die Magd fort und erhängte zuerst die beiden Knaben an den Fensterhaken und dann sich selbst an der Thürklinke. Man fand alle drei tot, und bereits erstarrt auf. Einem Freund schrieb Knische, daß er sich und.die Kinder töte, weil erdie Wirtschaft satt" habe.

Aus Rom wird gemeldet: Mütterchen Maroni, die den Papst als Kind auf den Armen getragen hat, 101 Jahre alt, einen schrecklichen Tod gefunden. Die Kleider fingen Feuer, und die arme Greisin erlag den schweren Brandwunden, die sie sich dabei zuzog.

Tug gen (Kanton Schwyz), 22. Jan. Hier ist, wie dieNeue Zürcher Ztg." meldet, kürzlich ein Mann von mehr als 70 Lebensjahren gestorben, der in seinem ganzen Leben noch nie auf einer Eisenbahn gefahren war. Seine zwei gleichalterigen Geschwister, die in patriarchalischer Einfachheit mit ihm gelebt und ihm vor kurzem im Tode voraus­gegangen sind, hatten sich ebenfalls nie diesem Ver­kehrsmittel anvertraut. Solche Merkwürdigkeiten wird es nicht mehr viele geben.

Cannstatt, 25. Januar. Ein an der Strecke Cannstatt-Untertürkheim bediensteter Bahnwärter machte kürzlich von entfernten Verwandten in Frankreich eine Erbschaft von 19 000 Vor einigen Tagen konnte der Mann das Geld auf einer Stuttgarter Bank erheben; er hat 5 Kinder. Dieselbe Summe erbten aus der gleichen Hinterlassenschaft noch 2 weitere Personen im Oberamt Waiblingen.

Riedlingen a. D., 25. Jan. Der weit bekannte Schweinehändler A. Hiller, Pächter des Gasthofs zumParadies" hier, ist unter Hinterlassung be­deutender Schulden, man spricht von 50000 sowie seiner Frau und 11 Kinder, flüchtig. Derselbe lieferte am 13 d. M. einen großen Transport Schweine nach München, dem er Tags darauf anscheinend folgte, kehrte aber bis heute nicht wieder zurück. Vergangenen Sonntag war die Wirtsstube voll mit Gläubigern, die mit jedem Zug die Rückkehr Hillers, allerdings pergeblich, erwarteten. Telegraphische und telephonische Anfragen in München über seinen Verbleib waren erfolglos.

Jagsthausen, 22. Jan. Als seltenes Glück im Stall darf es Wohl angesehen werden, wenn man, wie Gottfried Endreß von hier, von einer jungen Kuh im ersten Jahr eins, im folgenden Jahr zwei, im dritten Jahr drei schöne kräftige Kälber bekommt.

Letzte Nachrichten u. Telegramme.

Berlin, 27. Jan. Das große Wecken zum Geburtstag des Kaisers wurde heute früh um 8 Uhr von den Spiellcuten der zweiten Garde­infanteriebrigade ausgesührt. Der Kaiser nahm bald nach 8 Uhr die Glückwünsche der engeren königlichen Familie, des engeren Hofes und des Hauptquartiers entgegen. Nach 9 Uhr kehrte die Musik zurück und beendete das Wecken mit einem Choralvers. In der Schloßkapelle versammelten sich die Botschafter, die Gesandten, der Reichskanzler, der Bundesrat, die Minister u. s. w.

Berlin, 27. Jan. Aus allen Teilen des Reiches laufen Meldungen ein, die über festliche Veranstaltungen aus Anlaß des Geburtstages des

Aus Ueuenbürgs vergangenen Tagen.

Von A. Braun.

VIII.

