das in dieser Sache bisher thätige Komite bei allen an der Lösung beteiligten Faktoren, insbesondere auch bei der Bürgervertrerung, dahin zu wirken, daß das Neutz'sche Ünterführungsprojekt anerkannt, von der Gemeinden beschlossen, und seitens der Gr. Generaldirektion auch zur endgültigen und zwar schleunigsten Durchführung gelangt.
Pforzheim, 26 Jan. Ein Unglücksfall ereignete sich heute Morgen K 28 Uhr auf dem hies. Bahnhof. Dort war der 25 Jahre alte unverheiratete Bahnarbeiter Philipp Vogel aus Ellmendingen beim Rangieren mit der Ankopplung von Wagen beschäftigt. Er muß hierbei etwas zu leichtfertig zu Werke gegangen sein, denn er geriet zwischen die Puffer, wodurch ihm der Brustkasten eingedrückt wurde. Aeußere Spuren waren nicht sichtbar. Der Verunglückte wurde sofort nach dem Spital verbracht, starb aber dort kurze Zeit nach seiner Einlieferung.
Pforzheim, 27. Jan. In der Wasfergas- abteilung des städt. Gaswerks, Eutingerstraße 20, explodierte heute Nachmittag gegen 5 Uhr eine Trommel, wodurch der Deckel der Trommel in die Höhe geschleudert und die Decke beschädigt wurde. Der Gasdruck verursachte weiterhin eine seitwärtige Ausbauchung der Trommel und das Zerspringen mehrerer Scheiben. Der Schaden ist voraussichtlich nicht sehr bedeutend; die alarmierte Weckerlinie, welche mit 2 Wagen angerückt war, trat nicht in Aktivität.
Vermischtes.
Ueber ein Familiendrama wird aus Wien berichtet: Der Finanzoberaufseher Moritz Knisch hat sich mit seinen zwei Kindern eine Stunde vor seiner Trauung erhängt. Er hatte seine erste Frau an Tuberkulose verloren. Die Wirtschaft mit den kleinen Kindern — das ältere war noch nicht drei Jahre alt — brachte den Mann zur Verzweiflung; man riet ihm, eine Witwe mit etwas Geld zu heiraten. Er willigte ein, beobachtete aber die zukünftige Mutter seiner Kinder genau und entdeckte bald, daß ihr die Kinder der an Tuberkulose Verstorbenen Widerwillen einflößten. Er wurde immer verschlossener und melancholischer. Am Tage der Trauung schickte er
und Frau, aus materiellen Rücksichten: Gemahl und Gemahlin. Man wird geliebt, von seinem Weibe, geschont von seiner Frau, geduldet von seiner Gemahlin- Die Wirtschaft besorgt das Weib, das Haus die Frau, den Ton die Gemahlin. Den kranken Mann Pflegt das Weib, ihn besucht die Frau, und nach seinem Befinden erkundigt sich die Gemahlin. Man geht spazieren mit seinem Weibe, fährt aus mit seiner Frau und macht Partien mit seiner Gemahlin. Sind wir tot, so beweint uns das Weib, beklagt uns unsere Frau und geht in Trauer unsere Gemahlin.
(Altes probates Mittel, nasse Stiefel zu trocknen.) Wenn man die Stiefel abgezogen hat, fülle man sie mit trockenem Hafer. Diese Frucht besitzt nämlich eine große Anziehungskraft für Feuchtigkeit und wird rasch die letzte Spur derselben von dem feuchten Leder absorbieren. Während sie dies bewirkt, schwillt sie zugleich an und verhütet auf diese Weise, daß das Leder einschrumpft und hart wird. Am folgenden Morgen schüttet man den Hafer aus und breitet ihn in der Nähe eiues Herdes oder Ofens zum Trocknen aus, um ihn bei nächster Gelegenheit wieder auf die beschriebene Weise verwenden zu können. Je trockener er ist, desto besser die Wirkung.
sJm Raufprozeß.s Richter: „Wie ist denn nun die Rauferei eigentlich entstanden, Huberbauer?" Angeklagter: „Ja, Herr Richter, wenn ich das wüßt' — wir hatten unsere Gläser aufgehoben, um anzustoßen, und auf einmal ... ja, da haben wir nur noch die Henkel in der Hand gehabt!"