Später findet sich hier eine Meierei, die herr­schaftlich und dem Obervogt zum Nießbrauch über­lassen war, der als höchster Gerichts- und Polizei- vsfiziant die Strafen erkennen lassen mußte und die­selben durch den gegenüberwohnenden Wasenmeister und dessen Knechte als bestellte Henkers- und Folter­knechte vollziehen ließ. Der beim Schlößlesgut liegende Vogtei- und spätere Oberamteigarten nebst Grasseld hieß früher der Rittergarten und soll zu Turnieren benützt worden sein. Mit dem Schlößle oder der Chrisiophsburg ist im Volksmund der Name Haugwitz verbunden. Im Jahr 1593 war der Reichsgraf Christoph von Haugwitz Stallmeister des Herzogs Friedrich geworden. Einige Zeit darauf finden wir denselben als wohlbestallten Obervogt und Forstjunker zu Neuenbürg. Seine aus der Lausitz stammende erste Gemahlin gab dem Reichsgrafen streng auf, sie nach ihrem Tode in der geweihten Erde ihrer Heimat beisetzen zu lassen, da sie andern Glaubens gewesen. Der weiten Entfernung und der Kosten wegen soll dies aber unterblieben und die Reichsgräfin auf dem hiesigen Friedhof beigesetzt worden sein. Dies ist Wohl der Grund des Gerüchts, daßdie Haubitze" auf der vorderen Schloßsteige gehen" soll. Auch um den im Schloßwäldle zwi scheu 3 Rottannen stehenden und mit den Buchstaben D. R. v. II. (Luise, Reichsgräfin von Haugwitz) bs- zeichneten Gedenkstein hat die Sage ihre Ranken gesponnen. Die 2. Gemahlin Anna, geb. Gräfin

Kaisers berichten. Ueberall finden in den Kirchen Festgottesdienste, in den Schulen Festakte statt. In den Garnisonsstädten wurde der Geburtstag des Kaisers durch große Paroleausgabe gefeiert. Die staatlichen und städtischen Behörden feiern den Tag durch gemeinsame Festmahle. Während der Domchor mit Gesang einsetzte, nahten unter großem Vortritt die kaiserlichen Herrschaften. Der König von Württem­berg führte die Kaiserin, der Kaiser die Prinzessin Heinrich. Dem Altar gegenüber nahmen die Maje­stäten und die fürstlichen Paare Platz! hinter ihnen die Prinzen und Prinzessinnen. Aus den Gemeinde­gesang und die Lithurgie folgte die Predigt Dryanders. Nach Beendigung des Gottesdienstes schritten die Majestäten unter den Klängen des MarschesWil- helmus von Nassauen" und dem Donner der vom Lustgarten herauf dröhnenden Salutschüsse nach dem Weißen Saal zur Gratulationskour. Nach Ent­gegennahme der Glückwünsche des Staatsministeriums bald nach 12 Uhr begab sich der Kaiser in Begleitung des Prinzen Eitel Friedrich und Adalbert und der Herren des Hauptquartiers zu Fuß nach dem Zeughause zur Paroleausgabe, jubelnd begrüßt vom Publikum, namentlich von der Schuljugend.

Paris, 27. Jan. Aus Anlaß des Geburts­tages des Kaisers fand am heutigen Vormittag in der deutschen Kirche in der Rue blanche Festgottes­dienst statt, welchem der deutsche Botschafter, Fürst Radolin, der italienische Botschafter, Gras Tornielli, und hervorragende Persönlichkeiten der deutschen Kolonie beiwohnten.

London, 27. Jan. Kaisersgeburtstag wurde Heuer durch das übliche Festmahl in der deutschen Botschaft am Vorabend des Festes gefeiert. Der Botschafter Graf Metternich weilt heute als Gast des Königs in Windsor.

Petersburg, 27. Jan. Zu Ehren des Ge­burtstages Kaiser Wilhelms fand heute beim Kaiser und der Kaiserin im Winterpalais ein Galafrühstück statt, zu welchem u. a. Graf Alvensleben nebst Ge­mahlin, alle Herren und Damen der deutschen Bot­schaft, die Ritter des Schwarzen Adlerordens, der Minister des Auswärtigen, der Finanzminister u. s. w. geladen waren. Der Kaiser, welcher die Uniform des Kaiser Alexander Garde - Grenadier - Regiments mit dem Stern des Schwarzen Adlerordens, der Kette des Hohenzollern'schen Hausordens und die preuß. Aiguilleten angelegt hatte, brachte einen Trinkspruch auf Kaiser Wilhelm aus. Die Kapelle spielte darauf die deutsche Nationalhymne.

Stuttgart, 27. Jan. Wie alljährlich, so wurde auch heute der Geburtstag des deutschen Kaisers Wilhelm II. in Schwabens Residenzstadt festlich be­gangen. Die Hauptstraßen tragen Flaggenschmuck, das Militär zeigt sich in Waffenrock nnd Helm. In den beiden Garnisonskirchen wurden kirchliche Feiern abgehalten. Um 11 Uhr fand in der Gewerbehalle große Paroleausgabe statt, der auch die Herzöge Albrechr und Robert von Württemberg beiwohnten. Zu gleicher Zeit wurde im Kgl. Schloßgarten in der Nähe des Eberhards-Denkmals der Kaisersalut mit 101 Schüssen abgegeben.

von Legenseld, welche mit einem Söhnchen unter dem Altar der Schloßkirche beigesetzt war, wurde vor einigen Jahren ausgegraben und die Grabplatte an der Chorwand des alten Kirchleins aufgerichtet. Be­sagter Haugwitz brachte von Gräfenhausen einen be­deutenden Wald (11V» Morgen) an sich, ließ den­selben ausroden und zu Baufeld anlegeu, daher der NameJunkeräcker" (H. war ja später Forstjunker). Verlassen wir die Idylle, die Zeiten werden kriegerisch, der 30jährige Krieg beginnt.

Schon zu Anfang desselben kamen allerlei Ver­triebene, namentlich aus Oesterreich. Damals soll sich eine Familie Glauner w Gräfenhausen nieder­gelassen haben und der jetzt so sehr verbreitete Familienname zum erstenmal anfgetaucht sein. Große Not brachte das Jahr 1621 über den Schwarzwald. Kroaten rückten ein und plünderten. Teurung und Hungersnot, Plackereien der zuchtlosen Soldaten und verheerende Seuche rafften die Menschen haufenweise dahin. Binnen Jahresfrist verlor Neuenbürg von seinen 748 Bewohnern deren 121, und 1626 starben im Kirchspiel Gräfenhausen 135 an der Pest. Die Soldaten, die mit ihren Frauen und dem Bettelkarren umherzogen, die Marodeure brachten allerlei Krank­heiten mit. Tillys Horden lagen lange in der Gegend. Bor ihrem Wüten sollen sich die Bewohner Waldrennachs in die Klüfte des Angelsteins geflüchtet haben. Das größte Elend begann nach der Nörd- linger Schlacht 1634.

Pfarrer Viigtlin von Gräfenhausen, der selbst viermal fliehen mußte und dem auf der Flucht drei Kinder starben, schreibt:Am 27. September 1634

Berlin, 27. Jan. Heute nachmittag besichtigte der Kaiser mit dem König von Württemberg und anderen Fürstlichkeiten die heute eröffnet« Geweih­ausstellung im Borsig'schen Palais.

Berlin, 27. Jan. Die Mitglieder des Reichs­tags versammelten sich anläßlich des Geburtstags des Kaisers im Reichstagsrestaurant. Graf Ballestrem war ebenfalls erschienen. Den Kaisertoast brachte der stellvertretende Präsident Stolberg aus.

Berlin, 27. Jan. Von den Auszeichnungen anläßlich des Geburtstags Seiner Maj. des Kaisers seien folgende hervorgehoben: Der Schwarze Adler­orden dem früheren Präsidenten des Abgeordneten­hauses, Wirkt. Geh. Rat v. Köller; der Stern zum Roten Adlerorden II. Klasse mit Eichenlaub dem Minister Budde; der Kronenorden I. Klasse dem Wirkt. Geheimrat Professor Zeller-Stuttgart; das erbliche Recht auf Sitz und Stimme im Herrenhause dem Grafen v. Ballestrem. Der Rote Adlerorden II. Klasse wurde dem Kgl. württemb. Generalmajor v. Marchthalcr verliehen.

Berlin, 27. Jan. Mit Eintritt der Dunkelheit erfolgte die Illumination, die besonders von großen Kaufhäusern prächtig ausgeführt war. Auch viele Privathäuser erstrahlten im hellsten Licht. Auf den Straßen herrscht reges Leben. Das Wetter ist günstig.

Berlin, 27. Jan. DieNordd. Allg. Ztg." meldet: Der Großherzog von Mecklenburg-Schwerin beehrte gestern nachmittag den Reichskanzler mit einem Besuch. Prinz und Prinzessin Max von Baden beehrten gestern den Reichskanzler und die Gräfin Bülow mit ihrem Besuche.

Nord Hausen, 27. Jan. DieNordh. Ztg." meldet, daß heute früh das erbliche Mitglied des Herrenhauses Fürst Wolfgang Stolberg-Stol- berg (geb. 1849), der älteste Sohn des dieser Tage verstorbenen Fürsten Alfred, im Parke seines Schlosses Rottleberode (Provinz Sachsen) erschossen aufgefunden wurde. Neben der Leiche hat das Jagdgewehr des Fürsten gelegen, und es ist noch nicht aufgeklärt, ob ein Unglück oder ein Verbrechen vorliegt.

London, 27. Jan. In dem im Norden Lon­dons gelegenen Irrenhaus Colney Hatch brach heute in einem provisorischen Anbau, in dem eine große Anzahl Frauen untergebrächt war, Feuer aus," das bei dem herrschenden starken Winde schnell um sich griff. Bisher ist festgestellt, daß 50 Personen bei der Feuersbrunst im Irrenhaus Colney Hatsch um­gekommen sind. In der Abteilung, wo das Feuer heute früh 5 V» Uhr ausbrach, waren etwa 600 irrsinnige Frauen untergebrachl. Nach 4 Stunden war der Brand gelöscht.

London, 27. Januar. Herzzerreißende Szenen spielten sich nach dem Brande im Jrrenhause Colney Hatch ab. Die geängstigten Angehörigen der Irr­sinnigen belagerten sämtliche Zugänge, weinten und verlangten Auskunft, die ihnen jedoch in vielen Fällen von den Beamten nicht gegeben werden konnte. Die Wärter hatten die größten Schwierigkeiten, den er­schreckten Irrsinnigen zu helfen.

ist Siadt, Schloß und Amt Neuenbürg von dem kaiserlichen Kriegsvolk eingenommen und die Leute in die Wildnusse und Wälder verjagt worden." Da und dort fand man schwer verwundete oder tote Be­wohner auf dem Felde, zu Gräfenhausen ein miß­handeltes Mädchen im Walde;darauf ist in einer Scheuer ein fremd Maidelin verstorben, wußt niemand, wer es gewesen." Ein Waisenknäblein wurde hier tot im Futterstall aufgefunden, und zwei Niebels- bacher sind zu tot gemartert worden. An einem Tag starben in dem genannten Kirchspiel einmal 75 Per­sonen, im Jahr 1635 deren 334. Manchmal waren 4, 5, 6, ja 9 Beerdigungen an einem Tag. Truppe um Truppe zog durch die verwüsteten Ortschaften, da denn männiglich von Haus hat weichen müssen."

Vom Jahr 1638 heißts in einem Bericht:Nach Pfingsten haben wir wieder sämptlich fliehen müssen wegen der Soldaten, welche die armen Leut, so sie bekamen, gar übel tracktieret und zugericht, welches viel Wochen gewährt." Der vielgeplagte Psarrherr starb 1640, nachdem er innerhalb 5 Jahren 608 von seinen Pfarrkindern ins Grab gesehen. Der schwedische Oberst Rosen kam 1641 über Calw und Hirsau plündernd nach Neuenbürg, 1643 rückten Galla'sche Regimenter ins Enzthal, ja die ganze kaiserliche Armee sammelte sich im Amt, daher auch kein Kirch­gang und kein Opfer mehr. Bayern und Schweden kreuzten ihre Lanzen ein Jahr darauf in unserer Umgebung, und 1645 kam Rosen zum zweiten mal, um mit 5 Regimentern und 1200 Reitern zu brand­schatzen und zu plündern. Die Quartierlast war unerträglich, Freund und Feind hausten gleich grausam.